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2857 Hz. 74 Buchgewerbe Buchbinderei © e Buchdruck eee © ® © Buchhandel © © © Steindruck Eingesandte Werke finden Besprechung. Mitarbeiter und Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung. Sachliche Mitthellungen finden kostenfreie Aufnahme. 1 Berliner Typographische Gesellschaft. Sitzung am 12. September. 1. Geschäftliches. Die Typographische Gesellschaft hat wiederum den Verlust eines langjährigen Mitgliedes zu beklagen, der Oberfaktor Gustav Sprung starb am 7. September in Falkenberg i. M. Die Mitglieder sind bereits durch Karten von diesem Todesfall in Kenntniss gesetzt worden, der Vorsitzende machte der Versammlung noch besonders Mittheilung und bat, sich zu Ehren des Verstorbenen von den Sitzen zu erheben. Angemeldet sind die Herren Anton Koller, Hans Böhm und Carl Gross. 2. Quer durch die Typographie. Herr C. Kulbe hatte eine reiche Ausstellung von Skizzen, die er selbst gefertigt, und von Druck-Ausführungen veranstaltet; daran anknüpfend, hielt er einen wohldurchdachten, von der Versammlung mit grossem Interesse aufgenommenen Vortrag über die Kunst der Accidenz-Ausstattung. Wir werden darauf noch zurück kommen. 3. Durch die Fachpresse- Aus den Erörterungen, die sich in der Fachpresse über den Werth des Bleischnittes entsponnen hatten, wurde Einiges mit- getheilt. In der Aussprache über diesen Punkt wurde betont, dass jedes einzelne Verfahren von einfachen Kartonplatten über Kreide, Holz und Blei bis zur Aetzung sein eigenes Arbeitsfeld habe und Leute finden werde, die es jedem andern vorzögen. Jedermann habe Freiheit, so oder anders zu arbeiten. Durch die nutzlosen Angriffe gegen irgend ein Verfahren werde nur erreicht, dass der Grundgedanke jedes derselben, den Accidenzsetzer freier und willenskräftiger zu machen, im Durchbruch verzögert werde. Ziele der Accidenz-Ausstattung. Vorstehend wurde mitgetheilt, dass Herr C. Kulbe in der letzten Sitzung der Typographischen Gesellschaft unter Vorlegung von Skizzen und Druckmustern seine Ansichten über die Ziele des Accidenzsatzes entwickelt habe. Wir bemerken dazu Folgendes: Herr Kulbe besitzt eine Zeichenfertigkeit, die ihn nicht nur zu nützlichen Erweiterungen des engen Gebietes der typographischen Accidenzkunst befähigt, sondern die ihn auch oft verleitet, mehr zu thun, weiter zu schweifen, als zum Glück die allermeisten Accidenzsetzer können. Die Beschränkung, an welche wir durch unser Typen material gebunden sind, besteht für Herrn Kulbe scheinbar nicht, er zeichnet und lässt ganze Titel ätzen, benutzt mit Vorliebe fliegende Blätter, Schildchen und Bändchen, Kreise und dergl, arbeitet überhaupt mit zahllosen Motiven oft in einer Arbeit, sodass diese komplizirt und in gemeiner Praxis kaum ausführbar wird. Denn wir müssen doch immer rechnen, dass sehr wenige Accidenzsetzer soviel Talent und Handfertigkeit wie Herr K. besitzen und solche Arbeiten, wie sie hier gezeigt wurden, in der erforderlichen Schnelligkeit weder entwerfen noch ausführen können. So genial erdacht und tüchtig durchgearbeitet viele dieser Sachen auch sind, so wenig Nutzen wird die Allgemeinheit daraus schöpfen können. Wir sagen dies, weil mancher Accidenzsetzer glauben könnte, nach dem Beispiel des Herrn[K. sei das Ziel unserer Kunst, den doch einmal gegebenen Boden auch bei den geringsten Anlässen möglichst zu verlassen. Die Verbreitung dieser Ansicht würde entweder eine allgemeine Entmuthigung bewirken oder ein Pfuscher- thum heranziehen, das gewiss ebenso eingebildet wie zu praktischer Arbeit unfähig wäre. Es ist schade, dass Herr K. seine Gaben stets so gehäuft zur Schau bringt, wieviel Gutes würde er wirken können, wenn er durch einfachere Beispiele, durch Selbstbeschränkung zu einer Durchgeistigung des Accidenzsatzes im Sinne, wie die Papier- Zeitung es anstrebt, die Hand bieten wollte. Auch in der typo graphischen Fachschule, die Herr K. mit Wärme anstrebt, würde nüchternes Rechnen das Fundament für alles Andere sein müssen. Oxydiren der Schriften. Von der Firma J. G. Scheiter & Giesecke in Leipzig erhalten wir über dieses Thema folgende schätzenswerthe Mittheilungen: »Vor allem sei über die Ursachen der Oxydation erwähnt, dass ein Metall in trockenem Zustande äusserst selten, ja man kann sagen, niemals oxydirt, vielmehr beginnt ein Oxydations-Prozess immer erst dann, wenn Wasser, eine an Sauerstoff reiche Flüssig keit, oder auch nur feuchte Luft mit ihm in Berührung kommt. Vorgebeugt kann nun den schädlichen Einflüssen des Wassers oder feuchter Luft dadurch werden, dass dem betreffenden Metall möglichst viel Zinn, — das am schwersten oxydirende Metall — zugesetzt wird. Ein weniger zinnhaltiges Metall ist weit mehr zur Oxydation geneigt, als ein reichlich mit Zinn versetztes, und nun enthält gerade unsere Typen-Komposition einen so reichen Prozentsatz von Zinn, dass ein Oxydiren unserer Schriften bei nur einigermaassen sachgemässer Behandlung nicht zu befürchten ist. Beweis hierfür ist der Umstand, dass sich der Uebelstand der Oxydation bei unserem, wahrlich nicht unbedeutenden Schriften lager noch nie gezeigt hat. Schriften können bei der Zusammen setzung unseres Metalles jahrelang auf Lager liegen, ohne den geringsten Ansatz von Oxyd zu zeigen. Da also, wie schon gesagt, die Oxydation durch die Berührung des Metalles mit Wasser oder feuchter Luft hervorgerufen zu werden pflegt, würde zu ergründen sein, in welcher Weise diese Berührung stattzufinden pflegt. Wie wir aus unserer langjährigen Praxis bestimmt in Er fahrung gebracht haben, liegt die Ursache in den meisten Fällen in den örtlichen Verhältnissen oder in einer nicht sachgemässen Behandlung der Typen während und nach dem Waschen der Formen. Es ist daher vor allen Dingen nöthig, die Schriften in einem durchaus trockenen Regale, das nicht an einer feuchten Wand, sondern überhaupt in einem trockenen Raume steht, unterzu bringen. Sollte wider Erwarten in der Nichtbeachtung dieser Vorschriften die Ursache des Uebelstandes nicht gefunden werden können, so könnte es auch sein, dass der Setzer, einer üblichen Gewohnheit folgend, beim Einlegen der neuen Schrift vielleicht gequirlte Pakete angefeuchtet hat, um dadurch die Schrift vor dem Einfallen zu bewahren. Auch dürfte die Ursache des Oxy- direns manchmal darin zu suchen sein, dass die Schriften nach dem Waschen feucht abgelegt und die Kästen sofort zugeschoben zu werden pflegen, sodass die Feuchtigkeit sich in den Kästen längere Zeit zu halten vermag; diese theilt sich dann natürlich sofort auch ungebrauchten Typen mit, die etwa in einen solchen Kasten eingelegt werden. Es empfiehlt sich daher immer, die Kästen nach dem Ablegen der Schrift etwas offen stehen zu lassen, sodass die Luftzirkulation ein Abtrocknen bewirkt. Eine weitere Ursache des Oxydirens kann bei schon gebrauchten Schriften aber auch die zum Abwaschen benutzte Lauge bilden. Jede Lauge besteht zum grössten Theil aus Aetznatron, und dieses ist der grösste Feind jeder Typen-Komposition. Wird die Lauge nicht genügend sorgfältig von den Typen nach dem Waschen durch reichlichen Wasserzufluss abgespült, so bleibt Aetznatron zurück und beginnt nun dadurch hauptsächlich, dass es sehr leicht Wasser anzieht, sein immer weiter umsichgreifendes Zer störungswerk. Wenn einmal Oxyd-Ansatz vorhanden ist, so schreitet infolge der wasseranziehenden Eigenschaften mit Aetznatron getränkten Oxydes der Oxydations-Prozess stetig weiter fort. Aus dem Gesagten ergiebt sich also die Nothwendigkeit, jedwede Feuchtigkeit von dem Schriftmaterial fern zu halten. Dazu ist es also nöthig, die Schriften an einem durchaus trockenen Orte unterzubringen, und die Kästen nach dem Ablegen zeitweise zu öffnen, sodass alles gut austrocknen kann. Im übrigen wäre zu bemerken, dass ein Anfeuchten auch nur bei neuen, noch wenig benutzten Schriften von verderblichem Einfluss ist, denn wenn erst einmal die Schrift mit der Druck-