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Neue Kochlaugen. H. B. Ware in Fort Scott, Kansas, hat das amerikanische Erfindungspatent Nr. 517905 für eine Lauge erhalten, welche zur Gewinnung der Flachsfaser dienen soll. Die Lösung ist folgender maassen zusammengesetzt: Wasser 4500 1 Pottasche 8 kg Petroleum 27 1 Glycerin 41/2 1 Die Pottasche wird in dem zum Sieden erhitzten Wasser gelöst und dann das Petroleum und Glycerin gut gemischt eingerührt. Das in einem offenen oder geschlossenen Behälter befindliche Flachsstroh wird mit dieser Lauge übergossen, bis dasselbe ganz davon bedeckt ist, und ohne Ueberdruck zum schwachen Sieden erhitzt. Nach vier Stunden zieht man die Flüssigkeit ab und hängt das Stroh, welches nun den grössten Theil der inkrustirenden Substanzen verloren hat, im Freien oder in einem erwärmten Raum zum Trocknen auf. Dann wird der Flachs gebrochen und nochmals drei Stunden bei Siedhitze mit der gleichen Lauge behandelt. Hierdurch wird der Rest der fremden Bestandtheile von der Faser getrennt. Nach dem Waschen in warmem reinem Wasser und Trocknen wird der Flachs in üblicher Weise gehechelt und weiter verarbeitet. Das Verfahren ist also ähnlich wie das von Philipps zur Gewinnung von Fasern aus Schilf in Nr. 48, S. 1543, beschriebene; in beiden Fällen sollen Gespinnstfasern gewonnen werden. Ein anderes amerikanisches, an Jules Pierre in Paris ertheiltes Patent Nr. 523509 vom 24. Juli 1894 bezweckt insbesondere die Gewinnung von Ramie-Fasern. Das Verfahren ist bereits in Frankreich, Deutschland und England geschützt und beruht auf der Verwendung von Alaun in Verbindung mit einer alkalischen Lauge. Der Alaun-Zusatz soll Koagulation der die Fasern um gebenden tanninhaltigen Stoffe bewirken, und infolgedessen die Faserbündel besser zusammenhalten die sich nun leichter von den übrigen Theilen der Pflanze trennen lassen. Der Erfinder empfiehlt folgende Zusammenstellung der Koch-Lauge: 100 1 Wasser 10 kg gelöschten Kalk 21/2 kg Soda 2 kg Alaun. Papierholz und Lumpen. Der grosse Bedarf an Holz zur Papier-Erzeugung hat in Forst kreisen die Bezeichnung Papierholz im Einklänge mit Grubenholz, Bauholz usw. eingebürgert. Am Fox River in Wisconsin, wo viele Fabriken zusammenliegen, hat sich in Appleton seit einigen Jahren eine Gesellschaft gebildet, die es übernimmt, alle diese Fabriken mit Papierholz paper wood zu versehen. Dasselbe kommt aus den Wäldern in der Nähe der grossen Seen, besonders aus Kanada, wird in Flössen bis zur Mündung des Fox River in den Michigan See gebracht und von dort aus mit Eisenbahn den Fabriken zu geführt. Im Juli sind wieder zwei Flösse dieser Art, jeder mit etwa 12000 kbm Papierholz, dort eingetroffen. Viele Papier-Fabrikanten halten es für eine wahre Erlösung, dass sie durch das schöne reinliche Holz von den frühem schmutzigen Lumpen befreit sind, besonders die Sortirung der letztem erschien als sehr unangenehme Arbeit. Wie aber jedes Ding zwei Seiten hat, so entbehren die Holzarbeiter die Gelegen heit, werthvolle Dinge zu finden, wie sie in Lumpen sehr häufig vorkommen. Nach einem Bericht aus Appleton in The Paper Trade Journal vergeht dort kaum eine Woche, dass nicht Münzen oder Schmuck beim Lumpensortiren gefunden werden. Vor kurzem fand ein Mädchen in der Fabrik der Patten Paper Company 60 Dollars in Gold in einer alten Weste, kurz vorher wurden 30 Dollars Papier geld im Innern eines Lumpenballens entdeckt. Vor einigen Jahren fand ein junger Mann eine Rolle Papiergeld von 300 Dollars und gerade zu rechter Zeit, da er auf eine gekaufte Wohnstätte 150 Dollars bezahlen musste, die er nicht besass. Handelskammerberichte 1893. Görlitz. Im allgemeinen ist die Geschäftslage die gleiche gehlieben wie im Jahre 1892. Wegen Mangel an Holzstoff, infolge grosser Trocken heit, ging der Preis des Zeitungspapiers nicht unwesentlich in die Höhe. Die Zahl der Arbeiter und die Löhne derselben blieben in diesem Jahre ziemlich unverändert. Die Pappenfabrikation blieb gegen das Vorjahr unverändert, eher war es in manchen Artikeln noch schlechter, indem die Preise einiger Fabrikate weiter herunter gingen, während die Rohstoffe theurer wurden, da Holzstoff in folge des überaus trockenen Sommers starke Nachfrage hatte. Ausfuhr war nur möglich nach Oesterreich und der Schweiz. Arbeiter waren in genügender Menge zu haben, und deren Zahl und Lohn blieb unverändert. Eine Folge der geringen Baulust, namentlich in Berlin, war das Sinken des Preises für Rohdachpappe, für welche, trotz aller Petitionen noch immer der hohe Frachtsatz des Spez.-Tarif 1 gezahlt werden muss. Die in unserem Bezirk gelegene Fabrik hat deshalb auch die Erzeugung dieses Artikels wesentlich vermindert, die dafür aufgenommenen Fabrikate — Eisenbahn Fahrkarten, Filz- und Packpappe — fanden guten Absatz. Die Kaufkraft hat sich weder am Orte, noch in der Umgebung und weiter gehoben, und mau ist infolge der hohen Frachten immer mehr gezwungen, sich von entferntem Gegenden innerhalb Deutschlands zurückzuziehen und auf das Absatzgebiet in der Nähe zu beschränken; eine Ermässigung der Frachtsätze auf weitere Entfernungen ist deshalb wünschenswerth. Breslau. Der Bericht beklagt wie alle übrigen die ungünstige Lage der Papierfabrikation in 1893. Im Herbste vorigen Jahres versuchten einzelne hauptsächlich Zeitungsdruckpapier erzeugende Papierfabriken die Preise zu erhöhen, was ihnen jedoch nur vorübergehend gelang, und auch nur dadurch, dass sie ihren Betrieb einschränkten, also ihre Maschinen nicht genügend ausnützten. • Die Konkurrenz von Schweden und Norwegen bei der Papier-Ausfuhr, namentlich nach England, macht sich immer empfindlicher geltend; wir werden in absehbarer Zeit wahrscheinlich überhaupt kein Papier mehr nach England und dessen Kolonien senden können. Trotz dieser ungünstigen Lage der Papier-Industrie werden in Schlesien und Sachsen neue Papier maschinen aufgestellt, und es ist mit Sicherheit anzunehmen, dass sich die Rentabilität der Papierfabriken in Deutschland noch weiter verschlechtern wird. Die Befürchtung, dass ein weiterer Rückgang in Preisen und Umsätzen der Papiere im Jahre 1893 wahrscheinlich sei, hat sich bewahrheitet. Bessere Schreib- und Packpapier-Sorten wichen bis 20 pCt. im Preise. Die erschwerte, nach manchen Ländern unmöglich gemachte Ausfuhr, die allgemeine Geschäftlage im Inlande haben die Erzeugung sehr ungünstig gestellt. Hierfür ist der Umstand bezeichnend, dass die Holzstoff-Preise zeitweise im Steigen waren, während die Preise für das Fabrikat fielen. Für Luxuspapier hat sich das Jahr 1893 recht ungünstig entwickelt, da der Vortheil aus den Zollverträgen mit Oesterreich durch das andauernd steigende Goldagio zum Theil aufgehoben wurde, während der gleiche Grund der schlechten Valutenverhältnisse auch auf das italienische Geschäft un- vortheilbaft einwirkte. Das Geschäft nach Frankreich, England und Amerika blieb beschränkt. Ein schwerer Schlag war es für diese Industrie, dass durch den deutsch-russischen Zollkrieg der Absatz nach Russland zeitweise gänzlich abgeschnitten wurde. Die Lage der Buntpapier Industrie ist im Jahre 1893 nicht besser als im vorangegangenen Jahre gewesen Die Unruhen in Brasilien wirkten sehr ungünstig, denn mehrere Buntpapierfabriken hatten bisher andauernd grosse Lieferungen nach Brasilien zu machen. Seit Juli 1893 sind solche Aufträge gänzlich ausgeblieben. Das Geschäft in Nord-Amerika musste der dortigen Geld-Krisis wegen vorübergehend eingeschränkt werden. In folgedessen war die Konkurrenz unter den deutschen Buntpapierfabriken noch schärfer als in den Vorjahren. Ein weiteres Zurückgehen der Preise trat ein. Die jetzigen Preise für das fertige Fabrikat sind daher äusser Verhältniss zu denen für Rohstoffe. Letztere mussten vorübergehend höher bezahlt werden. Die ältern Fabriken sind ausserdem bemüht, die Löhne ihres alten Arbeiterstammes andauernd zu bessern, sodass sich die Betriebs kosten höher stellen als in frühem Jahren. Und dabei weichen die Ver kaufspreise von Buntpapier immer mehr! Der Bedarf in billigem Sorten Tapeten hatte sich infolge Inkrafttretens einer neuen Bauordnung gegen das Vorjahr etwas günstiger gestellt. In mittlern Sorten Tapeten, ungefähr von 1 M. bis 2 M. die Rolle, war der Bedarf mittelmässig, während das Geschäft in bessern Arten stets mehr zurückgeht. Das Provinzgeschäft liess viel zu wünschen übrig; ausserdem haben aus wärtige, z. B. Berliner, Dresdener, Geraer Firmen die Provinz bereisen lassen und die Preise herabgedrückt. Elberfeld Papierwaaren - Fabrikation. Wesentliche Aenderungen gegen das Vorjahr sind nicht eingetreten. Die Besserung des Ausfuhr- Geschäftes war leider nur von kurzer Dauer, und die gerade in manchen Zweigen der Papier-Industrie besonders stark empfundene Konkurrenz der billigen Gefängnissarbeit scheint sich bei der ihr behördlicherseits zu Theil werdenden Unterstützung immer mehr auszudehnen. Den Kohl, den du dir selbst gebaut, Musst du nicht nach dem Marktpreis schätzen, Du hast ihn mit deinem Schweiss bethaut, Die Würze lässt sich durch nichts ersetzen. Für Kopien von Gemälden russischer Künstler wird bei deren Einfuhr Zollfreiheit nur in dem Falle gewährt, wenn die Empfänger der Waare eine gehörige Bescheinigung der Kaiserlichen-Kunst- Akademie darüber beibringen, dass die von ihnen verschriebenen Oeldruckbilder, Gravüren, Estampen oder Zeichnungen thatsächlich Kopien von Gemälden russischer Künstler sind.