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Nr. 72. PAPIER-ZEITUNG. Luftprüfer. In der Züricher Gewerbe - Ausstellung ist in der Gruppe für Unfallverhütung ein »Luftprüfer« ausgestellt, welcher anzeigt, ob und in welchem Grade die Luft in Fabriks- Räumen verdorben ist. Der kleine Apparat besteht aus einem luftdicht verschlossenen Glasgefäss, welches mit einer rothen Flüssigkeit gefüllt ist. Durch ein aus dem Gefäss aufsteigendes, oben umgebogenes Glasröhrchen fällt in je 100 Sekunden ein Tropfen auf eine darunter hängende, unten etwas beschwerte Schnur und läuft an derselben hinab. Die Flüssigkeit, deren Zusammensetzung wir nicht kennen, hat die Eigenschaft, dass ihre rothe Farbe durch Kohlensäure in Weiss verwandelt wird. Je mehr Kohlen säure die Luft enthält, desto schneller geht die Veränderung vor sich. Ist also die Luft sehr schlecht, so wird der Tropfen schon am obersten Theil der Schnur weiss, während die Farben veränderung bei geringerem Kohlensäuregehalt erst eintritt, wenn der Tropfen weiter nach unten gelangt ist. Durch einen Blick auf die hinter der Schnur angebrachte Skala, welche in regel mässigen Abstufungen von oben nach unten die Bezeichnungen trägt »Aeusserst schlecht« — »Sehr schlecht« — »Schlecht« — »Noch zulässig« — »Rein«, lässt sich die augenblickliche Beschaffenheit der Luft sofort erkennen. Neuheiten. Unter dieser Ueberschrift werden alle von Beziehern der Papier-Zeitung eingesandten Muster von Erzeugnissen des Papier- und Schreibwaaren - Faches, welche Neues oder Bemerkens- werthes bieten, kostenfrei besprochen. Faltschachtel mit Gummiband-Verschluss. B. Gaudig, Dessau, der sich die nachstehend beschriebene Einrichtung an Faltschachteln hat schützen lassen, giebt uns dazu folgende Beschreibung: Aus Pappe oder dergl. werden Stücke in Form wie Fig. 2 ausgeschnitten und die durch a bezeichneten Linien geritzt. C bedeutet den Boden der Schachtel, D die Seitentheile. Zunächst wird die Klappe f umgeschlagen, dann die Seitentheile E und zuletzt die Verschlussklappe g, an deren äusserem Ende eine Gummischnur befestigt ist, welche um den Karton geschlungen wird und den selben zusammenhält. Fig. 1 zeigt eine solche Schachtel in halb geöffnetem Zustande. Je nachdem nun den Kartons diese oder jene Form gegeben wird, sind dieselben als Umhüllung für die verschiedensten Gegenstände zu verwenden, wie billige Etuis für Spielkarten, Umschläge für Photographien, Musterkapseln usw., überhaupt als Verpackungs-Kartons. Wir verweisen auf die Anzeige in heutiger Nummer, Seite 2303. Lineal mit Löschwalze. J. F. G. Dreyer in Hamburg hat sich ein Lineal schützen lassen, an welchem an einer Seite eine mit Löschpapier bezogene Walze angebracht ist, zu dem Zwecke, frisch gezogene Linien sofort ablöschen zu können. Bei einer andern Ausführung ist die Walze ohne Papierbezug und dient dazu, das Lineal gleichmässig fortzubewegen. Dies ist besonders nützlich beim Ziehen paralleler Linien, die man mit Hilfe dieses Lineals ohne vorheriges Abzirkeln herstellen kann. Beide Lineale sind sehr gut gearbeitet, sauber polirt und mit hinreichend grossen zweck mässig gestalteten Griffen zum Anfassen versehen. Die Ziehkante ist mit Metall ausgelegt und unterschnitten, um Klecksen beim Linienziehen zu verhüten. Schreibbrett für Blindgewordene. Die Firma A. Schneider in Patschkau bietet Denen, die das Augenlicht verloren haben, oder denen vom Arzte Schonung der Augen auferlegt wurde, in dem hier dargestellten Geräth eine werthvolle Schreibhilfe. Wie die Abbildung erkennen lässt, besteht das Schreibbrett aus einem kräftigen Rahmen, in welchem eine fensterartige Klappe durch Scharniere beweglich ist. Die Klappe liegt auf dem Boden des Apparates auf und wird durch den Schieber c in ihrer geschlossenen Lage festgehalten. 16 Stäbe b sind in dem Rahmen so angeordnet, dass sie, einer nach dem andern, auf- oder abwärts geschoben werden können. Es ist also jedesmal nur ein Raum a frei, der durch zwei Stäbe fühlbar begrenzt wird, und in welchem der Blinde mit dem Bleistift schreiben kann. Der Finger gleitet dabei auf dem vorstehenden Rande der Stäbe hin, und Einschnitte am rechtsseitigen Ende derselben zeigen durch ihre Rauhheit den Schluss der Zeile rechtzeitig an. Der Blinde schiebt sodann den nächsten Stab in die Höhe und schreibt weiter. Diese Einrichtung hat den Vortheil, dass nach Störungen oder sonstigen Unter ¬ brechungen die eingestellte Schreiblinie leicht wiedergefunden werden kann, denn die Stäbe können sich von selbst nicht ver schieben. Auch sonst ist auf die Unbehilflichkeit der Aermsten unter der Sonne in jeder Weise Bedacht genommen. Das Papier (Oktav-Post) wird nach dem Hochheben der Klappe in einen durch Leisten abgetheilten Raum gelegt auf einen Deckel, der durch Flachfedern stets etwas nach oben gegen die Stäbe gedrückt wird. Bleistift oder Feder werden in Rinnen aufbewahrt, die im Bodentheil unter dem Deckel angebracht sind, sie sind also stets zur Hand und können beim Wegsetzen des Geräthes nicht ver loren gehen. Der bekannte Augenarzt Prof. Dr. Cohn in Breslau äussert sich nach einer uns vorgelegten Zeugniss-Abschrift über das Schreibbrett sehr günstig und empfiehlt es auch zum Gebrauch für stark kurzsichtige oder schwachsichtige Personen. — Die Firma A. Schneider legt uns gleichzeitig ihren neuen Katalog vor, auf dessen Reichhaltigkeit wir besonders hinweisen. Es finden sich darin zahlreiche Abbildungen aller nur denkbaren Holzsachen für Schreib-, Mal- und Zeichenzwecke. Post-Versandt-Körbe aus Papierstoff. In Nr. 70 beschrieben wir die Post-Versandt-Kisten der Firma May & Theuner (vertreten durch Wilh. Theuner, Liegnitz'). Wir erhalten nun noch einige aus Papierstoff gefertigte Behälter in Korbform. Die Anordnung ist die gleiche wie bei den Kisten, nur dass die gewölbt gepressten Deckel auf den konisch laufenden Seitenwänden direkt aufliegen. Der Rand der Körbe steht etwa 2 cm über den Deckel vor, er ist mit Buchbinder-Leinen eingefasst, und die Schnur wird wie bei den Kisten durch eingelassene Oesen gezogen. An Festigkeit stehen die Körbe den Kisten nicht nach, sie sind unverwüstlich. Deutschlands Einfuhr nach Kamerun stellte sich in 1893 für literarische und Kunstgegenstände auf 147 kg im Werthe von 592 M., für Papier und Papierwaaren auf 2206 kg für 8435 M., für Dachpappen auf 3353 kg im Werthe von 524 M.