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Die Staatsdruckerei der Vereinigten Staaten. Bis zum Jahre 1819 liess der Kongress seine Druck-Arbeiten nach öffentlichem Wettbewerb durch Privat-Druckereien her stellen, von 1819 bis 1860 wurde ein besonderer Drucker gewählt. Erst am 31. Mai 1860 wurde die Errichtung einer Staatsdruckerei beschlossen, um die immerwährenden Streitigkeiten der politischen Parteien über die Wahl des Druckers zu beseitigen. Das Inventar der Staatsdruckerei zeigte in 1861 folgenden Bestand: Dollars 26 Druckmaschinen 36 375 Typen, Metall, Mobiliar 13 150 Dampfmaschine und Zubehör 12 900 Hydraulische Pressen 6 000 Trockenkammer-Einrichtung 3 000 Gas-Einrichtung 2175 Pressen, Einrichtungen, Maschinerien, Wasserrohre, Pferde, Wagen usw 19 534 93 134 Gebäude und Land 54 311 147 445 Jetzt bedeckt das vierstöckige Gebäude über 40000 Quadratfuss, und 2500 Leute finden darin tägliche Beschäftigung. Der Bau soll den jetzigen Anforderungen und der Last der darin arbeitenden Maschinen nicht mehr entsprechen, und man fürchtet, dass eines Tages ein Zusammenbruch erfolgen werde, wenn nicht bald Ab hilfe geschafft wird. Folgende Zahlen geben einen Begriff der Druckerei, wie sie jetzt besteht: Im Setzersaal befinden sich u. a. 500 000 Pfund Typen, 600 Rahmen, 3 500 Setzkästen, 30 Abzieh-Pressen, 70 Schliess platten, 3000 Keilrahmen, 7000 Schiffe, 2000 Winkelhaken. Die Abtheilung für Stereotypie und Elektrotypie beschäftigt, bei Tag- und Nachtarbeit im ganzen T0 Leute, welche durch schnittlich 1200 Seiten täglich zu liefern haben. Selbst wenn der Kongress bis 11 Uhr nachts sitzt, muss der » Congregational Record« um 5 Uhr morgens in die Presse gehen. Im Haupt-Maschinensaal sind 225 Leute beschäftigt. Der Saal enthält 66 Pressen, wovon 4 Schön- und Widerdruck- Maschinen. Die Buchbinderei enthält 8 Präge-Pressen, 21 Liniir-Maschinen, 21 Heftmaschinen, 1 Draht-Heftmaschine für Post- und andere Arbeiten, 25 Pack-Pressen, 10 Nummerirmaschinen, 3 Paginir- Maschinen, 2 Perforirmaschinen, 18 Schneidemaschinen, 8 Buch rücken-Maschinen und 2 rotirende Papp-Schneidemaschinen. Die Ausgaben für die Staatsdruckerei beliefen sich in 1893 auf 31/2 Millionen Dollars. Die lithographischen und sonstigen Plattendruck-Arbeiten des Patentamtes werden nicht in der Staatsdruckerei hergestellt, sondern öffentlich ausgeschrieben. Kleine Mittheilungen. Eingänge. Unter dieser Rubrik werden Eingänge besprochen und technische Anfragen beantwortet, die sich auf das Buchgewerbe beziehen. Wir bitten um Einsendung von Accidenzen, die sich zur Besprechung eignen, unter Angabe, ob Anführung der Firma erwünscht ist, oder nicht. Die in Klammern stehenden Zahlen beziehen sich auf Hoffmann’s Systematische Farbenlehre. C. Wiermann (im Hause Schleicher & Schüll), Düren, erfreute uns durch Zusendung einer Anzahl ganz vorzüglicher Accidenz- drucke. Die meisten Arbeiten sind für Reklamezwecke bestimmt und darum kräftig in der Wirkung, aber auch bei den andern Blättern ist der steife alltägliche Zuschnitt, den viele Accidenz- drucke zeigen, glücklich vermieden, und frisches Leben strömt Fig- 1. daraus hervor. Sehr hübsch ist ein Titel des Preis-Verzeichnisses der Firma Schleicher & Schüll, bei welchem innerhalb eines einfach gehaltenen Rahmens die grosse Handelsmarke der Firma als Tondruck angebracht ist. Die Marke wurde in gelbbrauner Ton farbe (aus 11 C) auf einen hellern, gemusterten Ton in gleicher Farbe gedruckt und in letzterem das ringförmige Spruchband der Marke ausgespart. Hierdurch ergeben sich gute, gehaltvolle Wechselwirkungen. — Ganz eigenartig ist eine Adresskarte, bei welcher an zwei Seiten Leisten a und b (Fig. 1) in sehr dunkelm gelblichem Braun (10 CC) gelegt sind. Der Raum b ist mit unregelmässig gestellten Goldpunkten besetzt in etwa Nonparel Abstand; diese Punkte ziehen sich bei a noch als schmale Kante in dieser Weise hin: Auf dem in solcher Weise eingefassten Felde a erscheint die Firma in klarer Cursiv-Steinschrift in gebrochenem, von der Grund farbe der Leiste wenig abstechendem Roth (5 A) und links durch Verschieben der Zeile entstandenem schwarzen, Viertelpetit breiten Schatten. Ob das Roth so beabsichtigt war, wie es hier auftritt, ob es auf dem Unterdrück nur nicht gut deckte, sei dahingestellt, bei der zielbewussten Leitung jener Druckerei ist eher das Erstere anzunehmen. Jedenfalls ist die hierbei erzielte Wirkung eigen artig und packend. Die übrige Kartenfläche zeigt Goldgrund, von enggestellten punktirten Linien gedruckt, in dem Kreisfelde ist eine Fabrikmarke angebracht. — Auf einer andern, nicht minder wirk samen Karte ist ein Leistenwinkel in ähnlicher Form wie oben erwähnt angeordnet: Die gehende Fig. 2. Leisten sind schwarz gedruckt, sie haben eine ringsum Einfassung, bestehend aus einem Achtelpetit breiten d a Schwarz aber in diesem Charakter: gefüllt. — In dieser Weise liessen sich noch manche der Arbeiten beschreiben, namentlich die für derbere Reklame bestimmten. Wir behalten uns vor, bei anderer Gelegenheit darauf zurück zukommen. Der Druck der Arbeiten ist überall vortrefflich, die Farbenstellung zum Theil meisterlich. Fig. 3 (Leistentheil aus Fig. 2). weissen Saum d mit zwei daran schliessenden dunkelbraunen (10 C) Viertelpetit-Linien a b, zwischen denen eine Viertelpetit-Goldlinie c ohne Spielraum eingebettet ist. Auf die schwarzen Leisten ist spanischer Text, in der linken Ecke beginnend, aus magerer breiter Grotesk-Schrift unter 45° schräglaufend eingedruckt, und zwar in Gold. Die Schrift zeigt Viertelcicero Zwischenschlag und geht bis auf eine Viertelpetit an den Rand. Dies ist unbeschreiblich wirksam. Die Leiste links von der Schrift ganz besetzt, rechts ist ein im Winkel 1 Konkordanz breiter freier Endraum durch ein leichtes Filigran-Ornamentstück etwa dieser Art und Grösse Das, was dein Aug’ an Andern sah, Wird Andern nicht an dir entgeh’n, Wir steh’n uns selber viel zu nah, Um uns’re Fehler selbst zu seh’n. Bring’ Scharfsinniges vor, so wird dich der Haufe beklatschen, aber der Tiefsinn allein kann das Tiefe versteh'n. E. Geibel.