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2196 PAPIER-ZEITUNG. Nr. e9. Bestellung von Drucksachen nach Muster. Wir werden in nachstehender Angelegenheit um Rath ersucht: Ein Kunde bestellte unserm Reisenden 2000 Fakturen, Quart-Post, nach Muster und verlangte einen Korrektur-Abzug. Der Korrektur-Abzug wurde gemacht und fand nicht den Beifall unseres Kunden, weil nicht genau dieselben Schriften wie die der Probe verwendet wurden. Da dieser keine Aenderungen beantragte, sondern den Auftrag einfach annullirte, berechneten wir den Satz, den der Besteller jedoch nicht bezahlen will, indem er anführt, der Reisende hätte ihm zum voraus sagen müssen, dass wir nicht ganz genau die gleichen Schriften hätten. Können wir nun in vorliegendem Falle auf Bezahlung des Satzes bestehen, gegebenenfalls solche gerichtlich erzwingen? X. * * * I Bei der Bestellung von Drucksachen nach Muster können leicht Streitigkeiten daraus entstehen, dass die beauftragte Druckerei nicht genau die gleichen Schriften besitzt und gezwungen ist, für einzelne Zeilen möglichst ähnliche Schriften zu nehmen. Es kommt nun darauf an, ob diese Abweichungen so bedeutend sind, dass sie den Eindruck der Arbeit in einer sofort erkennbaren Weise verändern, oder ob sie nur bei besonderer Aufmerksamkeit wahr genommen werden können. Ferner ist der Wortlaut der Bestellung maassgebend. Wenn es zu gerichtlichem Austrag der Sache kommen sollte, so werden Sachverständige zugezogen werden, auf deren Urtheil sich das Gericht stützt. Wie diese Aussagen ausfallen, kann Niemand vorher wissen. Wir rathen im vorliegenden Falle zum Vergleich und empfehlen, künftig gleich bei Annahme von Aufträgen darauf hinzuweisen, dass nicht alle Schriften des Musters vorhanden sind und möglichst ähnliche genommen werden. Dies entzieht allen Streitigkeiten den Boden. Wärmeschutzmittel bei Dampfleitungen. In Buchdruckereien mit Dampfbetrieb, der gleichzeitig zur Erwärmung der Arbeitsräume dient, bringen die Dampfleitungs röhren oft eine bis zur Unerträglichkeit gesteigerte Temperatur hervor, ohne dass die Hitze der Dampfmaschine selbst dienstbar gemacht werden kann. Der hölzerne Mantel, mit dem man in der Regel die Maschinencylinder zur Vermeidung zu grosser Hitze-Ausstrahlung umgiebt, kann bei Dampfleitungen nicht an gebracht werden. Die verschiedenartigen andern schon im Gebrauch befindlichen nicht wärmeleitenden Ueberzüge sind sehr theuer, so dass mancher Druckereibesitzer die Kosten scheut. Ein zweck dienliches, verhältnissmässig billiges Mittel kann sich Jeder, der sich mit Dampf-Anlagen zu befassen hat, selbst bereiten. Es besteht aus einem Gemisch von Mehlkleister und Sägemehl. Die Masse haftet, nachdem die zu umkleidenden Rohre gut gereinigt sind, an dem Eisen fest, sie wird etwa 2 bis 3 cm stark aufgetragen und erfüllt ihren Zweck dann hinreichend. . Bei Kupferrohr-Leitungen ist zuvor mehrmaliges Anstreichen mittels Töpferthons nöthig; auch erfüllen enge Bindfaden-Umwickelungen den Zweck des Anhängens der bezeichneten Mischung vollkommen. Die Sägespäne müssen vor ihrer Vermischung mit dem Mehlkleister sorgfältig gesiebt werden, damit keine Klumpen und grossen Stücke in die Masse gerathen. Die zweckmässigste Mischung für den Kleister besteht aus zwei Theilen Weizenmehl und einem Theil Roggenmehl. Die Rohre werden mit dünnem Bindfaden in 1 cm weiten Abständen umwickelt, in diese Um Wickelung setzt sich die Masse fest. Die Anstriche erfolgen derart, dass der zweite Auftrag erfolgen kann, wenn der erste — etwa 5 mm dicke — trocken ist; drei Anstriche genügen schon. Nachdem alles ab getrocknet ist, giebt man noch einen Anstrich von Steinkohlentheer, der die Masse vor dem Einfluss der Feuchtigkeit schützt. Auf diese Weise lassen sich auch Wasserleitungsrohre vor dem Ein frieren schützen, doch muss dann die Schicht doppelt aufgetragen werden, also 4 bis 6 cm. E. * * * Wir theilen das Isolir-Verfahren hier mit, weil es in prak tischer Anwendung erprobt zu sein scheint, und weil es uns inter- essirt, über den Werth dieses in gewissen Zwischenräumen beharr lich von neuem auftauchenden Mittels auch von anderer Seite Erfahrungen zu hören. Es ist durch Untersuchungen festgestellt, dass die besten Wärmeschutzmittel feinporige Stoffe sind, wie Seide, Wolle, Filz usw., welche zahllose Luftbläschen in sich schliessen und dadurch die Wärme-Ausstrahlung verhindern. Das Kleistergemisch aber wird doch ein geschlossener Körper, denn es ist nicht anzunehmen, dass es porig auftrocknet, etwa wie dünn angemachter Gips es thut. Allerdings hat Holz (Sägespäne) ein sehr geringes Leitungsvermögen, und es mag sein, dass hierauf die dem Mittel zugeschriebene Wirkung beruht. Vielleicht kann Jemand aus unserem Leserkreise mehr hierüber berichten. Rotationsmaschine für wechselnde Formate. Von Fischer & Krecke in Bielefeld. D. R. P. 75 572 (Kl. 15). Um beliebige Papierformate auf Rotationsmaschinen von der Rolle drucken zu können, wird bei dieser Maschine (s. Abb.) das Papier zu gewissen Zeiten zurückgehalten. Die Papierbahn läuft, wie die Zeichnung erkennen lässt, von der Rolle 1 ab über Walze 22, passirt dann den Klemmtisch r, geht zwischen den Druckcylindern durch und kommt schliesslich zwischen die Zug walzen 13, 14, von denen die letztere massiv ist und mit vollem Gewicht auf Walze 13 aufliegt. Der Zug der Papierbahn wird durch diese beiden Walzen bewirkt, die ihre Bewegung genau gleich der Umfangsgeschwindigkeit des Druckcylinders durch Friktionsscheiben von Walze 15 aus erhalten. Wird die Friktion unterbrochen, indem die Rollen 13 und 14 durch den Hebel d gehoben werden, so steht die Papierbahn still; gleichzeitig hat auch der Klemmtisch r sich gegen die Platte o gehoben, sodass kein Voreilen des Papiers (durch Zug der Cylinder 20 und 21) stattfinden kann. Durch Stellvorrichtungen ist es nun möglich, die Papierbahn an jeder beliebigen Stelle und beliebig lange zum Stillstand zu bringen. Wenn z. B. auf dem Cylinder 21 zwei Platten hinter einander mit 20 cm Zwischenraum geschlossen sind, so kann man das Papier aufhalten, sobald die erste Platte abgedruckt ist, und es wieder mitlaufen lassen, sobald die zweite Platte herankommt. Von den Zugwalzen 13 und 14 aus läuft das Papier dann zwischen Bändern dem Ausgang zu. Die Schneidvorrichtung c mit dem Messer p liegt zwischen den Bandwalzen 6 bis 10 und wird von der Welle des Rades 18 aus zu bestimmten Zeiten (während die Papierbahn ruhig steht) in Thätigkeit gesetzt. In der Patentschrift ist noch eine andere Ausführungsart dieser Maschine dargestellt, bei welcher der Fortschub des Papiers durch verstellbare Zahnkränze bewirkt wird. Die Patentschrift sagt hierüber: »Mit dieser Einrichtung lässt sich dieselbe Wirkung erreichen, wie bei der erstbeschriebenen Anordnung, nur mit dem Unterschiede, dass sich die Drucklänge nicht, wie dort, während des Ganges regeln lässt, und sich die Regulirbarkeit überhaupt nach der Zahntheilung des Stellrades richtet. Dagegen bietet die Anordnung den Vortheil, dass der Eingriff der Räder sicherer ist als der der Friktionsrollen, woraus sich ergiebt, dass auch die Längen der einzelnen Bogen genauer übereinstimmen als bei der ersten Anordnung. Auch bei der zweiten Anordnung wird die Einrichtung des Tisches r mit der Platte o bez. die Bremsung der Papierrolle mit Vortheil angebracht.« Die beschriebenen Einrichtungen können auch mit ent sprechenden Aenderungen an Mehrfarben- und Schön- und Wider druckmaschinen angebracht werden. Die Patent-Ansprüche lauten: 1. Rotationsmaschine für wechselnde Formate, bei welcher das endlose Rollenpapier nach dem Drucke zerschnitten und zeitweise in seinem Laufe unterbrochen wird, a) in der erstbeschriebenen Anordnung; b) unter Anwendung von zwei gegeneinander verstellbaren halben Radkränzen. Die Ansprüche 2, 3 und 4 betreffen eine Stellvorrichtung, die Anordnung des Schneidwerks und diejenige des Klemmtisches.