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2190 PAPIER-ZEITUNG. ■r 69. Nachmittags 3 E. Pfeffer, Vertr. d.Fa. Sieler & Vogel berg, hübsches Stück Geld Aber ich hatte für die Arbeiter, den Transport Indier das Schmuggeln nicht lassen können. Pahäri. jedoch das patentirte Verfahren auf einem der grössten reichsten Rehfelder zur Ausführung brachte, liess ich und ein nach die aus- Wunsch Soda 1 gelaugt. Gemeinschaftliche Mittagstafel im Savoy-Hotel. Preis des Gedecks 4 M. des Reh zur Anlage und für Aufsicht zu bezahlen, während die sodamachenden Indier meistens keine Ausgaben haben, da sie gewöhnlich nur mit ihren eigenen Familien und Eseln oder Büffeln arbeiten. Da in den betreffenden Monaten jede Arbeit auf dem Lande ruht, so betrachten die Indier jede Rupie, welche sie aus den Rehfeldern schlagen können, als Reingewinn. Gegen eine solche Rechnungsweise liesse sich nur aufkommen, wenn man mit verbesserten Einrichtungen soviel Waare darstellen könnte, dass die theurere Anlage sammt den Betriebskosten durch den Werthunterschied zwischen dem reinem Erzeugniss und der Soda der Indier bezahlt würde. Dies ist aber nicht der Fall, denn meines Wissens giebt es keinen Ort, wo sich ohne übermässig hohe Transportkosten zu einer Anlage mehr Reh herbeischaffen liesse, als einer Soda-Ausbeute im Werth von über 500 bis 600 M. entspricht. Wenn man die amtlichen Berichte liest und die weiten salzhaltigen Flächen sieht, so wird man mindestens auf die zehnfache Summe schliessen. Ich will noch erwähnen, dass das Shank’sche Auslaugesystem, an das wohl jeder Chemiker als die einfachste Verbesserung des beschriebenen Verfahrens der Indier denken würde, sich nicht anwenden lässt, weil der Schlamm der Reh- Lauge eine undurchlässige Schicht bildet. Obschon die während einer Reihe von Jahren in ver schiedenster Weise gemachten Versuche nicht von finanziellem Erfolg begleitet waren, so hatten sie doch das Gute, dass dadurch nach und nach eine Anzahl Indier sich daran gewöhnte, verhältniss- i arbeitete. war sandfrei sitzen, obschon Alles und Jedes Ich erhielt konzentrirte Laugen, und die Reh-Erde vollständig Nach der Tafel gemeinschaftlicher Besuch des > Lessing-Theaters < (Haubenlerche, Lustspiel von Wildenbruch), zum ermässigten Preise von 3 M. für Parquet-Fauteuil (Kassenpreis 6 M.). Sonnabend, 8. September: Ausflug nach Wannsee bei Potsdam und Rundfahrt auf den Havel- Seen auf Extra-Dampfer mit Musik. Um 31/3 Uhr: Zusammenkunft im > Kaiser-Pavillon < in Wannsee. (Der Zug geht vom Wannsee-Bahnhof in Berlin um 2 Uhr 40 Min. ah.) Theilnehmer-Karten für Kaffee, Rundfahrt, Abendessen, Tanz für die Person 3 M. Für den Vormittag ist mit Rücksicht auf diesen Ausflug eine Besichtigung von Potsdam und Umgebung zu empfehlen. Das Berliner Lokal-Komitee besteht aus den Herren: J. Weinberg, i. Fa. Hochstein & Wein- Max Ehrlich, Vormittags 11 Uhr: Frühstückspause, „ 111/2 „ General - Versammlung des »Schutzvereins der Papier-Industrie «, mässig sauber und — was bei diesen sehr misstrauischen und niedrigen Leuten am schwierigsten zu erlangen war — redlich zu arbeiten. Durch Unterstützung dieser Leute mit Vorschüssen ’ und durch Verträge mit den Besitzern guter Rehfelder ist es dem in Nordindien überall bekannten Kaufmann Hermann Reinhold । gelungen, sich Jahr aus Jahr ein Zufuhren von Rohsoda von einer Güte zu sichern, wie sie die Indier nicht an den offenen Markt bringen. Herr Reinhold, ein Deutscher, ist der Bruder des Gründers der Titaghur-Papierfabrik in Calcutta, deren Aktien heute mit 82 pCt. Agio bezahlt werden. Seine zwanzigjährige Kenntniss von Land und Leuten ermöglicht ihm, eine wirksame Kontrolle 1 über die über Hunderte von Meilen zerstreuten kleinen Anlagen auszu- ■ üben. Er errichtete in Cawnpore eine kleine chemische Fabrik, die » Cawnpore Soda Works «, in welcher die indische Rohsoda in eine der europäischen Soda-Asche ebenbürtige Waare verarbeitet wird. Da sich aus Rohsoda, wie schon erwähnt, weder durch Krystallisiren noch durch Soggen ein für europäische Fabrikations weise geeignetes Produkt erzielen lässt, musste ein anderes Ver fahren gefunden werden. Hierzu war vor allem der vorliegende Rohstoff genau zu untersuchen und die Frage zu beantworten, welche Stoffe wegzuschaffen bez. zu verändern sind, um eine gute Handelswaare zu erzielen. Das Ergebniss war in Kürze Folgendes: Die Rohsoda besteht nicht, wie Jedermann bis dahin annahm, aus einfach kohlensaurem, sondern, gleich der egyptischen Trona, aus 11/2-fach kohlensaurem Natron; die dunkle Farbe der Lauge, welche das praktische Arbeiten fast zur Unmöglichkeit macht, wird einzig durch gelöste organische Substanzen, wahr scheinlich von humusartiger Zusammensetzung, verursacht; der sich am schwierigsten absetzende Theil des Schlammes besteht aus Thon. Hieraus liess sich der Schluss ziehen, dass direkte Kalzination, falls thunlich, das einfachste und zugleich wirksamste Mittel zur Erlangung von guter Handelswaare sein müsse. Durch das Brennen wird die überschüssige Kohlensäure der Rohsoda entfernt, die organische Substanz zerstört und viel leichteres Klären der Lauge erzielt. Die betreffenden Versuche hatten schliesslich auch den gewünschten Erfolg, nachdem man eingesehen hatte, dass wegen der glasbildenden Beimengungen (Kieselsäure und Kalk) die Temperatur beim Kalziniren verhältnissmässig niedrig zu halten war. Die auf diese Weise dargestellte Asche ist als »Spitteler's Indian Soda Ash« durch Patent geschützt. Sie wird jetzt gewöhnlich 48-prozentig (auf Na a 0 berechnet) hergestellt, und dient hauptsächlich zur Darstellung von kaustischer Soda. Durch Soggen lässt sich aus der geklärten Lauge reines Natron carbonat gewinnen, welches getrocknet und gemahlen mit 96 bis 98pCt. Na, COa-Gehalt bis nachBombay und Calcutta verschickt wird. Die Cawnpore Soda Works sind, abgesehen von einigen unbedeutenden Schwefelsäure-Fabriken an verschiedenen Orten und einem Laboratorium in Calcutta, welches hauptsächlich für Apotheker arbeiten soll, wohl die einzige chemische Fabrik in Indien. Sie ist übrigens keiner sehr grossen Ausdehnung fähig, denn es fehlt hierzu an Rohstoff, obschon das Land in allen Richtungen nach passenden Rehfeldern durchsucht wurde. Da es zu Anfang wichtig war festzustellen, wieviel Waaren-Kenntniss man seinen indischen Vertrauensleuten zumuthen konnte, wurden einige der besten Leute, die seit Kindheit an auf den Rehfeldern arbeiteten, auf die Probe gestellt. Es wurden ihnen Proben ver schiedenster Zusammensetzung vorgelegt, aber kein Einziger konnte mit einiger Sicherheit gute von schlechter Soda unter scheiden; selbst ihre eigene Waare erkannten sie nicht wieder. Es bestätigt dies meine schon ausgesprochene Ansicht, dass sie lediglich durch das Aussehen der Rehfelder selbst geleitet werden. Auch diese Kenntniss kann nicht sehr gross sein, denn wenn die Leute in Distrikte geschickt wurden, die ihnen fremd waren, so waren sie ziemlich hilflos, und es musste ihnen auf Grund von Analysen angegeben werden, welche Felder sie zu bearbeiten hatten, und welche nicht. Die Weisheit der Leute besteht also hauptsächlich darin, dass sie im Verlauf der Jahre herausgefunden haben, welche Felder in ihrer Umgebung ein Produkt ergeben, das ihre ständigen Kunden, die Seifensieder, befriedigt. Auf die gleiche Weise wie Soda stellen die Indier auch Glaubersalz dar. Letzteres ist, oder war wenigstens bis vor kurzem ein ganz bedeutender Handelsartikel. Es wird meines Wissens einzig zum Salzen der Häute benutzt. Vor zehn Jahren noch wurden einige Hunderttausend Centner jährlich zu diesem Zwecke verbraucht, da jedoch die Arsenik-Behandlung der Häute in Indien immer mehr überhand nimmt, muss der Verbrauch von Glaubersalz mehr und mehr zusammenschrumpfen. Ueberdies sieht die Regierung die Glaubersalz-Werke nicht gern, weil die betreffenden Felder meistens auch kochsalzhaltig sind und die Wohnungs-Bestellungen zu übermitteln. Die Direktion des »Savoy-Hotels«, in welchem unsere Zusammenkünfte stattfinden, hat sich bereit erklärt, den dort Absteigenden einen Rabatt von 10 pCt. zu gewähren. Die Theilnahme von Damen und Gästen am Festmahl, Theater und Ausflug ist sehr erwünscht. Für den Vorstand beider Vereine: gez. Kommerzienrath Max Krause, Vorsitzender. Papierfabrikation in Indien. Fortsetzung ZU Nr. 65. Nachdruck verboten. Chemikalien. (Forts.) Für geregelte europäische Fabrikationsweisen ist die Rohsoda der Indier nicht zu gebrauchen, denn sie ist viel zu unrein. Besonders lästig ist die gelöste organische Substanz und der sich sehr schwer absetzende Schlamm. Durch Umkrystallisiren oder Eindampfen und Soggen lässt sich die Rohsoda nicht reinigen: zum Krystallisiren ist die Temperatur fast immer zu hoch, und zum Eindampfen eines so unreinen Stoffes der Brennstoff, mit allem was drum und dran hängt, zu theuer; überdies würde weder durch das eine noch das andere Verfahren die organische Substanz entfernt. Es liesse sich allerdings theoretisch viel bessere Waare aus dem Reh herstellen als die Indier es thun. Aber so leicht es ist, Fehler in ihrem rohen Verfahren zu finden, so schwer ist es, mit finanziellem Erfolg es besser zu machen. Ich habe mir undenk liche Mühe damit gegeben, mich unter Entbehrungen aller Art während der schlimmsten Jahreszeit in abgelegenen Gegenden herumgetrieben, den heissen Winden, der glühenden Sonne aus gesetzt und nach vielen Versuchen auch schliesslich ein besseres Verfahren herausgefunden und mir patentiren lassen. Als ich W. Münch, i. Fa. Trapp & Münch, Paul Herzberg, R. Sachs, i. Fa. Sachs & Russ, T J. Goldschmidt i. Hause S. Bluhm j. Herr J. Goldschmidt ist bereit, etwaige Auskünfte zu ertheilen und