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Färben des Papierstoffs mit Anilinfarben. Von Ferdinand Wolesky. Seitdem die Anilinfarbstoffe fabriksmässig hergestellt werden, ist die Farbküche, die eine Art Geheimkabinet in der Fabrik bildete, in ihrer Bedeutung gesunken, denn die Einführung der Anilinfarben vereinfacht das Färben ungemein. Die meisten Farbstoffe müssen, um überhaupt auf der Papier masse zu haften, dieselbe gebeizt vorfinden. Setzt man der Papiermasse in dem Ganzzeug-Holländer irgend welchen Farbstoff zu, so findet man, dass die Masse wohl farbig erscheint, die Fasern jedoch fast keinen Farbstoff aufgenommen haben. Setzt man aber Alaun oder schwefelsaure Thonerde zu, so nimmt das Papier die Farbe gut auf. Durch den Zusatz von Alaun oder schwefel saurer Thonerde ist dem Papierstoff die Fähigkeit ertheilt worden, den Farbstoff aufzunehmen; das Bindeglied ist Aluminiumoxyd. Wenn dem gefärbten Stoff Leim (Harzseife) zugefügt wird, so wird in den meisten Fällen der Ton ein wenig dunkler, als wenn nur Alaun bez. schwefelsaure Thonerde zugegen ist. Das Bambus-Papier. Vor etwa 10 Jahren hat ein bedeutender Papier-Fabrikant, eine Autorität auf diesem Gebiet, versucht, eine Konzession von der Burma-Regierung zu erhalten, welche ihm das alleinige Recht zugesteht, junge Bambus-Schüsse von etwa drei Monaten Wachsthum, ehe der Prozess des Steifwerdens des Rohrs vor sich gegangen ist, zum Zwecke der Papierfabrikation schneiden zu dürfen. Herr Charles Bernard, der damalige Chef-Kommissionär, war bereit, die Konzession zu ertheilen, aber unter Bedingungen, welche nicht annehmbar waren, und die Angelegenheit wurde deshalb wieder fallen gelassen. Es schien, als ob durch das Alfa- oder Esparto-Gras dem Bambus der Boden genommen sei, da die Kosten des letztem sich höher stellten als die des Grases. Später hat man jedoch die Erfahrung gemacht, dass Papier aus Bambus an Stärke und Haltbarkeit unerreicht ist und trotz höherer Erzeugungs-Kosten gute Verwerthung finden würde. Ein Londoner Konsortium hat es nunmehr bei der Burma- Regierung durchgesetzt, dass ihr das Monopol für die Fabrikation Papiermasse: Name des Farbstoffes ohne Zusatz i mit Chlorbarium II mit Chlorbarium und Leim (Harzseife) in mit schwefelsaurer Thonerde IV mit schwefelsaurer Thonerde und Leim V Auramin II intensiv gefärbt etwas schwächer und die Nuance trüber Melanylgelb SE sehr schwach gelb gut gefärbt, Nuance orange schmutzig gelb-grün gelb-grün gefärbt Orange II schwach orange etwas stärker als I gut ausgefärbt gut ausgefärbt Baumwollscharlach .... schwach rosa bedeutend intens, als I, Thon jedoch schmutzig wie II gut ausgefärbt, Nuance rein wie III Ponceau 4 R lichtrosa dunkler als I wie H gut ausgefärbt, Nuance ziegelroth wie IV Crocein-Scharlach 8 B . . . lichtrosa etwas intensiver als I wie I gut ausgefärbt wenig dunkler als IV Erythrosin RP sehr lichtrosa etwas dunkler als I wie II dunkler als III noch dunkler als IV Erythrin P lichtrosa intensiver als I wie H gut ausgefärbt gut ausgefärbt Sapanin T gut ausgefärbt, Nuance gelb gut ausgefärbt, Nuance gelb-roth wie I lichter als I Nuance violetter wie 111 wie III Diamantfuchsin gut ausgefärbt wie I, Nuance violetter als I schwach ausgefärbt wie IV Methylviolet ...... gut ausgefärbt schwächer als I wie II wie I am lichtesten Wasserblau PP schwach blau etwas dunkler als I wie H gut ausgefärbt wie IV Victoriablau B gut ausgefärbt wie I bedeutend lichter als I wie I wie III Methylenblau 2 B gut ausgefärbt — — schwächer als I schwächer als IV Diamantgrün G gut ausgefärbt wie I wie I wie I wie I Brillantschwarz B .... schwach blau-grau grau-schwarz wie II blau-schwarz, intensiver als II wie IV Indulin B lichtgrau wie I, etwas intensiver wie II gut ausgefärbt, taubengrau wie IV Papier wird durch den zugesetzten Leim undurchsichtiger, und es erscheint daher um einen Ton satter. Druck-, Schreib- und Affichenpapier werden ohnehin schon durch das Leimen mit Thonerde gebeizt, aber bei den ungeleimten farbigen Seidenpapieren, den sogenannten Blumenpapieren, ist die Erkenntniss der Einwirkungsweise des Aluminiumoxyds von Wich tigkeit. Letztere werden häufig noch direkt im Ganzzeug-Holländer gefärbt; obgleich die Tauchmethode vorgezogen wird. Bei diesen farbigenSeidenpapieren, die im allgemeinen 151/2 g das Quadratmeter wiegen, ist der Verbrauch an Farbe infolge ihrer Dünnheit schon an und für sich gross; hierzu kommt noch, dass man dem Beizen wenig oder garkeine Aufmerksamkeit widmet. Es ist ferner nicht gleichgiltig, ob der Holländer warm lauft oder nicht; ob man nur kalt färbt oder das Zeug nachträglich erwärmt. Auch die Stoffmischung ist von grosser Wichtigkeit. So bewirkt ein Zusatz von Zellstoff ein leichteres Färben, und der Verbrauch an Farbe kann bis auf die Hälfte und noch mehr sinken. Der Zusatz an Zellstoff wird jedoch begrenzt durch die Anforderung, die man an das Blumenpapier bezüglich der Weichheit stellt. Die Jute wird von allen basischen Farbstoffen ohne Beize gefärbt. Vorstehende Tabelle zeigt das Verhalten einer Reihe von Farb stoffen sowohl gegen die Papiermasse allein, als auch bei Gegen wart von verschiedenen Stoffen. Bei den vorliegenden Versuchen wurde die Zeugmenge in die Farbenmenge während der fünf Ausfärbungen konstant gehalten. Sind die Abwässer zu sehr gefärbt, so kann man bei einzelnen Farben, wie Azofarbstoffen, durch Zusatz in den Ganzzeug-Holländer von Salzen wie Kochsalz, oder besser Chlorbaryum sich einiger maassen helfen. dieses Papiers zugestanden worden ist. Der jetzige niedrige Kurs unterstützt das neue Unternehmen bedeutend. Das Konsortium soll bedeutendes Kapital verfügbar haben. Vorstehende der »Rangoon Times« entstammende Mittheilung ist anscheinend sehr ungenau. Der Fachmann, welcher vor vielen Jahren aus Bambus-Schösslingen Papier machen wollte, war der verstorbene Herr Routledge, der die Verarbeitung von Esparto- Gras mit so grossem Erfolg eingeführt hat. Er wollte dasselbe auch mit Bambus erzielen und legte, da er in Britisch Indien seinen Zweck nicht erreichte, grosse Bambus-Pflanzungen auf der britisch-westindischen Insel Jamaica an, wo die Schösslinge unmittelbar zu Stoff verarbeitet wurden. Das Unternehmen ging jedoch zu Grunde, die darin angelegten Summen waren verloren, und damit war auch Bambus als Papier-Rohstoff für viele Jahre beseitigt. Seit jener Zeit ist Sulfitstoff eingeführt worden, und Esparto- Gras muss jetzt, um von Holz nicht völlig verdrängt zu werden, erheblich billiger verkauft werden. Ob es unter diesen Umständen gelingen wird, Bambus mit Erfolg als neuen Rohstoff in die Papier fabrikation einzuführen, bleibt abzuwarten. Wenn auch ungewöhn liche Festigkeit damit geboten wird, so können doch nur kleine für besondere Sorten dienende Fasermengen abgesetzt werden, wenn der Stoff erheblich theurer ist als Holz- und Alfazellstoff. Messen von Papierrollen. Wenn beim Aufwickeln von end losem Papier zugleich ein mit Maassstab versehener Papierstreifen aufgerollt wird, so kann man stets ablesen, wie viel Papier in einer im Gebrauch stehenden Rolle noch vorhanden ist. (Fran zösisches Patent Nr. 237137 von M. Dalton.)