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Nr. 67. PAPIER-ZEITUNG. 2187 Verfahren zum Numeriren von Werthpapieren. Von Jean Albert Dupont & Edouard Lambert in Paris. D. R. P. 74923 (Kl. 15). Die Vorrichtung hat den Zweck, die Fälschung der Nummern von Werthpapieren unmöglich zu machen oder doch sehr zu erschweren. Zu diesem Zwecke wird nicht lediglich die Nummer, z. B. Nr. 860150 aufgedruckt, sondern ein System von Zahlenringen, die je zwei mal die Zahlen 1 bis 0 aufweisen, und die durch Verschiebung an einer bestimmten Stelle die bestimmte Nummer zweimal zum Vorschein bringen (Fig. 1). In Fig. 2 ist ein anderes System ab- gebildelt, bei welchem zwei solcher Ziffernkränze anein ander stossen; der eine mit den hohen Ziffern wird von Hand geändert, der andere durch die Maschine, beide gemein sam zeigen in der Mitte die für diese Stellung maass- gebende Zahl Nr. 2468531. Die Fälschung dieser Ziffern ist dadurch erschwert, dass die Zahlen der Kränze in fort laufender Reihenfolge er scheinen, wollte Jemand die Nr. 860150 in Nr. 860151 ändern, ohne dass die Täuschung sofort entdeckt werden sollte, so müsste er die 0 des letzten Kranzes in eine 1, die folgende 1 in 2 usw., also insgesammt zwanzig Zahl zeichen in der Runde fälschen. Der zu diesem Verfahren dienende Druck-Apparat ist in Fig. 3 in Durchschnitt und Aufsicht dargestellt. Durch jeden Druck der Stange T wird der äussere Zahlenring um eine Stelle, bei jedem zehnten Schub der zweite Ring usw. gedreht. Die vier innern Kränze werden von Hand eingestellt. Die drei äussern Ringe A, A1, A 2 (Fig. 3) sind mit Zahnkränzen a, a\ a 2 ver sehen, in welche von aussen her Sperrklinken eingreifen. Büchertisch. Chicago-Reise von Carl Hofmann, Verlag der Papier-Zeitung, Berlin. Preis geb. 2 M. Dr. Otto N. Witt schreibt hierüber in seiner Zeitschrift » Prometheus «: Das vorstehend genannte Werk ist ein Sonder-Abdruck der Berichte» welche der Verfasser von Amerika aus an die von ihm geleitete Papier- Zeitung geliefert hat. Wenn sie sich auch in erster Linie mit der amerikanischen Papierfabrikation und ihrem derzeitigen Stand beschäftigen, so enthalten sie doch eine Fülle von allgemeinen Bemerkungen über Land und Leute, welche ihrer grossen Mehrheit nach vollkommen zutreffend sind. Unter der sehr umfangreichen Literatur über Amerika, welche durch die vorjährige Ausstellung veranlasst worden ist, bilden auch diese Schilderungen eine sehr beachtenswerthe Erscheinung. Das Urtheil des Verfassers über amerikanische Ver hältnisse ist weder nach der einen noch nach der andern Seite hin übertrieben und ist naturgemäss sachlich und wohlbegründet, weil der Verfasser im Jahre 1893 nicht zum ersten Male den Boden Amerikas betrat, sondern schon durch frühem längere Aufenthalt in jenem Lande mit seiner Eigenart vertraut und zu seiner Beurtheilung befähigt ist. Laien-Predigten für das deutsche Haus. Ungehaltene Reden eines Ungehaltenen, von Otto von Leixner. Verlag des Vereins der Bücherfreunde (Geschäftsstelle: Schall & Grund, Berlin W.), Preis geb. 4 M. 75 Pf. Der Verfasser unternimmt es hier, beiden Geschlechtern einige derbe Wahrheiten zu sagen, er thut dies aber in so liebenswürdiger Weise, dass man ihm nicht gram werden kann und gern anhört, was Alles er dem modernen Menschen vorwirft. Sechs dieser Kapuziner predigten wenden sich an das männliche Geschlecht, sechs an das weib liche, und wer noch nicht so in sich selbst verliebt ist, dass er auch einer bittere Wahrheit die Ehre geben kann, der wird bei mancher Stelle sein Spiegelbild finden und bei sich selbst sagen: »Er hat nicht Unrecht!« Eine Predigt geisselt das lästerliche Trinken »und was damit verbunden ist«, eine andere handelt von der Nöthigkeit und Pflicht, sich zu verheirathen, eine dritte von der Vereinslauferei, der Jubiläumsseuche, dem «Tagen« und der Festbummelei. Dann wird das Gigerlthum, die Streberei unter die Lupe genommen, der Schein patriotismus echtem deutschen Sinn gegenübergestellt, und die Religion des deutschen Mannes entwickelt. Sehr klug wird der zweite Theil eingeleitet mit «Holde Mädchen! Edle Frauen!« So überzuckert, ver liert die Pille einen Theil ihrer Bitterkeit. Versöhnend wirkt auch die Stelle, wo es heisst: »Wer eine reine, liebreiche Mutter und herzensgute Schwestern besessen, wer edle Frauen in allen Schichten kennen gelernt hat, der kann überhaupt nicht einstimmen in das Indianergeheul, das heute wieder manchenorts gegen das Weib angestimmt wird. Vornehm lich von verschiedenen Schriftstellern, die in Romanen, Schauspielen und lyrischen Gedichten über das ganze Geschlecht den Stab brechen und uns verderbte Ausnahmen verlotterter Gesellschaftsschichten so hinstellen, als seien es überhaupt Vertreter weiblichen Wesens.« Nach solchen Vorsichtsmaassregeln kann der Verfasser es wagen, das Luxus- bedürfniss, den beschäftigten Müssiggang, den falschen Bildungsbegriff des weiblichen Geschlechts zu tadeln. Seine Ansichten über deutsche Frauen-Erziehung legt er in dem Kapitel »Ausflug ins Blaue« nieder, hier werden gesunde Gedanken entwickelt, die der Aufnahme werth sind und besonders den Müttern zur Beherzigung empfohlen werden können. Ein besonderer Abschnitt bietet Randbemerkungen ebenso lehrreicher Art, z. B. vom Rentier A. F. H. Meyer, der sehr genau in Geldsachen ist und das ganze Haus zusammenruft, als seine Rechnung der Weihnachtsgeschenke mit einem Minus ausläuft. Herr A. F. H. Meyer hatte 2000 M. ausgesetzt und es fehlen nun 3 M. 50 Pf., über deren Verwendung seine Liste keinen Aufschluss giebt. Es wird Alles nach gerechnet: Eiskostüm für das Töchterchen 260 M., Ballkleid 140 M., Fächer 45 M„ Sortie de bal 75 M., 2 Möpse aus echter Bronze 36 M., 12 Paar Handschuhe 60 M. usw. usw., für drei Wohlthätigkeitsvereine je 30 M. (bei dieser Ziffer nickt Herr A. F. H. Meyer anerkennend mit dem Kopfe), aber die 3 M. 50 Pf. fehlen. Köstlich ist die Unterhaltung mit »Lilichen«, die eben auf die Eisbahn wollte und sehr ungnädig über den Aufenthalt ist. »Wegen 3 M. 50 Pf. soviel Lärm!« lacht sie den Papa aus, worauf dieser erzürnt erwidert: » Ein Geschäftsmann muss vor jeder Mark eine Verbeugung machen, sonst bringt er es nie zum Thaler!« Endlich ruft Lilichen, der das Eiskostüm entzückend sitzt, aus: »Ach ja, ich weiss. Noch das Buch!« »Richtig, das Buch!« wiederholt A. F. H. Meyer glücklich und trägt in seine Liste ein: »Ein Buch vom Antiquar Gsellius 3 M. 50 Pf.« Man sieht, das Buch bietet viel des Guten, und da es geistreich und mit Humor geschrieben ist, so wird es seinen Zweck nicht ver fehlen. Dem Verein der Bücherfreunde, der mit seinen letzten Aus gaben nicht sehr glücklich war, kann man für diese zeitgemässe Gabe dankbar sein.