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2185 Nr. 67. Buchgewerbe Buchbinderei e ® Buchdruck ege © e e Buchhandel © © © Steindruck Eingesandte Werke finden Besprechung. Hitarbeiter und Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung. Sachliche Mittheilungen finden kostenfreie Aufnahme. I. Preis-Ausschreiben der Papier-Zeitung. Vorläufiger Bericht. Sonntag, 19. August, trat das Preisgericht zusammen, um über die eingelaufenen 168 Farbenskizzen zu entscheiden. 22 Entwürfe wurden ausgeschieden, weil sie ein anderes Muster als das vorgeschriebene zur Darstellung gebracht hatten, 34 Skizzen wurden infolge mangelhafter oder unbedeutender Ausführung als unwerth befunden, am Wettbewerb und später am Rundlauf theilzunehmen. Von den verbliebenen 112 Ent würfen wurden 3 mit den ausgesetzten Preisen und 19 mit ehrenden Anerkennungen ausgezeichnet. Als Gewinner der ersten Preise ergaben sich nach Oeffnung der Umschläge: 1. A. Kirchhoff, Faktor der Druckerei Dietz in Stuttgart, 2. W. Weis im Hause J. G. Scheiter & Giesecke, Leipzig, 3. Chr. Schnepf, Accidenzsetzer im Hause Stähle & Friedel, Stuttgart. Ehrende Anerkennungen erhielten: Albin Maria Watzulik, Alten burg; W. Weis, Leipzig; Adolf Röhn, Berlin; W. Herzmann, Berlin; Chr. Schnepf, Stuttgart; Ernst 0. Guth, Leipzig; Hans Böhm, Berlin; H. Boubong, Würzburg. 8 Entwürfe wurden als besonders für Reklame- Zwecke geeignet befunden und ehrenvoll erwähnt, davon stammten 7 von Albin Maria Watzulik in Altenburg und 1 von Heinr. Schmetz in Stuttgart. Ausführlicher Bericht folgt in nächster Nummer. Ausstellung amerikanischer Holzstiche. Wie wir bereits kurz berichteten, findet im National-Museum zu Berlin (zweiter Corneliussaal) gegenwärtig eine sehr interessante Ausstellung amerikanischer Holzstiche statt. An 200 Arbeiten von 34 Holzstichmeistern kann man erkennen, dass die Amerikaner eine ganz neue Technik herausgebildet haben, und dass sie, was virtuose Handhabung des Stichels betrifft, kaum überboten werden können. Dem Fachmann erscheint diese freie Behandlung des Holzblockes räthselhaft, der Stichel hat seine Schwerfälligkeit verloren, er arbeitet kreuz und quer in- und durcheinander wie die Zeichenfeder, dann wieder erzeugt er Korn von grosser Fein heit. Der amerikanische Holzstecher nimmt es, was treue Nach bildung von Originalen betrifft, mit der Photographie auf, jede Zeichen- oder Malweise versteht er mit dem Stichel nachzuahmen. Bei einzelnen Blättern glaubt man Kupferradirung, bei andern Stahlstich, Bleistift- oder Federzeichnung vor sich zu haben; dort hängt z. B. eine Kohlezeichnung, man sieht den Kreidestaub liegen, und die Rippen des rauhen Papiers treten scharf hervor, — es ist aber ein Holzstich und die Narben des Papiers sind ebenso imitirt wie die Zeichnung selbst. Dieses völlige Aufgehen in die Art der Vorlage hat da schätzbare Vorzüge, wo man den Charakter des Originals, die Hand des Künstlers, der das Original geschaffen, in der Wiedergabe erkennen will. Dennoch erheben sich gewichtige Stimmen, die gerade in der Selbst-Entäusserung, welche den amerikanischen Holzstich charakterisirt, einen Niedergang der Holzschneidekunst als solche erblicken. Und mit Recht: Jede Kunsttechnik hat ihr eigenes Gepräge, und was darin geschaffen wird, muss in den gegebenen Rahmen gepasst werden. Es würde ein Widerding sein, wenn die Kupferradirung eine Photographie oder ein Gemälde nachahmen, also nicht mehr als Radirung erscheinen wollte; ebenso falsch aber und künstlerisch anfechtbar ist ein Holzstich, der seinen Charakter verloren hat. Für getreue Nachbildungen sind photomechanische Verfahren besser geeignet. Uebrigens liegen nicht alle ausgestellten Arbeiten in dieser Richtung, viele tüchtige Blätter in Linienstich lassen erkennen, dass die alte Kunst auch in Amerika noch ausgezeichnete Vertreter hat. Ganz am Platze scheint die neue Technik im Porträtstich zu sein, weil es hier auf möglichst genaue Wiedergabe ankommt, und das Hineintragen fremder Momente unterbleiben muss. Die deutsche Holzstecherkunst mag vielleicht die glänzende Technik der amerikanischen nicht erreichen, in künstlerischer Beziehung braucht sie den Vergleich nicht zu scheuen. In den »Meisterwerken der Holzschneidekunst« (Verlag von J. J. Weber in Leipzig) finden sich zahlreiche Blätter, die als Beweis hierfür erachtet werden können. Einfärbung der Form an Tiegeldruckpressen. Von einer ausreichenden Einfärbung der Form kann bei Tiegeldruckpressen erst die Rede sein, seit der Amerikaner Merritt Gally die Cylinderfärbung an denselben anbrachte und damit eine Farbe-Verreibung und -Vertheilung erzielte, mit welchen die Tisch- färbung einen Vergleich nicht mehr aushielt. Trotzdem haften aber auch der Einfärbung, wie sie sich jetzt an allen nach dem System Gally gebauten, in das Geschlecht der Tiegeldruckpressen mit Cylinderfärbung gehörigen Maschinen vorfindet, gewisse Mängel an. Entweder ist die Einfärbung der Schriftform ungleich mässig oder ungenügend kräftig, also zu schwach. Das erstere Uebel ist das bei weitem schlimmere, denn es äussert sich hauptsächlich bei dem Druck grosser voller Flächen (Tonplatten) in der Bildung von Streifen, und macht hierdurch die Herstellung einer bessern Drucksache unter Umständen unmöglich. Die Hauptursache hierfür liegt in dem Umstande, dass bei Pressen umfangreicherer Formate die Oberfläche der Auftrag walzen meist nicht so gross ist, wie die Oberfläche der Form. Auftragwalzen, deren Umfang nur zwei Drittheile der Länge der grössten Druckfläche misst, die sich infolgedessen bereits einmal vollständig abgewickelt haben, nachdem sie zwei Drittel ihres Weges über die Form zurücklegten, geben den grössten Theil der von ihnen aufgenommenen Farbe auf den obersten zwei Dritteln der Form ab, und färben das letzte Drittel, scharf ab setzend, mangelhaft ein. Die Einfärbung entspricht in diesem Falle der Darstellung Fig. 1: Für diesen Uebelstand scheint es die einfache Abhilfe zu geben, dass man den Umfang der Walzen der Höhe der Form gleich macht. Dieser natürlichste Ausweg ist aber nur bei Pressen kleinern Formats möglich. Bei grössern Pressen ist er undurch führbar, weil hier infolge der grossen Durchmesser der Auftrag walzen Tiegel und Fundament zu weit auseinander gerückt werden müssen und demnach die Hin- und Herbewegung des Tiegels bei jedesmaligem Druck zu gross sein würde. Die Presse müsste bedächtig und langsam arbeiten, was den Anforderungen unserer hastenden Zeit nicht mehr entsprechen würde. Man muss deshalb andere Mittel und Wege suchen, den bei kleinen Auftragwalzen auftretenden Uebelständen abzuhelfen. In dieser Hinsicht ist es interessant, dass schon der geniale Erfinder der Tiegeldruckpresse für Cylinderfärbung, Merritt Gally, selbst die ersten Versuche zur Vervollkommnung der Einfärbung an seiner Presse gemacht hat. Ende der siebziger Jahre nahm er nämlich in Amerika, 1880 auch in Deutschland ein Patent auf eine Vor richtung, mittels welcher die oberste seiner drei Auftrag walzen beim Abwärtsgehen des Walzenwagens von der Form abgehalten wurde und erst beim Rückgänge die Druckfläche berührte, also frische Farbe von unten nach oben auftrug. Gally wollte mit dieser Konstruktion die Bildung des in Fig. 1 dargestellten Streifens verhindern, er hat aber merkwürdigerweise die Einrichtung, wie es scheint, garnicht zur Ausführung gebracht. Wie wir weiter sehen werden, wird durch die Gally’sche Vorrichtung die