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2104 PAPIER-ZEITUNG. Kr. 66. Accidenz-Ausstattung. Die in Klammern stehenden Zahlen beziehen sich auf Hoffmann’s Systematische Farbenlehre. Das amerikanische Fachblatt »Paper and Press«, welches jetzt in Oktav-Format erscheint, ist mit einigen hübschen Abtheilungs- Titeln ausgestattet, von denen wir auf nebenstehender Seite drei Muster wiedergeben. Die Ornamente in Figg. 5 und 6 sind amerikanisch barock und nicht nachahmenswerth, was wir ausdrücklich bemerken. Die Titel-Vignetten zeichnen sich durch flotte Schriftbildung aus, sie sind unterlegt mit einer zarten Tonleiste, deren Aus dehnung in den Figuren 5 bis 7 durch punktirte Linien angedeutet ist. Aus Fig. 5 geht hervor, welche Grösse das Papier hat und wie die Stellung der Vignette ist. Die Töne sind dadurch bewerkenswerth, dass sie nicht die bekannten dunkeln Ränder zeigen, wie sie glatte Tonflächen, die sich gegen Weiss scharf absetzen, in der Regel aufweisen. Es ist bekannt, dass diese Erscheinung umso bemerkbarer wird, je dunkler der Ton gehalten ist, bez. je grösser der Unterschied zwischen den beiden Helligkeiten ist. Bei Tondruck nach Fig. 1 werden die Ränder des hier durch Linien markirten Tonfeldes dunkler, bei einer Anordnung nach Fig. 2 wird das Mittelfeld an Fig. 1. Fig. 2. den Kanten heller aussehen. Dies liegt nicht an dem scharfen Einsetzen der Ränder, wie manche Drucker glauben, sondern an der Kontrastwirkung zwischen jeder hellen und jeder dunkeln Farbe, deren Ränder sich in einer Darstellung berühren. Um diese dunkeln Kanten fortzubringen, giebt es kein Mittel, als die Ränder der glatten Tonfläche um soviel heller zu drucken, als sie infolge der Kontrastwirkung im Abdruck dunkler erscheinen würden. Dies wird in der Regel durch zartere Zurichtung der Kanten unbewusst erstrebt, jedoch nicht in vollkommener Weise erreicht. Bei vorliegenden Leisten ist nun die Platte, die für den Abdruck diente, an den Rändern durch Punktiren aufgehellt (Fig. 8), einzelne Theile der aufgedruckten Zeichnung sind ausgespart, wodurch eine weitere hübsche Wirkung zustande kommt. Infolge dieser Maassregel sehen die Töne wie hingehaucht aus, bei zwei Mustern verlaufen sie nicht in die weisse Papierfläche, sondern grenzen sich scharf ab, und der Erfolg gerade dieser Drucke, deren Rand abtönung nur einen Ausgleich der Kontrastwirkungen erstrebt, ist derart günstig, dass wir darauf hinweisen. Als Druckfarbe diente für den Ton in einem Falle zartes Grün (etwa halb so hell wie 191, Tafel 40), als Aufdruck Braun (9 C). Für die andern beiden Leisten wurde ebenso heller Rosa-Ton (aus 3 gemischt) mit schwarzem Aufdruck der Vignette gewählt. Durch die Zartheit des Tones ist die Härte vermieden, welche den Kombinationen Rosa-Schwarz sonst anzuhaften pflegt. Fig- 3. Aus dem genannten amerikanischen Fachblatt geben wir ferner eine Titel-Vignette (Fig. 3) und einen Initialbuchstaben (Fig. 4) sammt der angesetzten Schrift wieder. Die Vignette zeigen wir nur der Strahlenbildung wegen, die Schrift selbst konnte geschickter gezeichnet sein und die Figur im P hätte ohne Schaden fortbleiben können. Sehr wirksam ist es, solche Strahlen in Gold zu drucken und die Buchstaben tief schwarz zu halten. Bei derartigem Doppeldruck kann wohl auch vorhandene Schrift benutzt werden, sodass man nur die Strahlen, etwa von einer Aureole ausgehend, ätzen oder schneiden zu lassen braucht. Der Sonnenball kann durch einen einfachen Kreis angedeutet werden und sowohl in der Mitte stehen wie seitlich. Derartige Hilfs figuren beleben eine Accidenz bei geschickter Anordnung ungemein, sie sind billig herzustellen, und man kann sie oft und vielseitig verwenden. LIABILITY, firmness and dura, bility distinguish J apanese hand-made paper over our ma- chine-made and even over our firmer rag-paper, and thus will last as tong as it maintains such an excellent character. These advantages are based on the material and the männer of manufacture. for the Japanese hand- made paper is of the very tough and pliant inner bark of from three to six speetes of deciduous trees. which have long, tough fibre cells, and in trans- forming this into paper pulp it is tot rut and hacked, but by pounding and Fig. 4. Initialformen wie die in Fig. 4 nachgebildete eignen sich sehr für Farbendruck, weil darin viele freie Flächen auftreten. Das P kann z. B. tief schwarz, die Füllung Gold, die Ornamente können olivfarben (2 Tönungen) gedruckt werden. Für die Farben stellung sind besonders Ergänzungsfarben unter Zuhilfenahme von Schwarz oder Grau, Gold oder Silber zu empfehlen. Wer sich ein wenig in die Sache hineindenkt, wird finden, dass in solchen Initialen erstaunliches Leben schlummert. Kleine Mittheilungen. Eingänge. Heinr. Boubong (Wilh. Wucherer's Druckerei'), Würzburg, schickt uns eine Sammlung von Accidenzen, die er entworfen, zum grössten Theil wohl auch selbst gesetzt hat. Die Arbeiten ver- rathen sichtliches Talent, sie entstammen aber wohl verschiedenen Zeitabschnitten, und wir wollen hoffen, dass Herr B. auch die Leipziger Abart der Freimanier, deren zuckersüsse Ornament- Spielereien ohne Kern und Zusammenhang auf die Dauer an widern, bereits überwunden hat. Seine unlängst von uns besprochene Johannisfest-Arbeit war schon ein deutliches Zeichen der Umkehr. Auch unter den eingeschickten Arbeiten finden sich mehrere, die durch Einfachheit erfreuen, ohne dass sie weniger wirksam wären. Bei vielen hübsch erfundenen Umrahmungen der strengem Schule fällt uns die Vorliebe für mehrfache Kassettenbildungen innerhalb der Rahmentheile auf. Diese Formen sollten sparsamer angewendet werden, weil die vielen Linien - Umführungen unverhältniss- mässig grosse Arbeit machen. Auch der Drucker wird es uns Dank wissen, wenn ihm künftig so schwere Passformen wie die Hochzeitsdrucksache Goldschmidt nicht oft gegeben werden. Eine der hübschesten Arbeiten ist die zweite Seite der Klappkarte Stern, bei welcher als Umrahmung eines Schreibschriftsatzes zwei feine Linien mit Petit Abstand dienen. Der einzige Schmuck ist ein lichter Rosenzweig, der eine der Linien am obern Rande durchbricht und vorzüglich zu der zarten Ausstattung passt, sowie eine etwas zu kräftige Schwalbe am untern Rande. Auch der Theil einer Arbeit für F. A. Roeder, bei welchem eine Mädchen-Figur mitten in den Text gestellt ist, gehört zu den wegen ihrer Einfachheit, Wirksamkeit und Zweckmässigkeit lobenswerthen Arbeiten. Festnummern. Das »Journal für Buchdruckerkunst« feierte am 1. Juli sein 60-jähriges Bestehen durch eine in den Farben etwas missrathene Festnummer. Den Inhalt dieser Nummer bildeten hauptsächlich Reminiszenzen aus der Wiegenzeit des Journals; als Festbeigabe diente die wohlgelungene Wiedergabe eines Farben holzschnittes aus der »Guten Stunde«. — Der »Deutsche Buch drucker-Verein« gab zur Feier seines 25-jährigen Bestehens ebenfalls eine Festnummer seiner eigenen Zeitschrift heraus. Diese vom 1. Juni datirte Nummer ist ein Heft von 50 Seiten Quart, mit rothen Randlinien und farbigem Titelkopf, es enthält die Geschichte des Vereins aus der Feder des Herrn Ernst Wiener. Der Umschlag- Titel ist leider in Entwurf und Farbenstellung durchaus verfehlt. Bei einem solchen Anlass und bei derartigen Aufwendungen hätte man Besseres bieten können. Ein ganz einfacher Versalien-Titel ohne Rand und Alles wäre würdiger gewesen, als dieses Monstrum von Satzflickerei und fünffarbiger Disharmonie.