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Buchgewerbe Buchdruck © @ ® Buchbinderei ® e ® ® ® Steindruck ® ® ® Buchhandel Eingesandte Werke finden Besprechung. Mitarbeiter und Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung. Sachliche Mitthellungen finden kostenfreie Aufnahme. Preis-Ausschreiben der Papier-Zeitung. II. Entwurf eines Blattes für den Muster-Austausch. Auf mehrfachen Wunsch ist der Einlieferungs-Termin verschoben auf den 30. September 1894. Die Theilnahme ist bei der Redaktion der Papi er-Zeitung anzumelden. Das Ausschreiben erfolgt im Auftrage der Firma H. Berthold, Berlin SW., Belle-Alliancestr. 88. Preise: 40 Mark, 20 Mark, sowie ehrenvolle Erwähnungen. Die Bedingungen werden den Bewerbern auf Anfrage von der Redaktion der Papier-Zeitung mitgetheilt. Oxydiren der Schriften. Eine Druckerei in Westdeutschland bezog von einer Leipziger Giesserei Schriften, die auf der Bildfläche allmälig mattgrau oxydirten, obwohl sie weder gebraucht, noch gewaschen, noch mit andern Schriften in Berührung gebracht worden waren. Da die Oxydschicht das Metall angriff und von einem weitern Um sichgreifen des Uebels Arges zu befürchten war, so wandte sich die besorgte Druckerei an die Firma, welche die Schriften geliefert hatte, um Aufklärung. Die Giesserei gab zur Antwort, sie könne keinen Grund für das Oxydiren angeben, vielleicht seien örtliche Verhältnisse daran Schuld, wie feuchte Aufbewahrungsräume oder Verwendung von Eichenholzkästen. Die Druckerei stellte eine Untersuchung an und fand, dass die alten Kästen aus Linden holz (oder Pappel) bestanden, ebenso die neuen, in denen die betr. Schriften untergebracht waren. Aber bei diesen neuen Kästen waren Eichenholzleisten zur Verwendung gekommen. Die Leisten wurden sofort durch solche von Lindenholz ersetzt, die Schriften mit einer Bürste trocken abgestäubt, und seitdem ist die Typenkrankheit zum Stillstand gekommen. Wir geben diesen Fall so wieder, wie er uns mitgetheilt wurde. Offene Frage bleibt, ob in Berührung mit Eichenholz alle Schriften oxydiren oder nur solche von gewisser Legirung. Wir bitten um weitere Mittheilung von ähnlichen Fällen, und werden selbst Untersuchungen in dieser Richtung mit Typen aus verschiedenen Giessereien anstellen. Buchbinder-Fach-Ausstellung in Leipzig vom 5. bis 12. August 1894. Schluss zu Nr. 64. Wie schon in den Vorberichten der Papier-Zeitung erwähnt wurde, sollten auf der Buchbinderei-Fach-Ausstellung in Leipzig, zur Feier des 350-jährigen Bestehens der dortigen Buchbinder-Innung, neben neuern Arbeiten auch zahlreiche alte Einbände ausgelegt werden. Dieser Plan konnte dank dem Entgegenkommen der deutschen Bibliotheken und Museen, sowie verschiedener Bücherbesitzer in umfangreichster Weise zur Ausführung gebracht werden. Die grosse Alberthalle des Krystallpalastes barg an den Ausstellungstagen Schätze von grossem Werth, und die dort niedergelegten Meisterwerke aus verschiedenen Jahrhunderten gaben An lass zu lehrreichen Vergleichen und Betrachtungen. Von der Münchener Buchbinder-Innung war eine Gesellenlade aus dem vorigen Jahrhundert ausgestellt, die sich durch besonders reiche Handvergoldung auszeichnete. Das Antiquariat G. Hess & Co. in München lieh alte kunstvolle Buch-Einbände. Der Verein für Geschichte Leipzigs stellte ein Gesangbuch mit Silberdecke aus. Sehr werthvolle Stücke brachte die Leipziger Buchbinder-Innung zur Schau, z. B.: einen Lehrbrief aus dem Jahre 1791; eine Gratulation beim Jahreswechsel, von einem Lehrling seinem Lehrmeister Liersch 1793 gewidmet; ein Meisterstück, bestehend in einer von Eduard Albrecht im Jahre 1834 angefertigten Kurfürsten-Bibel von 1768. Ferner hatte die Innung eine Nürnberger Bibel von 1768 ausgelegt, die als Meisterstück von Friedrich August Neumann in Leipzig im Jahre 1841 gebunden wurde. Besonders erwähnenswerth an diesem Meisterstück ist die Handvergoldung; sämmtliche Rollen waren Eigenthum der Innung, auf der Decke sind mehrere Rollen angewendet, eine von 3 cm Breite. Der Ledermarmor dieses Einbandes ist besonders schön, der Rücken prachtvoll vergoldet und die innere Kantenvergoldung abgerollt. Beachtenswerth war ein Kontobuch und ein Ciceronis, ganz Kalblederband, Rokoko-Handvergoldung, Meisterstück von Wilhelm Moller vom Jahre 1852. Das modernste und wohl auch prachtvollste Stück aus dem Besitze der Leipziger Innung ist das von ihren Mitgliedern zur Feier des 350-jährigen Bestehens gestiftete Jubiläums-Album. Es ist 45 cm hoch, 32 cm breit, 12 cm stark, in 15-farbiger Ledermosaik und Handvergoldung von dem Mitgliede Alfred Göhre jun., nach Zeichnung des Herrn Max Bischof, Architekt und Direkterial-Assistent am Kunstgewerbe-Museum zu Leipzig, angefertigt. Zahlreiche Baude der Firma Vereinigte Dampfbuchbindereien Baum bach & Co. in Leipzig zeigten Celluloid als Ueberzug. Die darauf hergestellten Gold- und Farbendrucke waren von grosser Schönheit. J. F. Bösenberg in Leipzig hatte ein grosses Sortiment von Gesangbuch decken in allen Ausstattungen ausgelegt. Die Firma H. Sperling, J. R. Herzog in Leipzig zeigte, bis zu welcher Vollkommenheit der sogenannte Iris- druck gelangt ist; das von dieser Firma hergestellte Jubiläums-Album der J. 0. Hinrichs’schen Buchhandlung in Leipzig muss als Meisterwerk modernster Arbeit hervorgehoben werden. Von der Geschäftsbücher-Fabrik Karl Lautz in Leipzig war ein Hauptbuch in Ledermosaik ausgestellt, welches alle Blicke auf sich lenkte. Gediegene Buch-Einbände sah man ferner bei Wilhelm Thömsgen, Minkivitz & Griesser, Hermann Crusius, F. A. Barthel, C. M. Böhnisch, Moritz Göhre, F. A. Neumann, Max Nierth, sämmtlich in Leipzig, und von vielen andern Buchbindern, deren Aufzählung zu weit führen würde. In den langgestreckten Seitenhallen des Krystallpalastes waren Roh materialien, Werkzeuge für Buchbinderei und Ladenverkaufs-Artikel aus gestellt. Oscar Sperling in Leipzig hatte seine zahlreichen Erzeugnisse in Gummistempeln, Celluloidklischees, Muster-Walzen, Prägeplatten usw. zur Schau gebracht. Werkzeuge und Geräthe für Buchbinder lieferten Eduard Estreicher in Dresden, F. Klement in Leipzig, Wilhelm Leo’s Nachfolger in SMtgart und Wilhelm Zettler in Berlin. Zahlreich vertreten waren die Gravir- Anstalten: F. Ahrning in Hamburg (Musterbuch, sowie verschiedene Gravuren für Hand- und Pressvergoldung), Hugo Friebel & Co., Leipzig-Reudnitz, (Messingschriften für Press- und Handvergoldung), R. Gerhold’s Gravir- Anstalt in Leipzig (Abdrücke der in dieser Anstalt hergestellten Platten, Buchdecken und Gravirungen im Original), Hermann Köhler in Leipzig (Gold-, Schwarz-, Farbendruck- und Relief-Platten für Buch-Einbände). Ferner waren Emil Hermsdorf in Leipzig-Thonberg, Hugo Horn in Leipzig, Albert Schmidt in Leipzig, F. Vagt c Co. in Hamburg, Weissbeck c Bechmann in Leipzig vertreten. Die Fabrik für Grude-Oefen A. Beulshausen in Leipzig-Plagicitz zeigte Leimkessel mit Grude-Feuerung. Bunt- und Luxuspapiere für Vorsatz und andere Zwecke waren aus gestellt von den Firmen: Aktien-Gesellschaft für Buntpapier- und Leim fabrikation in Aschaffenburg, G.'Armleder in Hamburg, Bunt- und Luxus papierfabrik Goldbach in Goldbach bei Bischofswerda i. S., J. G. Fritzsche in Leipzig und Armin Krah in Berlin. Die Firmen F. M. Weber in Leipzig, König & Schuchardt in Magdeburg, J. G. Hellmer <6 Co. in Leipzig und Gustav Nickau in Leipzig hatten Pappen ausgestellt. Die geprägten und farbig gestrichenen Lederpappen von Th. Ficker in Pischwitz bei Limmritz i. S. fanden bei Kartonnagen-Fabrikanten ungetheilte Anerkennung. P. & F. Führlein in Leipzig hatten eine Goldschlägerei im Betriebe vorgeführt, welche viele Interessenten und Neugierige anzog. Andere Goldschlägereien begnügten sich mit der Ausstellung ihrer Fabrikate. Lieferanten zahlreicher anderer Artikel fehlten nicht. Sehr interessant war das von der Firma Wilhelm Thömsgen ausgeführte Marmoriren. Der Marmorirer, Herr Th. Teichmann, war unerschöpflich in der Erfindung neuer Muster, die er mit grosser Fertigkeit vor den Augen der Zuschauer erzeugte. Eine Buchbinder-Werkstatt aus dem 16. Jahrhundert erregte bei den Fachgenossen grosses Interesse. Man sah darin manche Werkzeuge, deren Gebrauch der heutigen Generation unbekannt ist, nur die Beleuchtung der Werkstatt durch elektrisches Licht versetzte uns ins 19. Jahrhundert. König Albert von Sachsen besuchte die Ausstellung am 7. August, er besichtigte namentlich die Maschinen eingehend, sprach mit den Ausstellern und liess sich in der Alberthalle viele Prachtbände aus den Glasschränken geben, um sie näher zu betrachten; der Rundgang währte eine volle Stunde. Die nun geschlossene Ausstellung hat in ihrem Verlauf Veranstalter und Besucher voll befriedigt; auch die Aussteller, soweit sie zu geschäftlichen Zwecken erschienen waren, werden auf ihre Rechnung gekommen sein. Ueber den Umfang der Ausstellung giebt nachstehendes Gruppen -Verzeichniss Aufschluss: 1. Gruppe: Maschinen (30 Aussteller). 2. Gruppe: Werkzeuge (26 Aussteller). 3. Gruppe: Materialien usw. für Buchbinder (44 Aussteller). 4. Gruppe: Artikel für den Ladenverkauf (36 Aussteller). 5. Gruppe: Arbeiten des Buchbinder-Gewerbes: A. aus öffentlichen und privaten Sammlungen. B. Ausstellung der Leipziger Buchbinder- Innung. C. Arbeiten aus neuerer Zeit. Diese letzte Abtheilung umfasste allein 25 Aussteller, davon 20 Leipziger Firmen. 6. Gruppe: Fachliteratur (8 Aussteller).