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Schriftgiesserei-Neuheiten. Erzeugnisse der Firma J. G. Scheiter & Giesecke in Leipzig. Nachstehend geben wir eine Probe der neuen Initialen, welche die genannte Giesserei unter der Bezeichnung Serie 184 bis 187 jetzt herausgiebt. Die Initialen sind gut gezeichnet und eignen sich zur Ver wendung im Accidenz- und Werksatz, besonders bei schöngeistiger Literatur. Alle vier Sorten werden in Galvanotypen auf Holz fuss geliefert. Von den neuern Erzeugnissen der Firma in Vignetten bilden wir je eine obere und eine untere Ecken-Vignette ab, die je paarweise gegeben werden und zur Verwendung auf festlichen Drucksachen bestimmt sind. Die Vignetten sind ebenfalls auf Holzfuss befestigt und treppen förmig ausgeklinkt; die grosse Form hat fünf, die kleinere vier Ausschnitte, sodass man mit dem Satz bis dicht an das Bild herangehen kann. Die nachstehend abgedruckte Schildform, die obere für farbigen Unterdrück, die untere zum Einsetzen von Schrift vorgesehen und bis dicht an die Grenzlinien ausgeschnitten, kann zu den ver schiedenartigsten Zwecken benutzt werden: Neues Verfahren zur Herstellung von Autotyp-Platten von Dr. Eugen Albert in München-Schwabing. D. R. P. Nr. 75783 (Kl. 57). Die Herstellung von Autotypien erfolgte bisher in der Weise, dass bei der photographischen Aufnahme des Originals unmittel bar vor der lichtempfindlichen Platte ein Raster, bestehend aus einer Glasplatte mit einem System undurchsichtiger Punkte oder Linien, angebracht wird, sodass die Halbtöne oder Schattirungen des Originals auf dem Negativ in entsprechend grössere oder kleinere Punkte und Linien zerlegt werden. Die Tonbildung, d. h. die verschiedene Grösse oder Breite der Punkte und Linien, ist bei diesem Verfahren eine Folge der Eigenschaft der Silber salze, entsprechend den einwirkenden Licht-Intensitäten zu solarisiren, d. h. den Lichteindruck seitlich zu erweitern. Der Mangel des Solarisationsvermögens bei den gewöhnlich für Kopirzwecke benutzten lichtempfindlichen Harzen, dem Chrom albumin, der Chromgelatine und dergl., schliesst die Möglichkeit aus, durch unmittelbares Kopiren von Halbton-Negativen unter Anwendung der gewöhnlichen Raster die Töne in Punkte und Linien so zu zerlegen, wie dies durch photographische Aufnahme in der eben angedeuteten Weise infolge der Solarisation der Silbersalze möglich ist. Diese Tonabstufungen lassen sich indessen auch beim Kopiren unter Benutzung nicht solarisirender Körper als lichtempfindliche Schicht auf mechanischem Wege erreichen, und zwar durch systematische Aenderung des Winkels, welchen Raster und die nicht unmittelbar am Raster anliegende, sondern in einer gewissen Entfernung von demselben befindliche licht empfindliche Schicht mit den eintallenden Lichtstrahlen bilden. Hierauf beruht das vorliegende Verfahren. Die Patentschrift bringt eine wissenschaftliche Auseinandersetzung desselben auf Grund beigefügter Zeichnungen. Patent-Anspruch: Verfahren zur Herstellung von Autotypien durch Kopiren von Halbton-Negativen auf nicht stark solarisirenden, lichtempfindlichen Schichten, dadurch gekennzeichnet, dass man entweder vor, bei oder nach dem Kopiren des Negativs das Licht durch einen in geringer Entfernung von der lichtempfindlichen Schicht an gebrachten Raster unter verschiedenen Winkeln einfallen lässt, oder dabei den Winkel, unter welchem dasselbe einfällt, verändert. Büchertisch. Farben-Ordner. Farbentafel zur Zusammenstellung harmonisch wirkender Farben, von Eduard Kreutzer in Wiesbaden. Verlag von Rud. Bechtold & Gomp. in Wiesbaden. Preis 1 M. Wenn etwas die Begriffe über Farbenharmonie noch mehr zu trüben weiss, so ist es dieser Farben-Ordner. Leuten, die von Farbenlehre nicht viel verstehen, mag die bunte Ausstattung der Tafel und die effektvolle Anordnung der beiden Farbenkreise imponiren, die Schwächen der Arbeit zeigen sich erst, wenn man nach des Verfassers Anleitung harmonische Farbenpaare oder • Trios « zu bilden unternimmt. Danach sollen harmonisch sein: Blaugrün (nach Hoffmann’s Farbenlehre 22) und Karminroth (3), Blauviolet (25) und Gelb (14), Türkisblau (23) und Zinnoberroth (6), Orange (11) und Purpurviolet (1), sowie Purpurviolet (1) und Blaugrün (Grünblau 22). Weiter werden den harmonischen Paaren folgende hässliche Zusammenstellungen zugezählt: Gelbbraun (Oliv 15 A) und Blaugrün (22), Orange (11) und Rothbraun (10 B), Gelb (14) und Rothbraun (10 B), Blaubraun (welcher Name! soll gebrochenes Blaugrün aus 21 sein) und Gelbgrün (17). Also alles nahestehende Farben! Ebenso viele anfechtbare Stellen finden sich bei der Angabe der im ganzen 8 Triaden. In der Erfindung von Farbenbezeichnungen ist der Verfasser nicht verlegen: Ledergelb, Rostgelb, Korinthroth, Penseviolet, Schiefer blau, Myrthengrün usw. machen Den, der sich nach diesem Farben-Ordner richten will, noch mehr verwirrt, als er es schon sein muss, wenn er sich bis dahin durchgearbeitet hat. Wenn nur wenigstens die Farben skala brauchbar wäre, aber sie macht stellenweise weite Sprünge, dann wieder stehen die Farben dicht beieinander, sodass jedes noch so richtige System der Farben-Auswahl hierdurch haltlos werden muss. Nach den Zahlen von Hoffmann’s 30-theiliger Skala liegt dieser 12-theilige Farbenkreis wie folgt: 14, 11, 5, 2, dann kommt 3 (ein offenbarer Fehler!) 1, 25 gebrochen, 24, 23, 22, 19, 17. Ueber die Abstufung der als harmonisch hingestellten Farbenpaare und Triaden ist kein Wort gesagt; soll denn der Farben-Laie diese Verbindungen anwenden, wie sie auf der Tafel stehen? Bin Werk, welches »für alle Zweige der Kunst, der Industrie und der Gewerbe, bei welchem die Farbe in Betracht kommt, als praktisches Hilfsmittel zum bequemen Auffinden und Bestimmen aller schönen Farben-Zusammenstellungen, harmonischen Kontraste und Nuancenharmonien bei Farbenpaaren, Trios und Doppel paaren in satten, gebrochenen Tönen und Schattirungen« dienen soll, müsste doch über so wichtige Fragen Aufschluss geben.