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2040 PAPIER-ZEITUNG. Nr. 04. Das Plakat und seine Aufmachung. Schluss zu Nr. 63. Bei den kleinern auf Karton gedruckten Plakaten ist es Regel geworden, ein Drittel der Auflage als Transparent zu drucken. In Transparenten sind die deutschen Erzeugnisse die besten der Welt. Lichtechte, beständige Farben, vorzügliches Papier, tadel lose hohe Lackirung und feste Klebkraft erzielen eine bedeutende Wirkung. Wenn auch die Transparent-Plakate heute nicht mehr den Eindruck auf das Publikum machen, wie vor 20 Jahren, als die ersten vereinzelten ausländischen Transparente in Deutschland auftauchten, so ist ein sauberes, nach Vorschrift gut befestigtes Transparent-Plakat entschieden auch jetzt noch eins der wirk samsten Reklamemittel. Der hierzu verwendete Rohstoff muss tadellos reines, möglichst schwaches und gleichmässiges Leinen papier sein. Die Lackirung muss auf Vorder- und Rückseite mit Fettlack (Terpentin) erfolgen. Die Vorderseite wird nach abso lutem Trockensein mit Klebstoff bestrichen. Dieser Klebstoff muss ebenso wie der Lack möglichst farblos sein. Eine gute Mischung ergiebt Gelatine, Glycerin und Dextrin. Gummi ist zu spröde, trocknet bei heissen Tagen und springt dann ab, zu viel Gelatine springt auch ab. Hatte man früher Klagen über mangelhaftes Kleben, so erfolgen jetzt meist Anfragen, wie man die Plakate wieder von den Fenstern entfernen könne. Das rascheste Mittel hierfür ist dick aufgestrichene grüne Seife. Dieselbe wird abends aufgetragen, lässt sich den nächsten Morgen leicht entfernen und nimmt jeden Rest des Plakats mit fort. Transparent-Plakate dürfen nie ohne Zwischenlagen aufbewahrt werden, auch müssen dieselben einzeln öfters umgelegt werden, um Zusammenkleben zu vermeiden. Um dieselben fest auf die Schaufenster zu kleben, befeuchtet man die Vorderseite mit reinem Wasser, legt sie auf das Glas und reibt mit einem Tuch von der Mitte aus fest an. Wenn alle Luftbläschen und das überschüssige Wasser herausgestrichen sind, so haftet das Plakat fest. Anfang der siebziger Jahre kamen die sogenannten Patent- buchstaben-Plakate auf den Markt. Zunächst nur Buchstaben, die aus gummirtem schwarzem Hochglanz-Karton gestanzt waren, später auch bunte, weisse, metallbronzirte Buchstaben, Rahmen, Hände usw. Diese Sachen haben sich zur Anfertigung von Preis- Auszeichnungen und dergl. fest eingeführt. Seit 10 Jahren ist eine besondere Art Plakate im Handel: die sogenannten Grabschriftplakate. Kalblederpapier wird auf Holzpappe kaschirt, die Kanten werden abgeschrägt und meist mit unechten Gold- und Silberschrägschnitten versehen. Die Schrift wird mit sogenannter Grabschrift vertieft auf der Vergoldepresse geprägt. Ursprünglich wurden diese Plakate zu guten Preisen mit echten Schrägschnitten und echtem Gold gefertigt, aber bald wurde dieser lohnende Artikel durch Schmutzkonkurrenz derartig geworfen, dass er jetzt ganz herunter ist, sowohl in der Aus führung wie im Preis. Faongestanzte Plakate in Fassform, Flaschenform, Bauernkind mit gefülltem Korb, Affe am Seil hochkletternd und im Maul ein gestohlenes Paket Kautabak tragend, Chinesen mit beweglichem Zopf, aut Schaukeln sitzende Kinder, Köchin am Herd stehend usw. giebt es in unendlicher Auswahl; meist sind die Figuren zum Aufstellen eingerichtet. Seit einigen Jahren haben sich auch die beweglichen Reklame-Artikel eingeführt: auf Divan ruhende Orientalin, Cigaretten rauchend, hinter ihr ein Fächer schwingender Sklave, ein sich bewegendes Schiff, hinter dem Fächer hervor lugendes Mädchen usw. Sehr effektvoll wirken auch an solchen Plakaten angebrachte bunte Fäden, Quasten und Schnüre, doch gehört zu derartigen Anordnungen ein feiner Geschmack. Man sieht ebenso Plakate, die durch Anbringung von Bindfaden, Schnüren, Quasten, Bändern usw. höchst eigenartig ausgestattet sind, doch kann auch hier die Wirkung durch unpassendes Bei werk leicht verbösert werden. Vielfach werden die Plakate auch geprägt, in Form von Schiefertafeln, Cakes, Bisquits, Zwirnrollen und dergl. Der Farbe und des Lackes wegen können die meisten dieser Sachen nicht warm geprägt werden, sie sollen aber in der Regel recht scharf hoch oder tief stehen. Da die Pappen oder der Karton bei kalten, scharfen Pressungen sehr leicht platzen, so hat der Präger mit grossen Schwierigkeiten zu rechnen. Nur durch Anfeuchten der hochzuprägenden Stellen von der Rückseite oder durch schwaches Vorprägen und nachfolgendes kräftiges Fertigprägen kann man sich helfen. Jedoch hat man darauf zu achten, dass durch zu kräftiges Feuchten der Rückseite die Vorderfläche nicht rauh wird. In einem ganz schwierigen Fall half sich der Verfasser durch Befeuchten der Rückseite mit Aether, derselbe erweichte den Stoff sofort, und nach dem Prägen war er gleich wieder ver flogen und die geprägte Stelle war wieder hart. In meiner Sammlung befindet sich ein künstlerisch aus geführtes Plakat mit einer beim Prägen zerplatzten Germania als Hauptfigur. Jahrelang hatte dieses Plakat in einem Geschäft seinem Zwecke gedient, ehe es in meinen Besitz gelangte. Durch öfteres Betupfen der Rückseite mit starkem Essigäther brachte ich die geplatzten Fasern wieder zurück. Zum Prägen verwende man Präge-(Vergolde-)Pressen mit Handbetrieb oder vortheilhafter mit Kraftbetrieb. Bei Neu anschaffungen bevorzugt man Dampfpressen, bei denen der Presstisch selbstthätig aus- und von Hand eingeführt wird. Beim Prägen und Vergolden ist dies am vortheilhaftesten. Die Ein rückung geschieht gleichzeitig mit der Einführung des Tisches. Dadurch hat der Präger beliebig Zeit zum Wechseln des Materials, während bei automatischem Aus- und Eingang sehr häufig auch ausgerückt werden muss und dadurch viel Zeit verloren geht. Alle beweglichen Plakate muss man so konstruiren, dass die Bewegungen nach einer Richtung geschehen. Dieselben werden genau wie die grössern Zug- und Aufstellkarten durch Karten-, Pressspanstreifen, Bleibelastung und Draht beweglich gemacht. Bei starken, schweren Sachen muss man zum Sand als bewegende Kraft greifen; derselbe sickert durch enge Holz- oder Karton hülsen, und der Kasten braucht beim Stillstand nur umgedreht zu werden, um wieder betriebsfähig zu sein. Noch wenig ausgebeutet sind die Klopfplakate, z. B. Kinder oder Frauengestalten, die mit den Fingern an das Schaufenster klopfen, verschwinden, wieder erscheinen und dergl. Ebenso die durch Mechanik getriebenen, sich drehenden Plakate mit wechselnden Ansichten und Anzeigen. Auch von Celluloid und Aluminium lassen sich sehr wirkungsvolle Plakate herstellen. Der hitzige Wettbewerb zeitigt neben schönen Früchten auch manche hässliche Eigenheit. Es giebt Konkurrenten, welche die mit grossen Kosten hergestellten künstlerischen Plakate ihrer Mitbewerber an den öffentlichen Aushängestellen fortnehmen und vernichten lassen. Man lasse deshalb auf die Rückseite jedes Plakats in kräftiger Schrift die Worte drucken: »Dieses Plakat ist und bleibt Eigenthum meiner Firma. Wegnahme und Ver nichtung wird als Diebstahl zur Bestrafung angezeigt. Wer mir einen solchen Fall mittheilt, dass ich den Thäter zur Rechen schaft ziehen kann, erhält eine hohe Belohnung. X. und Y.« H. U. Härten von Stahlwerkzeugen. Ein praktisches Verfahren, Bohrer, Messer, Stanzen und andere kleine Werkzeuge so zu härten, dass eine möglichst grosse Haltbarkeit erzielt wird, besteht in Folgendem: Nachdem die Gegenstände vollständig fertig hergestellt sind, werden sie mit ihrem Arbeitstheile in geschmolzenes Blei getaucht, welches in einem eisernen oder irdenen Tiegel bis zur Rothgluth erwärmt worden ist. Hierin werden sie einen Augenblick gelassen, bis sie heiss geworden sind, dann dreht man sie in gewöhnlicher Seife gut um und taucht sie nun wieder in das Blei, bis sie ebenfalls rothglühend geworden sind (bei Sachen von 4 bis 8 mm Durch messer etwa eine Minute). Dann wird das Stück herausgezogen und schnell in Wasser abgekühlt. Den richtigen Wärmegrad des Bleies kann man sehr leicht daran erkennen, dass beim Heraus ziehen des Bohrers keine Bleitheile an demselben haften bleiben. Sind die Sachen in Wasser abgekühlt, so werden sie wieder blank gemacht und nun angelassen. Das Anlassen (oder Anlaufenlassen) geschieht am besten auf einer Blechplatte, unter der sich ein Holzkohlenfeuer befindet. Runde Stücke werden in Partien von 10 bis 12 Stück auf einmal auf die Blechplatte gelegt und immer etwas hin und her gerollt, um eine möglichst gleichmässige Erwärmung zu erzielen. Sind die Gegenstände bis auf die geeignete Farbe angelaufen (bei Messern dunkelgelb bis blau, bei Bohrern dunkelgelb usw.), so werden sie wieder in reinem kaltem Wasser abgekühlt und sind nunmehr zum Gebrauch fertig. Der Vortheil, den das Erwärmen in geschmolzenem Blei gegen über dem Erwärmen im direkten Feuer bietet, besteht einestheils darin, dass die Schneidkanten dem direkten Feuer nicht aus gesetzt werden, also nicht verbrennen, ehe der Kern des Bohrers überhaupt warm wird, auch kann man die Erwärmung genau abgrenzen. Dadurch, dass man nur den Arbeitstheil in das Blei taucht, wird auch nur dieser Theil des Bohrers hart, und man ist nachher in der Lage, den Kopf beliebig zu bearbeiten. Allg. Anz. f. B. u. H.