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Nr. 63. PAPIER-ZEITUNG. 2013 Fremdwörter. Die Fremdwörtersucht oder vielmehr das Bestreben, fach technische Darstellungen und Erfindungen durch griechische und lateinische Wortbildungen in ihrem eigentlichen Wesen zu ver dunkeln, passt schlecht in unser graphisches Gewerbe, wo das praktische Verständniss nicht auf sogenannter klassischer Bildung zu beruhen braucht. Dass bei fremdländischen Wort-Zusammensetzungen, abgesehen von ihrer Unverständlichkeit, auch Fehler und Unklarheiten zu Tage treten, bemerkt man z. B. an den jetzt vielfach gebrauchten Endungen -gravüre und -typie. Während diese ursprünglich das Graviren, also Tiefdruck, und das Drücken = Drucken, also Hoch druck darstellen, wendet man sie jetzt unterschiedslos in jeder beliebigen Verbindung für Tief-, Flach- und Hochdruck an — man vergleiche Typogravüre und Phototypie, welch erstere man für ein wunderbares Gemisch von Buch- und Kupferdruck halten könnte, während letztere vielfach für Lichtdruck gebraucht wird — und doch werden beide Bezeichnungen an zuständiger Stelle nur für Halbton-Hochätzungen angewandt. Was hat es ferner für einen Zweck, dass man sich mit dem ewig unverstandenen Wort Auto typie (übersetzt Selbsthochdruck) herumplagt? Eine neue Wortbildung ist seit einiger Zeit auch im Papier fach aufgetaucht: Skytogen-Papier = lederartiges Papier. Wäre Skytogen nur ein Name und kein Begriff, so könnte man die daran anschliessende Wortbildung Skytogen-Imitation wohl ver stehen. So aber müsste man übersetzen: Nachahmung des Leder artigen. Wozu die verwerfliche Fremdwörtersucht führen kann, beweist eine letzthin in einem Fachblatt enthaltene Anzeige, wo ein Verleger die Ausstattung seiner Veröffentlichung mit folgenden Worten kennzeichnet: »Skytogen-Imitation (ähnlich Kaliko-Ein band)«. Etwas Lederartiges kann doch unmöglich ähnlich dem Leinwandartigen sein. An solch falscher Begriffsbildung ist eben nur die Fremdwörterei schuld. Darum fort mit den undeutschen fachtechnischen Bezeich nungen im Buchgewerbe überall da, wo durch die eigene Sprache der Sache ein kurzer und klarer Name gegeben werden kann! G. U. Schunddruck. Eine Berliner Dütenfabrik »und Buchdruckerei« hat zu ihrer Empfehlung Adresskarten herausgegeben, so schauerlich schön, dass wir unsern Lesern durch nachstehende photozinkographische Wiedergabe der Rückseite einen Genuss zu verschaffen glauben: Empfehle mich zur Anfertigung- von sämmtlichen Drucksachen, sowie: Rechnungen, Circulare, Avise Adress- u. Postkarten. Specialität. Drogen- Haadschuh- Cigarrenbeutel ete. Das nennt sich nun Buchdruckerei! Muss man beim Anblick solcher traurigen Machwerke nicht Denen Recht geben, welche die Gewerbefreiheit als den Untergang des Handwerks betrachten?! Kleine Mittheilungen. Verlag katholischer Bücher. Herr Friedrich Pustet in Regens burg theilt uns mit, dass der Absatz liturgischer Bücher nach Frankreich, der in Nr. 61, S. 1951, auf mehrere Millionen Franken Werth beziffert wurde, selbst in den besten Zeiten noch nicht 50 000 Franken betragen habe. Photographieähnlicher Druck. Charles B. Woodward in St. Louis (V. St. A.) hat sich ein D. R. P. Nr. 75281 ertheilen lassen auf ein Verfahren zur Her stellung photographieähnlicher Bilder auf der Buchdruckpresse. Die Patentschrift äussert sich darüber wie folgt: Nach dem vorliegenden neuen Verfahren ist man imstande, mit der Druckerpresse Bilder herzustellen, welche Photographien täuschend ähnlich sehen. Zur Erzeugung dieser nachgeahmten Photographien kann man Holzschnitte, Kupferstiche, Stahlstiche, Radirungen, Lithographien usw. benutzen. Bringt man derartige Bildstöcke in eine Druckerpresse, so erhält man ein Bild, welches entweder aus netzartig verbundenen Linien oder aus einer Reihe von Schattenlinien mit weissen Zwischenräumen besteht, da ohne solche Unterbrechungen Licht und Schatten im Bild nicht zum Ausdruck gebracht werden können. Die Maschen des Linien netzes, oder die weissen Stellen zwischen den Schattenlinien, oder die Unterbrechungen in letztem verleihen dem Bild ein mehr oder weniger grobes Aussehen, durch welches es sich unvortheil- haft von einer Photographie unterscheidet, und durch welches die Aehnlichkeit mit dem Darstellungsgegenstand beeinträchtigt wird. Das neue Verfahren, Bilder so zu drucken, dass sie Photo graphien ähnlich sehen, besteht in der Hauptsache darin, dass man den Druck des Bildes einigemale mit hellerer Farbe und mit je einer kleinen Verrückung des Bildstockes oder des Druckbogens wiederholt, sodass die weissen Zwischenräume, welche der erste Druck gelassen hat, durch den zweiten oder die weiter folgenden ausgefüllt werden, und man eine fortlaufend abschattirte Fläche erhält. Die Verschiebung aus dem Register vor dem zweiten Abdruck lässt sich in der Weise ausführen, dass man die Anlegemarken mit Hilfe von Mikrometer-Schrauben um das erforderliche Maass aus ihrer alten Stellung verschiebt. Doch kommt man auch damit aus, dass man dünne Papierstreifen auf die Anlegemarken klebt. Die vorzüglichsten Ergebnisse erhält man auf Cylinderpressen bester Konstruktion, die vollkommen Register einhalten und einen scharfen Abdruck geben. Der Aufzug des Cylinders muss hart und glatt sein, und grosse Sorgfalt ist auf die Zurichtung der Platten zu verwenden. Werden Bildplatten nach dem neuen Verfahren auf ein Blatt zusammen mit Lettern gedruckt, so kann man den Letterndruck nachfolgen lassen oder ihn zugleich mit dem Schwarz druck des Bildes vornehmen und dann die Lettern-Stereotypplatten von ihren Unterlagen entfernen, um den zweiten Druck mit den Bildplatten ohne die Letternplatten vorzunehmen. Typensatz kann man hierzu nicht verwenden, da man sonst die Form auf schliessen müsste und es nicht möglich sein würde, die Lücken durch Stege auszufüllen, ohne die Bildplatten zu verrücken. Um die Aehnlichkeit mit einer Photographie noch zu erhöhen, kann man die eigenthümliche Färbung der Photographien nach ahmen, indem man z. B. einem kräftigen Druck mit schwarzer Farbe einen oder mehrere Drucke von hellbrauner Farbe mit der beschriebenen Lageänderung folgen lässt, sodass z. B. die farbigen Schattenlinien des braunen Druckes theilweise oder ganz in die Räume zwischen den Schattenlinien des schwarzen Vordruckes fallen. In dieser Weise stellt sich eine Mischung der zu den verschiedenen Drucken benutzten Farben her, und durch sorgfältige Auswahl der letztem kann die eigenthümliche Färbung der Photographien nahezu vollständig erreicht werden. Wenn die Bilder gut gelingen sollen, so muss man nicht mehr als einen Druck in kräftiger Farbe geben, wobei es nicht gleich- giltig ist, in welcher Reihenfolge man die Drucke folgen lässt, vielmehr ist es am vortheilhaftesten, das Bild zunächst durch einen kräftigen Druck zu fixiren und nachher, wenn erforderlich, die verschiedenfarbigen matten Drucke folgen zu lassen. Um Photographie-Aehnlichkeit zu vollenden, kann man den Bildern durch Walzen oder Ueberziehen mit Firniss auch den Glanz der Photographien ertheilen. Patent-Anspruch: Ein Verfahren zur Herstellung von Bildern, die ähnlich wie Photographien gleichmässig abschattirt erscheinen, mittels gewöhn licher Bildstöcke oder Platten in der Druckerpresse, gekennzeichnet dadurch, dass mehrere Drucke, unter denen einer von dunklerem Ton als die übrigen, einander folgen, nachdem der Druckbogen oder die Druckplatte jedesmal derart verrückt worden ist, dass die neu entstehenden Linien mehr oder weniger vollständig die von dem oder den vorhergehenden Drucken freigelassenen Stellen bedecken.