Volltext Seite (XML)
.ose. 2011 Nr. 63. Buchgewerbe Buchbinderei © © Buchdruck © © © © © © Buchhandel © © © Steindruck Eingesandte Werke finden Besprechung. Mitarbeiter und Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung. Sarchliche Mittheillungen finden kostenfreie Aufnahme. Preis-Ausschreiben der Papier-Zeitung. I. Koloriren eines gegebenen Satzmusters. Die Bewerbung wurde mit dem 31. Juli geschlossen. Eingelaufen sind 169 Entwürfe. Die Sitzung der Preisrichter kann erst Mitte dieses Monats stattfinden, da einige der Herren gegenwärtig verreist sind. II. Entwurf eines Blattes für den Muster-Austausch. Einlieferung: 31. August 1894. Dio Theilnahme ist bei der Redaktion der Papier-Zeitung anzumelden. Das Ausschreiben erfolgt im Auftrage der Firma H. Berthold, Berlin SW., Belle-Alliancestr. 88. Als Preise sind von dieser ausgesetzt 40 Mark für den besten, 20 Mark für den zweitbesten Entwurf. Ehrenvolle Erwähnungen nach Ermessen der Preisrichter. Jeder mit einem Preise oder mit einer ehrenvollen Erwähnung Aus gezeichnete erhält ausserdem ein Diplom. Die Bedingungen werden den Bewerbern auf Anfrage von der Redaktion der Papier-Zeitung mitgetheilt. Als Preisrichter werden amtiren die Herren Buchdruckerei-Besitzer H. Förster-Zwickau i. S., 0. v. Holten-BerYm, P. Wohlfeld-Magdeburg, die Firma H. Berthold und der Redakteur der Papier-Zeitung, Hermann Hoffmann. Abziehen von Accidenz-Korrekturen. Das wiederholte Abziehen von Accidenzen, die längere Zeit stehen bleiben müssen, ehe sie gedruckt werden können, verursacht infolge Anhaftens der Farbe Schmutz, der sich in trockenem Zustande zwischen Schrift, Linien und Regletten legt und den genauen Anschluss beeinträchtigt. Das jedesmalige Waschen, was vielleicht von Vielen als das rationellste Mittel dagegen empfohlen werden wird, ist umständlich und zeitraubend, nament lich wenn die Form erst nach einem entlegenen Druckersaal getragen werden muss. Schreiber dieses bürstet jede Satzform, bevor sie mit der Abziehwalze in Berührung gebracht wird, mit einem zu diesem Zwecke angeschafften weichen Pinsel ab, sodass aller Staub, der sich an längere Zeit nicht benutzten Schriften, in den Ver tiefungen verzierter Schriften und Ornamente angehäuft hat, erst entfernt wird. Staub und Farbe geben bekanntlich die unan genehme Schmutzkruste. Nach dem Abziehen werden zwei bis drei blinde Abzüge auf eine Lage recht weichen Papiers gemacht; dadurch wird die der Schrift anhaftende Farbe zum grössten Theil entfernt. Die weiche Papierlage kann zu einer grösseren Anzahl von Abzügen benutzt, auch durch Wenden der einzelnen Bogen gewissermaassen erneuert werden. Es braucht wohl kaum hervorgehoben zu werden, dass zur Erzielung sauberer Abzüge eine gute Walze gehört; mit einer schlechten Walze wird die Farbe gewaltsam in die Vertiefungen der Schrift getrieben. In einer mittleren, den feinen Accidenzdruck pflegenden Druckerei theilte man mir mit, dass man zum Abziehen kleinerer Sätze bis zu Quartformat überhaupt keine Farbe verwende. Man bediene sich statt derselben des bekannten Indigo-Durch schreibpapiers. Das Indigopapier wird mit der unbestrichenen Seite auf den Satz gelegt, mit dem zu bedruckenden Papier bedeckt und wie gewöhnlich verfahren. Der Abdruck zeigt sich in blauer Farbe. A. H. E. Ausstellung amerikanischer Holzstiche in Berlin. In der National-Gallerie in Berlin (Lustgarten) findet gegen wärtig im zweiten Corneliussaal eine sehr interessante Ausstellung amerikanischer Holzstiche statt. Alle, die dem Buchgewerbe nahe stehen und in Berlin weilen, sollten sich diese Sammlung ansehen. Von 34 der ersten amerikanischen Holzstecher sind etwa 200 ihrer besten Arbeiten vertreten; es dürfte wohl keine so günstige Gelegenheit wiederkehren, die amerikanische Holzstichkunst auf einem Brett vor sich zu sehen. Die deutschen Buchbinder und das Ausland. Von W. von Knoblauch in London. Mit Bezug auf den Artikel »Deutsche Buchbindekunst« in Nr. 57 der Papier-Zeitung bitte ich feststellen zu dürfen, a) dass Allen, auch den englischen Buchbindern die Thatsache unbekannt war, dass die Firma • At the Caxton Head« eine Ausstellung beabsichtigte; b) dass ein gleichlautender Brief an alle Buchbinder des In- und Auslandes gesandt wurde; c) dass dasselbe Preis-Maximum für alle betheiligten Buchbinder festgesetzt war. Unter diesen Umständen arbeiteten alle, auch die englischen, mit demselben Nachtheil. Wie ist es nun, dass die dänischen und schwedischen, von den englischen Buchbindern garnicht zu sprechen, trotz alledem mehr Kunstgefühl entfalteten als die deutschen? Besonders oder ausschliesslich für Ausstellungen hergestellte Bände sind nach meiner Meinung für die Beurtheilung des Durchschnittskönnens der Buchbinder nicht maassgebend, und ist eine solche Ausstellung wie die desHerrn und der Frau » Tregaskis«, ein viel richtigerer Gradmesser für den augenblicklichen Stand der Kunst. Natürlich wendet sich der Ausländer an solche deutsche Buchbinder, die im Auslande durch ihre Einbände bekannt sind, und dies sind die Buchbinde-Fabriken, die in dem Artikel »Buchbindekunst« so weg werfend behandelt wurden. Betreffend die Bibliophilen, die 2000 M. für den Einband eines Werkes anlegen, so sind dieselben in England leider recht selten. Ueberhaupt ist man durchaus hier nicht so freigebig mit dem Geld, wie man es in Deutschland glauben machen will; der Engländer ist ein sehr guter Rechner. Die deutschen Bibliophilen, und dies kann ich aus eigener Erfahrung behaupten, kommen oft nach London und geben an Zähnsdorff, Morell und Mudie Bücher zum Einbinden, da solches in Deutschland nicht so artistisch zu haben sei. Ein schlesischer Adeliger, Besitzer einer werthvollen Bibliothek, sagte mir, er betrachte sich als eine Art Pionier, um den Buchbindern seiner. Stadt Geschmack beizubringen. Ich glaube, alles dies bestätigt den Warnungsruf, den ich in der Buchhändler-Zeitung Nr. 28 veröffentlichte. Die aufgestellte Behauptung »So erbärmlich wie im Durchschnitt dort (in England) gedruckt und gebunden wird« usw., zeigt, dass der Verfasser des Artikels die grosse Entwickelung, die während der letzten zehn Jahre im Buchgewerbe Englands stattgefunden, nicht verfolgt hat; augenblicklich ist der englische Druck dem deutschen an Klarheit und Schönheit überlegen. Die Einbände sind wahrhaft genial entworfen und recht dauerhaft in der Arbeit. Leute wie Walter Crane und William Morris, haben keineswegs ihr Leben und Vermögen daran gesetzt, sondern ihr Beruf hat ihnen ein nettes Vermögen und grossen Ruhm eingebracht. Der Verdienst der englischen Buch-Drucker und -Binder ist, dass sie das Richtige der Theorien beider erkannten und praktisch anwandten. Die englischen Leinenbände erscheinen dem Deutschen geschmack los, man darf aber nicht vergessen, dass dieselben, wie der deutsche papierne Umschlag, bloss provisorische Schutz-Umschläge sind und daher die Bücher nur lose darin eingeheftet werden. Meistens sind diese Bände in Deutschland fabrikmässig hergestellt. Betreffs des Leipziger bez. deutschen Leinenbandes ist derselbe gewiss sauber und manchmal auch dauerhaft gearbeitet, was, da er meistens der definitive Einband ist, auch nöthig ist. Auf künstlerischen Geschmack, äusser vielleicht einer zu weit getriebenen Symmetrie der Linien, macht er von vornherein keinen Anspruch. Warum nicht? Weshalb sollten diese billigen, in Tausenden von Exemplaren hergestellten Leinenbände nicht auch künstlerische und frei entworfene Muster schmücken, anstatt die jetzt gebräuchlichen, immer wiederkehrenden nach der Schablone verfertigten Dekorationen? Der Kostenpunkt für ein originelles Muster käme bei den Tausenden von Exemplaren doch schwerlich in Betracht. Ein wenig Kunstsinn und Originalität in Leinenbänden würde auch dem Buchbinder, der sich mit Kunst-Einbänden abgiebt, ein Ansporn sein, Tüchtiges und Künstlerisches auf seinem Gebiete zu leisten. Die deutschen Buchbinder dürfen nicht rasten und ruhen, bis sie uns den verlorenen Weltruf früherer Jahrhunderte, dass die deutsche Nation die besten und kunstfertigsten Buchbindermeister besitze, wieder errungen haben. ♦ * * In Nr. 57 wurde dem abfälligen Urtheil über die deutsche Buchbinderei insofern zugestimmt, als diese im Durchschnitt keine Fühlung mit der Kunst habe und in guter handwerksmässiger Aus führung der Einbände ihr Ziel sehe. Doch wurde als Entschuldigung geltend gemacht, dass hierzulande die Preise für Buchbinder-