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1918 PAPIER-ZEITUNG. Mr. 60. Sulfit-Zellstoff. Von Emile Scherrer, Bienduques. Fortsetzung zu Nr. 59. Schwefelofen — Thurmbetrieb — Laugenbereitung. Die in Fig. 49 schematisch skizzirte Thurmrüstung soll dem Thurm die nöthige Festigkeit gegen die Unbilden der Witterung verleihen. Beim Bau derselben hat man sich hauptsächlich nach den örtlichen Windverhältnissen zu richten. Gewöhnlich giebt man je zwei benachbarten Thürmen gemeinsames Gerüst. Je nach der Höhe der Thürme bringt man vier bis fünf und mehr Zwischen böden an und verbindet dieselben untereinander mitkräftigenLeitern. lässt so das Wasser abziehen. Wo es durch eine nahe gelegene Welle möglich ist, wird man natürlich den Kalkstein-Aufzug mit derselben in Verbindung bringen. Das Aufziehen der Kalksteine mittels eines sogen. Wellenbockes ist höchst mühsam und zeitraubend. In der Zeichnung Fig. 49 sind o p die Uebertreibbottiche, q Schwefelöfen, r Kühlrohre, s Lagerraum für Schwefel und Kalk stein, t Kochergebäude. Wo es angeht, wird man die Thürme nicht zu ebener Erde, sondern auf starke Fundamente oder z. B. auf einem neben der Fabrik aufsteigenden natürlichen Hügel so hoch aufstellen, dass die vom Thurm kommende Lauge direkt in einen mit der Sohle noch etwa 0,5 m über der Kochereinfüllung befindlichen grossen Fig. 49. Fig. 50. An dem, zu diesem Behufe verstärkten Dachgebälke befestige man den Aufzug für die Kalksteine. Im vorliegenden Falle wird mit zwei Kübeln und einem gemeinschaftlichen Hanfseil gearbeitet, für welche auch zwei kleine Seilrollen nöthig sind, die so weit auseinander stehen, dass die beiden Kübel bequem aneinander vorbeifahren können. Auf der verlängerten Welle der einen Seilrolle bringt man eine kleine Bremsvorrichtung k an (Fig. 50). Das starke Kübel a auf der Höhe des obersten der andere Kübel b auf dem Boden Den Kübel b füllt man nun bis etwa zu drei Viertel seiner Höhe mit Kalksteinen. Aus dem Be hälter g lässt man durch Hahn e und Schlauch f Wasser in Kübel a laufen, bis das Gewicht a sein Gegengewicht b etwas übersteigt, und der mit Wasser gefüllte Kübel den mit Kalksteinen belasteten in die Höhe zieht. Der auf dem Boden c stehende Arbeiter regelt mit dem in Fig. 50 skizzirten Bremshebel h und der Bremsrolle k die Seil- Geschwindigkeit, zieht den oben angelangten Kalkkübel auf die Plattform und bringt die Kalksteine in die Thürme. Ein anderer Arbeiter steht unten, leert den mit Wasser gefüllten Kübel, beschickt ihn wieder mit Kalksteinen usw. Beide Kübel haben eine sehr einfache, aus Fig. 51 ersichtliche Wasser-Entleervorrichtung. An dem in den Kübel eingelassenen Stutzen l ist ein Schlauch i befestigt. Beim Füllen des Kübels wird Schlauch i nach auf wärts gebogen und an Haken m befestigt. Zum Entleeren dreht man den Schlauch nach unten in horizontale Lage und Hanfseil ist so lang, dass ein Bodens c angelangt ist, wenn der kleinen Grube d steht. Fig. 51. Laugenbehälter fliesst. Bei einer solchen Anlage werden die durch häufige Ausbesserungen oft sehr lästigen Säurepumpen überflüssig. Als Säurepumpen sind in Anwendung: 1. Langsamlaufende doppelte Kolbenpumpen, bei welchen alle Theile, die mit der Säure in Berührung kommen aus Hartblei, Kupfer oder Phosphorbronze bestehen. Auch Glascylinder sieht man hier und da in Anwendung. Eine doppelte oder zwei einfach wirkende Kolbenpumpen von nachstehenden Abmessungen genügen vollkommen für eine Anlage mit zwei Kochern von 12 m Länge und 4 m Durchmesser, in der Voraussetzung, dass ein grosser Laugenbehälter vorhanden ist: Kolbendurchmesser = 90 mm, Hubhöhe = 300 mm, Anzahl Hube in der Minute = 40. 2. Kleine Rotationspumpen, bei denen alle Theile, die von der Säure bespült werden, aus Phosphorbronze bestehen. Wohl jede Zellstoff-Fabrik besitzt einen grossen Laugen- Behälter, der für mehrere Kochungen Lauge aufzunehmen vermag. Wo immer möglich baut man diese Vorraths-Behälter so hoch, dass die Lauge von denselben direkt und ohne Pumpen in die Kocher abgelassen werden kann. Herr Direktor H. Rinderknecht in Niklosdorf baute in einer schweizerischen Zellstoff-Fabrik den in Figg. 52, 53, 54, Längsschnitt, Querschnitt, Grundschnitt in 1 : 200 dargestellten Behälter A. Die Stützmauern sind in Sand stein-Mauerwerk, Boden und Wände in Portland-Gement-Beton ausgeführt. Starke Schienen mit durchgehenden Schrauben halten das Ganze zusammen. Die durch den Behälter gehenden Schrauben liegen in Bleirohren, können also von der Säure nicht zerfressen werden. Der Behälter, im Innern 12 m 0,7 cm lang, 5 m 22 cm breit, 3 m 50 cm tief, ist mit zusammengelöthetem Bleimantel ausgefüttert. Das Reservoir kann für drei Kochungen je 75 000, also 225 000 1 Lauge aufnehmen. Ein Schwimmer, dessen Zeiger in einer Skala läuft, die sich neben den Kochern befindet, zeigt den jeweiligen Stand der Lauge im Behälter. Forts, folgt.