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Mr. 59. PAPIER-ZEITUNG. 1895 Neues Stereotypie-Verfahren. George Eastwood, London E. 0., 158 Fleet Street, hat sich in England eine Stereotyppresse nebst Verfahren patentiren lassen, durch welche eine Vereinfachung und Beschleunigung des Matrizen- formens bewirkt werden soll. In Fig. 1 ist aa das Gestell, bb ein Unterbau, auf dessen Vorsprüngen cc das Fundament ee ruht. Der Obertheil d ist mit der beweglichen Pressplatte kk durch Knie ¬ hebel nn verbunden, die durch die Schraubenspindel m bethätigt werden. Eastwood trägt eine plastische Masse, die einen Theil des Patentes bildet, auf einen Bogen Löschpapier, deckt einen Bogen Seidenpapier darüber und spannt diesen Matrizenbogen mit einem Fig. 2. Blatt Zeitungspapier als Hinterlage in einen Rahmen, der am Obertheil kk in federnde Haken oo geschoben wird. Dann wird die auf einem vorspringenden Tisch (Fig 2) fertig gemachte Form in die Presse geschoben und zugedreht. Das Einklopfen, Aus legen usw. fällt also fort. Die Presse wird durch Gas g (Fig. 1) oder Dampf geheizt. Das Fundament ist unten so geformt, dass ein Hohlraum f entsteht, der in der Mitte (bei K) am höchsten ist; hier wirken also die Feuergase am kräftigsten. Die Heizluft zieht durch die schmalen Auslässe rr ab, ein Theil derselben dringt durch Gänge ü bei jj in der Pfeilrichtung nach oben und wärmt die Pressplatte kk vor. Nach 15 bis 20 Sekunden wird die Presse wieder geöffnet, die Matrize löst sich dabei von der Form; da die Klammernp gleichzeitig nachgeben, so bleibt die Matrize schwebend in der heissen Luft hängen, um vollständig zu erhärten. Der ganze Vorgang vom Einschiessen der Form bis zum Abnehmen der gussfertigen Matrizen soll nur 1 bis 11/2 Minuten Zeit erfordern. Die Matrizenbogen (Löschpapier mit Deckmasse bestrichen) werden in trockenem Zustande vorräthig gehalten, bei Gebrauch wird nur die Oberfläche mit nassem Schwamm überfahren und der Seiden-Deckbogen aufgelegt. Während der Rahmen mit dem so vorbereiteten Matrizenbogen in die Presse gesenkt wird, treibt die Heizluft, von jj kommend, die Nässe in das Innere der Masse und macht diese geschmeidig. Büchertisch. Die Geisterseher. Humoristischer Roman von Fritz Mauthner. Verlag des Vereins der Bücherfreunde, Berlin. Preis geb. 4 M. 75 Pf. Der Verfasser dieses Romans erzählt uns hier eine spasshafte Spiritisten-Geschichte. Ein alter Sonderling, ein hannoverscher Major, der trotz seines allerdings mehr äusserlichen Preussenhasses in Berlin leben muss, weil er hier ein Grundstück geerbt hat, wird von einer spiritistischen Gaunerbande ausgesogen. Tischrücken, Geister- Erscheinungen usw. haben ihm bereits erhebliche Summen, daneben den Verstand gekostet, und er ist im Begriff, seine einzige Tochter, einem Befehl aus der Geister weit folgend, an den Oberschwindler zu verheirathen. Ein entfernter Vetter, der sich in die Tochter verliebt hat und von dieser auch nicht ungern gesehen wird, verhindert dies und bekommt den väterlichen Segen. Dies Alles spielt sich ziemlich unglaubwürdig ab und ist selbst für eine Humoreske zu dick aufgetragen. Weder die thränenreiche Majorstochter noch der für einen preussischen Assessor recht ungeschickte Retter in der Noth vermögen für sich ein zunehmen. Auch das Medium Karline mit dem Lieblingswort »Donner wetter«, die zum Schlüsse alles eingesteht und Besserung gelobt, findet unsern Beifall nicht, keinesfalls halten wir es für recht, dass der Ver fasser dieses durchtriebene Frauenzimmer schliesslich an den biedern Wurstverächter Fahlke verheirathet. Die Geschichte ist für die zu Grunde gelegte magere Handlung viel zu lang gesponnen; was der Verfasser hier auf 300 Seiten erzählt, hätte sehr gut in 30 Seiten zusammengezogen werden können, und würde dann sicher erfreuender gewirkt haben. Jahres-Rundschau über die Chemische Industrie und deren wirthschaftliche Verhältnisse für das Jahr 1893 von Dr. Adolf Bender. A. Hartleben's Verlag. Preis der vier Bände 18 M. Das Werk gliedert sich in vier Abtheilungen, welche einzeln käuflich sind, nämlich Abtheilung I — Metallurgie, anorganische Säuren, Basen und Salze — Preis 6 M. Abtheilung II — Nahrungs- und Genussmittel — Preis 6 M. Abtheilung III — Farbstoffe, Färberei, Zeugdruck, Gerberei, Papierfabrikation — Preis 3 M. Abtheilung IV — Leuchtstoffe, Spreng stoffe, Photographie, Lacke usw. — Preis 3 M. Die »Jahres-Rundschau« ist eine Sammlung technischer Neuerungen und analytischer Methoden, welche Allen, die in der chemischen Techno logie auf dem Laufenden bleiben wollen, zu empfehlen ist. Die Referate sind kurz und bündig, und die beigefügten Literaturquellen, wie auch die Listen der neuen Patente sagen dem Leser, wo er die Einzelheiten der ihn interessirenden Verfahren finden kann. Vortreffliche Inhalts verzeichnisse, guter Druck und kräftige Hervorhebung der Stichworte und der Verfasser erhöhen den Werth des Werkes. Spezialkarte des Grunewaldes. Verlag von Fontane & Co., Berlin W. Preis 30 Pf. Das Kärtchen ist ein guter Schlüssel des Grunewald-Gebietes, es giebt in übersichtlicher, klarer Weise Wege, Fahrstrassen, Beförderungs- Gelegenheiten und in rothem Druck die vom Touristen-Club der Provinz Brandenburg mit Wegweisern versehenen Pfade an. Der Wald ist grün unterlegt, das Wasser blau gehalten, eine etwas kitzliche Farben- Zusammenstellung, die aber den Erfolg hat, dass beides sich von dem Uebrigen scharf abhebt. Kleine Mittheilungen. Die französische National-Bibliothek enthielt nach den amt- liehen Verzeichnissen: im Jahr 1610 . 1 000 Bände » 1645 . 1 329 » » 1651 . 10 658 » » 1671 . 35 000 » 1688 . 43 000 » » 1838 . ■ 520 000 » » 1851 . 800 000 » 3 1893 . 1 934 157 Nummern oder mindestens 2 600 000 Bände.