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Nr. 52. PAPIER-ZEITUNG. 1673 Neuheiten. Unter dieser Ueberschrift werden alle von Beziehern der Papier-Zeitung eingesandten Muster von Erzeugnissen des Papier- und Sclireibwaaren - Faches, welche Neues oder Bemerkens- werthes bieten, kostenfrei besprochen. Hochzeits-Album. Der Kunstverlag von Alexander Koch in Darmstadt bietet mit diesem prachtvollen Album Neuvermählten und jungen Ehepaaren Gelegenheit, ihre Liebesgeschichte von der heimlichen Verlobung an bis zur Rückkehr von der Hochzeits reise zu ewigem Gedenken niederzulegen. Der sehr vornehm aus gestattete starke Quartband trägt auf dem braunen Deckel das Wort »Hochzeits-Album« in grosser, goldgeprägter Renaissance schrift. Oben ist eine schön gezeichnete Figurenleiste angeordnet, goldene und dunkelbraune Linien und ein vergoldetes vierblättriges Kleeblatt als Metall-Auflage bilden die weitere Ausstattung der Deckel-Schauseite. Die Blätter des Buches bestehen aus steifem Karton, sie sind einzeln an Leinenfälze gehängt und tragen Ver merke, die durch handschriftliche Eintragungen ergänzt werden sollen, um dann als Gedenkblätter für die Tage der Verlobung, des Polterabends, der Vermählung, der Einsegnung usw. zu dienen. Der Speisenkarte vom Hochzeitstage ist ein weiteres Blatt gewidmet, das Verzeichniss der Fest-Theilnehmer, das Tanz-Pro gramm, die Hochzeitsreise, Angebinde, Widmungen und Glück wünsche und andere Anlässe, deren sich die jungen Eheleute später gern wieder erinnern werden, finden besondern Platz in diesem eigenartigen Buche. Ja sogar für die schriftlichen und telegraphischen Glückwünsche sind gummirte Fälze vorgesehen. Den Schluss bildet ein Kalender der Gedenktage, in welchem für jeden Monat zwei Blätter starken Schreibpapiers eingeräumt sind. Bei allen Abtheilungen finden wir besondere von Künstlerhand gezeichnete, in zwei gebrochenen Farben geschmackvoll gedruckte Titelblätter, denen stets ein Blatt mit passenden Versen in hübscher Umrahmung folgt. Einige Haupttitel sind in mehrfarbigem Druck ausgeführt. Die Anlage dieses Hochzeits-Albums ist mit solcher Fürsorge getroffen, auch der geringsten Geschehnisse ist gedacht worden, dass eine in solchen Dingen wohl erfahrene Hand dabei gewaltet haben muss. Die innere typographische Ausstattung ist vorzüglich, das Ganze ein werthvolles Geschenkstück. Zum Ver triebe in Luxus-Papierhandlungen eignet sich das Album um des willen besonders, weil hier Bestellungen auf Hochzeits-Einladungen und dergl. zu erfolgen pflegen, sodass der Verkäufer genau unter richtet ist, wer eines solchen Buches bedarf. Hygienischer verbrennbarer Spucknapf von Louis Pursche in Oberschaar bei Wolkenstein i. S. Die neuere Forschung hat ermittelt, dass die Auswurfstoffe kranker Personen eine grosse Gefahr für die Gesunden in sich bergen. In Nr. 39 der Papier- Zeitung wurde dies eingehend erörtert. Man hat deshalb schon verschiedene Einrichtungen erfunden, die das Sputum unschädlich machen sollen, z. B. Spucknäpfe mit Wasserfüllung, solche mit Carbollösung usw. Die oben genannte Firma geht noch gründ licher zu Werke, indem sie einen Spucknapf konstruirte, der aus verbrennbaren Stoffen besteht und nach einiger Zeit des Gebrauchs den Flammen überliefert werden kann. In einem gepressten Teller aus weisser Holzpappe liegt ein merkwürdiges gewölbtes Ding, das wie der Kopf eines riesigen Pilzes aussieht, und 19 cm im Durchmesser hat. Bei näherer Untersuchung findet man, dass es eine Art Schwamm ist, der aus einem Stück Holz durch un zählige Kreuz- und Querschnitte auf etwa 4 cm Tiefe und Auf biegen der feinen Holzfaden entstanden ist. Dieser Holzschwamm saugt das Sputum auf, wie ein anderer Schwamm oder poröser Stoff es thun würde, und bietet völlige Sicherheit gegen Verstäuben des gefährlichen Inhalts. Ist der Pilz mit Auswurf gesättigt, so wirft man ihn sammt dem Untersatz ins Feuer. Glückwunschkarten. Die Luxuskarten-Fabrik Bernhard Mierisch in Leipzig schickt uns ihre Erzeugnisse in Wunschkarten. Wir finden darunter viele Muster, welche die Bezeichnung »Neuheit« wohl ver dienen, weil sie sich von den üblichen in Erfindung und Ausstattung unterscheiden. Die meisten Karten tragen zackig gestanzte Ränder, die sehr genau und scharf gearbeitet sind; bei den Doppelkarten steht vielfach die durchbrochene Kante der untern Hälfte an zwei Seiten über das obere Blatt vor; das Deckblatt zeigt dann leichte Farbtönung, welche bewirkt, dass die breite weisse Präge kante wie aus Elfenbein geschnitzt erscheint. Dieser Eindruck von Schnitzwerk wird erhöht durch die ungewöhnlich scharfe, saubere Prägung, die bei allen Karten bemerklich ist, und durch die vorzügliche Ausarbeitung der Prägeformen. Bei einigen Mustern, die mit reicher Farbenprägung ausgestattet sind, steht der Glückwunsch am obern Rande in Goldschrift zwischen zwei glatten Goldlinien; dies sieht sehr hübsch aus und wirkt wohl- thuend, weil es den Karten einen ruhigen Punkt verleiht. Rokoko- Formen treten häufig auf, entweder als Umrahmung oder als Eckverzierung in Goldprägung, wobei dann die Ecke weiss, der übrige Kartentheil farbig gehalten ist, — oder aber als schräg gelegtes Band, hinter welches eine Visitenkarte gesteckt werden kann. Weitere Muster zeigen eine schräg auf die linke Kartenseite geheftete Rokoko-Ecke, die dem gleichen Zwecke dienen soll, und die sich durch Prägung, ausgestanzte Konturen und gekörnten Grund von der glatten Karte scharf abhebt. Diese aufgelegte Ecke kehrt in verschiedenen geschmack vollen Farbenstellungen wieder; während die untere Karte, die Grundlage, stets weiss blieb. Ganz reizend sind diejenigen Muster, bei denen in einem Oval mit Goldfassung eine farbig gedruckte Landschaft oder ein Brustbild im Stil Louis Quinze angeordnet ist; Blüthenzweige treten hinter dem Medaillon hervor und ziehen sich über das Blatt. Dadurch, dass das Oval gewölbt geformt und glänzend geblieben ist, während die Karte sonst durch körnigen Grund duff gemacht wurde, wird eine überraschende Wirkung erzielt, wie wenn das Oval aus Emaille oder Stein bestände. Diese Täuschung wird bei einigen Mustern dadurch verstärkt, dass das Oval hell aus dunkel getöntem Karten-Grunde vortritt. In japanischer Art sind sehr schmale Karten gehalten, auf denen Kraniche und andere japanische Dekorations-Motive, weiss oder ganz mattfarbig geprägt, auf hellgrauem oder olivfarbenem Grunde erscheinen. Wir haben hier nur einige Muster herausgegriffen, um daran zu zeigen, dass die Firma Bernhard Mierisch auf dem Gebiete der Wunschkarten-Fabrikation Gutes und Beachtens- werthes leistet. Die andern Sachen sind mit gleichem Geschick, mit derselben Feinfühligkeit in Bezug auf Form und Farbe, und mit nicht geringerer Sorgfalt in technischer Hinsicht hergestellt Statistisches über Blei- und Farbstifte. In den letzten fünf Jahren hat die Ein- und Ausfuhr Deutsch lands an Blei- (Graphit-) und Farbstiften, Pastellstiften, Zeichen kohle und Zeichenkreide betragen: Einfuhr Ausfuhr 100 kg Werth in 1000 M. 100 kg Werth in 1000 M. 1889 .... 372 112 9 481 3318 1890 .... 309 109 9 784 3 229 1891 .... 363 98 9 433 2 971 1892 .... 1 151 184 9 477 2 843 1893 .... 1 480 237 10 902 3 271 Für die fünf Jahre zusammen bewerthet sich hiernach die Einfuhr auf 3/4 Millionen Mark, die Ausfuhr dagegen auf mehr als 15 1/2 Millionen Mark. Letztere besteht vorwiegend in dem Allerwelts-Artikel Bleistifte, hinsichtlich deren Herstellung Deutsch land schon lange den ersten Rang einnimmt, denn Frankreich, Russland und Italien sind trotz hohen Eingangszolles noch weit hinter der deutschen Fabrikation zurück, und England fabrizirt fast gar keine Bleistifte mehr. Nur in Oesterreich und Nord- Amerika hat sich eine bedeutende Konkurrenz entwickelt; letzteres Land ist überdies seines hohen Zolles wegen dem deutschen Export fast ganz verschlossen. Die stärkste Ausfuhr in den oben genannten Artikeln findet nach England statt, wohin 1892 2375, 1893 2864 Doppelcentner versandt wurden. Der Absatz nach Frankreich ist in den letzten zwei Jahren von 1105 auf 920 Doppelcentner zurückgegangen, dagegen derjenige nach Holland von 501 auf 755, nach Italien von 421 auf 481, nach der Türkei von 463 auf 633 Doppelcentner gestiegen. Nach Belgien wurden 1892 372, 1893 352 Doppel centner, nach Oesterreich-Ungarn 1892 503, 1893 472, nach Russ land 1892 331, 1893 329 Doppelcentner ausgeführt. Bemerkenswerth ist die auffällige Zunahme der Einfuhrzahlen in den beiden letzten Jahren. Diese Zunahme ist indessen lediglich der gesteigerten Einfuhr von Graphit in gepressten oder ab gepassten kleinen Tafeln oder Blöcken aus Oesterreich-Ungarn zuzuschreiben, für welchen Artikel im deutsch-oesterreichischen Handelsvertrag vom 1. Februar 1892 der deutsche Eingangszoll von 20 M. auf 2 M. herabgesetzt wurde. Die Einfuhr aus Oesterreich-Ungarn ist von 181 Doppelcentner im Jahre 1891 auf 954 Doppelcentner in 1892 und 1294 Doppelcentner in 1893 gestiegen.