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1670 PAPIER-ZEITUNG. Nr. 52. die nur gelegentlich Betel kauen, begnügen sich mit dem Betel blatt (pan) und etwas Arekanuss (supri). Bei den offiziellen Empfängen, den sogenannten Durbars der Rajas bildet das Her umreichen von Pan-Supari an alle Anwesenden den ceremoniellen Schluss. Wo Kalk ein bedeutender Handelsartikel ist, wie in Kutni, sind Kalköfen nach europäischem Muster im Betrieb, während für nur örtlichen Bedarf die Eingeborenen kleine kontinuirliche Kalköfen aus Lehm bauen. Sie sind von rundem Querschnitt und haben bei einer Höhe von beispielsweise 7 Fuss, unten etwa 6' oben 4' innern Durchmesser. Ganz unten sind in der Wandung zwei einander gegenüberliegende Löcher von etwa 1/2 qm Grösse zum Herausziehen des gebrannten Kalkes angebracht. Eine Anzahl Löcher in dem etwa fussdicken Mantel dient zum Regeln der Luftzufuhr; sie werden je nach der Windrichtung und dem Gang des Ofens offen gelassen oder mit einem Lehm patzen verschlossen. Beim Ingangsetzen des Ofens wird erst einige Fuss hoch leicht entzündlicher Stoff, wie Stroh, Holz, trockener Kuhdung, eingetragen und eine dünne Schicht Känkar darauf gelegt, dann wird durch die beiden grossen Löcher unten das Feuer angezündet und abgewartet, bis klare Flamme durch die Kalkschicht züngelt. Nun trägt man entweder eine halbfuss dicke Lage Kuhdung und eine etwas dünnere Lage Känkar ein oder, wo Holzkohle benutzt wird, ein Gemisch von Kohle und Kalk. Sobald die Flamme wieder sichtbar wird, folgt eine weitere Schicht und so fort, bis der Ofen voll ist. Dies nimmt 4 bis 5 Tage in Anspruch. Wenn kleine violette Flammen oben her ausschlagen, beginnt man mit Kalkausziehen. Es muss gleichzeitig an den beiden gegenüberliegenden Oeffnungen gearbeitet werden, sonst sinkt der überstehende Inhalt des Ofens nicht gleichmässig nach, sondern überstürzt sich, und der Kalk kommt dann in den nächsten Tagen ungleich gebrannt heraus. Zum Kalkziehen dient irgend ein kräftiges, hakenförmig gebogenes Stück Bandeisen. Man nimmt Kalk heraus, bis sich Spuren noch glühender Kohlen zeigen, und füllt dann den Oefen wieder mit Brennstoff und Roh kalk auf. Ein Ofen von erwähnter Grösse liefert in 24 Stunden 8 bis 12 Kubikfuss gebrannten Kalk und muss alle 12 Standen gezogen werden. Er kann, wenn die Arbeiter sorgfältig sind und es nicht zu Klinkerbildung kommen lassen, viele Monate ununter brochen im Gang bleiben. So einfach die Sache auch aussieht, braucht es doch viel Erfahrung, bis man mit diesen Oefen gut arbeiten kann. Man hat zwar nur Kalk und Brennstoff oben einzutragen und die seitlichen Luftlöcher nach Bedarf zu öffnen und zu schliessen. Aber auch beim Flötenspiel hat man nur in ein Loch oben hinein zublasen und sieben seitliche Löcher zu öffnen oder zu schliessen, und es ist dennoch ein Kunststück. Natürlich umgeben die Kalk brenner, die es schon fast zu einer eigenen Kaste gebracht haben, ihre Kunst noch mit allerlei hocus pocus, an den sie theilweise selber glauben. So wird beim Ueberschmieren des neuen Ofens ein etwas erhabenes Kreuz in den weichen Lehm gedrückt, das mit Eisenoxyd roth gefärbt wird. Und vor dem Ingang setzen muss ein bischen »pujah« (Gottesdienst) verrichtet werden, d. h. die Leute machen Blau, essen »Gur« (Rohzucker) und trinken Schnaps auf Kosten ihres Herrn. Auch darf keine Frau beim Bau eines Kalkofens helfen, oder denselben auch nur anrühren, sonst wird der Ofen nichts nutz, und der Kalkbrenner ist dann natürlich nicht Schuld daran, wenn der Ofen keinen guten Kalk liefert. Ich erwähne diese Kleinigkeiten, weil sie für das Gebahren der indischen Handwerker bezeichnend sind. Jedermann in Indien, gerade wie bei uns auf dem Lande, dankt Gott, wenn die Bauleute, Schreiner und Schlosser endlich aus dem Haus sind. Solange man das Kalkbrennen nicht selbst versteht, muss man gute Miene zum bösen Spiel machen, sonst laufen die Leute davon, und die nächsten, die man erhält, treiben es nur noch schlimmer. Hat man aber ein wenig Beobachtungsgabe und viel Geduld, so bemerkt man bald, worauf es im Grunde ankommt, wenn man sich die Mühe nicht verdriessen lässt, die Theorie des Kalkbrennnens nachzulesen. Die eigenen Leute finden über dies die besondern Kniffe der Kalkbrenner bald heraus, und man kann dann die letztem bei der ersten besten Gelegenheit an die Luft setzen. Ist man ein oder zwei Wochen allein fertig geworden, so kommen die Professionellen meist bittend und bettelnd zurück, und man kann dann den Einen oder Andern zu vernünftigen Bedingungen wieder in Dienst nehmen. Die Wieder angestellten sind dann gerade so fleissig und gehorsam, wie sie vorher faul und protzig waren, denn sie wissen jetzt, dass man nicht von ihnen abhängig ist. Die beschriebenen Oefen haben den Nachtheil, dass sie in der Mitte schlecht ziehen, und das Feuer oft am Rande schon aus dem Ofen schlägt, wenn die Mitte noch kalt ist. Die Flamme zieht sich überhaupt zu sehr den Wänden entlang, und ein grosser Theil des Brennstoffs dient mehr zum Erhitzen der Wände als zum Brennen des Kalkes. Ich habe daher schliesslich statt dieser Oefen 12' hohe Schachtöfen benutzt, welche unten nur einen innern Durchmesser von 2' hatten und sich nach oben allmälig auf 10' Durchmesser erweiterten. In dem untersten Theile brachte ich aus alten ausrangirten Roststäben einen Sattelrost an, um den Zug möglichst in der Mitte zu halten. Diese Oefen arbeiteten ganz vorzüglich und konnten Jahre lang ununterbrochen im Betrieb bleiben. Ueberdies ersparten sie gegenüber den alten Oefen 20 bis 25 pCt. Brennstoff. Soviel ich mich erinnere, ist dies das einzige Mal, dass es mir gelungen ist, mit ebenso einfachen Mitteln billiger als die Indier zu arbeiten. Die Oefen waren ganz aus ungebrannten Ziegelsteinen und Erde aufgeführt und kosteten etwa 25 M. das Stück. Jeder Ofen lieferte ungefähr 30 Kubikfuss gebrannten Kalk in 24 Stunden. Wenn man weniger Kalk brauchte, so wurde die oberste Schicht mit Kohlenstaub bestreut, und der Brand dadurch verlangsamt. Zu Anfang streuten wir einmal zum gleichen Zweck Kalkpulver auf, aber als diese Schicht nach einigen Tagen in die untern, engern Theile des Ofens gelangte, verstopfte sie denselben, und es bildete sich eine solche Masse Klinker, dass wir den Ofen ausbrennen lassen mussten. Nach dem Erkalten hatten wir die zusammengeschmolzenen Klumpen mit Brecheisen mühsam herauszuschaffen. Bei Kohlen pulver hat man dergleichen natürlich nicht zu befürchten, da es verbrennt, sobald es ins Innere des Ofens gelangt. Kohlenpulver ist auch ein vortreffliches Mittel, um den Brand des Ofens an allen Stellen immer gleichmässig zu halten. Man hat nur durch eine Handvoll davon den Zug an den Stellen der obersten Schicht zu dämpfen, welche sich heisser als die andern anfühlen. Zum Schutze gegen Regen bauten wir aus Holzstangen ein einfaches Dachgerüst über die Kalköfen und nagelten alte Bleche, von Eisentrommeln und andern Packungen herrührend, darüber. Das Holz machten wir durch wiederholtes Anstreichen mit starker Alaunlösung feuersicher. Einige der untern Stangen waren nach einigen Jahren stellenweise ganz verkohlt und brachen schliesslich, aber es hat keine jemals Feuer gefangen. Pahäri. Preisdrückerei in Schrenz- und Speltpapier. Es ist wahrlich weit gekommen mit dem Artikel Schrenzpapier! Während allgemein über das Missverhältniss in den Preisen zwischen Rohstoff und fertigem Papier gejammert wird, und die bisherigen Schrenzpapier-Preise seit längerer Zeit nicht mehr auskömmlich gewesen sind, wird in einer Anzeige einer Westfälischen Dütenfabrik Schrenz zu 13 M. 60 Pf. und Spelt zu 15 M. 50 Pf. bis 16 M. franko zu kaufen gesucht. Es wäre doch sehr zu wünschen, wenn diese Fabrik zu solchem Limit keinen Lieferanten fände, und dass sich kein Papier - Fabrikant durch solche Anzeige irreführen liesse. Wer von den Händlern und Düten-Fabrikanten weiss, was Papier- Abfälle kosten und seit längerer Zeit gekostet haben, der muss doch ausrechnen können, dass die vorgenannten Preise zu den Unmög lichkeiten gehören, und dass solche Preise, mag die betreffende Düten fabrik noch so geringe Ansprüche an die Qualität des Papiers stellen, nur den Ruin der liefernden Papierfabrik nach sich ziehen würden. Daran denkt aber die Dütenfabrik nicht, denn was geht sie das Schicksal von so und soviel Schrenzpapier-Fabrikanten an, wenn sie nur billig kauft, und dadurch an der Spitze der Konkurrenz bleibt. Vortheil von solcher Preisdrückerei und Schleuderei haben schliesslich nur die Krämer, die die Düten halb geschenkt bekommen, und da sie dieselben mit der Waare gewogen als Waare verkaufen, doppelten Nutzen daraus ziehen, während die Düten-Fabrikanten sich gegenseitig auf schärfste bekämpfen, in welchem Kampfe aber die Papier-Fabrikanten die Haare lassen. Diese Zustände sind schon von mancher Seite mehr oder weniger beleuchtet, der richtige Weg zur Abhilfe ist aber noch nicht gefunden worden. Es ist u. a. auch zur Gründung von Syndikaten gerathen, dieser Vorschlag dürfte sich aber für den in Rede stehenden Artikel nicht zur Ausführung bringen lassen. Wenn man nur bedenkt, dass es ebensoviele Schrenzpapier-Qualitäten wie Schrenzpapier-Fabriken giebt, wird man einsehen, dass für diesen Artikel ein Syndikat sich nicht bilden lässt. Dazu kommt, dass die Fabriken zu zerstreut liegen, und die Frachten eine grosse Rolle beim Preis spielen. Es ist nur zu rathen, dass jeder Fabrikant rechnet, und zwar genau rechnet, bevor er seinen Preis abgiebt. Wollten die Schrenz papiermacher nur bedenken, dass es keine Ueberproduktion in Schrenz- resp. Speltpapier giebt, dann würden sie anständige Preise erzielen. Auch sollten sie sich von den Abnehmern nicht irreführen lassen durch Behauptungen, dass billigere Angebote vorlägen; denn die Erfahrung lehrt, dass solche gewöhnlich nicht vorgezeigt werden können, weil sie nicht vorhanden sind. Möchten doch die Papier-Fabrikanten sich die Preise nicht vor schreiben lassen, weder von den Käufern, noch von ihren Agenten, sondern fest bestehen auf einen auskömmlichen Preis für ihr Fabrikat.