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1834 PAPIER-ZEITUNG. Nr. 57. Man wird einwenden, dass die Löcher eine unangenehme Zugabe bilden würden, namentlich wenn sie in grosser Zahl auftreten. Es kann sein, dass gewisse Farbendrucke derartiges Zerstechen der Ränder nicht vertragen, aber noch weniger dürfen sie Mängel im Passen zeigen. Wenn man nun zwischen diesen beiden Uebeln zu wählen hat, so kann die Entscheidung nicht schwer fallen. In der Regel wird man die Löcher in den Mittelsteg legen können, der beim Binden des fertigen Buches doch fortgeschnitten wird, häufig auch an die Ränder, die dann ebenfalls ab fallen. Bei fünffarbigem Druck z. B. mit je drei Spitzenlöchern kämen 15 Löcher in das Blatt. Diese 15 Löcher kann man vertheilen, indem man die grössere Zahl in die Ränder legt oder in den Mittelsteg, d. h. dahin, wo sie am wenigsten stören. Die Anordnung der Stich punkte nach Fig. 10 ergiebt bei fünfmaligem Druck 20 Löcher, Fig. 10. Fig. 11. von denen 10 in die Mitte, je 5 auf die Ränder kommen. Bei Fig. 11 entfallen auf jeden Rand 10, auf die Mitte 5 Löcher, im ganzen haben wir hier also 25 Löcher. Wenn man es ein richten kann, dass das Papier in der Breite etwa 2 cm grösser genommen werden kann, die nach dem Ausdrucken fortgeschnitten werden, so erscheint die Anordnung der Stiche an den Rändern vortheilhafter und auch sicherer, weil der Bogen auf der ganzen Breite gehalten wird. Hermann Hoffmann. Wirksame Tonplatten. Hierzu die Beispiele. Wenn Professor Doepier d. J. in einem jüngst gehaltenen Vortrage über die Ausstattung von Anzeigen, Plakaten und andern Reklame-Arbeiten sagte, dass die Hauptsache bei dem Entwürfe solcher darin bestehe, namentlich weisse Räume neben kräftigen Schriftzeilen vorzusehen, so hat er damit die grosse Lehre von den »Wirkungen« gestreift. Wirkungen (oder Kontraste) sind das A und O dessen, der eine Drucksache zu entwerfen hat, gleichviel, ob ein- oder mehrfarbige Arbeiten in Frage kommen. Wer sich immer nur mit »grauen« Stimmungen befasst, kann zwar weniger leicht Missgriffe thun, aber seine Arbeiten werden kraftlos sein und sehr bald langweilig werden. Wie selbst nur einige gelungene Kontrastwirkungen auch der einfarbigen Arbeit von vornherein ein bestechendes Aeussere geben, sodass kleine Mängel in untergeordneten Theilen gern übersehen werden, so wird auch eine mehrfarbige Arbeit von vornherein umsomehr Aussicht auf kraftvolle Stimmung besitzen, je mehr schon die einzelnen Farbenplatten für sich kontrastreich sind durch Wechsel von Hell und Dunkel. Daneben sei noch an die Ersparnisse erinnert, welche wenige, aber gut angelegte Farben platten ergeben gegen zahlreiche andere mit nur flachen Helligkeits- Unterschieden. Die Chromolithographen nutzen ihre Farbenplatten nach Kräften aus, d. h. sie schraffiren, punktiren, lassen andere Stellen voll usw., sodass sie mit möglichst wenigen Platten möglichst grosse und vielseitige Wirkungen erreichen. Viele Buchdrucker thun das gerade Gegentheil, denn statt an die Erzielung neuer Farbentöne durch Uebereinanderdruck verschieden behandelter ❖ WILHELM WoELLMER’S Fig. 1. Fig. 3. Holzhammer in Druckereien. In mechanischen Werkstätten gehört der Holzhammer zu den nöthigsten Werkzeugen. Wenn man Metallstücke durch Schlag und Stoss miteinander verbinden oder voneinander trennen will, ohne Grat anzuklopfen oder sie auszudehnen, so darf niemals mit dem Eisenhammer direkt geklopft werden, man muss ein Holzstück zwischenlegen oder man nimmt den Holzhammer. Um Blech platten gerade zu richten, leistet der Holzhammer vortreffliche Dienste. Man legt das Blech auf eine ebene Eisenplatte (Richt platte) und klopft mit dem Holzschlägel so lange, bis es seine windschiefen Neigungen aufgegeben hat. Ein Eisenhammer würde das Blech verbeulen und die Eisenplatte uneben machen. In Druckereien kennt man den Holzhammer noch nicht, obwohl er auch hier zum Geraderichten verbogener Linien (auf Schliess platte oder Fundament), sowie im Maschinensaal vielfältig Ver wendung finden könnte. Es sei deshalb auf dieses nützliche Werkzeug hingewiesen, man bekommt es in allen Eisenhandlungen. Platten zu denken, wenden sie für jeden simpeln Ton eine besondere Platte an. Dann wieder sollen mit drei Farben kunst volle Bilder gedruckt werden. Wäre die Chromotypographie schon etwas älter, so könnte sie auch auf grössere Erfahrung zurückblicken und würde dann Manches anders anfassen. Aber dass man von der Chromolithographie nicht lernen will, die doch auch nicht an einem Tage geworden ist, und deren heutige Arbeits weise die Frucht langer Erfahrungen ist, das eben ist das W underbare. Vorstehende Beispiele geben einen Abschnitt des Brief kopfes der Wöllmer’schen Schriftgiesserei und zwei dazu ge fertigte Farbenplatten in Abdruck wieder. Die Figuren 2 und 3 können als Anregung dienen für die Ausarbeitung ähnlicher Sachen. Für die Herstellung solcher Zeichnungen benutzt man schraffirtes Papier, wie es verschiedene Handlungen für Zwecke der Zinkätzung vorräthig halten. Auf das Papier wird ein Abzug der Druckform in mattblauer Farbe gemacht (die beim Photo- graphiren ausfällt), dann werden die weissen Stellen ausgeschabt, die dunkeln mit der Feder oder dem Pinsel gedeckt. X.