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Nr. 55. PAPIER-ZEITUNG. 1769 Von Etiketten kleinern Umfangs werden mehrere nebeneinander geprägt und gestanzt. Vielfach werden Etiketten bei grössern Auflagen, mehrere auf eine Platte gravirt, auf einem Prägewalz werk geprägt und gestanzt. Die Etiketten nur mit lithographirtem Rahmen ohne Text werden meist ungeschnitten in ganzen Bogen, aber gummirt und perforirt verlangt. Beim Perforiren von lackirten und gummirten Etiketten setzt sich an die Perforirstifte rasch Lack und Gummi an. Um dies zu vermeiden, lässt man ein geringwerthiges Druck papier durch warme flüssige Seife gehen und nach dem Trocknen öfter einen Streifen dieses Papiers mit perforiren. Dadurch werden alle anhängenden Papiertheilchen ganz sauber von den Perforir- stiften abgenommen. Für Grossbetrieb muss die Perforirmaschine unbedingt mit Dampf getrieben werden, da für die Arbeiterin tagelanger Fussbetrieb zu anstrengend ist und infolgedessen zu wenig geleistet wird. Man vermeide, zu starke Lagen zu perforiren, weil die per- forirten Etiketten dann in den Löchern unsauber aussehen, auch können die Stifte leicht abbrechen. H. U. Pariser Neuheiten in Briefpapieren. Nachdruck verboten. »Alles schon dagewesen«, würde man in neunzig von hundert Fällen versucht sein auszurufen, wenn man heute unsere grossen Luxuspapier-Geschäfte durchwandert und die zum Verkauf auf liegenden Neuheiten nur flüchtig mustert. Bei genauerer Unter suchung stellt sich jedoch heraus, dass unser Urtheil etwas vorschnell gefasst ist und wir thatsächlich »Neuheiten« vor uns haben. Wohl sahen wir schon vor Jahren dieselben Formate, denselben Schnitt der Briefumschläge und dieselben Nuancen in den Farben des Papiers, aber doch besteht ein Unterschied. Die Vorliebe für die unmöglichsten Formate, welche eine Zeit lang sehr beliebt waren und von Paris aus den Weg um die Erde gemacht haben, scheint geschwunden zu sein, man hat sich wieder mehr einer einheitlichen Papiergrösse zugewandt. Das Briefpapier ist gewöhnlich 10 X 15 cm gross, die Umschläge messen 10X71/2 cm. Daneben giebt es natürlich auch Sorten, die kleiner oder grösser sind, aber auch bei diesen steht die Höhe zur Breite in einem milden Verhältniss. In den Farben ist man von der Vorliebe für grelle Töne abgegangen und zieht jetzt Farbenmischungen vor, die für das Auge wohlthuender sind. Vor allem sind es verschiedene Abtönungen in Blau, welche sich immer grösserer Beliebtheit erfreuen; gerade diese Farbe fand in ihren vielartigen Abstufungen — sämmtlich sehr dezent gehalten — den meisten Anklang. Neben Taubenblau sind in der neuen Färbung zumeist Mischungen ver treten, die sich mehr oder weniger einem matten Grün, oder einem schmutzigen Grau nähern; daneben erblickt man vielfach auch eigenartige Nuancen in den andern Grundfarben, sämmtlich jedoch hell und matt. Die früher so beliebten Nachahmungen von Krokodilleder sind neben den vorhin erwähnten, durchweg glatten Mustern wieder zu Ehren gekommen und werden jetzt vielfach benutzt. Aber auch hier sind es helle Töne, denen man den Vorzug giebt. Als einziger Schmuck dient ein kleines, zierliches Monogramm, welches bald in der Mitte, bald in der Ecke angebracht wird und dem Briefbogen ein ernstes, aristokratisches Gepräge verleiht. Die Monogramme sind gewöhnlich in zwei bis drei Farben ausgeführt, in Gemmenform geprägt und gleichen zierlichen mittelalterlichen Wappen. Sie kommen besonders auf den mattblauen Schattirungen des Papieres sehr schön zur Geltung, trotzdem sie nicht grösser als ein Kirschkern sind. Bevorzugte Farbenstellungen für das Monogramm sind entweder rostbrauner oder himmelblauer Unter grund mit goldenen oder silbernen und karminrothen bez. azur blauen Buchstaben, diese also stets in zwei Farben und in der Form verschieden. In manchen Fällen hat man von dem farbigen Unter grund abgesehen und allein das kleine Monogramm eingeprägt. Nur die »billets de correspondance« haben sich mehr an die frühem Formen und Farben, sowie auch an die sonstige Aus stattung der frühem Karten angeschlossen, man kann sie in allen möglichen Formaten und Tönen sehen, wobei neben den gediegenen und zierlichen Ausstattungen, wie sie oben bei den Briefpapieren angegeben wurden, auch weniger geschmackvolle Muster zu Tage treten. Als Zierrath sind auch hier hauptsächlich Monogramme, theilweise sogar ganze Namenszüge in buntschillernden Farben, sehr beliebt, die aber durch ihre unverhältnissmässige Grösse in die Augen fallen. Als Kartonfarbe liebt man besonders Rosenroth und Blau, daneben aber auch ausgeprägtere, mitunter sogar grelle, oft auch dunkle Farben. Bevorzugt werden äusser Dunkel kastanienbraun und Himmelblau vornehmlich Uebergänge von Blau in Grün. Neuheiten. Unter dieser Ueberschrift werden alle von Beziehern der Papier-Zeitung eingesandten Muster von Erzeugnissen des Papier- und Schreibwaaren - Faches, welche Neues oder Bemerkens- werthes bieten, kostenfrei besprochen. Wunsch-, Menu- und Trauerkarten von Albert Oesterreicher, Leipzig. An den uns neuerdings zugegangenen Mustern ver schiedener Luxuspapierfabriken zeigt sich wieder, wie verschieden die Ansprüche sind, die beachtet werden müssen. Hier Karten, deren grelle Farbengebung und gewagte Formen dem feinen Geschmack wenig zusagen, dort Muster, die selbst den Künstler voll befriedigen. Die schwere Kunst, es allen Leuten recht zu machen, scheint manchen Fabriken recht geläufig zu sein, denn wenn Beides aus einer Hand kommt, so kann man eher annehmen, dass das Grelle, Schreiende mit voller Absicht für einen ganz bestimmten Markt geschaffen wurde, als dass man glauben könnte, das Gute sei zufällig entstanden. Unter den Mustern der Firma Oesterreicher finden wir viele, die so sehr verziert und so kräftig in den Farben gehalten sind, wozu noch Bronze und Glimmer kommt, dass ihre Bestimmung als gewöhnlicher Ladenverkaufs- Artikel klar ersichtlich ist. Sehr viel durchbrochene Stellen, in Rokokoformen ausgestanzte Ränder und Klappen verstärken den lebhaften Eindruck dieser Sachen noch. Dagegen hebt sich eine Gruppe anderer Karten ab, die wohl auch kräftig angelegt, aber so schön in den Formen der geprägten Blumen und so harmonisch in den Farben sind, dass sie den Vergleich mit den besten Erzeugnissen dieser Art nicht zu scheuen haben. Die Blumen sind sämmtlich sehr gross und bedecken den Raum der Karte meist so, dass nur ein kleiner Platz für den Wunschtext bleibt. Besonders hübsch ist ein Muster, bei welchem auf einem mitten über die Karte laufenden gemusterten gelben Bande grosse, realistisch behandelte Stiefmütterchen liegen. Prägung und Kolorirung sind hier sehr gelungen. Nicht minder beachtenswerth ist eine Karte mit weiss geprägtem Rokokorand, auf dessen Fläche zwei grosse Nelken hinter einem Rosa-Bändchen stecken. Einfach und vornehm wirken die Muster, auf denen in der untern Ecke ein Stiefmütterchen, eine Wasserlilie oder sonst eine grosse Blume flach geprägt und kolorirt ist. Diese Karten haben glatte Kanten, während die übrigen sämmtlich an den Kanten gezackt oder der Form der Randverzierung entsprechend ausgestanzt sind. Bei einigen Sorten sind die hochgeprägten Blumentheile durchweg fein gekörnt. Hierdurch wurde nicht nur das Austuschen erleichtert, sondern auch die Naturwahrheit und der Eindruck der Malerei erhöht. — Die Speisenkarten tragen am Kopfe das Wort Menu in Gold prägung oder auf durchbrochenem Grunde; ein Muster zeigt rothe Sternblumen, die über die linke obere Ecke vorstehen und in das Blatt hineinragen. In verschiedenen Farbenstellungen, mit gekörntem und glattem Grunde erscheint eine schwungvolle Rokokotafel, die ausgestanzte Ränder und am Kopfe durch brochenes Gitterwerk hat. — Die uns vorliegenden Trauerkarten sind aus schwarzem oder grauem Karton gefertigt und mit silber geprägten Blumenzweigen und ebensolcher Schrift versehen. Waschbare Tapeten von Georg Grossheim, Elberfeld. Die Hygieniker wenden neuerdings ihre Sorgfalt mit doppeltem Eifer den Wohnräumen zu, in denen der moderne Mensch den weitaus grössten Theil seiner Lebenszeit verbringt. Gardinen, Fenster- und Thür-Vor hänge, Teppiche und dergl., die das Wohnzimmer doch so behaglich machen, werden uns als gefährliche Staub sammler, kurz als Feinde der Menschheit geschildert. Eine sehr berechtigte und ohne Aufgeben einer lieben Gewohnheit erfüllbare Forderung ist, dass die Wände abwaschbar seien, um von Staub und Schmutz in gewissen Zeiträumen gründlich gesäubert Werden zu können. Wer jemals mit angesehen hat, welche Staubwolken sich bei gelegentlichem Abfegen der Wände entwickeln, der wird waschbare Tapeten, die nicht theuerer sind als die gewöhnlichen Leimfarbtapeten, diesen entschieden vorziehen — auch deshalb, weil das Zimmer bei öfterem Abwaschen der Wände länger frisch und bewohnbar bleibt. Die Tapetenfabrik Georg Grossheim sendet uns einige Muster ihrer Oelfärbendruck-Tapeten, welche auch im »duffen« Aussehen den gewöhnlichen gleichen, die aber die Waschprobe gut überstanden haben. Nach einem Gutachten des Professor Dr. R. Fresenius in Wiesbaden können diese Tapeten, ohne dass das Muster angegriffen wird, auch mit Desinfektions flüssigkeiten abgewaschen werden (Sublimatlösung 1: 1000 oder Carbollösung 5: 100). Dies ist ein grosser Vortheil, der nicht nur bei Epidemien, sondern überall da ins Gewicht fällt, wo man z. B. nach ansteckender Krankheit eines Familien-Angehörigen das Krankenzimmer gründlich säubern möchte.