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Nr. 54. 1756 PAPIER-ZEITUNG. Jahresbericht der österreichischen Gewerbe-Aufsichtsbeamten für 1893. Im Laufe des Berichtsjahres wurden in 7957 Betrieben (gegen 7700 im Vorjahre) mit 336 705 Arbeitern (gegen 369 540 im Vorjahre) 8803 Besichtigungen vorgenommen. Auf die Papier-Industrie kommen 252 besuchte Anlagen (gegen 190 im Vorjahre). Darin wurden verwendet 196 Dampfmotoren mit 8569 Pferde kräften, 263 Wassermotoren mit 22 060 Pferdekräften, 8 Gas- und Heiss luft-Motoren mit 30 Pferdekräften, 1 sonstiger Motor mit 4 Pferdekräften, 67 Anlagen waren ohne Motor. Die Gesammtzahl der Arbeiter betrug in den 252 besuchten Anlagen der Papier-Industrie 15 544, und zwar 10 055 männliche, 5489 weibliche. Dieselben vertheilen sich nach Alters klassen wie folgt: 12 bis 14 Jahre alt 1 männlicher, 21 weibliche; 14 bis 16 Jahre alt 453 männliche, 446 weibliche; über 16 Jahre alt 9601 männliche, 5022 weibliche. Inanspruchnahme des Gewerbe-Aufsichtsbeamten durch Arbeitnehmer. In einer Papierfabrik des Aufsichtsbezirks Klagenfurt kamen fortwährend Zwistigkeiten vor, die eine Reihe von Ehrenbeleidigungsklagen im Gefolge hatten. Eines Tages war in der Fabrik ein Plakat angeschlagen worden des Inhalts, dass Jeder, welcher bei Gericht klägerisch auftreten würde, sofort seine Entlassung erhalten solle. Die Arbeiter fühlten sich hier durch in ihrem Recht beeinträchtigt. Auf Vorstellung des Gewerbe- Aufsichtsbeamten an die Fabrikdirektion bezüglich der Gesetzwidrigkeit einer solchen Drohung wurde das Plakat entfernt. Beschaffenheit und Einrichtung der Arbeitsräume. Als Beispiel der bisweilen Leben und Gesundheit der Arbeiter in geradezu sträflicher Weise gefährdenden Einrichtungen, die dem Gewerbe-Aufsichtsbeamten für den Aufsichtsbezirk Klagenfurt vorgekommen sind, erwähnt derselbe folgenden Fall: In einer ältern Holzschleiferei musste der mit dem Schmieren der Turbinen-Wellenlager beauftragte Arbeiter jedesmal von dem Maschinen raume aus zunächst unter einer mit mehreren, weit vorstehenden Nasen keilen gespickten Welle gebückt hindurch in die enge und finstere Turbinenkammer kriechen, musste hier, auf einem lose auf zwei Mauer vorsprüngen gelagerten, von der steten Feuchtigkeit stark schlüpfrigen, mit keinerlei Geländer versehenen Brette stehend, sich vorbeugen und über die rotirende Vorgelege welle hinweg die Oelkanne an die zu schmierenden Lager bringen, unter ihm die 3 m tiefe Wasserstube, unmittelbar neben ihm ein grosser, vollkommen ungeschützter Kegelrad- Zusammenlauf. Eine treffliche Einrichtung ist in der Holzputzerei der Holzstoff fabrik von Diamant & Co. in Bärndorf zu erwähnen, und zwar eine neue Holzverkleinerung, System Goetjes & Schulze in Bautzen, durch deren Inbetriebsetzung die früher hier verwendeten Maschinen, nämlich: 1 Zirkularsäge, 2 Astbohrmaschinen, 2 Schälmaschinen, 4 Fräsmaschinen, 1 Hackmaschine und 1 Holzschneider sammt der vielen zugehörigen Zwischentransmission, entbehrlich wurden und mit deren Ausserdienst- Stellung eine ganze Reihe fortwährender Gefahrenquellen wegfällt. Der Haupt-Apparat ist eine stark konstruirte rotirende Hackmaschine, welche von Rundstämmen bis zu 30 cm Stärke Scheiben in der ungefähren Breite von 20 mm abhackt. Die dieser Maschine zugeführten Stämme werden nur von Hand entrindet, Aeste werden belassen. Von der Hack maschine werden die Scheiben durch ein automatisch arbeitendes Trans porttuch einer Zentrifugal-(Schleuder-)Mühle zugeführt und von dieser zerkleinert. Ein Elevator trägt nun das Holz einer grossen rotirenden, mit verschieden weiten Sieben bespannten Siebtrommel zu, welche den Staub einerseits und die groben Aeste anderseits von den zur weitern Verarbeitung bestimmten Holztheilen trennt, welch letztere mittels Trans porttuches und Elevators auf dem Kocherboden niedergelegt werden. Von der Aufgabe des Langholzes an ist die gesammte Arbeitsleistung automatisch. Vergeblich suchte der Gewerbe-Aufsichtsbeamte einem in ältern Papierfabriken noch vielfach geübten Unfuge zu steuern, der darin besteht, dass zur Regulirung des Treibriemenzuges für die Siebe und Tücher während des Ganges der Maschine Filzstücke mit Hand zwischen Riemenscheibe und Transmissionsriemen eingeschoben oder weggenommen werden. Dass diese Handhabung auch seitens der Maschinen-Fabrikanten gekannt und verurtheilt wird, scheint daraus hervorzugehen, dass die Papiermaschinen neuerer Konstruktion für diesen Zweck eigens konisch geformte Riemenscheiben haben. Solche bei ältern Maschinen anzu bringen, ist oft schwer möglich, immer aber mit Kosten verbunden, welche umsomehr gescheut werden, als eine solche Umänderung nicht ohne längere Betriebsunterbrechung vorgenommen werden kann. Und so bleibt es beim Alten! Sonntagsruhe. Eine Aktiengesellschaft für Papierfabrikation wendete sich mit der Bitte an die zuständige Bezirkshauptmannschaft, dass die seitens des Gewerbe-Aufsichtsbeamten gestellte Forderung, die Sonntags ruhe bei den in ihren Fabriken betriebenen Kollergängen genau einzu halten, zurückgenommen werde. In Erledigung derselben wurde der Direktion mitgetheilt, dass die Bezirkshauptmannschaft nicht in der Lage sei, diesem Begehren zu entsprechen. Unter den im § 2 der Ministerial- Verfügung vom 27. Mai 1885 angeführten Maschinen, bei welchen wegen Unthunlichkeit der Betriebsunterbrechung in der Papierfabrikation die Sonntagsarbeit gestattet ist, seien Kollergänge nicht aufgenommen und die Ausdehnung dieser Vorschrift auch auf andere, dort nicht ausdrück lich bezeichnete Maschinen nicht zulässig. , F Unfälle In einer Holzstofffabrik fand man einen Arbeiter mit zer schmettertem Schädel hinter einer Riemenscheibe am.Holländerrtodt Derselbe dürfte auf dem immer feuchten und daher schiuptrgen Hollnderdeckel ausgeglitten und zwischen die Scheibe und Mauer geratbenms einmführen des Papiers zum zweiten Trockencylinder einer Papiermaschine riss die Papierbahn einige Male nacheinander ab Der betreffende Arbeiter wollte das Papier mit der Hand am ylinder so lange andrücken, bis es sich zwischen Cylinder und.Filz festklemmte, kam jedoch mit der Hand zwischen Cylinder und Filz und wurde da festgehalten. Der heisse, rotirende Cylinder schliff ihm die Haut der Handrückenfläche ab und verbrannte dieselbe. In dem gedachten Betriebe geschieht sonst das Andrücken des Papiers am Cylinder stets mit dem sogenannten »Säbel« (aus Holz), aber niemals mit der Hand. Nur dem raschen Einstellen der Maschine war es zu danken, dass der erwähnte Unfall nicht schlimmere Folgen hatte. In einer Zellstofffabrik wollte ein Arbeiter eine um die horizontale Transmissionswelle gewickelte Packschnur während des Ganges ent fernen. Das herumfliegende Schnur-Ende erfasste, sich umschlagend, den Daumen seiner rechten Hand und zog den Arm gegen die Welle. Bei der Bemühung, sich von der Schnur zu befreien, erlitt der Betreffende einen doppelten Vorderarmbruch und eine schwere Verletzung des Daumens. Wohlfahrts-Einrichtungen. Eine in mehrfacher Richtung nachahmens- werthe Einrichtung hat die Firma Ignaz Spiro & Söhne, Papierfabriken in Krumau getroffen. Anlässlich des Jubiläums des fünfzigjährigen Bestandes der Firma hat Herr Ignaz Spiro den Betrag von 20 000 Gulden zum Bau eines Arbeiter Wohnhauses gespendet. Derselbe wird 24 Quartiere mit vorwiegend 2 Zimmern (3 Wohnungen mit 3 Zimmern) enthalten, ferner eine Waschküche, Backstube, Keller und Holzlager. Der Ertrag dieses Hauses wird ungefähr 700 Gulden betragen, von welchem 40 pCt. für die Beamten und 60 pCt. für die Arbeiter der Firma zu verwenden sind. Die Verwaltung des zu Gunsten der Beamten ent fallenden Erträgnissantheiles wird von einem von der Beamtenschaft gewählten Ausschuss besorgt, die Verwaltung des andern für die Arbeiter bestimmten Antheils ist dem in den Fabriken der Firma bestehenden und zum Wohle und zur Zufriedenheit beider Theile bestens wirkenden Arbeiter-Ausschuss überwiesen. Bezüglich der Verwendung des Erträg- nisses wurde die Bestimmung getroffen, dass dasselbe in allen jenen Bällen zur Unterstützung der Beamten und Arbeiter heranzuziehen sei, in welchen weder die Krankenkasse, noch die Unfallversicherung, noch die bestehende Pensionskasse in Anspruch genommen werden können, oder in welchen die von diesen Kassen geleistete Unterstützung nicht genügt. So werden z. B. aus diesem Erträgniss in berücksichtigungs- würdigen hallen zu bestreiten sein: Erziehungsbeiträge, Krankengelder vonder zwanzigsten Krankenwoche ab, Unterstützungen von Wittwen und Waisen oder von arbeitsunfähig gewordenen Arbeitern, welche noch npicht.pen siansherec htigt sind Und dergl. mehr. Die Firma Ignaz Spiro erSAtbeiter-ansshhtssn hüsherggnmpashten Erfahrungen die kinfübrung L Papierschneidemaschinen 70989 (Hebelsystem) mit neuestem, verbessertem Schnellsattel, billigste, einfachste und praktischste Maschine (gesetzlich geschützt). Kl. Buchdruckhandpresse (gesetzlich geschützt) [' zum Korrektur-Abziehen und Drucken kleinerer Accidenzen, event. ... zu Prägungen. W. Tanner & Co., Maschinenbau y . 7 Anstalt, Leipzig-Neuschönefeld.