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No. 29. PAPIER-ZEITUNG. 1003 Buchgewerbe. Druckindustrie, Buchbinderei, Buchhandel. Sachliche Mittheilungen finden kostenfreie Aufnahme, Mitarbeiter und Korrespondenten erhalten angemessenes Honorar. Eingesandte Werke finden Besprechung. Die zwölfte Jahresschlussfeier der österr. Fachschule für Buchdrucker- und Schriftgiesser-Lehrlinge. Seit der Feier des ersten Decenniums dieser Fachschule hat sich ein bemerkenswerther weiterer Aufschwung in derselben vollzogen. Die Zahl der Schüler ist in diesen zwei Jahren von 166 auf circa 400 gestiegen. Aus dem Kassenausweise ergiebt sich, dass die Subventionen der Staats- und Gewerbehörde auf fl. 2539, die Schulgelder auf fl. 2702 gestiegen sind. Typographisches aus Amerika. Durch interessante Korrespondenzen aus Amerika hat die Papier- Zeitung das Augenmerk ihrer Leser schon öfters auf die typographischen Zustände in Nordamerika hingelenkt. Und in der That sind diese Ver hältnisse, abgesehen von ihrem Reiz der Neuheit und der Findigkeit unserer Yankee-Kollegen, für uns sehr beachtenswerth. Während man in Europa mit vielen alten Vorurtheilen und Zunftüberlieferungen zu rechnen hat, kann der Strebsamkeit der Amerikaner kein überkommener Zwang irgend welche Fesseln anlegen. Um dies an einem Beispiel zu zeigen, diene der Inhalt dieses Artikels, der auf eigenen Beobachtungen und Erfahrungen drüben beruht. Der Chicagoer Korrespondent der Papier - Zeitung hat bereits ange deutet, wie sparsam der amerikanische Drucker verfährt. Meist fängt er mit einem Setzer an, lässt die Formen in irgend einer Druckerei, die es bereits zu Maschinen gebracht, drucken und benutzt nachher Mieths- beschneidemaschinen und Miethsheftmaschinen. Aber ein grosses Moment ist äusser Acht geblieben, das selbst bei den grössten Zeitungen ausschlaggebend ist: die Sparsamkeit an Schriften. Man blicke in eine kleine deutsche Druckerei, die nur Werkdruck und gar keine Accidenzien herstellt, welche Fülle von Schriftmaterial! Unter einem Dutzend verschiedener Schriftsorten und Schriftgrade thut’s keine. Sehen wir ganz ab von dem unglücklichen Doppelsystem in Deutsch land für Brodschriften, von der Noth wendigkeit, Fraktur und Antiqua führen zu müssen, so bleibt eine verschwenderische Fülle von Schriften, die eher Brod- als Zierschriften sind: Mediaeval, Schwabacher, Gothisch, Kanzlei, etc. Und dann die Zierschriften. Welche Unmenge von „stilvollen“ Schnitten hat die jüngste Zeit hervorgebracht! Wie wohlthuend für’s Auge — und den Beutel — ist dagegen die schlichte Einrichtung eines amerikanischen Setzersaals. Ich kenne Zeitungen mit über 50 000 Auflage, die eine einzige Antiquaschrift führen, etwa unserer Petit entsprechend, und ausserdem noch eine halbfette Tertia. Erstaunt wird mancher deutsche Faktor ausrufen: „Wie sieht denn aber da der Anzeigentheil aus?“ Nun, man vergleiche den Anzeigentheil einer deutschen und einer grossen englisch-amerikanischen Zeitung. Hier die vollständigste Accidenzarbeit, mit einer Unsumme von Schrift sorten und Schriftgraden in oft sehr unästhetischer Zusammensetzung — und dort ein wohlthuend harmonisches Bild, in dem ausschliesslich obige zwei Schriftgattungen vorkommen. Ich verweise z. B. auf die über 100 000 Auflage starke, oft 38 Folioseiten grosse Sonntagsausgabe des „New-York-Herald. “ „Das würden sich unsere Inserenten nicht gefallen lassen“, meint jeder hiesige Faktor, „die wollen doch, dass ihre Anzeigen hervortreten und auffallen.“ Es soll Aufgabe dieses Aufsatzes sein, zu zeigen, wie man mit obigen zwei Schriftgattungen Anzeigen setzen kann, die mehr in’s Auge fallen und viel sicherer gelesen werden, als die mit einem ungeheuren Aufwand von Schriftmaterial, Zeit und Kunstfertigkeit hergestellten Accidenzkünsteleien unserer deutschen Tageszeitungen. „Steter Tropfen höhlt den Stein“, dieses Sprichwort scheint sich der amerikanische Inserent zum Schiboleth genommen zu haben. Es ist schon in Deutschland bekannt, dass eine hundertmalige Wieder holung einer Anzeige, die eine Mark kostet, viel mehr Erfolg hat, als eine einmalige Ausfüllung eines Anzeigenraumes, der hundert Mark kostet, ganz abgesehen von der Rabattvergünstigung. Das erste Mal übersieht man die paar Zeilen, das zweite Mal ebenfalls. Beim dritten Male stockt das Auge bei der kleinen Anzeige, ohne dass man sich etwas dabei denkt, beim fünften Male kommt einem die Anzeige bekannt vor, beim siebenten Male liest, beim zehnten Male kennt man sie. Beim zwanzigsten Male notirt man sie, beim dreissigsten kennt man sie auswendig; und tritt ein mal Bedarf in dem angezeigten Artikel ein, so erinnert man sich der paar Zeilen und bestellt dort, oft ehe die Anzeige zur Hälfte abgelaufen ist So macht es der Amerikaner in einer einzigen Nummer. Da die Anzeigen wie Werksatz gesetzt sind (ich erinnere an das grösste Blatt der Welt, The Times in London), so ist jeder Leser gehalten, die Anzeigen seiten aufmerksamer durchzulesen, als der Deutsche, der dieselben oft mit einem Blick überfliegt und nur das am meisten Hervortretende erhascht. Der Amerikaner wiederholt daher ein und dieselbe Anzeige dreissig bis fünfzig Mal an den verschiedensten Stellen der oft die Zahl 10 er reichenden Anzeigenseiten einer Nummer. Beim Leser spielt sich die oben erwähnte „allmälige Höhlung“ ab, und er kennt die Anzeige, wenn er die Zeitung aus der Hand legt. Aber auch auf andere Weise wird dies erreicht. Vor mir liegt eine Nummer der deutschen Newyorker Staatszeitung, welche folgende in gut deutschamerikanischer Sprache verfassten Anzeigen enthält: Drh-Goods, Dry-Goods, Drh-Goods, Dry-Goods, Dr-Goods, Ladies' und Kinder-Suits, Ladies' und Sinder-Suits, BabteS’ unb Sinder-Suits, Ladies' unb Kinder-Suits, Zadies' unb Kinder Suits, Silts, Silts, Silks, Silts, Silks, Mur erster Klasse, Mur erster Klasse, Mur erster Klaife, Mur erster klaffe, Mur erster Klasse, ©er billigste Downtown-Store, ©er billtgste Downtown-Store, ©er billigste Downtown-Store, ©er billigste Qowntomn-Store, ©er billigste Downtown-Store, Sullivan Smith, Sullivan Smith, Sullivan Smith, Sullivan Smith, Sullivan Smith, 110 Canalstreet corner orsth, 110 Canalstreet corner Forsyth, 110 Kanalstreet corner Forshth, 110 Canalstreet corner Forsth, 110 Canalstreet corner Forshth, Sullivan Smith, Sullivan Smith, Sullivan Smith, Sullivan Smith, Sullivan mith, Drh-Goods, Drh-Goods, Drh-Goods, Drh-Goods, Dry-Goods. 20 East 14 Str. corner 2. Ave. 20 East 14 Str. corner 2. Ave. 20 East 14 Str. corner 2. Ave. 20 East 14 Str. corner 2. Ave. 20 East 14 Str. corner 2. Ave. 20 East 14 Str. corner 2. Ave. William S. Loewenstinte. William S. Loewenstinte. William S. Loewenstine. William S. Zoewenstine. William S. Loewenstine. William S. Loewenstine. 20 East 14 Str. corner 2. Ave. 20 East 14 Str. corner 2. Ave. 20 East 14 Str. corner 2. Ave. 20 East 14 Str. corner 2. Ave. 20 East 14 Str. corner 2. Ave. 20 East 14 Str. corner 2. Ave. Furniture. urniture. furniture. furniture. furniture. Furniture. Carpets. Carpets. Garpets. Carpets. Garpets. Carpets. 20 East 14 Str. corner 2. Ave. 20 East 14 Str. corner 2. Ave. 20 East 14 Str. corner 2. Ave. 20 East 14 Str. corner 2. Ave. 20 East 14 Str. corner 2. Ave. 20 East 14 Str. corner 2. Ave. William ®. ßoetoenftiue. William ©. Zpewenstine. William S. Zoewenstine. William S. Zoewenstine. William S. Loewenstine. William S. Zoewenstine. 20 East 14 Str. corner 2. Ave. 20 East 14 Str. corner 2. Ave. 20 East 14 Str. corner 2. Ave. 20 East 14 Str. corner 2. Ave. 20 East 14 Str. corner 2. Ave. 20 East 14 Str. corner 2. Ave. Eine andere Methode zeigen folgende Anordnungen, die auch in eng lischen Blättern häufig ist: Blumen, Blumen, Blumen, Blumen, Blumen, Blumen, Blumen, Blumen, W. Brass 6. W. 10. Str. — 6. W. 10. Str. W. Brass Blumen, Blumen, Blumen, Blumen, Blumen, Blumen, Blumen, Blumen. Wir zeigen Perlen Nubinen Smaragde Diamanten Alerandriten State- und Monroe-Strasse N. Matson & Co. State- und Monroe-Strasse Schöne Taschenuhren (Sterling -Silber Broncewaaren Wanduhren Aipves Ales neit. mehr als obige zwei Schriftgattungen zu gebrauchen. Im Folgenden ist Auch folgende Anordnungen finden sich in englischen Zeitungen sehr oft: Beecham Pilis Furs Furs das beste für alle Krankheiten, für affe Sliter, für alle Geschlechter, für alle überhaupt. Beecham Pilis sollten in keinem Hause fehlen, in feinem Neisekorb, in feinem Wagen, in feinem Landaufenthalt. Beecham Pilis Furs Furs Furs Furs Furs Furs Furs Furs Furs Furs Furs Furs 4 Madison Sq. HARRISON & Co. urs urs Furs Furs Furs Furs sind bei jedem Droguisten, bei jebem Apotheker, bei jebem Patentmedizin Händler zu haben. 2C. 2c. Furs Furs Furs Furs Furs Furs Furs Furs Aber auch im Plakatstil können diese Anzeigen abgefasst sein, ohne