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No. 48- PAPIER-ZEITUNG. kam man in der kulantesten Weise mit jeder Vergütung entgegen und zog sie einfach mit dem richtigen Betrage oder auch mit einem entsprechenden Zu schlag für die gehabte Mühwaltung dem Fabrikanten ab. Nun sagt sich nach all’ dem natürlich der Fabrikant: Wenn ich alle Nach theile des Verkaufs an die Kundschaft tragen soll, wenn ich jedes kleine Quantum anfertigen, jede Vergütung, die vielleicht gar nicht im Papier ihren Grund hat, einfach oder doppelt zahlen, für jedes Versehen, jeden Unverstand des Händlers aufkommen soll, wenn ich all’ dem nicht dadurch entgehen kann, dass ich durch den Händler liefere, da hol’ der Kukuk den Händler, dann kann ich das Kunststück, an den Konsumenten zu verkaufen, ja selbst machen, ich bekomme da sogar noch etwas bessere Preise, denn der Ver braucher kennt doch noch nicht so gut alle Kunstkniffe des Drückens, der leichter bestellten und schwerer verlangten Gewichte, der Skontos nach 2 Monaten, der Rimessen von 4—6 Monaten, und wenn ja ein Anstand vorkommt, so kann ich mit dem Mann, der genau weiss, was er will, und zufrieden ist, wenn er bekommt was er braucht, viel leichter reden, und brauche nicht auch noch Jemanden an der Vergütung verdienen zu lassen. Auf diese Art haben, meiner Meinung nach, die Papierhändler die Fabrikanten selbst darauf gebracht und gezwungen, direkt an die Verbraucher zu gehen. Und nun komme ich auf das im Eingänge Gesagte: Wir haben zu viel und zu wenig Händler; zu viel Händler der letztgeschilderten Art, die nichts weiter am Geschäfte thun wollen, als die Rechnungen umschreiben (natürlich mit Zuschlag), die also eigentlich gar keine Papierhändler sind, und zu wenig Händler der eingangs geschilderten Art, mit denen der Fabrikant gern arbeitet. Wenn wir, wie es scheint, wieder eine bessere Zeit bekommen, als sie lange Jahre seither gewesen ist, dann wird ein Zeter-Mord-Geschrei losgehen. Auf einmal werden die Händler die vielen, vielen in den letzten Jahren ange nommenen Untugenden nicht lassen wollen, es wird daher, wie bei dem Hündchen, alle Tage bloss ein Stückchen vom Ohr abgeschnitten werden können, und das wird oft weh thun. Gar mancher Fabrikant aber wird sich zahllose Fälle ge merkt haben, wo er sich in Folge der Verhältnisse ducken musste, und wird sie wieder quitt machen, wenn die Zeit so kommt, dass er wieder einmal oben auf ist. — Dixi — Papier-Markt in Süd-Russland. In einzelnen Sorten, besonders Schreibpapieren, betragen die russischen Zölle annähernd das 1fache des Marktpreises. Der ausländische Erzeuger könnte also selbst dann nicht mit dem russischen in Wettbewerb treten, wenn er dem Händler sein Papier schenkte. Ein Ries Schreibpapier geringer Sorte kostet z. B., wie das Centralblatt f. d. oesterr.-ung. P.-I. nach Bulletin du Musee commercial mittheilt, in Odessa 4 Rubel, der Einfuhrzoll aber beträgt dafür 6,32 Rubel. Die Papiermühle in Ditiatkowka (Reg.-Bez. Kiew) liefert Holzfaserpapier für 4,20 bis 5,20 Rubel das Pud, Hadern- papiere 6 bis 6,20 Rubel, franko Odessa, während der Einfuhrzoll gleich mässig 6,32 Papierrubel für das Pud beträgt. Dass unter solchen Um ständen von Einfuhr nicht die Rede sein kann, liegt auf der Hand. Der Antheil des Auslandes an der Papierversorgung Russlands be schränkt sich daher auf Luxuspapiere und ganz feine Sorten Schreibpapiere. Dafür ist er aber auf diesem Gebiet, auf welchem Russland wenig leistet, beträchtlich genug, etwa ein Viertel des Gesammt-Verbrauchs. Hiervon haben England und Deutschland ungefähr gleichen Antheil, in geringerem Maasse Frankreich. Was anBrief-Umschlägen besserer Sorten eingeführt wird, kommt fast ausschliesslich aus Deutschland, ebenso feinere Zeichenpapiere. England erzielt mit Whatman verhältnissmässig guten Umsatz. Pauspapier wird aus Deutschland und Oesterreich bezogen, Cigarettenpapier uur noch in kleinen Posten aus Frankreich, da in Kurland, Polen und dem Reg.-Bez. Kiew solche Fabriken errichtet worden sind. Namentlich die Fabrik in Tiraspol hat zahlreiche Aufträge an sich gezogen und wird vermuthlich der ganzen französischen Einfuhr ein Ende machen. Pack- und Druckpapier wird ausschliesslich im Inlande gefertigt. Einfuhr ist unmöglich. Pappendeckel kam bis vor 5 Jahren aus Finnland, theils mit Eisenbahn, theils mit Schiff über Hull. Jetzt beginnt man auch in Kiew denselben herzustellen. Der Eingangszoll beträgt 25 bis 30 Hundert theile des Verkaufspreises. Für Tapeten besteht eine Fabrik in Odessa, welche ihr Papier aus Finnland von der Walkiakowsky Actie Bolag bezieht. Das inländische Hadernmaterial bleibt zufolge des hohen Ausgangs zolles von 20 Goldkopeken für das Pud zumeist im Lande und wird von den südrussischen Papierfabriken verbraucht. Billet-Papier. Münster i. W., den 25. November 1886. In Erwiderung, namentlich der in letzter Nummer enthaltenen Korrespondenz aus Berlin zur Billet-Papier-Frage erlaube ich mir folgende Bemerkungen: Die Bezeichnung „Billet-Papier“ ist durchaus nicht und zwar mindestens ebensowenig zutreffend wie „Zettelpapier“ und auch nicht überall und in allen Volksschichten eingeführt. Gerade die sogenannten niederen Stände, worunter z. B. auch das Dienstpersonal, welches für die Herrschaft kauft, pflegt hierorts (in Westfalen) „das kleine Briefpapier“ zu verlangen, sehr oft allerdings auch verkehrterweise „Schreibpapier“. In letzterem Falle ist es aber doch leichter, den Käufer auf „kleines Briefpapier“ wie auf „Billetpapier“ überzuleiten. Ich würde für dumm angesehen werden, wollte_ich in solchem Falle fragen: „Sie meinen wohl Billetpapier?“ während sofort Klarheit geschaffen ist, wenn ich sage: Sie wünschen gewiss das kleine Briefpapier?“ und das Format zeige. Dies wird auch wohl so ziemlich allerwärts der Fall sein, und erhellt hieraus zur Genüge, dass die sehr geschmackvolle Bezeichnung „Klein-Brief“ oder „Klein-Post“ durchaus zutreffend ist. Die Bezeichnung „Damenpost“ oder „Damenbrief“ wäre passender für das kleine Billetpapier, welches thatsächlich fast ausschliesslich von Damen benutzt wird. Dem Fabrikanten, welcher mit dem Ausland arbeitet, wird es ein Leichtes sein, die entsprechende möglichst kurze und vielleicht schon gebräuchliche englische etc. Bezeichnung für das Papier zu finden, und diese z. B. auf die Umschläge mit aufzudrucken. Der deutsche Detaillist wünscht mit Recht, dass deutsche Waare auch in erster Linie, und namentlich da, wo es so schön wie vorliegenden Falls an die Hand gegeben ist, deutsche Bezeichnung führt; zumal ihm das Geschäft da durch nicht erschwert, sondern auf die Dauer voraussichtlich erleichtert wird. Einem Engländer, und zumal einem Franzosen, wird es niemals in den Sinn kommen, zu sagen: „Wie übersetzt sich der Deutsche diese oder jene Bezeichnung meiner Waare?“ oder: „Wie übersetze ich mir diese oder jene Bezeichnung?“ Er druckt einfach seine Bezeichnung in seiner Sprache auf. Wir bitten um weitere Aeusserungen, die zur Klärung der Frage beitragen könnten. D. Red. Wien, 26. November 1886. Schreiber dieser Zeilen pflichtet den Ausführungen des Berliner Kollegen bei, welcher das Bedürfniss nach Schaffung eines Ersatz-Wortes für Billet- Papier in Abrede stellt. Da aber einmal diese Frage angeregt wurde, möchte ich nur aus sprachlichem Interesse die Bezeichnung: Briefchen-Post in Vorschlag zu bringen mir erlauben. E. H. Dunkle Funkte in Deckeln. Nachstehende dankenswerthe Zuschrift dürfte für manchen Fabrikanten von Interesse sein. Vom Rhein, 22. November. 1886. In Nr. 45 finden wir im Briefkasten eine Notiz, das Satiniren blauer Aktendeckel betreffend, und sind heute so frei, Ihnen bezüglich dieses Punktes auf Grund eigener Erfahrung einige Mittheilungen zu machen. Wir haben, um bei dunklen (blauen, violetten etc.) Papieren und Aktendeckeln, ein Hervortreten der dunklen Punkte von dicken Stellen oder Stoffknötchen beim Satiniren thunlichst zu ver meiden, an Stelle von je 2 Zinkplatten immer einen Pressdeckel und eine Zink platte benutzt und dadurch hübsche Glätte und möglichst reine Oberfläche des Papiers oder Deckels erzielt. Wir liefern auch heute noch solche Pressdeckel, sogenannte Presspäne an Papierfabriken und legen einen Musterabschnitt davon hier bei. St. Anm. d. Red. Das Satiniren von Deckeln erfolgt bekanntlich meistens in der Weise, dass zwischen einen Stoss Deckel ebensoviele Zinkplatten gelegt werden, so dass jeder Deckel zwischen zwei Zinkplatten liegt. Dieser Stoss aus Deckeln und Platten wird dann durch ein Paar Satinir-Walzen geführt, zwischen denen er bedeutenden Druck erfährt, wodurch eine Glättung der Deckel erzielt wird. Ebenso wie nur aus Hartwalzen bestehende Kalander jeden Knoten, jede Vertiefung im Papier breit quetschen und dadurch sichtbarer machen, thun es auch die Zinkplatten bei dem oben be schriebenen Verfahren. Um dies zu vermeiden, lässt man bei Kalandern die Hartwalzen mit Papierwalzen ab wechseln; weil das Papier der letzteren elastisch ist und daher den Knoten nicht breit quetscht, sondern ihm Platz macht. Nach demselben Grundsatz wendet St an Stelle der Hälfte der Zinkplatten Pressspäne an. Wir erinnern uns auch, gehört zu haben, dass andere Fabrikanten gar keine Zinkplatten, sondern nur Pressspäne zum Glätten von Deckeln benützen. Weitere Mittheilungen darüber wären im Fach interesse sehr erwünscht. Bleichen von Jute. In Ergänzung der Mittheilung in No. 47 unter gleicher Ueberschrift theilt uns der Herr Einsender mit, dass er auf 120 kg Jute stets 8 kg Chlor-Kalk in der von ihm beschriebenen Weise zum Bleichen verwendet. Dampfkessel-Explosionen. In dem Röhrenwalzwerke von S. Huldschinsky & Söhne in Gleiwitz wurde vor Kurzem eine Reihe von Explosionsversuchen mit Dampfkesseln angestellt, deren Ergebniss frühere anderwärts unternommene Versuche be stätigen. Es zeigte sich, dass weder durch Erglühen der Röhren und nachfolgende plötzliche Speisung des Kessels, noch durch Ausreissen einiger Röhren oder durch plötzliche Entlastung des Kessels vom Druck eine Ex plosion hervorgebracht wird. In allen diesen Fällen entweichen Wasser und Dampf nur langsam ohne zerstörende Wirkung, Gefahr entsteht nur, wenn der innere Druck so hoch gesteigert wird, dass ihm der Kessel nicht mehr widerstehen kann, und der Dampf keinen Ausweg findet. Jeder Dampfkessel-Besitzer hat daher besonders dafür zu sorgen, dass seine Sicherheits-Ventile unberührt bleiben und womöglich nicht dicht schliessen. Vor allem werden aber nachgebende Verschlüsse empfohlen, die sich bei zu hohem Druck von selbst öffnen und jedem Einfluss seitens des Kesselwärters unzugänglich sind.