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1560 PAPIER-ZEITUNG. No. 46 Fast sämmtliche Muster des Probenbuchs sind eigne Erzeugnisse. Die Weltfirma entschliesst sich nur höchst ungern, Matern zu erwerben, und wenn dies einmal geschehen ist, darf man sicher sein, dass die fremde Arbeit einer genauen Durchsicht unterzogen, von fehlerhaften Formen be freit und geglättet wurde. Einzelne Originale haben ihren Weg durch die ganze Welt gefunden: man sieht sie in Drucksachen von Nord- und Süd- Amerika, England, Frankreich, Skandinavien, Spanien, Italien, Russland und Britisch-Indien. Solch weite Verbreitung fanden besonders die griechische Einfassung, die Schildschrift, die Einfassungen „Akanthea", „Florentiner“, „Renaissance-Ornamente“ und „Architektonische Ornamente“, die Holbein- und die Gothische Einfassung, die Renaissance-, die gothischen und alt- gothischen Initialen nebst Federzügen etc. dem Charakter der betreffenden Abtheilung möglichst angepasst. Besonders harmonisch wirkt der Titel „Ornamente, Einfassungen, Ecken“. Hier zeigt sieh weitgehendes Verständniss für dekorative Farben Wirkung. Man erkennt ein erfolgreiches Studium der Ornamentwerke von Owen Jones und Racinet, und eine Beherrschung der Deckfarbentechnik, wie man sie im Buchdruck noch selten antrifft. In anschaulicher Form sind auch die Erzeugnisse von Nebenzweigen vertreten: Messinglinien, Buchdruck - Hilfswerkzeuge, Holzgeräthe und kleinere Maschinen. Die Transmissionen nach amerikanischem System und die Fahrstuhl-Einrichtungen haben äusser in Druckereien auch in vielen alldem gewerblichen Anstalten Eingang gefunden. Um wenigstens Einiges von dem reichen und interessanten Inhalt des Musterbuches zur Anschauung zu bringen, haben wir mehrere Anwendungen zusanimengestellt und mit Angabe der Namensbezeichnung -dem Texte eingefügt. Altgothische Initialen mit Federzügen und Albrecht Dürer-Gothisch. Das Musterbuch ist in Abtheilungen gegliedert, deren jede durch einen besonders reich ausgestatteten Titel eröffnet wird. Diese Blätter sind zum grössten Theil wahre Kunstwerke, dabei in ihrer stilistischen Ausbildung Büchertisch. Handbuch der Chem i gr aph i e und Photochemigraphie. Von J 0. Mörch, Düsseldorf, Ed. Liesegangs Verlag. Eines der be günstigten Gewerbe, welchem man eine bedeutende Zukunft mit Sicherheit voraussagen kann, ist die Photochemigraphie, die Technik der Her stellung von Hochdruckplatten auf photographisch-chemischem Wege. Mit Hilfe dieses Verfahrens werden gegenwärtig nicht allein Strichzeichnungen in vollendeter Weise wiedergegeben, sondern auch körperhafte Gegenstände : Geräthe, Landschaften, Bildnisse. Die Herstellung von Druckplatten der letzteren Art geschieht in der Weise, dass die Flächen des auf die Ebene gestrahlten Bildes entweder bei der photographischen Aufnahme oder beim Kopirprozess in in ihr oder weniger starke, mehr oder weniger dicht stehende Punkte zerlegt werden. Was auf diesem Wege bereits geleistet werden kann, zeigen die weit verbreiteten Aetzungen von Meisenbach-München und Angerer & Göschl- Wien, sowie die für das grosse Publikum weniger zugänglichen, aber hochvollendeten Arbeiten der Deutschen Reichsdruckerei. Obgleich schon Bedeutendes auf diesem Gebiet erreicht ist, so bleibt doch noch sehr viel zu thun übrig, um gewisse Mängel des Verfahrens: die leicht eintretende Flauheit, die störende Wirkung allzu regelmässigen Punktnetzes zu beseitigen. Aus diesem Grunde dürfte wohl der Verfasser des vorliegenden Buches die interessante, aber noch in der Entwickelung begriffene Technik nur kurz besprochen haben, während er dem eigensten Gebiet der Zinkätzung: der Wiedergabe von Federzeichnungen breiten Raum widmet. Die Hantirungen bei den zwei Hauptzweigen dieses letztgenannten Verfahrens werden vom Verfasser sehr anschaulich und gründlich be schrieben, so dass es wohl möglich ist, durch Selbstunterricht zu guten Erfolgen zu gelangen. Im Allgemeinen wird dies nicht der Weg sein, auf welchem eine für die Praxis genügende Ausbildung erreicht wird. Aber neben der in der Werkstatt erhaltenen Ausbildung durch Beobachten, begreifendes Erfassen und Ueben wird das Studium von Mörch’s Anleitung den Blick des Lernenden erweitern und zu selbständiger Fortbildung an spornen. Angehörigen der grossen graphischen Berufsgruppe wird das gut geschriebene Werk manche werthvolle Aufklärung über Wie und Warum einer Technik geben, welche von Tag zu Tag grössere Bedeutung gewinnt. Lager-Katalog von Amsler & Rudhard (Gebr. Meder) Berlin. Dieses Preisverzeichniss von Kunstwerken darf selbst auf einen erheb lichen Kunstwerth Anspruch machen, Um die Darstellungen ihrer Kunst druckblätter recht anschaulich zu machen, hat die Verlagshandlung den Katalog mit zahlreichen Bildverkleinerungen ausgestattet, welche durch ihre verschiedenartige Herstellungsweise ein sehr lehrreiches Bild von dem gegenwärtigen Stande der Vervielfältigungstechnik geben. Von diesem Standpunkte hat der „Lagerkatalog“ für alle Freunde der graphischen Kunst bleibendes Interesse und wird als eine Art „kunsthistorisches Bilder buch“ mancher Bibliothek zur Zierde gereichen. Den grössten Schmuck des Buches bilden die 9 Tafeln mit Photo gravüren, von deren Darstellungen wenigstens ein Theil so glücklich ge wählt ist, dass selbst bei der starken Verkleinerung die Bildwirkung ge wahrt bleibt, und man von einer künstlerischen Wirkung sprechen darf. Derartige kleine Kabinetstücke sind namentlich Bodenhausen’s Märchen auf Tafel V, C. Müller's Heilige Familie und G. Richter’s Neapolitaner auf Tafel I. Andere Bilder sind freilich schon zu stark verkleinert, um noch in dieser Weise wirken zu können, doch sind auch bei ihnen die Ton verhältnisse noch vorzüglich gewahrt, und sie genügen vollständig zur Be- urtheilung der Komposition. In die Herstellung der 9 Tafeln haben sich die Photographische Gesellschaft zu Berlin, Obernetter-München, Rud. Schuster-Berlin und Hanfstaengl-München getheilt, und es ist wieder sehr interessant, die Leistungen dieser Firmen miteinander zu vergleichen. Wenn auch nicht alle Blätter auf genau gleicher Höhe stehen, so sind sie insgesammt doch ein glänzender Beleg für den hohen Stand des deutschen Lichtkupferdrucks, der Photogravüre. Gegenüber diesen Prachtleistungen des photochemischen Tiefdrucks müssen die Leistungen des photochemischen Hochdrucks — die an und