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No. 46. PAPIER-ZEITUNG. 15 59 Dauerhafte biegsame Bucheinbände. Der Buchbinder Cedric Chivers in Bath, England, hat eine neue Art von Bucheinband erfunden, welche er „DuroFlexile-Book-Binding" nennt, die aber leider in der englischen Fachpresse so ungenügend beschrieben ist, dass wir nicht im Stande sind, ein ganz genaues Bild davon zu geben. Es ist bekannt, dass die Kücken in der Regel so schlecht an den Buch decken befestigt sind, dass die ersten und letzten Blätter leicht abgerissen werden, und bald eine Trennung des Buches von dem Einbanddeckel er folgt. Die Blätter oder Lagen des Buches sind in üblicher Weise auf Bänder, Schnüre oder Gewebe genäht, aber die ersten und letzten Blätter sind vor dem Nähen mit Gewebe oder andern kräftigen Stoffen unterklebt, oder werden durch Bänder mit dem Deckel fest vereinigt. Eines dieser Bänder wird sogar zwischen die Pappen, aus welchen der Deckel besteht, geklebt, so dass Deckel und Buch stets durch einen festen aus zwei Bändern bestehenden Verband vereinigt sind. Herr Chivers begnügt sich auch nicht damit, die Lagen einzeln auf die Rückenbänder zu nähen, sondern näht sie noch mit den vorhergehenden zusammen. Dann leimt er den Rücken, indem er mit einem Strahl überhitzten Dampfes Leim bester Sorte in den Rücken treibt. Dieser wird dadurch erwärmt, der heisse Leim dringt in die Sägeschnitte und die Zwischenräume der Blätter und hält so Alles zusammen. Der überflüssige Leim wird weggeblasen, so dass der Rücken rein, glatt und elastisch bleibt. Die Bücher sollen nicht nur sehr haltbar sein, sondern sich auch sehr leicht und glatt aufschlagen lassen. Ebenso interessant wie das Verfahren ist auch die Art, wie Chivers dasselbe in der englischen Fachpresse bekanntmacht. In vorstehendem Abdruck seines Holzstocks geben wir seine Anzeige kostenfrei an dieser Stelle wieder. Die humoristische Art uni Weise, in welcher die Stärke und Biegsamkeit der Chivers’schen Einbände erläutert ist, dürfte das Interesse der Leser erregen. Eine Reihe von Teufeln bemüht sich vergebens, mit allerlei Werkzeugen und Kunstgriffen seine Bücher zu zerreissen, zu zerschlagen, zu zerhämmern u s. w. Und die Inschrift lautet: „Der dauer haft-biegsame Einband erhält das Leben der Bücher unermesslich lange.“ Mustersammlung von J. G. Scheiter & Giesecke, Leipzig. Unter diesem Titel hat die genannte Leipziger Schriftgiesserei soeben die Oktav-Ausgabe ihrer Proben erscheinen lassen. Die Gesammtprobe des Hauses Scheiter & Giesecke in Quartformat war längst vergriffen, und die wenigen noch zurückgehaltenen Exemplare konnte man in der letzten Zeit nur noch leihweise auf kurze Frist erhalten. Die prächtig ausgestatteten „Typographischen Mittheilungen", in welchen die Firma von Zeit zu Zeit ihre Neuheiten veröffentlichte, brachten nur die letzten Erscheinungen und konnten einen vollständigen Ueberblick nicht gewähren. Daher ist die endliche Fertigstellung dieser seit Jahren vorbereiteten Mustersammlung von der Buchdruckerwelt als ein erfreuliches Ereigniss begrüsst worden. Besonders die Druckereien, welche sich gewöhnt haben, ihren Bedarf von „Scheiter“ zu beziehen, und ihrer sind nicht wenige, haben jetzt die längst gewünschte Uebersicht der vorhandenen Erzeugnisse erhalten. Die Auswahl ist sehr gross und wird selten eine Lücke entdecken lassen. Beim Durchblättern des Bandes begreift man, dass eine Druckerei mit ausschliesslich Scheiter & Giesecke’scher Ausstattung recht gut be stehen kann. Wer bei den Buchdruckern herumfrägt, erfährt als weiteren Grund für diese Anhänglichkeit, dass die von „Scheiter“ kommende Waare als sauber, systematisch richtig und haltbar gelobt wird. DURO- Buchgewerbe. Druckindustrie, Buchbinderei, Buchhandel. Sachliche Mittheilungen finden kostenfreie Aufnahme, Mitarbeiter und Korrespondenten erhalten angemessenes Honorar. Eingesandte Werke finden Besprechung. Stenographische Schriftzeichen für die Buchdruckpresse. Die stenographischen Beispiele in Lehrbüchern, sowie die Texte der stenographischen Unterhaltungsblätter wurden erst durch Lithographie, dann durch Autographie in vervollkommnetem Verfahren hergestellt. Die lithographirten oder autographirten Tafeln konnten natürlich nur an gehängt, im" besten Falle der betreffenden Textseite gegenübergestellt werden. Da solche räumliche Trennung dem Sinne nach eng zusammengehöriger Theile den Unterricht benachtheiligen musste, war man sehr bald darauf bedacht, ein Mittel zu ersinnen, um die stenographischen Schriftzeichen an der richtigen Stelle dem Texte einzufügen. Typographische Schreibschriften be standen bereits seit Jahrhunderten, daher schien es nicht un möglich, auch die stenographische Schrift in Einzelbestandtheile zu zerlegen und zum Typensatz tauglich zu machen. Die ersten Versuche einer Gabelsberger’schen Typenschrift veröffent lichte Gustav Scheiter in Leipzig um 1851, fand aber damit wegen technischer und formeller Mängel keinen Anklang. 1854 liess die Wiener Staatsdruckerei durch PI esse und Leipold Typen nach Stolze entwerfen und schneiden, welche indess zu gross und zu steif ausfielen. Um 1860 wurde der Versuch erneut, und hatte diesmal besseren Erfolg, so dass die Schrift thatsächlich in stenographischen Werken zur An wendung gekommen ist. Mittlerweile hatte Karl Faulmann im Auftrage derselben Staatsanstalt Typen nach Gabelsberger herstellen lassen, welche mehrfach umgeschnitten und verbessert wurden und auch in der Gegenwart (z. B. in Payne’s Universum) noch Ver wendung finden. Der aus Einzeltheilen zusammengesetzten stenographi schen Schrift haften indess selbst bei bester Ausführung die Mängel der typographischen Schreibschrift in noch erhöhtem Maasse an: bei den Ansatzstellen entstehen Lücken, welche oft die Deutung eines Schriftzuges in störendster Weise er schweren können. Man vermied daher gern die Anwendung dieser Typen und wandte sich lieber den autographirten Tafeln wieder zu. Nun ist in neuester Zeit Gelegenheit geboten worden, kalligraphisch tadellose stenographische Schriftzüge in be liebiger Grösse für den Druck auf der Schnellpresse herzustellen. Dies geschieht durch Anwendung der Photozinkographie. Bei diesem Verfahren kann die Vorlage mit aller Sorgfalt in ver- grösserter Form hergestellt und bis zum Kegel der Werkschrift verkleinert werden. Schwierig ist es nur noch, die kleinen Stückchen, in welche die Zinkplatte zerschnitten werden muss, auf Schrifthöhe zu hintergiessen Auch diese Schwierigkeit ist in letzter Zeit gehoben worden, und es be stehen bereits einige stenographische Lehrbücher mit geätzten, in den Text gedruckten Beispielen, z. B. Dr. Dreinhöfer’s Kursus der Stolze’schen Stenographie. Utes und idhpreib: r. M..2%..2/. .31.. Probe von stenographischem Typendruck ans „Dreinhöfer, Kursus der Stolze’schen Stenographie, Berlin, Verlag von Mittler u Sohu.“ Dem photographischen Aetzverfahren, das jetzt bereits auf einer hohen Stufe der Vollkommenheit steht, gehört als Mittel zur Herstellung typo stenographischer Schriftzüge voraussichtlich die Zukunft. Arbeitsjubelfeier. Der Schriftsetzer Julius Hermann Folger, gegenwärtig in der Druckerei der Vossischen Zeitung beschäftigt, feierte am 7. November sein fünfzigjähriges?, Buchdrucker- Jubiläum“ im grossen Saale des Königstadt-Casino unter lebhafter Betheiligung von Berliner Buchdruckereibesitzern, Angehörigen der genannten Zeitungsdruckerei und Familiengliedern. Der alte Herr wurde durch Ueberreichung einer Adresse, einer Remontoiruhr, eines Bierseidels mit Widmung und einer Bowle erfreut. Buchdrucker - Fachschule in Leipzig. Seit dem 1. November hat auch Leipzig seine Lehrlings-Fachschule, welche als eine vorläufige Ab schlagszahlung auf die geplante Hochschule für graphische Gewerbe anzu sehen ist. Sie hat gegenwärtig einen Bestand von 90 Schülern, welche in 3 Klassen (zwei für Setzer, eine für Drucker) vertheilt sind. Der Unter richt wird in seinem wissenschaftlichen und künstlerischen Theil von Lehrern der städtischen Gewerbeschule, in seinem technischen und fachwissenschaft lichen Theil durch die Herren Fischer und Knott in 8 wöchentlichen Lehrstunden ertheilt. CHIVERS.BOOKBINDER.GAY ST BATH, [RELIURE DE LUXE.] BIN DING IMMEASURABLY LENGTHENS THE LIFE OF THE BOOK.