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No. 45. PAPIER-ZEITUNG. 1521 1. Die Seilscheibe einer Haupttransmission sollte nicht weniger als 6 Fuss Durchmesser haben. 2. Je schneller die Seile laufen — bis zu 5000 Fuss in der Minute —, desto besser wirken sie. 3. Zur Uebertragung grosser Kräfte eignen sich Seile von 21/4 Zoll 51/, cm) Durchmesser, die sich auf 2 Zoll ausrecken, am besten, und zwar sollten sie, nach Art der Kabel, aus 3 Strähnen bestehen und jeder Strahn wieder aus 3 feineren Strähnen. Für kleinere Kräfte genügen auch dünnere und anders gedrehte Seile so wie auch kleinere Seilscheiben. Für grosse Seile und Arbeit im Freien ist Hanf vorzuziehen, für kleinere dagegen Baumwolle. 4. Mit einem Seile von 2% Zoll Durchmesser auf Scheiben von mehr als 6 Fuss Durchmesser kann man auf jede 1000 Fuss Geschwindigkeit 10 Pferdestärken übertragen. 5. Wenn immer möglich, sollte man dafür sorgen, dass die Seile an der oberen Seite schlaff hängen, damit sie unten gespannt sind und da durch fest in ihren Rinnen gehalten werden. Seile sollen nur ein Zehntel soviel kosten als die Riemen, deren Stelle sie vertreten, sich dagegen rascher abnützen. Man kann jedoch ohne grossen Aufenthalt ein Seil stets erneuen, und verliert also durch den Ersatz doch weniger Zeit als durch die Erneuerung von Riemen. Papierfabrikation. Handbuch der praktischen Papier - Fabrikation von Dr Stanislaus Mierzinski, im Verlag von A. Hartleben in Wien Mit dem uns vorliegenden zweiten Band: Die Ersatzmittel der Hadern, und dem dritten: Anleitung zur Untersuchung der in der Papierfabrikation vor kommenden Rohprodukte, ist ein Werk vollendet, dessen ersten Band wir schon in No. 24, Seiten 829 und 30, erwähnt hatten. Der zweite Band betrifft die moderne Papierfabrikation d. h, die Ersatzstoffe, und dieses Gebiet scheint vom Herrn Verfasser mit grösserer Vorliebe behandelt zu sein als die den ersten Band füllende Papiermacherei. Auf 294 kleinen Oktav-Seiten sind die wesentlichsten der bekannten Verfahren zur Umwandlung von Jute, Esparto, Stroh und Holz in Papierstoff beschrieben und durch Ab bildungen erläutert. Die ersten 36 Seiten sind einer Aufzählung der hauptsächlichsten Ersatzstoffe und der Beschreibung ihrer Fasern und ihres Verhaltens gewidmet. Wer sich einen allgemeinen Begriff von der neueren Papierstoffindustrie verschaffen will, kann denselben aus diesem zweiten Bande recht gut erhalten. Ob derselbe auch dem Fachmann Neues und Werthvolles bringt, vermögen wir nach der vorerst nur flüchtigen Durch sicht nicht zu beurtheilen. Der dritte Band behandelt die Untersuchung des Papiers und der Papierrohstoffe, und gerade der erste Theil, die Untersuchung des Papiers, der im gegenwärtigen Augenblick besonderes Interesse bietet, bringt auf 58 kleinen Oktav-Seiten die Beschreibung einer Reihe von Apparaten zur Prüfung der Festigkeit und Dehnung, Vorschriften zur Untersuchung auf Leimung, Stärke, Asche, Farben u. s w. Wir möchten jedoch weder über diesen Theil, noch über die folgenden Vorschriften zur Untersuchung der Rohstoffe ein Urtheil abgeben, sondern wollen dies den Fachgenossen überlassen, welche sich der gegebenen An weisungen bedienen. Auch diese beiden Bände sind auf verschiedene, aus einer Reihe von österreichischen Fabriken stammende, Papiersorten gedruckt, und auf jedem Bogen ist wieder die Zusammensetzung angegeben. Die Fabrikation des Papiers von Professor Egbert Hoyer im Verlag von Friedrich Vieweg und Sohn in Braunschweig. Zweite Lieferung. Wir verweisen auf unsere Besprechung der ersten Lieferung in No. 34, Seite 1167, und bestätigen zunächst, dass auch die zweite Lieferung 128 Seiten gross Oktav enthält. Sie beginnt mit der Chlorbleiche, die kurz aber durchaus sachgemäss behandelt ist. Hieran schliesst sich als zweites Kapitel die Gewinnung von Fasern aus allen Ersatzstoffen, worin zunächst die Holzschleiferei, dann der Holzzellstoff und zum Schluss auch das Sulfit verfahren beschrieben ist. Der Gewinnung von Strohstoff sind gegen 6, dem Espartogras und dem Papierabfall zusammen 21/2 Seite gewidmet. Hierauf folgt als zweiter Abschnitt die Zubereitung des Stoffes, Mischen, Bläuen, Weissen und Füllen. Eine der 6 Seiten dieses Abschnittes enthält eine von Dr. Rudel aufgestellte Tabelle, worin angegeben ist, wie die verschiedenen Lumpensorten zur Herstellung verschiedener Papier- Sorten gemischt werden sollen. Das hierauf folgende Leimverfahren nimmt 12, und das Färben die letzten 11 Seiten der Lieferung ein. Aus dem Umfang der verschiedenen Abschnitte ergiebt sich schon, dass der Herr Verfasser seiner Aufgabe, das Buch als einen Theil von Bolley-Birnbaums Handbuch der chemischen Technologie zu schreiben, durchaus gerecht wird. Er begnügt sich damit, den wissenschaftlichen Kern der verschiedenen Verfahren blosszulegen und eine Uebersicht aller wesentlichen Prozesse zu geben. Seine Beherrschung der verschiedenen hierzu nothwendigen Wissen schaften, Kenntniss der einschlägigen Literatur und klare Schreibweise befähigen ihn hierzu in hervorragender Weise. Falsche und fremde Bezeichnung. Vor Kurzem wurde die Deutsche Handelswelt durch jene über den Kanal zu uns herübeidringende Nachricht erfreut, dass die Engländer ihre „Sheffielder Messerwaaren “ mit deutschen Bezeichnungen versähen und also auf den Markt schickten. Sheffielder Rasirmesser, deren Vollkommenheit bislang nicht ange zweifelt wurde, sind offenbar durch Hamburger Fabrikate überflügelt worden, und die Bezeichnung „In Hamburg geschliffen“, welche man diesen Messern im Handel beilegt, weist darauf hin, dass der Engländer keine Aussicht hat, seine inländische Waare anders, als mit dieser falschen Marke versehen, absatzfähig zu machen. Derartige Thatsachen können uns Deutschen nur mit Befriedigung erfüllen, und mit Stolz erinnern wir uns daran, dass jene unglückselige Zeit hinter uns liegt, wo selbst die Bezeichnung einer Waare als Pariser oder Londoner Fabrikat derselben zur ganz besonderen Empfehlung diente, obschon viele Detaillisten noch immer glauben, alte Missbräuche dieser Art konserviren zu müssen. Und wenn heute das Französische Handelsministerium sich an schickt, den ausländischen Waaren, insbesondere den Deutschen, den Franzö sischen Markt zu verschliessen, indem es die Bezeichnung derselben als franzö sische Waare verpönt, so zeigt sich in diesem Vorgehen, dass auch die Franzosen längst von der Ueberzeugung nicht mehr durchdrungen sind, dass sie mit ihren Erzeugnissen an der Spitze der Handelswelt marschiren. Der Handelsminister Lockroy hat sich zu einem Gesetzentwürfe veranlasst gesehen, der wahrlich von drakonischer Strenge ist und die ungeheure Angst ausdrückt, in welcher die Französische Handelswelt den deutschen Fabrikate n gegenüber lebt, ein Zustand, wie die Franzosen ihn vor einem Jahrzehnt noch kaum für möglich gehalten hatten. Jedermann, heisst es in dem, ein würdiges Seitenstück zu dem berüchtigten Spionagegesetz bildenden Gesetz entwürfe, wird mit 1000—5000 Fr. Geldbusse und dreimonatlicher bis drei jähriger (!) Haft bestraft, der 1) auf im Auslande erzeugte Waaren, ihren Hüllen, Umschlägen oder Etiketten Bezeichnungen anbringt, welche den Glauben erwecken können, dass sie in Frankreich erzeugt sind, oder daher stammen-, 2) zu demselben Zwecke irgendwelche Veranstaltungen anwendet; 3) wissentlich Waaren von dieser Beschaffenheit auslegt, einführt oder ver kauft; 4) in dem Falle, dass die Waaren in einer ausländischen Stadt an gefertigt wären, welche denselben Namen trägt, wie eine französische Ort schaft, das Ursprungsland anzugeben verabsäumt. Bei Rückfällen wird die Strafe verdoppelt, überdies werden dem Schuldigen gewisse bürgerliche Rechte (Handelskammer- Wahlrecht u. s. w.) aberkannt. Wir wollen über diesen merkwürdigen Gesetzentwurf, der in seiner Fassung eine ganz brutale Härte bekundet, uns nicht in weitere Erörterungen einlassen. Zweifellos ist er nur darnach angethan, die Gediegenheit der deutschen Arbeit und der deutschen Marke in das hellste Licht zu stellen, im Interesse des Absatzes derselben, auch zu den fernsten Ländern hin, eine ganz gewaltige Reklame zr verschaffen, wie sie energischer durch alle in diesem Genre ausgeklügelten Mittel- und Mitteichen schwerlich erzielt werden dürfte. Die deutschen Fabrikanten muss ein solches Vorgehen nicht minder wie die Leiter unserer jetzigen Wirthschafts- politik mit dem Bewusstsein erfüllen, dass die Symptome, die allmälig auf