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Papierzeitung
- Bandzählung
- 11.1886,27-52
- Erscheinungsdatum
- 1886
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- Deutsch
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- Universitätsbibliothek Chemnitz
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek Chemnitz
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181079921X-188602701
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Zeitschrift
Papierzeitung
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Band
Band 11.1886,27-52
-
- Ausgabe No. 27, 8. Juli 929
- Ausgabe No. 28, 15. Juli 965
- Ausgabe No. 29, 22. Juli 997
- Ausgabe No. 30, 29. Juli 1029
- Ausgabe No. 31, 5. August 1065
- Ausgabe No. 32, 12. August 1097
- Ausgabe No. 33, 19. August 1129
- Ausgabe No. 34, 26. August 1161
- Ausgabe No. 35, 2. September 1193
- Ausgabe No. 36, 9. September 1225
- Ausgabe No. 37, 16. September 1257
- Ausgabe No. 38, 23. September 1289
- Ausgabe No. 39, 30. September 1321
- Ausgabe No. 40, 7. Oktober 1353
- Ausgabe No. 41, 14. Oktober 1385
- Ausgabe No. 42, 21. Oktober 1417
- Ausgabe No. 43, 28. Oktober 1453
- Ausgabe No. 44, 4. November 1485
- Ausgabe No. 45, 11. November 1517
- Ausgabe No. 46, 18. November 1553
- Ausgabe No. 47, 25. November 1585
- Ausgabe No. 48, 2. Dezember 1621
- Ausgabe No. 49, 9. Dezember 1653
- Ausgabe No. 50, 16. Dezember 1689
- Ausgabe No. 51, 23. Dezember 1721
- Ausgabe No. 52, 30. Dezember 1753
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Band
Band 11.1886,27-52
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1456 PAPIER-ZEITUNG. No. 43. Geschichte des Papiers. Mikroskopische Untersuchung der Papiere von El-Faijm. Diese Abhandlung, deren Verfasser der Universitäts-Professor Herr Dr. Julizis Wiesner, wirkt. Mitglied der kaiserl. Akademie der Wissen schaften etc. ist, war in der aus Anlass des Orientalisten-Kongresses in Wien erschienenen Festnummer der „Mittheilungen über den Papyrus Erzherzog Painer" veröffentlicht, und wir entnehmen sie dem Centralbl. f. d. Oesterr.-Ung. Pap.-Ind. D. Red. Im Beginne des vorigen Jahres wurde ich mit der mikroskopischen Unter suchung der Faijmer Papiere betraut. Meine Bearbeitung dieser kostbaren, dem „Papyrus Erzherzog Rainer“ angehörigen Objekte ist noch nicht zum Ab schlusse gekommen. Nichtsdestoweniger bin ich bereits in der Lage, einige völlig gesicherte Forschungsergebnisse präcisiren zu können. Die Natur dieser kurzen Mittheilungen rechtfertigt die Form, in welcher ich die Resultate meiner Prüfung vorlege: es sind fast nur nackte Daten. Die eingehende Begründung derselben behalte ich mir für den Zeitpunkt vor, in welchem ich meine dies bezüglichen Untersuchungen in extenso veröffentlichen werde. 1. Diese untersuchten Objekte gehören in die Kategorie der „gefilzten“ oder „geschöpften“ Beschreibstoffe, sind also Papier im modernen Sinne. Alle wurden durch eine Art „Leimung“ beschreibbar gemacht. Die besser erhaltenen befinden sich auch jetzt noch in einem mit gewöhnlicher Tinte beschreibbaren Zustande, so dass schon im vorhinein die Möglichkeit vorlag, neben der Faser auch das Materiale, mit dem sie geleimt wurden, bestimmen zu können. Diese Papiere datiren nach den Untersuchungen des Herrn Professors Karabacek frühestens aus dem 8.—9. Jahrhunderte. Alle mir bisher übergebenen Objekte bestehen im Wesentlichen aus dem selben Fasernmateriale, sind in der gleichen Weise- geleimt und wurden, allem Anschein nach, auf gleiche Weise erzeugt. 2. Papiere so hohen Alters wäre man, den heute noch geltenden Ansichten zufolge, geneigt, für aus Baumwolle erzeugte Produkte zu halten. Die mikro skopische Untersuchung hat zu einem anderen unerwarteten Resultate geführt: Diese Papiere sind durchwegs aus Hadern (Lumpen) bereitet, der Hauptmasse nach aus Leinenhadern, doch auch insofern aus Baumwollhadern, als in manchen Papieren zwischen zahlreichen Leinenfasern auch vereinzelte Baumwollfasern liegen, zum Beweise, dass die Sortirung der zur Papierbereitung verwendeten Hadern nicht mit Sorgfalt betrieben wurde. Auch andere Gewebefasern, selbst animalische, finden sich vereinzelt in manchem Papier vor, offenbar gleichfalls in Folge unvollkommener Sortirung der Hadern. Liegt nun schon in dem Nebeneinander-Vorkommen verschiedener Gespinnst- fasern in dem Papiere ein Fingerzeig für ihre Erzeugung aus Hadern, so liessen sich doch noch andere und viel schwerer wiegende Momente zur Begründung meiner Auffassung konstatiren: vor allem der direkte Nachweis von Garn stückchen inmitten der Masse einzelner Papiere. Die Faijümer Papiere sind die ältesten Hadernpapiere, die man kennt. Ich will bei dieser Gelegenheit in Kürze zweierlei bemerken. Erstlich, dass ich trotz Untersuchung zahlreicher italienischer, deutscher und anderer Papiere aus dem 12. bis 15. Jahrhundert bisher noch kein einziges gefunden habe, welches als „Baumwollenpapier" im Sinne, der Paläographen bezeichnet werden könnte, und dass ich heute schon die Ansicht vertreten möchte, dass es wohl Baumwollhadern-Papiere, aber keine aus Baumwolle erzeugten Papiere giebt und gegeben hat, jene aber vornehmlich aus neuerer Zeit stammen. Sodann, dass ich die bisherigen Argumente, welche zur Feststellung der Fasern alter Gewebe und Papiere herangezogen wurden, für unzureichend erklären muss, und dass ich meine Schlüsse auf Grund histologischer, absolut sicherer Kriterien zog. 3. Alle Faijümer Papiere sind mit Stärkekleister geleimt. An vielen Papieren lässt sich dies direkt durch die bekannte Jod-Reaktion erweisen. Mit einer wässerigen Jodlösung befeuchtet, werden diese Papiere sofort blau oder violet, und unter Mikroskop sieht man an den Fasern Krusten eingetrockneten Stärke kleisters. Andere Papiere werden erst dann durch Jod blau oder violet gefärbt, wenn sie vorher mit Salzsäure benetzt wurden. Die Abweichung gegenüber den ersteren liegt in dem Auftreten von den Papierfasern’der letzteren anhaftenden Fermentorganismen, welche erst nach Einwirkung von Salzsäure die Fähigkeit verlieren, die Jod-Stärkereaktion aufzuheben. Noch andere Papiere werden durch Jodlösung weinroth, oder gar nicht ge färbt und enthalten statt Stärke Dextrin (Erythro- oder Achroodextrin) und nebenher sogar etwas Zucker (nach Ausweis der feinen, in meinem Laboratorium von Dr. Molisch jüngsthin aufgefundenen Reaktion mit «-Naphthol). Wenn sich nun auch Dextrin zur Leimung der Papiere benützen lässt, so ist gar nicht daran zu denken, dass die Araber diese Substanz zu dem genannten Zwecke verwendet haben; vielmehr sprechen die Uebergänge, welche sich in den verschiedenen Papieren von verändertem Stärkekleister zum Erythrodextrin und Archoodextrin nachweisen liessen, endlich die Gegenwart des Zuckers für die mir einzig gerechtfertigt erscheinende Auffassung, dass im Laufe der Jahr hunderte der eingetrocknete Stärkekleister alle diese Wandlungen durchmachte; wahrscheinlich geschah dies unter Mitwirkung von Fermentorganismen. Einige Paläographen bezeichnen den thierischen Leim, Andere das Harz als die erste zur „Leimung“ des Papieres verwendete Substanz. Meine Be obachtungen zeigen nun, dass der Stärkekleister, von dem man bisher annahm, er wäre erst seit Einführung der Maschinenpapier-Fabrikation zur „Leimung“ des Papieres in Anwendung gekommen, das älteste bisher bekannte Material ist, durch das man das Papier beschreibbar gemacht, das ist „geleimt“ hat. Ich will hier einschalten, dass ich Papier aus Aquilea (1288) und deutsche Papiere (Salzburger Chronik von circa 1300), leide aus der Sammlung des Herrn Professors Sickel, mit Stärke geleimt gefunden habe. Hingegen waren alle von mir untersuchten Papiere, welche zwischen 1377 und dem Anfänge dieses Jahrhunderts erzeugt wurden, mit tbierischem Leim beschreibbar gemacht worden. Erst im Anfänge dieses Jahrhunderts tritt die Harzleimung auf. Zum Nach weise des thierischen Leimes bediene ich mich des bekannten Millon’schen Reagens (salpetersaures Quecksilber), welches, unter gewissen Vorsichten ange wendet, durch das Auftreten einer rothen bis röthlichen Färbung die Gegenwart des Leimes verräth. Die Angabe, es wäre im 14. Jahrhundert und später Tragant zur Leimung angewendet worden, kann ich auf Grund der feinen Orcinreaktion, welche einen steten Begleiter der Gummi-Arten auf das schärfste anzeigt, durchaus nicht be stätigen. 4. In höchst auffälliger Weise machen sich in vielen Papieren sehr wohl erhaltene, noch vollkommen intakt gebliebene Stärkekörnchen bemerkbar. Die selben sind nicht etwa als von aussen an geflogen zu betrachten, sondere gehören dem Papiere selbst an, denn sie finden sich gerade im Innersten der dickeren Papiersorten, wo sie offenbar am meisten geschützt, die Jahrhunderte über dauerten, im Zustande bester Erhaltung vor. Diese Stärkekörnchen sind uns desshalb so willkommen, weil auf Grund und Form ihrer Grössenverhältnisse sich die Pflanze bestimmen lässt, welche als Rohmaterial zur Bereitung der Stärke diente. Allein es muss auch die Frage aufgeworfen werden: was hat diese unveränderte, also unverkleisterte Stärke für das Papier zu bedeuten? Was zunächst die Qualität der zur Leimung der Papiere benutzten Stärke anbelangt, so liess sich aus den Formen und Dimensionen der Stärkekömehen zunächst auf das bestimmteste feststellen, dass diese Stärke nur von Weizen oder Gerste herrühren konnte. Die weitaus grössere Wahrscheinlichkeit spricht für die erstere; es ist aber das zur Disposition stehende Material zu klein, als dass diese Frage mit Sicherheit gelöst werden könnte. Würde man das Mehl des Weizens oder Roggens zur Leimung des Papiers verwendet haben, so wäre die Entscheidung sehr leicht. Es ist aber — und dies ist ein für die Geschichte der Gewerbe höchst interessantes Faktum — die Stärke dieser Getreide-Arten zu diesem Zwecke benützt worden; die Ausscheidung dieses Körpers aus dem Mehle wurde also von den Arabern in so frühen Zeiten schon betrieben, und es diente das Produkt gewiss auch zu anderen Zwecken. Es unterliegt nach meiner Auffassung gar keinem Zweifel, dass die Stärke zur Füllung des Papiers angewendet wurde, also zu einer Operation, welche auch als eine Erfindung der neuesten Zeit angesehen wird, welche über die Periode der Maschinen-Papierfabrikation nicht zurückgehen soll. Die „Füllung" wird heute hauptsächlich betrieben, um das Gewicht des Papieres zu erhöhen; es werden dann mineralische Substanzen zu diesem Zwecke verwendet; in anderen Fällen dient diese Operation, wie bei Herstellung des sogenannten chinesischen Seidenpapieres, der Veredelung des Papieres und dann wird, was so wenig bekannt ist, häufig die Stärke als solche, also im nicht verkleisterten Zustande, verwendet, Eine solche der Veredlung des Papieres dienliche „Füllung“ nahmen vor so langer Zeit schon die Araber vor, sie sind mithin als die Erfinder der „Füllung“ zu betrachten, und ich bin der Ansicht, dass der Hauptzweck der Füllung darin bestand, den Papieren den möglichsten Grad von Weisse zu geben. Ich wurde auf diese Ansicht durch folgenden Umstand geführt. Ich habe in den Papieren viele Fasern in einem Zustande gefunden, welcher mit Bestimmt heit darauf schliessen lässt, dass diese letzteren nicht.gebleicht waren. Ob nun das Verfahren der Bleichung den Arabern nicht bekannt war, was ich sehr be zweifeln möchte, oder ob sie dieses Verfahren auf die Papiermasse nicht an wenden wollten oder konnten, will ich nicht untersuchen; genug, ihre Papier masse musste durch ein Hilfsmittel verschönert werden, sie musste eine gleich mässige und dazu helle, womöglich weisse Farbe erhalten, und zu diesem Zwecke wurde, nach meinem Dafürhalten, die Stärkefüllung erfunden. 5. Die Fasern vieler Faijümer Papiere bieten bei gewöhnlicher Präparation im Wasser unter Mikroskop ein sehr fremdartiges Bild, denn sie erscheinen förmlich inkrustirt. Dieser Umstand, ferner eine in einzelnen Papieren sehr weitgehende Humifikation und partielle Demolirung der Fasern erschweren die Feststellung der Faserart. Nichtsdestoweniger konnte die Bestimmung mit voller Wahrheit durchgeführt werden. Die Inkrustation ist in verschiedenem Grade ausgeprägt und ist auf eine überaus feinkörnige Masse zurückzuführen, deren Partikelchen zum grossen Theile in Salzsäure löslich sind. Da diese feinkörnige Masse nicht nur- an den Fasern haftet, sondern auch zwischen denselben lagert, so lag die Vermuthung nahe, dass diese Substanz gleich der Stärke zur „Füllung“ gehöre. Dies ist aber durchaus nicht der Fall. Es konnte diese Masse mit vollster Sicherheit auf eingedrungenen atmosphärischen Staub (Localstaub) zurückgeführt werden. Eine genaue Analyse dieses Staubes wurde auf meine Veranlassung von Herrn Dr. Max Schuster, Privatdocenten der Mineralogie an der Wiener Univer sität, ausgeführt und wird in meiner Abhandlung veröffentlicht werden. In diesem Staube, und zwar hauptsächlich in der die Fasern inkrustirenden Masse, konnte ich mehrere Fermentorganismen (theils Spalt-, theils kleinzellige Sprosspilze) nachweisen. Auf diese Organismen ist höchstwahrscheinlich die oben genannte Umsetzung der Stärke in Dextrin und Zucker zurückzuführen. 6. Die bisher untersuchten, auf den Faijümer Papieren befindlichen Schrift zeichen rühren von zweierlei Tinten her, erstlich von einer der Tusche ver gleichbaren Kohlen- oder Russtinte, sodann von einer mit der Galläpfeltinte im Wesentlichen übereinstimmenden Flüssigkeit, deren färbender Bestandtheil in gerbsaurem Eisen bestand. Neuer Füllstoff für Papier. Unter dem Namen Agalite wird jetzt von Amerika aus ein asbestartiges Mineral in den Handel gebracht, von dem bis zu 15 Proeent als Zusatz für Papierstoff empfohlen wird. Es soll beinahe reine kieselsaure Magnesia und frei von Kalk, Sand, Eisen etc. sein, und sich sehr fest an die Lumpenfasern anschliessen, so dass 90 Procent im Papier bleiben und demselben eigenartigen Glanz verleihen.
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