Volltext Seite (XML)
No. 41. PAPIER-ZEITUNG. 1387 Mitscherlich - Patent. Zu der Mittheilung des Vertreters desjenigen Konsortiums, welches den bekannten Nichtigkeitsprozess gegen mich angestrengt hat, Herrn M. Behrend, muss ich Nachfolgendes bemerken: Herr Behrend hat zunächst die Stelle des Ellwanger Landgerichts in seiner Berichtigung ganz falsch wiedergegeben; das von ihm zugesetzte Wörtchen „nur“ (es sei ihm „nur“ u. s. w ) entstellt den Sinn vollständig. Die von mir angegebenen Thatsachen finden durch die Mittheilung des Herrn Behrend keine Widerlegung, sondern sogar eine theilweise Bestätigung. Es liegt mir ferner ein Protokoll der Sitzung des Kaiserl. Patentamtes vom 11. Okt. 1883 vor. In diesem heisst es: „Rechtsanwalt Dr. Katz, Rechtsbeistand des Herrn Behrend, legt einen solchen Vertrag, (den ich mit den Käufern meines Verfahrens abgeschlossen) mit Herrn Otto Vogel vor.“ Ich muss es demnach für unwahr erklären, dass Herrn Vogels Beihilfe bei den Bemühungen des Herrn Behrend, mein Patent umzustossen, sich auf die Auslieferung des Protokolls der Beeidigung beschränkt habe. Wie nahe die Beziehungen zwischen beiden Herren waren, entzieht sich der Oeffentlichkeit. Erwähnen muss ich jedoch, dass zwischen Herrn Behrend und Herrn Vogel schon vor Einreichung der Nichtigkeitsklage in dieser Sache nach mir vorliegenden Beweisen Briefe gewechselt worden sind. Der Ausdruck über Herrn Vogel ist von mir nicht gebraucht worden; ich habe mich auf die Mittheilung der Thatsachen beschränkt. Die aus diesen Thatsachen gezogene Schlussfolgerung rührt von anderer Seite her. Einige irrige Auffassungen in dem Thatbestand im Prozess Ellwangen, welche für diesen Prozess nebensächlich sind und später richtiggestellt werden, liegen vor. Meine Ansichten über die Tragweite meines bestehenden Patentes, der Einwirkung des doppeltschwefligsauren Kalkes auf Holz, habe ich in keiner Weise geändert, wie Herr Behrend sich bald überzeugen kann. Freiburg i. B„ den 7. Oktober 1886. A. Mitscherlich. Vorsicht! In einer grossen Stadt Rumäniens wohnt ein Herr, der sich Professor und Doktor betitelt, und auch Lehrer an einer Malschule ist. Wie aus einer Reihe uns vorliegender Briefe hervorgeht, versteht es dieser Herr, sich dadurch Geld zu machen, dass er Waaren, besonders Zeichen- und Malgeräthe, vom Ausland bezieht und dieselben zu jedem Preise wieder veräussert. Er kann diese Waaren sehr billig abgeben, da er selbst nichts dafür bezahlt. Sollten die ausländischen Lieferanten ihn gerichtlich be langen wollen, so würde dies mit besonderen Schwierigkeiten verknüpft sein, da er seine Bestellungen mit der Unterschrift „Professor Doktor W . macht, thatsächlich aber einen andern mit Z. anfangeuden Namen hat. Der Mann ist um so gefährlicher, als er, wie er angiebt, für deutsche und französische Fachzeitungen korrespondirt und gewandte Briefe schreibt. Die Schutzvereinslisten werden Näheres enthalten. Sägespäne und Cellulose als Viehfutter. In No. 16 des laufenden Jahrganges brachten wir eine Abhandlung des Herrn Dr. A. Frank-Charlottenburg über die vorgenannte Frage. Die Schlussfolgerungen, zu welchen der Herr Verfasser hierbei gelangt war, scheinen den Interessenten einer neuen, patentirten Futterbereitung aus Sägespänen nicht gefallen zu haben, da ein Anonymus in Nrn. 34— 35 des Wochenblattes für Papierfabrikation, mit dem Vermerk „Nachdruck ver boten“, einen mit Anpreisung des patentirten Holzfuttermehls verbundenen Angriff gegen Herrn Dr. Frank und dessen „naive nur auf grauer Theorie beruhende Ausführungen“ brachte. Als wissenschaftlicher Gegenbeweis waren dann noch Analysen angezogen, welche der als Leiter der Land- wirthschaftlichen Versuchsstation Dahme und als Agrikulturchemiker hoch angesehene Herr Professor Fittbogen von dem patentirten Holzfutter mehl gegeben haben sollte. In No. 39 des Wochenblattes finden wir nun eine Erwiderung des Herrn Dr. Frank, die wir im Interesse unserer Leser und zur Kennzeichnung der Art wie und was manchmal — geschrieben wird, nachstehend abdrucken. Herr Dr. Frank schreibt: In Nrn. 34 und 35 Ihres geschätzten Blattes finde ich eine Kritik der von mir in No. 16 der Papier-Zeitung gemachten Mittheilungen über Nutzwerth von Sägespänen und Cellulose als Viehfutter und im Anschluss daran eine An preisung des sog. patentirten Holzfuttermehls. Da der Herr Verfasser des Auf satzes, entgegen der in solchen Fällen sonst geltenden Uebung, seinen Namen nicht genannt hat, so beschränke ich mich im Interesse Ihrer Leser heute darauf, eine seiner Angaben ins richtige Licht zu stellen. Es wird in dem Aufsatz, um den Werth des patentirten Holzfuttermehls zu beweisen, neben andern, nicht kontrollirbaren Behauptungen über ein Gut achten des in wissenschaftlichen wie landwirthschaftlichen Kreisen gleich hoch geschätzten Agrikulturchemikers Professor Fittbogen in Dahme folgendermaassen referirt: Die Analyse des aufgeschlossenen Holzfuttermehls, welche durch Herrn Professor Fittbogen in Dahme vorgenommen wurde, hat im lufttrockenen Zu stande, wie es zum Versandt gelangt, folgende Prozentsätze ergeben: Buche Eiche Kiefer Futterbrot Rohfaser .... 27,00 24,12 26,50 12,66 Stickstofffreie Extraktivstoffe 33,00 34,00 32,50 61,67 Roh-Fett . 1,33 3,00 3,00 0,24 Roh Protein 9,00 9,63 9,12 9,00 Asche .... 14,00 14,25 12,00 2,53 Wasser .... 15,67 15,00 16,88 14,00 Da mir nun diese Zahlen in vieler Beziehung, namentlich aber betr. des Proteins wie des Aschengehaltes als ganz unglaublich erschienen, wandte ich mich an Herrn Prof. Fittbogen mit der Bitte um Aufklärung und erhielt von ihm d. d. Dahme 29. August nachfolgende Antwort: Zu Ihrer Information über meine Stellung zu dem Wendenburg’schen Futtersurrogat übersende ich von dem diesjährigen Landboten die Beilagen zu Nrn. 23 und 31 mit der Bitte, mir die selben nach genommener Einsicht remittiren zu wollen. Den betr. Aufsatz, pag. 418—419 des Landboten vom 5. August 1886, schliesst nun Herr Fittbogen nach Darlegung der Art, in welcher die auf der Station Dahme gemachten Analysen falsch umgerechnet und zugestutzt sind, mit den Worten: Dagegen aber, dass man die aus der hiesigen Station hervorgegangenen analytischen Daten in so unerhörter Weise gemissbraucht hat, protestire ich mit aller Entschiedenheit. Eine Erörterung der in dem Referate mit- getheilten Erfolge, welche sich angeblich bei Verwendung der in Rede stehenden Surrogate zu Fütterungszwecken ergeben haben, erscheint unter diesen Umständen überflüssig. Dahme, 30. Juni 1886. Prof. Dr. Fittbogen. Die Veröffentlichung dieser Erklärung erfolgte, wie oben bemerkt, im Land boten vom 5. August, wenn trotzdem die so als falsch gekennzeichneten An gaben Ihnen wiederum zur Aufnahme in Ihrer erst am 21. August erschienenen Nummer eingesandt sind, so kann ich ein solches Verfahren des anonymen Autors nicht als loyal gegen Sie und Ihre Leser bezeichnen, und muss es bis auf Weiteres ablehnen, auf seine übrigen kaum besser fundirten Behauptungen einzugehen. Charlottenburg, den 5. September 1886. Dr. Adolf Frank, Chemiker. Jubiläum. Eingesandt. Sonntag, den 26. September, wurde in der dem Herrn Paul Steinbock zu Frankfurt a. O. gehörigen Papierfabrik Sandow die Feier des 25jährigen Fabrik besitzes des genannten Herrn gefeiert. Nachmittags 2 Uhr versammelten sich die Arbeiter — 150 an der Zahl — aus den 3 zu der Firma gehörigen Fabriken, Papierfabrik, Cellulosefabrik und Holzschleiferei, in festlichem Kleide auf dem Fabrikhofe. Nachdem um 3 Uhr die Gäste aus der ganzen Umgegend, an der Spitze Herr Steinbock nebst Familie, die Brücke passirt, begleitet von lebhaftem Geschützdonner, ordneten sich die Arbeiter zu einem von einer Musikkapelle geführten Zuge und brachten ihrem Herrn einen Willkommengruss. Maschinenführer Hammer, der seinem Herrn während der langen Reihe von Jahren treu zur Seite gestanden, gedachte als Vertreter der Arbeiter in beredten Worten der Güte und des Wohlwollens, mit welchem Herr Steinbock stets seine Arbeiter behandelt und manchen Akt stiller Wohlthätigkeit bei Kranken und Nothleidenden geübt habe. Herr Steinbock dankte für die freundlichen Worte und gab dann einen kurzen Rückblick auf die verflossene Zeit, manche frohen und auch trüben Stunden erwähnend und theilte mit, dass zwei treuen Mitarbeitern, dem Werkführer der Holzschleiferei F. Schirmer und dem Maschinenführer Hammer, ein Diplom für treu geleistete Dienste bevorstehe. Zum Schluss liess er Seine Majestät, unsern allergnädigsten Kaiser, hochleben. In einer nun folgenden Reihe von Belustigungen aller Art wurde den jugendlichen Arbeitern und Arbeiterinnen Gelegenheit gegeben, sich hübsch ausgewählte Preise zu verdienen. Um 6 Uhr abends zog die ganze Schaar der Gäste, Beamten und Arbeiter unter den Klängen einer Polonaise in den festlich geschmückten Tanzsaal. Der Direktor der Fabriken, Herr Dr. Becker, feierte nun den Jubilar in seinem Verdienste um das Emporblühen des aus kleinen Verhältnissen heraus entwickelten grossen Unternehmens und überreichte ihm im Namen der Beamten und Arbeiter zum sichtbaren Ausdrucke inniger Dankbarkeit ein in künstlicher Weise zusammengesetztes Tableau aus einer Reihe photographischer Aufnahmen von einzelnen Theilen des Gesammt-Fabrikkomplexes. Nachdem Herr Steinbock als Erwiderung seinen Dank in warmen Worten ausgesprochen hatte, begann allgemeiner Tanz bei reichlicher Be- wirthung. Nach eingetretenerDunkelheit erfreuten sich sämmtliche Anwesenden an einem prachtvollen Feuerwerk und Illumination des Mitscherlich-Thurmes, so wie des ganzen Fabrikhofes. Das Fest verlief in schönster Weise und dauerte bis zum folgenden Morgen. Bemerkt sei noch, dass die Firma bei kontinuirlichem Betrieb 3500 kg Mittelpapiere, 2500 kg trockene Sulfit-Cellulose nach Mitscherlich und zu ihrem eigenen Bedarf weissen und braunen Holzschliff erzeugt. Anerkennung treuer Mitarbeit. Die Herren Paulmann und Kellermann, Couvertfabrik, Elber feld, zeigen den Empfang des ihrer Meisterin Selma Weitmann vom Schutz verein für den Papier- und Schreibwaaren-Handel verliehenen Diploms an. Die Ueberreichung desselben, sowie die eines Schreibens des Vors. des Schutzvereins der Papier-Industrie, Herrn Kommerzienrath Alois Dessauer, worin derselbe der Firma mittheilt, dass auch ihrem Buchbinder Eduard Bierbrot am 4 September er. ein Diplom verliehen wurde, er folgte am 11. September. Dem Diplom und dem Schreiben war von der Firma ein Anerkennungs-Geschenk beigefügt. An die seitens der Firma vor dem versammelten Personal an die Gefeierten gerichtete Ansprache und deren bewegte dankende Erwiderung schloss sich ein für das gesammte Geschäfts- und Fabriks-Personal, sowie die Familie der Diplomirten, unter persönlicher Betheiligung der Inhaber in dem benachbarten Vergnügungs lokale „Böhlerhof“ vorbereitetes Fest, welches neben vorzüglicher Bewirthung mancherlei Unterhaltung bot. Erst in später Stunde trennte man sich, in dem Bewusstsein, einen schönen Tag verlebt zu haben.