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968 PAPIER-ZEITUNG. No 28. Wenn nun weiter erwähnt wird, dass es in der Bleistiftbranche kein Ge- heimniss mehr giebt, so ist dies insofern richtig, als es Sachverständigen nicht unbekannt ist, wie im Allgemeinen Bleistifte hergestellt werden. Wie aber regelmässig gute Waare gemacht wird, und wenn man nicht das Monopol alter Firmen besitzt, doch noch Preise dafür erzielt werden, welche es ermög lichen, die Qualität zu erhalten, das ist nicht nur für Viele ein Geheimniss, es ist auch eine Kunst, welche gerade so erlernt werden muss wie eine andere. In der heutigen Zeit, wo sich alle Länder mit Schutzzöllen umgeben, doch mit Erfolg überall lukrativ zu konkurriren, das verstehen nicht Alle — darin liegt das Geheimniss. Fleiss, Wahrhaftigkeit, Solidität, die strengste Kontrolle, Sittlichkeit in den Geschäftsprinzipien sind auf die Dauer, wenn alle anderen Bedingungen erfüllt werden können, die Schlüssel zu diesem Geheimniss. Gute Waare bricht sich immer Bahn, und da in Nürnberg auch viel untergeordnete Waare fabrizirt wird, so erwirbt sich wirklich gute Waare im Laufe der Zeit um so leichter auch die Anerkennung der Lehrer. Die Johann Faber’sche Bleistiftfabrik besteht jetzt gerade 7 Jahre, ist daher eine neue Fabrik. Sie kann sich nicht über die Lehrer beklagen, im Gegentheil fanden ihre Erzeugnisse seitens dieser Herren die grösste Anerkennung. Warum? Weil sie wirklich gute und preiswerthe Waare macht, und ein Bedürfniss schuf für ihre Fabrikate, was in ihrem Fall um so schwieriger war, als sie durch Konkurrenzneid erst in die Lage gedrängt wurde, ihre Firmen-Berechtigung gesetzlich feststellen zu lassen. Augenblicklich beschäftigt diese neue Fabrik etwa 280 Arbeiter und fabrizirt etwa 4000 Gross die Woche. Damit ist der Beweis geliefert, dass es nicht allen neuen Bleistift-Fabriken unmöglich ist, aufzukommen. Carl Johann L. Faber, Theilhaber der Firma Johann Faber in Nürnberg. Wunschkarten. Aus Süddeutschland. Es wäre wünschenswerth, die Herren Fabrikanten daraufaufmerksamzumachen, dass zu Wunsch-Karten keine glacirten Kartons verwendet würden, da dieselben sowohl Fabrikanten wie Verkäufern grossen Schaden bringen. Auf glacirten Karton kann man nicht schreiben, ist dann genöthigt, eine einfache Visitenkarte beizulegen; auf diese Weise kommt die Karte in tadellosem Zustande an den Empfänger, der infolge Dessen die gleiche Karte bei passender Gelegenheit zum zweiten Male verwendet. Ist die Karte noch rein, so kann sie noch mehrmals benützt werden. Ich habe Kunden, die mir offen sagten, dass sie stets die erhaltenen Karten wieder verwenden, sei es zu Neujahr, Geburtstag, Verlobung etc., in Familien bietet sich immer Gelegenheit. Bei Karten nach Auswärts bleiben wegen Portoersparniss meistens die Karten unbeschrieben, jedoch bei geschlossenen Stadtpostbriefen wird am meisten der Umschlag zur Vereinfachung kehrseits mit dem Namen des Gratulanten beschrieben. Ist man jedoch hieran verhindert, so ist man auch da genöthigt, eine Visitenkarte beizulegen, und der Empfänger hebt die Karte sorgfältig auf, um, wie schon erwähnt, späterhin Gebrauch hiervon zu machen. Buchbinder K. An alle Papiermacher. Unsere Leser wissen, dass der Herausgeber d. Bl. mit der Neu bearbeitung seines praktischen Handbuches der Papierfabrikation beschäftigt ist. Das erweiterte Buch soll etwas möglichst Umfassendes und Vollkom menes werden, um seinem Zwecke „Förderung der Papierindustrie“ zu entsprechen. Niemand dürfte in der Lage sein, dies grosse Gebiet vollständig zu beherrschen, und der Verfasser ist sich seiner Unzulänglichkeit nach dieser Richtung vollkommen bewusst. Er hat auch in der Vorrede zur ersten Ausgabe alle Fachgenossen ersucht, ihn auf Fehler und Lücken des Buches aufmerksam zu machen, damit dieselben bei der nächsten Ausgabe ver mieden werden können. Er wiederholt diese Bitte, und richtet besonders an die jüngere Generation, welcher das Werk am meisten zugute kommen wird, die Bitte um Rathschläge und Unterstützung, und ist selbstver ständlich in allen Fällen bereit, die freiwilligen Mitarbeiter im Buche zu nennen. Je mehr Fachgenossen durch Mittheilung ihrer Erfahrungen zu Mit arbeitern werden, desto Besseres wird zustande kommen. Der Verfasser verlangt keine stilgerechten Einsendungen und spricht für jede sachliche Mittheilung, gleichviel in welcher Form, im Voraus seinen Dank aus. Künstliche Beleuchtung und die zum Lesen und Schreiben empfehlenswerthe Lichtmenge. Die Frage, welche Beleuchtung beim Lesen, Schreiben oder bei irgend welchen technischen Beschäftigungen für die Wohlfahrt der Augen die vortheilhafteste sei, ist vielfach angeregt, aber bisher ohne bestimmte Antwort geblieben. Das Hannoversche Gewerbeblatt bringt in seinen Nrn. 3 und 10 einen Aufsatz über diese Frage, dem wir Folgendes entnehmen: Wohl ist es bekannt, dass die Sehschärfe des Auges, das Erkennen feiner Objekte, und die Unterscheidungsfähigkeit für Farben mit der Helligkeit zunimmt, aber bestimmte Zahlenangaben sind kaum vorhanden. Der bekannte Augenarzt, Professor Hermann Cohn (Breslau), sagt; „Fragen wir nach dem Minimum des Lichtes, bei welchem das Auge noch arbeiten kann, so ist es schwer, eine Grenze anzugeben, denn die Individuen sind in dieser Beziehung sehr verschieden; ja, derselbe Mensch wird nach dem Schlafe ein anderes Minimum bedürfen, als wenn er ermüdet ist. Auch mag die helle oder dunkle Pigmentirung und der Bau des Auges von Einfluss sein. Genaue Bestimmungen über «las Minimum fehlen noch vollständig. Die einzige Bestimmung findet sich bei Soyka, der die Regel aufstellt: Das Minimum soll eine solche Helligkeit sein, dass man eine Schrift in der gewöhnlichen Sehweite ohne Anstrengung lesen kann, was zumeist der Fall ist, wenn eine Lichtquelle von sechs Normalkerzen (etwa die Helligkeit einer Stearinkerze) von dem zu sehenden Gegenstände etwa 1/, m entfernt ist,“ H. Cohn schlägt vor, diese Regel etwas zu erweitern, so dass darin die „gewöhnliche Sehweite“ und die Grösse der Schrift genauer definirt werden. Medizinalrath Weber in Darmstadt hat die Schnelligkeit, mit welcher eine Druckschrift gelesen werden kann, durch Leseproben zu bestimmen gesucht, und daraus die empfehlenswerthe Grösse der Buchdrücke festzu stellen sich bemüht. Das gleiche Verfahren hat Cohn angewandt, um den Einfluss der Beleuchtung auf die Lesbarkeit zu studiren. Er benutzte dazu die Breslauer Zeitung, welche in zwei Arten von Typen, der Bourgeois- und Petitschrift, gedruckt ist. Die Petitschrift stimmt fast mit No. 1 der Snellen'schen Schriftproben überein, die das normale Auge noch in 1 m Entfernung zu entziffern vermag. Bei guter Tagesbeleuchtung wurden in 1 m Entfernung 10—11 Zeilen der Petitschrift und 16—17 Zeilen der Bourgeois-Frakturschrift, die nur um ein Geringes grösser ist, in 1 Minute laut vorgelesen. „Man kann nun“, sagt Cohn, „mit Hilfe des Weber’schen Photometers die künstliche Beleuchtung so reguliren, dass ein Blatt Papier, welches dem Lr senden in 1 m Entfernung senkrecht gegenüber gestellt wird, eine Hellig keit von genau 1, 2, 3 etc. Meterkerzen hat. Die Beleuchtung muss dabei von oben durch eine Gasflamme mit Schirm auf das Papier fallen, und der Hahn der Flamme so lange gedreht werden, bis die Helligkeit des Papiers genau 1, 2, 3 oder 4 Kerzen beträgt. Hierauf wird an die Stelle des Papiers die Zeitung aufgestellt, und der Betreffende fängt nun an, in 1 m Entfernung zu lesen, natürlich nachdem er sich erst einige Zeit für diese Beleuchtung adaptirt hat.“ Bei 1 Kerze wurde meist gar keine Zeile Petitschrift in 1 Minute zusammengebracht, höchstens einzelne Wörtchen oder Buchstaben, im besten Falle einmal 3 Zeilen der Bourgeoisschrift. Ein Normalsichtiger brauchte 73 Kerzen, um 11 Zeilen Petit, wenn auch fehlerhaft, zu lesen; ein anderer im günstigsten Falle 40 Kerzen. Von der Bourgeoisschrift wurden im besten Falle bei 2 Kerzen 6 Zeilen, bei 4 Kerzen 8 Zeilen, bei 8 Kerzen 10 Zeilen, bei 10 Kerzen 12 Zeilen und erst bei 50 Kerzen 16 Zeilen wie bei Tageslicht gelesen. Bei 50 Normalkerzen obiger Art würde also erst das Auge ohne Akkomodations-Anstrengung etwa so gut und bequem sehen wie bei Tage. Grosser Pinsel. Ein in seiner Art einziges Erzeugniss, nämlich einen Pinsel von 1,50 mtr. Breite, der für eine Maschinenbuntpapierfabrik in Böhmen bestimmt ist, hat R. A. Türcke in Dresden angefertigt. Oeffentliche Beleidigung. Nach einem ganz neuen englischen Gesetz gilt eine Beleidigung schon als veröffentlicht, wenn der Verfasser sie irgend Jemandem zum Ab.schreiben übergeben hat. sodass Dieser Kenntniss davon nehmen konnte. Wenn sie aus einem Telegramm besteht, oder auf eine Postkarte geschrieben ist, gilt sie als veröffentlicht, sobald sie bei dem Post- oder Telegraphenamt aufgegeben ist. Sie gilt auch schon als veröffentlicht, wenn sie nur von der Frau der beleidigten Person ge lesen, oder wenn sie einem Schriftsetzer zur Vervielfältigung übergeben ist. Ist sie in fremder Sprache geschrieben, so gilt sie als veröffentlicht, wenn irgend eine dritte Person, welche diese Sprache versteht, sie gelesen hat. Der Billigste. Dem Bieler „Handeis-Courier“ schreibt man kürzlich Folgendes: „Was uns die Feder in die Hand drückt, ist die den Blättern entnommene Nachricht, die Postverwaltung habe bei Buchdrucker Sch. in Solothurn, der dieser Tage mit über Fr. 200,000 Passiven den Konkurs angerufen, fleissig drucken lassen, da er der Billigste war. Dass die Behörden, seien es nun eidgenössische, kantonale oder Gemeindebehörden, bei allen von ihnen zu vergebenden Arbeiten, also auch bei Drucksachen, auf Sparsamkeit zu schauen haben, ist ganz recht, und kein vernünftig denkender Mensch kann etwas dawider haben. Ein grundfalsches System aber ist es, wenn die Behörden nur dem billigst Liefernden nachjagen, unbekümmert darum, ob dabei das ganze Gewerbe leidet oder nicht. Man hört so viel gelegentlich von „Hebung der Gewerbe“, „Schutz der Industrie“ reden, oft gerade von Leuten, die an der Spitze von Gemeinwesen, grössern und kleinern, stehen, dass man sich billig verwundern darf, wie oft so schöne Reden durch Handlungen illustrirt werden, die denselben grade entgegengesetzt sind. ■ Russland. ■ ■ Stellen-Vermittlung u. Absatz" für alle Export-Waaren ■ durch das erste Russische Fachblatt " ■ „Das Papier und seine Verwendung“ I 0 Publikationen werden berechnet die Petit-Zeile oder deren Raum a 20 Kopeken = 40 Pfennige. • fi Bei Wiederholungen entsprechenden Rabatt ■ m Annoncen und Einzahlungen nimmt Herr Carl Hofmann, • Redaction der Papier-Zeitung, Berlin W., Potsdamer-Str. 134 entgegen. Redaction: [26726] Verlag: ■ l)r. 0. Olchin, August Naumann, ■ ■ St. Petersburg, Kasanskaja 42, _■