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1360 PAPI ER-ZEITUNG. No. 40. Buchgewerbe. Druckindustrie, Buchbinderei, Buchhandel. sachliche Mittheilungen finden kostenfreie Aufnahme, Mitarbeiter und Korrespondenten erhalten angemessenes Honorar. Eingesandte Werke finden Besprechung. Schwarz auf Weiss. Es ist vielfach empfohlen worden, anstatt des grell weissen Papiers abgetöntes, besonders gelblich abgetöntes, zum Buchdruck zu verwenden, weil das Augenlicht der Leser dadurch geschont werde. Das Journal für Buchdruckerkunst hat vor Kurzem über diese Frage einen längeren Artikel von P. A. Vogt in Dresden gebracht, der viel Bemerkenswerthes enthält. Er geht davon aus, dass Schwarz und Weiss stets den stärksten Gegensatz bilden, weil Weiss alle Farben zurück wirft und Schwarz alle aufnimmt, dagegen sei die durch undeutlichen Druck und schlechte Druckfarbe hervorgebrachte graue Farbe sehr schädlich und daher zu vermeiden. Anstatt durch Fettschrift wirken zu wollen, räth er vor Allem, die Frakturschrift so wenig als möglich anzuwenden und dafür Schriften auszuwählen, welche sich den kräftigen, kernigen altdeutschen Formen anpassen. Schriften mit möglichst wenigen von den spinnigen, modernen Haarstrichen und Schnörkeln sind die wohlthuendsten und lesbarsten, und der Anlehnung hieran verdankt auch die Schwabacher ihre günstige Aufnahme. Vogt schliesst mit der beherzigenswerthen Ermahnung: „Hinweg mit allem fadenscheinigen Firlefanz und heraus mit kräftigen urwüchsigen Gestalten, die sich ohne Mühe bemerkbar machen und sich auf den ersten Blick in ganzer und kerniger Form schwarz auf weiss präsentiren.“ Wir schliessen uns dem vollkommen an und möchten nur hinzufügen, dass die Unlesbarkeit unserer Druckschriften zum grossen Theil in dem Stil unserer Typen begründet ist. Bei einem Vergleiche englischer und amerikanischer mit unsern Drucksachen wiid man finden, dass erstere in gleicher Typengrösse viel deutlicher und lesbarer sind als bei uns. Bei genauerer Prüfung ergiebt sich, dass die englischen und besonders die amerikanischen Antiqua-Schriften viel breiter laufen als die deutschen, dass also zwischen den zwei Strichen eines „n“ oder den drei eines „m“ viel mehr weisser Raum bleibt, und daher der Gegensatz zwischen weiss und schwarz viel stärker hervortritt. Wir glauben einen Hauptfehler der deutschen Schriften darin zu finden, dass die Buchstaben im Verhältniss zu ihrer Höhe zu schmal gehalten sind und empfehlen den Schriftgiessern, und besonders den Bestellern, die amerikanischen Typen zum Vorbild zu nehmen, und nur breitlaufende Typen als Textschriften zu wählen. Beispiele solch steiler Schriften bringt der 23. Bd. Heft 8/9 von Waldow's Archiv in einem ganzen Blatt neuer „schmaler Renaissance“ aus der Wöllmer’schen Schriftgiesserei. Solche Schriften mögen bei Accidenz-Arbeiten manchmal nöthig und dadurch berechtigt sein, doch wäre unserer Ansicht nach auch für solche Zwecke deren Verwendung auf das Unvermeidliche zu be schränken. Japanische Vorbilder, herausgegeben von H. Dolmetsch, Verlag von Jul. Hoffmann, Stuttgart. 50 Tafeln in 15 Lieferungen. Das bei seinem Erscheinen von uns bereits gewürdigte Lieferungswerk liegt jetzt in den Heften 3 bis 6 vor. Der Inhalt berücksichtigt vorzugs weise die Gewebetechnik, die Emaillir- und Lackirkunst, giebt aber auch reizende Vorlagen für Porzellanmalerei. An den technisch meist sehr gut ausgeführten Tafeln lassen sich die verschiedenen Richtungen des japa nischen Stils vortrefflich studiren. Zur Befruchtung der europäischen Kunst in ihren letzten, dem Rokoko zuneigenden Erscheinungsformen, dürften die duftig-zierlichen, nur mässig stilisirten Vogel- und Pflanzen- Ornamente ganz besonders geeignet sein, während die strenger stilisirten Band- und Flächenmuster mehr als lehrreiche Beispiele regelrechter Raum füllung, denn als nachahmungswerthe Vorbilder aufzufassen sind. In Amerika ist der Einfluss Japans schon seit Jahrzehnten wirksam, und hat dort im Verein mit klassischen Entlehnungen eine höchst eigen artige Kunstform geschaffen, welche dem europäischen Geschmack oft widerstrebt, aber in den meisten Fällen von fesselnder dekorativer Wirkung ist. In der Uebernahme des Guten und Brauchbaren sehen auch wir die richtige Verwerthung der japanischen Vorbilder. Wir wollen nicht ein Stück Japan in das Wohnzimmer, in den Salon verpflanzen, sondern an der Darstellungsart der Japaner Einfachheit, Grazie, treue Natur beobachtung lernen. Auf eine merkwürdige Analogie zwischen den Erscheinungen im XVIII. und XIX. Jahrhundert möchten wir übrigens aufmerksam machen. Als durch Einfuhr chinesischer Porzellane die Aufmerksamkeit Europas zuerst auf die sonderbare Ornamentik der Chinesen gelenkt wurde, bildete sich das Rokoko aus und nahm willig eine Anzahl ostasiatischer Motive in sich auf. Und jetzt, da wir eine Renaissance des Rokoko erleben, welche fruchtbringend werden kann, wenn sie sich nicht allein auf Nachahmung beschränkt, ist es das den Chinesen verwandte Inselvolk der Japaner, welches eine Fülle schöner Formgedanken in die westliche Kunst ein strömen lässt! A. H. Büchertisch. Handbuch für Stellungsuchende eines jeden Berufes von Trempenau, Verlag von Gustav Weigel in Leipzig. Das Büchelchen enthält eine praktische Anleitung zur korrekten inneren und äusseren An fertigung von Bewerbungsschreiben um offene Stellen jeder Art und beant wortet die Frage: „Wie bewirbt man sich um offene Stellen geschickt und Erfolg versprechend?“ Im ersten Theil enthält es allgemein nützliche Winke, eine praktische Anleitung zur Anfertigung von Bewerbungs-Schreiben, sowie 55 Formulare. Ferner bringt es eine Titulatur-Tabelle, Gesetz-Be stimmungen u. s. w. Die Beachtung der allgemeinen Winke, welche sich auf die äussere Form der schriftlichen Bewerbung beziehen, dürfte manchem Stellesuchenden von Nutzen sein. Wir haben oft Gelegenheit, zu sehen, wie sogar junge Kaufleute, die verhältnissmässig oft in der Lage sind, sich andere Stellung zu suchen, in dieser Beziehung sündigen. Mit Recht sagt der Verfasser in der Vorrede, dass bei persönlichem Vorstellen jeder Stellungsuchende be müht ist, durch Eleganz und Sauberkeit der Kleidung, durch wohldurchdachten Vortrag seines Anliegens sich in’s beste Licht zu setzen, dass beim schriftlichen Bewerben aber d ese Nothwendigkeit nicht genug gewürdigt wird. Das Werkchen soll darin Besserung schaffen. Auf der Auktion der Buchhandlung von Karl J. Trübner in Strassburg, die am 23. Oktober stattfinden wird, werden 112 Pergament- und Papier handschriften des 12. bis 15. Jahrhunderts theilweise mit Miniaturen und Zeichnungen geschmückt, dann 63 Nummern Inkunabeln und andere typo graphische Seltenheiten zur Versteigerung gelangen. Unter den Hand schriften befindet sich ein deutscher Psalter des 15. Jahrhunderts, auf Pergament geschrieben von Diebold Louber in Hagenau, der für die Ge schichte des Buchhandels von besonderem Interesse ist, da derselbe auf dem inneren Blatte des Rüekdeckels folgende Geschäftsempfehlung ein geschrieben hat: „Was materien man gerne hat von hübschen Büchern, gross oder dein, geistlich, oder weltlich, hübsch gemolt, die findet man alle by diebolt louber schriber zu hagenow." Dem hübsch ausgestatteten Kataloge ist ein Faksimile dieser Anzeige, ebenso des Endes der Hand schrift: „Hie hat der tutsche psalter ein ende des frowert (freuend) sich myn diebolt loubers hende“, beigegeben. Unter den Druckwerken sind zwei Schriftchen besonders bemerkenswerth, die Joh. Gutenberg im Vereine mit J. Numeister gedruckt haben soll und der Zeit um 1463 zugeschrieben werden. Wie alle frühesten Drucke sind natürlich auch diese ohne Angabe des Druckers, Ortes und Jahres erschienen. H. B. Die hohen Preise des Gummiarabicums werden schon manchen Druckereibesitzer in gelinde Verlegenheit versetzt haben, und dürften einige Winke, wie man sich bei vielen Druckarbeiten aus der Verlegenheit ziehen kann, den Fachgenossen nicht unerwünscht sein. Vor allen Dingen ist die Bereitung des Dextrins zu einer dem Gummiarabicum ähnlichen Masse ins Auge zu fassen, und wie ich nach vielen Mühen dazu gelangte, meinen be kannten Glanzgummi herzustellen, sei hier mit wenig Worten geschildert. Vorausgeschickt soll noch werden, dass der Gebrauch des Tragant bei mir zu keinen günstigen Resultaten führte. Der oder das Tragant wird aus der Drogenhandlung in einem Zustande bezogen, welcher der Hausenblase nicht unähnlich ist. 20 gTragant,mit /.Liter kaltem Wasser begossen, bildet nach 24 Stunden eine steife, klebrige Masse, von der man ohne weiteres einen guten Klebstoff erwartet; dem ist jedoch nicht so. Auf Papier gestrichen giebt die Masse keinen Glanz, und der Klebstoff ist gleich Null. Wenngleich der gewünschte Zustand durch Zusatz anderer Bestandtheile vielleicht erreicht werden könnte, so war mir doch d a s Endergebniss in Anbetracht des hohen Preises zu fragwürdig, und ich stand von weiteren Versuchen ab und ging zum Dextrin über. Im Kleinhandel bezogen kostet das Kilo Tragant 3 M, das Kilo gelber Dextrin aber nur 0,50 M. und oft noch weniger, doch ist auf gute Qualität zu halten. Nach vielen Mühen gelang es mir, einen schönen, strichfähigen Gummi, wie folgt, zu erhalten: 1 Kilo Dextrin wird mit 1/ Liter kaltem Wasser begossen und die Masse etwa 10 Minuten lang kräftig verrührt. Ist der Dextrin alsdann in allen Theilen vom Wasser durchtränkt, so kommt er in ein beliebiges Gefäss über Feuer, wo er unter anhaltendem Rühren etwa 5 Minuten verbleibt, bis die Masse sich zu einer milchdünnen Substanz verdünnt hat. Dieser Zustand tritt ein, wenn kleine Blasen an die Oberfläche treten, und es den Anschein ge winnt, als wolle der Gummi kochen, alsdann muss er sofort vom Feuer entfernt werden, denn kochen darf er nicht. Der Gummi wird nun in einen breiten Napf oder dergl. geschüttet, und man lässt ihn alsdann darin erkalten. Nach dem Erkalten setzt man auf 1 Liter etwa 50 g Glycerin zu, und der Kleister ist strichfähig. Ist der Kleister zu dick gerathen, so darf er nur mit abgekochtem und wieder erkaltetem Wasser verdünnt werden, da er, wenn mit anderem kalten Wasser verdünnt, nach einiger Zeit einen schlechten Geruch annimmt. Der auf diese Weise hergestellte Gummi hat einen schwachen gelben Schein, streicht sich gut, zeigt nach dem Trocknen hohen Glanz und wird nicht brüchig. Seine Klebkraft wird stets befriedigen. Endresultat: etwa 2/3 Ersparniss gegen Gummiarabicum. Carl Kempe, Nürnberg. 550000000000000000000000000000000000000005 Für Neuheiten in Visit- und Gratulationskarten 8 suchen Verbindungen mit [26761 X Grossisten und Exporteuren. 81 Berlin NO., Georgenkirchstr. 59. Georg Aug. Krappek & Co. 8 EBBBBBBEEBBLBLBEBeBeBBEBBedBBEe8828888883