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PAPIER-ZEITUNG. 1328 No. 39. Buchgewerbe. Druckindustrie, Buchbinderei, Buchhandel. sachliche Mittheilungen finden kostenfreie Aufnahme, Mitarbeiter und Korrespondenten erhalten angemessenes Honorar. Eingesandte Werke finden Besprechung. Die moderne Buchbinderei. Von Eduard Grosse. (Fortsetzung zu No. 38.) Das Abpressen, welches den Zweck hat, dem Buche dauernde Faon und Haltbarkeit zu geben, wird bei Partieai beiten ebenfalls mit Maschinen und zwar mit der weitverbreiteten Abpressmaschine, welche von vielen Fabriken gefertigt wird, gemacht. Diese Ma schine funktionirt, in dem das abzupressende Buch von zwei eisernen, zusammenpressenden Backen festgehalten wird, so dass das Buch mit dem Rücken in der Breite des Falzes noch oben über dieselben vor steht. Nun wird eine verstellbare Stahlwalze, an welcher sich ein Griff befindet, kräftig über den Buchrücken nach beiden Seiten weggezogen und auf diese Weise der Falz angedrückt. Beim Ge brauch wird das Buch mit der linken Hand zwischen die bei Fig. 12 an der rechten Seite be merkbaren Backen ge bracht und hierauf mit einem Schwünge auf den Fusstritt der Maschine Fig. 12. Abpressmaschine von Chr. Mansfeld, Leipzig, dem Buche ohne jede & Anstrengung ein bedeu ¬ tender Druck gegeben, der die Fälze kräftig hervortreten lässt. Nachdem man dem Buche durch Ueberführen der Walze den Falz gegeben hat, wird der Druck durch Berührung des auf -dem Tritte befindlichen Einlegers mit der Fussspitze eben so leicht wieder gelöst, und das Buch heraus genommen. Karl Krause baut eine Sortiments-Abpressmaschine, bei welcher die Stahlwalze fehlt, also nur das untere Gestell vorhanden ist, und die Fälze mit dem Hammer angeklopft werden, wie dies bei der Handarbeit geschieht. Vor einigen Jahren tauchte das sogenannte Baumfalk’sche Ab pressverfahren auf, welches dem Schwarze'schen Heftverfahren so ähnlich sieht, wie ein Ei dem andern. Dasselbe beginnt ebenfalls radikal mit dem Wegschneiden des Buchrückens, so dass aus dem Bogen lauter einzelne Blätter werden. Nun giebt man diesen einzelnen Blättern dadurch die entsprechende Facon, dass man dieselben in einen ausgehöhlten Holzklotz hineindrückt und hierauf abpresst; dieses geschieht, indem der Rücken mit einer groben Feile geraspelt, mit Leim überstrichen und mit Baumwollen bieber überklebt wird. Wie das Schwarze’sche Verfahren eignet sich auch dieses sehr gut zu Atlanten etc., sollte jedoch zu Büchern noch weniger als das erstere angewendet werden, indem hier sogar die innere Verbindung durch Band wegfällt. Im weiteren Fortgang würde es nun allerdings nöthig sein, die Arten der verschiedenen Einbände, als: Halbfranzband, Kalikoband etc. zu klassi- fiziren und jeden Band einzeln zu behandeln. Dies würde jedoch für diesen Aufsatz zu weit führen, da derselbe im Grunde nur bezweckt, über die in den zwei letzten Dezennien gemachten Fortschritte der Buchbinderei und die derselben dienenden Hilfsmaschinen Bericht zu erstatten, und muss desshalb hiervon abgesehen werden; es ist nur möglich, im allgemeinen die fabrikmässige Herstellung der Bücher weiter zu verfolgen, jedoch werde ich am Schlüsse noch im Zusammenhang die verschiedenen Handarbeiten, welche neu aufgelebt sind, wie Lederschnitt etc. schildern und näher auf die Technik derselben eingehen Der Grossbetrieb behandelt die Herstellung der verschiedenen Einbände fast durchschnittlich gleichartig, indem fast zu allen Bänden, grösstentheils auch Halbfranzbänden, Decken gemacht werden, in welche das Buch sodann eingehängt wird. Dann und wann allerdings setzt man die Halbfranzbände nach der alten bekannten Methode, auf tiefen Falz, an, so dass also die Bünde zwischen Deckel und Lederrücken zu liegen kommen, was besonders bei Schul- und Wörterbüchern sehr wesentlich ist, da ja bei diesen Büchern Haltbarkeit und Solidität die Hauptsache ist, und bekanntlich ein auf tiefen Falz angesetztes Buch viel haltbarer ist, als ein eingehängtes. Bei dieser Arbeit werden nun die Deckel gleich formirt, also in der nöthigen Grösse mit der Pappenscheere geschnitten, hierauf das Buch angesetzt und auf die altbekannte Manier fertiggemacht, alsdann mit der Hand vergoldet. Mehr noch werden die Rücken in der Presse vergoldet, und zwar muss das natürlich geschehen, ehe das Buch in das Leder gemacht wird. Ist der Einlagerücken auf den Lederrücken aufgezogen, so wird nun derselbe erst vergoldet, und alsdann das Buch fertiggemacht. Die andere Manier, erst Decken zu machen und alsdann das so weit fertige Buch in dieselben ein zuhängen, werde ich mit den Kalikobänden zusammen schildern und jetzt erst einen Blick auf die zu diesen Arbeiten nöthigen Hilfsmaschinen werten. Fig. 13. Karl Krause’s Neue Patent-Pappscheere. Das Zuschneiden der Pappe geschieht mit der Pappenscheere. Dies ist eine tischförmige Maschine, an welcher ein hebelartiges, mit Gegen gewicht versehenes Messer so angebracht ist, dass es mit seiner scharfen Kante dicht an der gleichfalls scharfen Kante des Tisches hinstreicht, also wie eine Scheere wirkt. Die Pappe wird durch eine querlaufende auf dem Tische angebrachte Hebelstange, welche mit einem Fusstritt in Verbindung steht, festgehalten, und erfolgt sodann der Schnitt durch Nieder drücken des Messers. Eine andere Konstruktion hat die Kreispappenscheere, welche sowohl durch Treten als auch durch Dampfkraft in Bewegung zu setzen ist. Bei dieser erfolgt der Schnitt durch kreisartige, kleinen Rädern gleichende Messer, unter welchen die zu schneidende Pappe wegläuft. Diese Konstruktion ist quantitativ bedeutend leistungsfähiger als die erstere, jedoch ist auch der Anschaffungspreis ein viel höherer. Ist die Pappe nun ge schnitten, so wird dieselbe vermittels derW a 1 z e oder Satinirmaschine erst satinirt, das heisst dersel ben mittels Durchziehens zwischen zwei aufeinan der pressende Stahlwalzen dienöthige Glätte gegeben. Hierauf wird nun noch der Einlagerücken ge schnitten, ebenfalls sati nirt, und alsdann erfolgt das Deckenmachen, indem Pappe und Einlagerücken auf das zur Decke be stimmte Material aufge zogen werden. Auch zu dieser Arbeit sind neuer dings zwei noch wenig bekannte aber praktische Maschinen erfunden: eine Anschmiermaschine von Bolle & Jordan in Berlin und eine Anreibemaschine von August Fomm in Leipzig, sowie auch von Karl Krause. (Fortsetzung folgt). Fig. 14 Kreispappenscheere von Karl Krause, Leipzig König-Friedrich-August-Hütte Potschappel bei Dresden liefert als Specialität: [28183 Damp fp 11 mpen, Kesselspeisepumpen, Pumpen fürRiemenbetrieb, Centrifti gal p u in p en, Rotationspu m pen.