Volltext Seite (XML)
blatt und 4 verschiedenfarbige Radirungen von Ansichten aus Magdeburg ent hält. Von den zahlreichen Liedern wollen wir die beiden nachstehenden mittheilen, und glauben keine Indiskretion zu begehen, wenn wir als den Verfasser Herrn Dahlmann nennen, der durch seinen unerschöpflichen Humor überhaupt wesentlich zur Erheiterung der Gesellschaft beitrug. WILLKOMMEN! ,Strömt herbei, ihr Völkerschaaren.“ Melodie: Seid willkommen! Fachgenossen! In der alten Elbestadt; Neu sei hier der Bund geschlossen, Der so gut bewährt sich hat! Lasst nach des Geschäftes Mühen Bei dem vollen Glase Wein, Wo die Herzen höher glühen, Uns den Tag der Freude weih’n! Was die alte Elbeveste Heut’ an Reizen bieten kann, Schaut als liebevolle Gäste Es mit Gunst und Huld Euch an Ist im Gleichmaass Aller Freude, Wie der Willkomm herzlich ist, Giebt es eine Herzensfreude, Die wohl Niemand je vergisst. TAGES-ORDNUNG des Vereins Deutscher Buntpapierfabrikanten und des Schutz Vereins der Pavier-Industrie. In Verse gebracht und nach der Melodie: Wie in manchen früh’ren Jahren Haben wir auch jetzt erfahren, Wie wir gut geleitet sind. Dessauer Commerzienrather Ist für uns ein wahrer Vater, Führet uns mit Lieb’ und Kraft. „König Wilhelm sass ganz heiter“ zu singen. Ferner lauschten wir Berichten, Unfallversicherungsgeschichten An der Hand von Krauses Max; Fragten dann, was neu zu satzen, Wählten auch, wo gut zu atzen Nächstes Jahr der beste Platz. Und ihn stützend Herr Gmeiner, Das ist wahrlich auch so Einer, Der mit Umsicht vorwärts strebt. Der über uns’re Cassensachen Wie ein Cerberus thut wachen Und uns unbarmherzig mahnt. Dass durch uns’re Färbmethode Niemand komme je zu Tode, Folgen wir dem Giftgesetz; Und dass wir in deutschen Reichen Endlich Einigkeit erreichen, Schaffen wir Papiernormal. Nach des Frühstücks schöner Stunde Hörten wir sehr gern die Kunde Von dem Stande des Vereins. Gaben dem Verdienst zum Lohne Den Bewährten ihre Krone Und ertheilten die Diploms. Hörten dann, es ist ’ne Schande, i Von der grässlich schwarzen Bande, Die uns nicht bezahlet hat; | Wählten darauf Männer, bieder, i Die als Ehrenrathsmitglieder I Halten des Vereines Wacht. F. W. Abel sprach nicht trauernd, Dass die Ausstellung man dauernd Möge legen in den Scat. Lasst auch uns darob nicht trauern. Donnernd schall in diesen Mauern Hoch lebe der Schutz-Verein! Gegen 6 Uhr wurde die Tafel aufgehoben, und die Gesellschaft begab sich in Droschken und Pferdebahn nach dem »Wilhelmsgarten“, einem städtischen Park an der Elbe, der alle Reize eines solchen Aufenthaltes bietet. Der Schluss wurde in der altdeutschen Weinstube des Rathskellers gemacht, wo manche der jüngeren Genossen bis lange nach Mitternacht vergnügt beisammen blieben. Sonntag, 5. September bis gegen 11 Uhr Besichtigung der Stadt, die sowohl durch ihren alten wie den neuen Theil hoch interessant ist. Vor etwa 15 Jahren wurde die Festungs-Umwallung weit hinausgerückt, die Stadt übernahm den frei gewordenen Grund und Boden, verkaufte die Baustellen und verdiente bei dem Geschäft gegen 10 Millionen. Aber schon jetzt ist bei dem stetigen Wachsthum der gewonnene Raum mit ö- und 6 stockigen Prachtbauten besetzt, und das Bedürfniss nach nochmaliger Er weiterung wird immer dringender. Die meisten unserer Leser werden schon an Magdeburg vorbeigefahren sein, ohne es zu besuchen, obwohl dort nach jeder Richtung viel zu sehen und zu lernen ist. Für den Schreiber Ds. war es auch sehr interessant, das im besten Theil der Kaiserstrasse nahe dem Bahnhof gelegene Geschäfts haus des Vorstandsmitgliedes, Herrn Friedrich Wilhelm Abel, zu besichtigen. Zu ebener Erde in den Räumen des Vorderhauses und Seitenflügels befinden sich ausgedehnte Geschäftszimmer, und daran schliessend ein grosses Quer gebäude, welches in seinen 6 Stockwerken vom Keller bis zum Boden als Lager dient. Ein Aufzug erleichtert das Herauf- und Herunterschaffen der Waaren. Während die Papierhändler in Berlin sich auf besondere Zweige des Faches verlegen, d. h. nur gewisse Sorten führen, will die Kund schaft der Provinzial-Hauptstädte beim Händler Alles finden, und daher kommt es, dass in dem Abel’schen Lager etwa 600 Sorten geführt werden, die jedoch so musterhaft übersichtlich geordnet sind, dass das Auffinden keinerlei Schwierigkeiten verursacht. Da einige Gäste schon abgereist waren, so vereinigten sich nur noch gegen 20 Herrn und Damen um 11 Uhr zur Fahrt nach Wernigerode, wo bei der Ankunft um 1 Uhr Wagen bereitstanden, welche die Gesellschaft durch die Stadt nach der Gastwirthschaft „Unter den Eichen“ im Mühlenthal brachten. Auch das dortige Mittagsmahl gestaltete sich, nicht nur durch die vorzüglichen Speisen und Getränke, sondern auch durch launige Tisch reden und Vorträge zu einem Festessen. Um 3 Uhr begab sich die Gesellschaft durch das prächtige Mühlthai nach der Villa „Abel“ wo im Freien der Kaffeetisch bereitet war. Das von ausnehmend schönem Garten rings umgebene Anwesen machte auf die Fachgenossen einen sehr anheimelnden Eindruck dadurch, dass es eine alte Bütten-Papier-Mühle ist, die vor wenigen Jahrzehnten noch von Herrn Abel’s Schwiegervater betrieben wurde. Die Mühle ist in ein zweites Wohnbaus verwandelt, worin einige der Herrn Abel näher stehenden Herren und Damen in der folgenden Nacht Gastfreundschaft genossen. Der jetzt unbenutzt vorüberrauschende, forellenklare Mühlenbach verbreitet in dem dicht bewaldeten Thale eine erfrischende Kühle und macht den Ort zu einem angenehmen und besuchten Sommeraufenthalt. Auch von hier musste allzu rasch wieder aufgebrochen werden, um das Programm auszuführen, d. h. noch bei Tageslicht den Schlossberg zu be steigen, die wunderbare Wohnstätte des Grafen Stollberg wenigstens ober flächlich zu besichtigen und die herrliche Aussicht zu geniessen. Der Tag wurde in dem bewährten Gasthofe „Unter den Eichen“ beschlossen, wo bei Wein, Gesang, Deklamation und Musik die Stunden wie Minuten verrannen- Montag, 6- September. Am folgenden Morgen wurde zwischen 6 und 7 Uhr in 3 Wagen nach dem Brocken aufgebrochen, auf dessen Spitze man gegen Mittag eintraf und eine Aussicht genoss, wie sie nur selten vorkommt, wenn auch die entferntesten Punkte durch Nebel verhüllt waren. Unterwegs hatten sich einige Papierer gegen zwei von ihrem Wagen verlassene junge Mädchen, wie üblich, galant erwiesen und deren Vertrauen in so hohem Grade gewonnen, dass sie sich der Gesellschaft anschlossen und sie bis Ilseburg mit ihrer lieblichen Gegenwart erfreuten. Bei der gemeinsamen Mittags tafel fanden sich, äusser diesen Fräuleins, noch 12 Personen zusammen und gedachten bei fröhlichem Gläserklingen der abwesenden Genossen. An den Senior der deutschen Buntpapierfabrikanten, Herrn Wilisch in Schneeberg, welcher leider verhindert war, in gewohnter Weise an der Versammlung theilzunehmen, wurde ein telegraphischer Gruss gesandt. Die Rückfahrt erfolgte durch das liebliche Ilsethal, wo im Gasthof „Prinzessin Ilse“ und „zu den rothen Forellen“ in Ilseburg die letzten Gläser geleert wurden. Am Bahnhof zu Ilseburg und an den folgenden Stationen trennten sich die Genossen, die Einen, um zu ihrer geschäftlichen Thätigkeit zurückzukehren, die Andern, um die Harzreise nach „Thale“ fortzusetzen- Es versteht sich von selbst, dass Herrn Abel und seiner liebenswürdigen Familie, wie den Magdeburger Genossen bei jeder passenden Gelegenheit die dankbare Anerkennung der Gäste wiederholt in schwungvollen Worten ausgedrückt wurde, und wir glauben nur im Sinne aller Theilnehmer zu handeln, wenn wir denselben an dieser Stelle für die aufopfernde Mühe waltung und erwiesene Gastfreundschaft nochmals herzlichsten Dank aus sprechen. Papierprüfung. Neuerdings wird erfreulicherweise von der Befugniss der amtlichen Prüfungs-Anstalt zu Charlottenburg, junge Leute als Lehrlinge aufzu- nehmen, umfassender Gebrauch gemacht. Es haben sich schon 12 Herren als solche Volontäre gemeldet- Seit dem 1. August sind drei derselben beschäftigt, welche schon einige Zeit in Papierfabriken praktisch thätig waren- Die Anstalt würde also nunmehr in der Lage sein, erforderlichen- falles Fabrikanten genügende Kräfte für die Papierprüfung zu empfehlen. Auch seitens der Fabrikanten wird, seit dem Erscheinen der Bestimmungen über die im Staatsdienste zu verwendenden Papiere (Normalien), der Papier prüfung eine sehr grosse Aufmerksamkeit geschenkt. Vor Kurzem hat sich beispielsweise der Direktor einer grösseren Papierfabrik mehrere Tage in der Anstalt aufgehalten, um sich persönlich mit allen Einzelheiten der Papierprüfung vertraut zu machen. Papiermarkt. Vom Harz, den 5. Septbr. 1886. Es ist ein wahrer Segen, dass endlich durch eingetretene Witterungsverhält nisse die allgemeine Ueberproduktion eingeschränkt wird, ohne welche wir nachgerade wohl soweit gekommen sein würden, dass an einen Geschäftsnutzen überhaupt nicht mehr zu denken war. Wenngleich die Hitze tropisch und fast unerträglich ist, so kann man sich doch darüber nur freuen; da sie einerseits den Erntearbeiten sehr zu statten kommt und andererseits überall recht knappes Wasser herbeiführt, sodass namentlich in der Holzstoff-und Papier fabrikation eine erhebliche Produktions-Abnahme statthaben wird. Diese An nahme wird bereits durch die von allen Seiten einlaufenden dringlichen Aufträge bestätigt. Hoffentlich werden meine Herren Kollegen, die Papierfabrikanten, sich dies bemerken und endlich von der leidigen Preisermässigung ablassen, die ohnehin schon nicht gerechtfertigt war und zumeist nur von sog. Mach-Agenten und Drück-Handlungen in Blüthe erhalten wurde. Häufig überstürzten sich auch in dieser Beziehung die Fabrikanten selbst, ohne Veranlassung, nur um den Konkurrenten das Geschäft nicht machen zu lassen, — wie kurzsichtig! — Mangel an Aufträgen gab wahrlich in den seltensten Fällen Veranlassung dazu! Wir waren aber einmal auf dem Abrutschwege, und es wurde alles Mögliche gethan, denselben gleitbar zu erhalten, bis wir endlich Alle in den Abgrund ge stürzt wären, denn Keiner wollte schliesslich Zurückbleiben und gerettet sein! Es geht genau wie beim bekannten Hammelsprung. Hoffentlich wird dies, Dank den Witterungsverhältnissen, glücklich vermieden, so dass wir, wenn auch mühsam und langsam, wieder empor auf den ebnen Weg klettern, der Jeden vor Gefahren behütet! Es würde mich freuen, hierdurch ein Wenig zur Erweckung des Steigerungs- Gedankens beigetragen zu haben! Gebiete man wenigstens ein „Halt“ der weiteren Preisherabsetzung! Z.