Volltext Seite (XML)
Mo. 37. PAPIER-ZEITUNG. abwirft, ja dass sogar hin und wieder Verkäufe mit Verlust stattfinden. Dies ist ein trostloser Zustand, und wenn wir es auch, wie ich vorhin sagte, nicht als Aufgabe des Vereins ansehen, Festsetzungen über die Preise zu treffen, so müssen wir doch wenigstens die Thatsache hier aussprechen, damit unsere Fachgenossen sich bemühen, innerhalb der Grenzen richtiger Berechnung zu bleiben. Die unrichtige Aufstellung der Erzeugungsunkosten ist meiner Ansicht nach vielfach an diesen niedrigen Preisen schuld. Man berechnet die Kosten der Rohstoffe und der Arbeitslöhne, vergisst aber, die Abnutzung der Einrichtungen und Maschinen, die Verzinsung des ange legten Kapitals und sonstige Spesen in Anschlag zu bringen. Der Vorsitzende bittet die anwesenden Vertreter des Faches, sich über die Preisfrage zu äussern. Weinberg - Berlin: In meinem Fache, in der Erzeugung von Glac- papier zu Zwecken der Photographie, ist ein so bedeutender Preisrückgang, dass etwa mit Verlust gearbeitet werden müsste, noch nicht eingetreten. Aufträge zur Lieferung von Buntpapier habe ich indessen in letzter Zeit abgelehnt, weil sich ein Gewinn daraus nicht ergab. Abel - Magdeburg: Ich muss den Preisrückgang durchaus bestätigen. Wir sind zwar sehr stark beschäftigt, haben Aufträge für 3 bis 4 Monate, aber die Preise, namentlich für die Ausfuhr, sind so stark gesunken, dass es sehr schwer ist, seine Rechnung dabei zu finden. Der Vorsitzende bemerkt in Bezug auf die Ausführungen des Herrn Weinberg, dass die Preise für Glacpapier zu Zwecken der Photographie insofern nicht als maassgebend angesehen werden können, als dieser In dustriezweig besonderen sehr schwierigen Anforderungen genügen und ge wisse Eigenthümlichkeiten besitzen muss, dass also hier eine Ausnahme vorliegt. Elsas-Barmen bestätigt die Ausführungen des Vorsitzenden. Auf eine Frage des Herrn Weinberg, ob von Seiten des Vereins nichts gegen den Preisrückgang geschehen könnte, erwidert der Vor sitzende, dass das Fach ein zu vielseitiges und die Art der Anfertigung eine zu verschiedene sei, als dass man gemeinsame Abmachungen treffen könne. Emmerich-Prag: Ich könnte Ihnen von der Lage der österreichischen Industrie dasselbe Bild entrollen, das Sie hier von der Deutschen gehört haben, ja sogar erklären, dass die deutschen Preise für Buntpapier noch besser sind, als die unsrigen. Von den Maschinenfabrikanten angeregt, lassen sich Viele zur Begründung neuer Fabriken verleiten, stellen Maschinen auf und treiben die Erzeugung bis ins üngemessene. Mit einem Male sind sie aber zu Ende, und das Ergebniss ist immer ein Verderben der Preise, dessen Folgen auf die länger bestehenden Geschäfte fallen. Carl Hofmann-Berlin: Es wird doch noch deutsches Buntpapier nach Oesterreich eingeführt, also können doch die Preise dort nicht viel schlechter sein. Emmerich: Die Einfuhr besteht nur in besseren Titelsorten und Kamm-Marmor, und ist überhaupt gering. Vor Uebergang zum zweiten Punkt der Tagesordnung theilt der Vor sitzende mit, dass die Vorstandsmitglieder Gmeiner - Dresden, Wiskott- Breslau und Kommerzienrath Haenle - München verhindert sind, an der Versammlung theilzunehmen. Letzterer hat zugleich um Enthebung von seinem Amte als Vorstandsmitglied gebeten und, trotz der Bitte des Vor sitzenden, als einziger Vertreter der Goldpapier-Industrie weiter zu amtiren, an seiner Absicht festgehalten. 2. der Tagesordnung. Rechnungs ablage. Da der Kassenbericht be reits durch No, 35 der Papier-Zeitung veröffentlicht ist, beschränkt sich der Vorsitzende auf die Mittheilung, dass die Kasse des Veieins Deutscher Buntpapierfabrik an ten gegenwärtig über einen Bestand von 1392 M. 7 Pf in Staatspapieren und Baar verfügt. Weinberg regt an, den Vorstandsmitgliedern, die genöthigt sind, zur Generalversammlung zu kommen, ihre Reisekosten aus der Kasse zu ersetzen. Der Vorsitzende erwidert: Unser Verein ist eine vollständig freie Vereinigung, die durch das allgemeine Interesse für die Industrie zusammen gehalten wird, und ebensowenig, wie die Mitglieder, die zur Versammlung erscheinen, eine Entschädigung erhalten, erachte ich es von meinem persön lichen Standpunkt aus für unangemessen, seitens des Vorstandes eine solche zu beanspruchen. Die Mitgliedschaft im Vorstand ist ein Ehrenamt und soll demgemäss auch ohne Vergütung sein. Max Krause-Berlin und Abel schliessen sich der Ansicht des Vorsitzenden an. Hofmann: Der Schntzverein für den P pier- und Schreibwaaren- handel gewährt seinen Vorstandsmitgli- dein Reisekosten. Soweit ich abe die Herren kenne, die unseren Vorstand bilden, würden sie keine Eut- Schädigung annehmen. Vielleicht dürfte es sich, wenn der Gedanke des Herrn Weinberg Anklang fände, empfehlen, den Vorstandsmitgliedern das Recht zu geben, den Ersatz der Fahrkosten in Anspruch zu nehmen. Weinberg: Dagegen wüide ich in jedem Falle s in Mein Antrag würde dahin gehen, dass die Vorstandsmitglieder die Entschädigung an nehmen müssten. Jetzt sind wir genöthigt, bei der Wahl der Vorstand-- mitglieder darauf Bedacht zu nehmen, dass die Herren auch in der Lage sind, auf eigene Kosten reisen zu können. Vorsitzender: Ich betone nochmals, wir betrachten unsere Stellung lediglich als Ehrenposten. Eine Vergütigung der Reise würde ich schon als eine Beeinträchtigung der Freiwilligkeit ansehen. Wir vom Vorstand lehnen also den Vorschlag des Herrn Weinberg ab, so gut er auch gemeint ist. Damit ist diese Angelegenheit erledigt. 3. Das Giftfarben-Gesetz. Der Vorsitzende berichtet: Ich habe bereits mitgetheilt, dass vom Reichskanzler an mich in meiner Eigenschaft als Vorsitzender des Vereins Deutscher Buntpapierfabrikanten das Ersuchen gerichtet wurde, einer Kommissionsberathung beizuwohnen, die am Montag, den 3. Mai dieses Jahres im Reichsgesundheitsamt zu Berlin stattfand. Das Ergebniss der Verhandlungen ist zur Zeit noch Amtsgeheimniss; allein ich darf doch erklären, dass man behördlicherseits nicht von eng herzigen Ansichten ausging, sondern bemüht war, die Anforderungen und Bedürfnisse der Industrie nach Möglichkeit zu berücksichtigen. Bekanntlich ist im Jahre 1879 ein Giftfarbengesetz erlassen worden. Dasselbe enthielt indessen nur allgemeine Bestimmungen, die durch Ans führungsgesetze noch näher erläutert werden sollten Im Jahre 1883 hat die Reichsregierung den Entwurf eines solchen Ausführungsgesetzes ver öffentlicht und dem Reichstage unterbreitet. Dieser Entwurf wurde vom Reichstage abgelehnt, und ich selbst habe mich seiner Zeit, mit besonderer Unterstützung der Herren Wiskott, Pabst und anderer Herren, bemüht, die Ab lehnung zu bewirken, weil der Entwurf Härten enthielt, durch welche die Industrie stark benachtheiligt und in Fesseln geschlagen worden wäre. Der § 3 jenes Entwurfs setzte z. B. fest: „Die Aufbewahrung und Ver packung von zum Verkaufe bestimmter Nahrungsmitteln in Gefässen oder Umhüllungen, welche mit giftigen Farben gefärbt sind, ist verboten.“ Unsere Industrie ist dabei in hervorragendem Maasse betheiligt, denn zu Um hüllungen von Nahrungs- und Genussmitteln, beispielsweise für Chokolade und Cigaretten, wie für viele andere Dinge, wird jetzt fast ausschliesslich Bunt papier verwendet. Wir wären also durch jene Bestimmungen den grö-sten Unannehmlichkeiten ausgesetzt! In dem neuen Entwurf, der eine Verein barung zwischen der höchsten Stelle und der Industrie bildet, und der, wie ich annehme, im nächsten Frühjahr dem Bundesrath, sodann dem Reichstag unterbreitet wird, hat dieser Paragraph eine wesentliche Veränderung er fahren. Man bat eine Anzahl von Farben ausgeschieden, die in dem früheren Entwurf als der Gesundheit nachtheilig erklärt wurden, und die Bestim mungen, betr. Spuren giftiger Farben, sind jetzt bei Weitem sachgemässer gefasst. Zwischen den verschiedenen Anschauungen, die sich in dieser Be ziehung entgegenstanden, wurde ein Mittelweg gefunden, den ich leider heute auch nicht mittheilen darf, der aber die Industrie vor Schaden schützt, wenn es sich um eine harmlose oder zufällige Beimischung handelt. Es ist mir gelungen, in Bezug auf die Papierindustrie in manchen Richtungen ausserordentlich günstige Bestimmungen zu erzielen. Ich glaube, dass ich die Interessen unseres Faches soweit als möglich gewahrt habe, und bin überzeugt, dass der Entwurf, wenn er Gesetz wird, uns die Sicherheit bietet, dass wir gegen unberechtigte Belästigungen geschützt sind. Im Anschluss an diese Mittheilungen möchte ich noch bemerken, dass, wenn irgend einer unserer Fachgenossen ein Anliegen technischer Natur an die Behörden hat, er sich an den Vorstand wenden möge, der sich dann mit den Behörden benimmt und als Vertreter des Vereins entschieden mehr wirken kann als ein Einzelner. Abel: Ich möchte bei diesem Anlass erklären, dass wir Buntpapier fabrikanten mit Genugthuung von dem Bericht des Herrn Vorsitzenden Kenntniss nehmen und ihm für die kräftige Vertretung, die er unserer Industrie hat angedeihen lassen, besten Dank aussprechen. (Zustimmung.) 4. Papiernormalien, wird für die Versammlung des Schutzvereins der Papier-Industrie zurückgestellt. 5. Die Unfallversicherung in Bezug auf die Papierver arbeitungs-Berufsgenossenschaft. Max Krause-Berlin berichtet: Soweit es sich um die Aufnahme der einzelnen Berufe in das Kataster handelt, kann man die Einrichtung der vor etwa einem Jahre in’s Leben getretenen Unfallversicherung als abgeschlossen betrachten. Nur mit zwei Berufen innerhalb unserer Genossenschaft sind wir noch nicht einig. Die Dachpappenfabrikanten, (.welche grösstentheils auch als Dachdecker arbeiten. D. Red.) wurden uns vom Reichsversicherungsamt zugewiesen, während wir der Ansicht sind, dass sie meistens nicht zu uns, sondern zum Baugewerbe oder zur chemischen Industrie gehören. Einstweilen haben uns aber unsere Ablehnungen nichts genützt, das Reichsversicherungsamt hat gegen uns entschieden. Zwischen Buchdruckern und Lithographen lässt sich oft sehr schwer eine Grenze ziehen Das Reichsversicherungsamt w< ist die Buchdrucker zu der Buchdruckergenossenschaft und die Lithographen und Angehörigen anderer graphischen Künste zu uns. Die Schwierigkeit der Abgrenzung führt häufig zu Zwistigkeiten mit der Buchdruckergenossenschaft. Ich erwähne nur eine grosse Firma in Leipzig, die ursprünglich zu uns gehörte und gern bei uns gehlieben wäre, weil sie durch ihren ganzen Betrieb sich zu uns hingezogen fühlt, die aber durch das Reichsversicherungsamt der Buch druckergenossenschaft zugewiesen ist Fortwährend im Unklaren sind wir mit den Geschäftsbücherfabrikanten. Viele grosse Firmen dieses Faches, wie z. B. diejenigen in Hannover, entziehen sich bis jetzt unserer Genossenschaft und gehören zu den Buchdruckern. Es ist bis jetzt nicht gelungen, die