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1196 PAPIER-ZEITUNG. No. 35. Einfluss der Leimung und des Holzschliffgehaltes auf die Festigkeitseigenschaften von Papier. Im Anschluss an eine früher ausgeführte Untersuchung über den Ein fluss wiederholter animalischer. Leimung auf die Festigkeit und Dehnung des Papiers (Mitthlg. a. d. Kgl. techn. Versuchs-Anstalten 1885 S. 137) wurden in der Königlichen mech. techn. Versuchs-Anstalt weitere Unter suchungen über den Einfluss der Leimung und des Holzschliffgehaltes an gestellt, worüber wir einem Aufsatz (Mitthlg. a. d. Kgl. techn. Versuchs- Anstalten, 1886, Heft 2, S. 40 u. f.) von A- Martens Folgendes ent nehmen. Zu den Versuchen wurden von Herrn Georg Drewsen zu Lachendorf bei Celle 3 Sorten Schreibpapier, ganz aus Leinen- und Baumwollfasern, ohne Erdezusatz in je drei verschiedenen Leimungen hergestellt, die folgende in Tabelle 1 zusanimengestellten Ergebnisse lieferten: Tabelle 1. Die fettgedruckten Zahlen geben die Veränderungen der Festigkeitseigenschaften an, jedesmal bezogen auf den Zu stand A des Papiers. Arbeitsmodul in m kg Reisslänge in km g Bezei chnung Mittel Mittel Mittel S des ■ aus Papiers a u. b d u. e I: d. f. b e. a. c. 2 6 100 1 1 3 6 6 2 6 3 6 0,124 0,150 '0,137 2 6 102 115 109 0,136 0,142 0,139 6 111 108 110 8.41 117 4,28 100 4,1 111 7,20 100 3,1 107 4,8 111 3,8 100 0,122 0,131 100 100 6,22 127 6.30 12s 5,36 100 4,7 100 4,1 110 3.7 100 4,91 100 3,1 107 3,4 100 4,4 100 4,2 111 4,3 100 0.127 100 8,801 122 4,80 112 6,06 100 6,53 104 /.um Maschi- I nenlauf 4,1 112 0,219/0,262/0,241 134 154 144 5,02 2.9 100 100 6,2 120 0,159/0,155 143 115 5,75 100 5,09 119 c s 5.0 115 0,157 129 6,77 118 5,8 112 0,154 125 6,86 120 5,98 3.5 120 121 5,19 97 aus gu.h. zum Maschi ' nenlauf 6,30! 100 4,27 97 4,44' 100 5,79 3,3 115 114 o, 164 0,170/0,167 100 100 100 5,40 101 5,1 116 4,6 98 4,42 100 Dehnung in Olo von 1 5,0 114 0,111 0,135 0,123 100 100 160 5,0 107 5,93; 94 2,9 100 0,147 0,160 132 118 7,55 125 No. I. A. vorgeleimt .... Verhältnisszahl B. einmal animalisch geleimt Verhältnisszahl C. zweimal animalisch geleimt Verhältnisszahl 3,7 109 7,32 3,7 122 II109 No. II. A. vorgeleimt .... Verhältnisszahl B. einmal animalisch geleimt Verhältnisszahl C. zweimal animalisch geleimt Verhältnisszahl No. III. A. vorgeleimt . . . Verhältnisszahl B. einmal animalisch geleimt Verhältnisszahl C. zweimal animalisch geleimt Verhältnisszahl 0, 20710,243 0,225 126 143 135 I zum Maschi- nenlauf g.lh. Die Ergebnisse der Festigkeitsuntersuchungen dieser Papiere sind als Mittelwerthe aus je 5 Versuchen in vorst. Tabelle zusammengestellt. Dieselben zeigen, dass die Papiere durch zweimaliges animalisches Leimen durchweg so bedeutend verbessert sind, dass sie gegen die nur vegetabilisch geleimten Papiere um eine volle Güteklasse (Mitth. a. d. Kgl. techn. Vers.-Anst. 1885, Seite 102) höher stehen. Die Zunahme der Reisslänge beträgt bei den Papieren I und II etwa 20 %, beim Papier III ist die Zunahme nicht vor handen. Die Zunahme der Dehnung beträgt durchschnittlich etwa 10%, während diejenige des Arbeitsmoduls auf etwa 10 bis 35 % bemessen werden kann. Bezüglich der mehrfach wiederholten Leimung bemerkt Drewsen, dass sich eine solche nicht lohne, da bei einem mehr als zweifachen Leimen zuviel Ausschuss entstehe. Die Versuchs-Anstalt hält es trotzdem für noth- wendig, ein noch öfter geleimtes Material zu erlangen, um mit demselben Untersuchungen über die Ausdauerfähigkeit und den Einfluss der Feuchtig keit anzustellen. Ferner waren durch Herrn Max Sembritzky, Direktor der Papierfabrik Schlöglmühl bei Gloggnitz, 13 Büttenpapiere zur Verfügung gestellt und zwar von den meisten Sorten sowohl ungeleimte, als auch im Stoff vege tabilisch geleimte, sowie drittens auch nachträglich im Bogen animalisch geleimte Proben mit folgender Stoffzusammensetzung- No. 1. 20 % Leinenhadern 80 % Holzschliff, „ 2. 30 „ desgl. 70 „ desgl. „ 3. 40 » desgl. 60 „ desgl. » 4. 50 » desgl. 50 » desgl. „ 5. 60 „ desgl- 40 „ desgl. No. 6. 70 % Leinenhadern 30 % Holzschliff. „ 7. 80 , desgl. 20 » desgl. „ 8. 90 „ desgl. 10 „ desgl. „ 9. 42,5 „ desgl 42,5 » desgl. 15 % Erde „ 10. 35 „ desgl. 35 „ desgl. 30 » » „ 11. 25 „ Natronzellstoff 75 » desgl. „ 12 50 » desgl. 50 » desgl. „ 13. 75 „ desgl. 25 „ desgl. Die Zahlenwerthe, welche bei den Festigkeitsuntersuchungen mit diesen Papieren gewonnen wurden, sind in tabellarischer Zusammenstellung im Originalaufsatz mitgetheilt, es dürfte aber an dieser Stelle genügen, wenn wir die dort ermittelten Ausgleichskurven für die graphischen Aufzeichnungen in Fig. 1 C B A wiedergeben. Die in Fig. 1 ausgezogenen Kurven d entsprechen dem vegetabilisch geleimten, die langgestrichelten e dem im Bogen animalisch geleimten und die kurzgestrichelten f dem ungeleimten Zustand der Papiere. Der allgemeine Verlauf der Kurven zeigt deutlich, dass die Festigkeits eigenschaften durchweg mit wachsendem Gehalt an Holzschliff abnehmen. Die bezüglichen Zahlenwerthe sind in folgender Tabelle 2 zusammengestellt: Tabelle 2. Abnahme der f) ungeleimt von auf d) vegetabil, geleimt von auf e) animalisch und vegetabilisch geleimt von auf 1. Reisslänge 3,10 —2,35 2,75 —2,3 3,1 —3,0 km in Prozenten 24° 16% 8% 2. Dehnung 3,6 —2,0 3,0 -1,9 3,3 —1,95 in Prozenten 44° 37 % 41% 3. Arbeitsmodul. . . . 0,070—0 030 0,055-0,030 0,74-0.038 mkg in Prozenten 57% « % 49 7o „Während die Kurven für die Dehnung im Allgemeinen einen ziemlich gut übereinstimmenden Verlauf zeigen, tritt bei der Reisslänge recht deutlich ein Unterschied in dem Verhalten der einzelnen Kurven auf, der in der Natur der Stoffe und der Prozesse begründet sein muss. Man sieht, wie die Kurve für den ungeleimten Zustand von Anfang an ein deutliches Ab fallen der Reisslänge mit wachsendem Holzschliffgehalt zeigt, was wohl zum grössten Theil seine Begründung in der Starrheit der Holzschlifffaser haben wird, welche keine so innige Verfilzung des Stoffes gestattet, wie die biegsame Leinenfaser. Eine etwaige geringere Festigkeit der Holz- schlifffaser kann man wohl kaum als die Ursache der Festigkeitsabnahme ansehen, weil man füglich nicht annehmen darf, dass die noch frische inkrustirte Holzfaser an sich weniger fest sein sollte, als die auf chemischem Wege von den inkrustirenden Bestandtheilen befreite. Dass mit der Zeit eine Abnahme der Festigkeit des Holzschliffs eintritt, ist gegenwärtig eine herrschende Anschauung. Auffallend ist dem Vorgeschilderten gegenüber der Verlauf der beiden Kurven für den geleimten Zustand. Bleibt man zunächst bei der vegetabilischen Leimung stehen, so ist vor allem eine Erklärung dafür zu suchen, dass in allen drei Gruppen der Fig- 1 die Werthe für diesen Zustand die geringsten sind. Man wird sich hier im Allgemeinen der Müller’schen Ansicht anschliessen müssen, dass die auf den Fasern sich festsetzenden leimenden Harztheilchen eine innige Verfilzung hindern. Immerhin bleibt aber noch die Thatsache bestehen, dass die Differenzen zwischen den Reisslängen bei den Papieren mit ge ringem Holzschliffgehalt in den beiden Gruppen: ungeleimt und vegetabilisch geleimt, erheblich grösser sind als bei den Papieren mit vorwiegendem Holzschliffgehalt. Vielleicht hat dies seinen Grund darin, dass sowohl die Stanheit der Holzfasern als auch die vegetabilische Leimung die Ver filzungsfähigkeit herabdrücken, dass aber die Starrheit der Holzfaser schliesslich bei Vorwiegen derselben die Wirkung des Leimes überwindet und daher vorwiegend zum Ausdruck kommt. Durch diese Annahme würde wenigstens das anfängliche Auseinandergehen der Kurven erklärt werden können. Den Verlauf der Linie für die Reisslänge des im Bogen animalisch geleimten Papiers kann man leichter erklären. Hier wird ganz zweifellos die Festigkeit des Papiers durch die Eigenfestigkeit des Leimes erhöht, daher kommt denn auch die Erscheinung, wie sie durch die früheren Untersuchungen bereits nachgewiesen wurde, dass durch Wiederholung der thierischen Leimung die Festigkeit des Papiers noch weiter gesteigert werden kann. Bei den vorliegenden Holzschliffpapieren ist die Festigkeit des vegetabilisch geleimten Papieres durch das nachträgliche Leimen im Bogen mit thierischem Leim ziemlich bedeutend gestiegen; sie bleibt fast konstant bis zu einem Holzschliffzusatz von 70 °o, und man sieht, wie die schwächende Wirkung des Holzschliffs fast gar nicht zur Geltung kommt, die doch bei dem ungeleimten Papier sich sehr deutlich ausspricht.“ Um den Einfluss der Leimung noch vollständiger zu Tage treten zu lassen, hat Herr Martens die Festigkeitseigenschaften der Proben gleichen Holzschliffgehaltes für die drei Leimungszustände durch weitere graphische Darstellungen veranschaulicht. ■ Hierzu sind zunächst die einzelnen Linien in den drei Kurvengruppen als Spuren der mehrfach gekrümmten Oberfläche eines Körpers mit je drei, in bestimmten Entfernungen und parallel zu einander durch den Körper