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Buchgewerbe. Druckindustrie, Buchbinderei, Buchhandel. sachliche Mittheilungen finden kostenfreie Aufnahme, Mitarbeiter und Korrespondenten erhalten angemessenes Honorar. Eingesandte Werke finden Besprechung. Buchdruck-Schreibmaschine „Westphalia“. Das kürzeste Zeichen in der graphischen Darstellung, der Punkt, er fordert zu seiner Herstellung den geringsten Zeitaufwand. Han wird desshalb mit einer Maschine, die alle Buchstaben, Zahlen und Interpunktionen des Alphabets in derselben Zeit wie einen Punkt, nämlich durch einen Druck, berstellt, schneller schreiben können, als mit der Feder, abgesehen von dem Einspannen des Papiers etc. Diese graphische Wahrheit hat die Erfindung einer grossen Reihe von Schreibmaschinen zur Folge gehabt, von denen die neueste in Folgendem beschrieben werden soll. Die Buchdruck-Schreibmaschine „Westphalia“ beruht auf demselben Prinzip, wie die Setzmaschine von Brackeisberg, die wir in No. 49 der Pap.-Ztg. von 1882, Seite 1414, besprachen. Fig. 1. • f Vorstehende Fig. 1 zeigt eine Ansicht der Maschine im Gebrauch, Fig. 2 einen Querschnitt derselben in grösserem Maassstabe. Das zu beschreibende Pa pier W W wird, mit Abfärbe- Papier überdeckt, in den Rahmen G zwischen einer weichen Unterlage und einer Kautschukrolle oder zwischen zwei Kautschukrollen einge klemmt und durch einen Stempel D von unten gegen dieaufzudruckendeType eines verschiebbaren Typenstabes T gepresst. Dabei erfährt das selbe nach jedem Druck eine seibstthätige Verschiebung in der Zeilenrichtung um die Breite des folgenden Schrift zeichens oder der beabsichtig ten Sperrung der Schrift. Vor jedem Anpressen einer Type muss jedoch das rich tige Einstellen derselben über dem Stempel D stattgefunden haben. Dies geschieht in folgender Weise; Der ander Maschine Arbeitende erfasst in der aus Fig. 1 ersicht lichen Weise den Handgriff, der durch eine in der Zeichnung sichtbare Stange mit dem hier nicht sichtbaren Typenstabe T verbunden ist, und legt ihn in denjenigen Zahnschnitt der Tastur ein, welcher neben sich den gewünschten Buchstaben zeigt. Hierdurch wird der Typenstab T so verschoben, dass die gewünschte Type über dem Stempel D zu stehen kommt. Durch einen leichten Druck auf dem Handgriff wird jetzt die ganze Tastur sammt den an ihr sitzenden Hebeln etc. um einen am linken Ende befindlichen Zapfen abwärts gedreht. Dabei wird durch Hebelübertragung zunächst der das Papier haltende Rahmen G in der Zeilenrichtung verschoben, und darauf der Stempel D ge hoben und mit dem Papier gegen die Type gepresst. Mit dem Rahmen G ist eine Einrichtung verbunden, welche bewirkt, dass derselbe stets genau um die Breite des nächstfolgenden Schriftzeichens verschoben und sodann während des Anpressens des Stempels D festgehalten wird. Hierdurch wird erreicht, dass bei der mit dieser Maschine hergestellten Schrift alle Buchstaben den richtigen Abstand von einander haben, wie beim Buchdruck. Wird jetzt der Handgriff wieder gehoben, um ihn in einen dem nächsten Buchstaben entsprechenden Zahnschnitt zu legen, so geht durch Einwirkung einer Feder die Maschine in die ursprüngliche Lage zurück, der Stempel D wird zurückgezogen, und der den Rahmen G bewegende Greifer geht lose zurück. Durch Verstellung eines mit Handgriff ver sehenen Excenters, durch welches der jedesmalige Weg des das Papier haltenden Rahmens G bestimmt wird, lässt sich die gewöhnliche Schrift leicht in beliebig gesperrte Schrift umwandeln. Ist eine Zeile beendet, was man durch Anschlag eines Hammers an eine Glocke erfährt, so wird der Blatthalter G um die Zeilenlänge zurück geschoben, und das Papier mit Hilfe eines Sperrwerkes um den gewünschten Abstand zwischen zwei Zeilen, der ganz beliebig gewählt werden kann, vorgerückt. Darauf wird der Handgriff in den, dem nächstfolgenden Buchstaben entsprechenden Einschnitt der Tastur gelegt und in angegebener Weise fortgefahren. Der Erfinder macht für die Maschine folgende Vorzüge geltend: Jedes geschriebene Zeichen ist während des Schreibens sofort sichtbar, der Brief lässt sich also ohne Weiteres, einschliesslich des letzten Buch stabens, nachlesen. Auf dünnem Papier kann man durch Zwischenlegen von Farbpapier bis zu einem Dutzend Kopieen gleichzeitig schreiben. Die Originale der „Westphalia“ lassen sich hektographisch und autographisch vervielfältigen. Das Arbeiten an der Maschine ist leicht, nach einiger in kurzer Zeit erlangter Hebung schreibt man damit rascher, als mit der Feder. Jedes Papierformat kann nach entsprechender, leicht zu bewirkender Ein stellung der Maschine beschrieben werden. Die Maschine ist ganz aus Eisen und Stahl gebaut. Die Typen bestehen aus Hartguss-Bronze und sind einzeln leicht auswechselbar, sodass man zu einem Schriftstück mehrere Schriften benutzen kann. Ein Nachlassen der Zeilengeradheit wie bei der amerikanischen Schreibmaschine ist vollständig ausgeschlossen. Die Hand ist beim Ar beiten ebenso frei beweglich wie bei Tastenmaschinen und braucht keine gerade Linie zu wahren. Alle 83 Zeichen des Alphabetes sind auf der Tastur sichtbar und werden mit einem Tempo geschrieben. Auch sind dieselben so angeordnet, dass diejenigen Zeichen, welche am meisten ge braucht werden, nahe bei einander, und zwar in der Mitte der Tastur liegen. Soll die Maschine als Matrizenprägmaschine Verwendung finden, so wird statt des Papiers nebst Abfärbepapier eine plastische Pappe in den Halter G eingeklemmt, im Uebrigen aber ebenso verfahren wie vorhin beschrieben. Die Eisenbahn Direktionen in Berlin, Breslau, Köln, Strassburg, Essen und Elberfeld haben solche Maschinen in Betrieb und benutzen dieselben vornehmlich um Schriftstücke anzufertigen, welche vervielfältigt werden sollen. Die mit geeigneter Farbe auf der Maschine angefertigte Schrift wird auf einen lithographischen Stein abgezogen und wie Autographie-Schrift in beliebig vielen Exemplaren gedruckt. Den Vertrieb der Maschine hat die Firma Spielhagen & Co., Berlin, Friedrichstrasse, übernommen, und ist die Maschine dort im Betrieb zu sehen. Wir hatten vor Kurzem Gelegenheit, dieselbe zu erproben und können die Schönheit, Gleichmässigkeit und Geradheit der Schrift bestätigen. Büchertisch. Die Fabrikation des Papiers nebst Gewinnung der Fasern aus Ersatzstoffen, insbesondere aus Holz, Stroh und Alfa, sowie die Fabrikation der Pappe, des Buntpapiers, des Pergamentpapiers, der Tapeten u. s. w., und Anleitung zur Prüfung des Papiers auf seine Eigenschaften und Zusammensetzung. Von Egbert Hoyer, ord. Professor der mechan. Tech nologie an der kgl. techn. Hochschule zu München. Mit zahlreichen ein gedruckten Holzstichen. Zunächst liegt uns von diesem Werke nur die erste Lieferung, ein Heft in gross Oktav von 128 Seiten, vor, aus -welchem ersichtlich ist, dass Gedankengang und Reihenfolge der Abtheilungen, wie bei allen neueren Werken dieser Art, dem in „Hofmanns Handbuch der Papierfabrikation“ eingehaltenen ungefähr gleichen. Das Werk bildet eine Abtheilung der Bolley-Birnbaum Technologie, welche, wie dies bei solchen Werken üblich, jedes Fach vom wissenschaftlichen Standpunkt aus behandelt, und eine möglichst gedrängte Uebersicht desselben giebt. Der Herr Verfasser hat sich, wie unsere Leser aus dessen früheren Schriften wissen, schon viel fach mit der Papierfabrikation beschäftigt und ist auch der gestellten Auf gabe, so weit sich dies nach der ersten Lieferung beurtheilen lässt, voll ständig gerecht geworden. Wie jeder Schriftsteller auf den Schultern seiner Vorgänger weiter baut, so hat auch er das Vorhandene benutzt und nach eigener Auffassung das ihm wichtig Erscheinende herausgezogen, wobei er von fliessendem Stil und Beherrschung der Technik kräftig unterstützt