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1166 PAPIER-ZEITUNG. No. 34. Gutzkow von einer papiernen Welt u. s. w. Der stete Anblick des Papiers bei ihren Arbeiten muss die Schriftsteller zu häufiger Benutzung dieses Eigenschaftswortes ja förmlich verführen. Dasselbe Wort — papieren — wird aber auch als Zeitwort gebraucht und bedeutet soviel als einpapieren, einwickeln. Ein zweites Zeitwort ist papierlen, papiereln, das in Bayern und Oestereich für hänseln, Einen zum besten haben, gebraucht wird. Sehr lang ist die Reihe der mit Papier zusammengesetzten Wörter, obgleich ich glaube, dass die Männer des Papierfaches (Papierfach findet sich auch nicht) wohl noch manches Weitere dazu liefern könnten, das eben nur in Fachkreisen bekannt und in Uebung ist. Eröffnet wird diese lange Serie durch das Wort „Papierabdruck“, das ist der Abdruck einer erhabenen oder vertieften Inschrift, die mit genässtem Papiere bergestellt wird. Dann folgen „Papierabschnitzel“, „Papieradel“, unter welchen man aber nicht die vornehmsten Papierfabrikanten zu verstehen hat, sondern den nachweisbar, meist erst in später Zeit, durch Diplom verliehenen Adel; ferner „Papier art“, und davon das Eigenschaftswort papierartig; Papierbaum, die Weiss pappel. (populus alba); Papierbeinchen oder auch Papierplatte, die papier dünnen Knochen, durch welche die Seitentheile des Sieb- oder Riechbeines nach den Augenhöhlen zu abgegrenzt werden; Papierbereitung; Papierbe- supler, die schlechten Vielschreiber und Büchermacher, welchen sich die Papierschänder — „zuletzt trollen auch einher die zween Papierschänder aus Leipzig“, heisst es bei Luther — „Papiersudler und andere Hudler“, wie Fischart sagt, und Papierverderber würdig anschliessen. Hierauf kommen Papierbirke (betula papyrifera), Papierblatt, Papierblume, Papierbogen, Papierbrei, Papierbündel, Papierchen, Deminutiv von Papier — Jean Paul bezeichnet Liebesbriefe mit süssen Papierchen oder Süssbriefchen — ebenso wie Papierlein; Papierdrache, Kinderspielzeug; Papierdrucker; Papier dünnheit, von dem Eigenschaftswort papierdünn. — Brehm sagt in seinem Thierleben: „die Schale des Papiernautilus, welche sich durch ihre Eleganz und Papierdünnheit auszeichnet“ —; Papierdüte; Papierer, von dem ein Volkslied von 1551 meldet: „Der Papierer sprach behende mer’ kleben so | ser die Hende wol von dem Leimen zart, das ich jetzt hab getrieben auf das Papier so gut.“ Papierergesell, Papierfabrik, Papierfabrikant, Papierfist (lycogala), ein Stengelpilz, aus einer runden, papierartigen und stillosen Blase bestehend, worin wenige Flocken mit grossen Körnern sind; Papierflick, Papierstückchen; Papierform, der Rahmen zum Schöpfen; Papiergeld; Papiergeruch, bei Platen Geruch von verbranntem Papier; Papiergeschöpf, mit solchen Namen werden höchst ungalanter Weise, die Damen bezeichnet; Papiergesicht: „Du Spitzbube von Papiergesicht“ hat Schlegel Shakespeare's Worte „thou paper-faced villain übersetzt; Papierglätter; Papiergulden; Papiergrösse; Papierhandel; Papierhändler; Papierhandlung; Papierhaube (buccinum pen- natum); Papierhaus (Papierfabrik); Papierhäuslein, soviel wie Papierdüte; Papierheft. Als Papierhenker bezeichnet Luther in einem Briefe Diejenigen, welche seine Schriften unterdrückten: „Denn ich sehe wohl, dass meine Bücher, die ich vorhin davon (von der Messe) geschrieben habe, noch nicht gnug bewegen, darum, dass die Bischöfe dawider streben, auf dass, so oft das Wort der Wahrheit verneuet, erhaben und widerholet werde, so oft die Papierhenker das selbige verdammen und unterdrücken.“ Papierhut soviel als Papierdüte, dann aber auch der Hut, welchen sich Kinder beim Soldatenspiel aufsetzen; Papierkäfer (dermestes paniceus); Parierkasten; Papierkleid (das im Wörterbuch citirte ist nicht ein wirklich existirendes, sondern nur in einem Grimm'schen Märchen vorkommendes); Papierklicker, soviel wie Papierkleckser — Luther spricht von dummkühnen Papierklickern; Papierklump; Papierkohle, d. i. blätterige Braunkohle; Papierkorb; Papier kragen; Papierladen; Papierlaterne; Papierlaus, Bücherwurm; Papierleimer; Papierlumpen, Lumpen, aus welchen Papier fabrizirt wird; Papiermacher; Papiermacherei; Papiermangel; Papiermann, Papiermacher und Papier händler; Papiermasse; Papiermaass; Papiermaulbeere (morus papyrifolia); Papiermeer, ein Meer von Akten und Schriften; Papiermergel, ein bei Stein kohlen vor kommender Mergel, der in übereinander liegenden papierdünnen Blättchen bricht; Papiermühle; Papiermüller; Papiermuster; Papieröl, eine braune ölartige Feuchtigkeit, die zurückbleibt, wenn man Papier auf einem Teller verbrennt; Papierpatronen, die Gustav Adolf an statt des klappernden Bandeliers einführte; Papierpresse; Papierprobe; Papierraum: „indem ihr das in engen Zeiträumen Geschriebene in weite Papierräume versähet“ (Jean Paul); Papierried, Papierschilf; Papierrinde, Versteinerung von dünnen rindenartigen Korallengewächsen; Papierrolle, eine Rolle Papier und eine Art Blasenschnecken; Papierröslein, schweizerisch Papierrösli, eine Pflanze; Papiersack; Papierscheere: „er machte dabei ein Gesicht wie eine Papierscheere"; Papierschilf; Papierschimmel, d. i. Schimmel auf feuchtem verdorbenen Papier; Papierschirm, Licht- oder Augenschirm von Papier; Papierschnitzchen und -schnitzel; Papierschuh; Papierschwerer, bei Jean Paul, soviel als Briefbeschwerer; Papiersorte; Papierspan; Papierstaude; Papierstoff; Papierstoss; Papierstreifen; Papiertapete; Papierteig; Papier- thaler; Papiertorf, d. i. blätteriger Torf; Papiertrog; Papierverderb; Papier währung; Papierwäsche; Papierwerth; Papierwespe; Papierwickel; Papier wisch; Papieizeichen (Wasserzeichen) und Ende gut, alles gut, Papierzeug. Mit diesem Wort schliesst das Kapitel des Papiers, das sich doch, wie man sieht, durch grosse Reichhaltigkeit auszeichnet, damit ist aber das Papierfach in diesem Hefte noch nicht erschöpft, denn es enthält auch noch das Wort „Pappe“ nebst Familie. Nicht mit dem Papp wollen wir uns beschäf tigen, den der Buchbinder und der Schuhmacher als Kleister benützen, sondern mit der aus Papierteig hergestellten Pappe. Da finden wir nun gleich einen neuen Beleg für unseren, in Nr. 50 des Jahrgs. 1885 der Papier- Zeitung gebrachten Nachweis, dass eitle Damen im 17. Jahrhundert künst liche Busen von Papier benutzten. In einer der Opern des Zittauer Rek tors Chrn. Weise vom Ende des 17. Jahrhunderts kommt nämlich folgende Stelle vor: „Die falsche Brust, die Marmor glich, legt sie in Pappe hin vor sich.“ Mit Pappe werden von Goethe auch die aus derselben gefertigten Kästchen und Schachteln bezeichnet. Einer besonderen Erklärung bedürfen die Worte Papparbeit, Pappband, Pappenblume, Pappenform, Pappkasten, Pappkunst, Pappenleim, Pappenmacher, Papppapier, Pappenpresse, Papp schachtel, Pappwaare und Pappwerk nicht. Pappbogen wird als durch Zusammenleimen mehrerer Papierbogen gebildete Pappe bezeichnet. Pappen deckel findet sich bei manchem Schriftsteller erwähnt; so schreibt Börne z. B.: „Jedermann weiss, wie ein Theatermeer aus Pappendeckel und andern festen Dingen zusammengesetzt ist“ und Platen fragt: . . . . . und wähnet ihr, Zusammen sei die Welt gekleistert Aus Pappendeckel und Papier? In der Theaterwelt spielt die Pappe überhaupt eine wichtige Rolle; man hat sogar Wagen aus Pappe auf der Bühne: „Medea sollte in ihrem Papp wagen auffliegen, aber dem Maschinisten war bange geworden, sie blieb fest auf der Sandbank“ (Arnim in Hollin’s Liebeleben). Um zu täuschen wird Pappe vielfach verwendet; Goethe spricht von pappenen Rosenstöcken, und Immermann sogar von pappenen Fernrohren, wobei er aber nicht bloss das Rohr, sondern auch die Gläser mit einbegriffen meint. Hiermit schliesse ich, dabei um Entschuldigung bittend, dass ich so weitschweifig geworden; da aber von den Herren Abonnenten der Papier-Zeitung wohl nur Wenige in dem Besitz dieses grossartigen Wörterbuches sind, Alles was das Papier betrifft aber für sie nicht von „Pappe“ ist, so dürfte der Umfang dieser Mittheilung hierdurch gerechtfertigt sein. H. B. Wolfgang Kapp, Ingenieur, Düsseldorf. (Inhaber der Firma Haarmann. Kapp & Co. Holzpappen-Fabrik, Bork a./d. Lippe.) Specialität: [28428 Anlagen und Maschinen für Holzschliff-Holzzellstoff- und Pappen-Fabrikation. Wiegen in Weg- • Dieser wie bei [27728 ""////LE—- welchen alles mit Gewichten fall kommt. Apparat druckt das Brutto- und Tara-Gewicht selbstthätig, nebenstehendem Billet. > Tonchnen & Taenzer, Fabrik, Chomnitz, liefern Waagen von 200 Kgr. Tragkraft an bis zur grössten Waggon- 'illfWi Waage, m. Pate nt-Billet- ,miAlll- Druck-Apparat, durch Billet-Muster. dauernd präzises Funktioniren. Zehntausend Tausend Hund. 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