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No. 33. PAPIER-ZEITUNG. 1135 Buchgewerbe. Druckindustrie, Buchbinderei, Buchhandel. Sachliche Mittheilungen finden kostenfreie Aufnahme, Mitarbeiter und Korrespondenten erhalten angemessenes Honorar. Eingesandte Werke finden Besprechung. Cylindertretschnellpresse „Pro Patria." Die Schnellpressen-Fabrik Andr. Hamm in Frankenthal, Rheinpfalz, hat, im Hinblick auf die in erhöhtem Maasse an den Accidenzdrucker ge stellten Anforderungen,’die, Konstruktion einer kleineren Accidenzcylinder- Tretschnellpresse unternommen, welche den Drucker in den Stand setzen soll, allen berechtigten Anforderungen zu genügen. Da diese Maschine das Interesse unseres Leserkreises erregen dürfte, bringen wir vorstehend eine Abbildung und das Wesentliche der uns gelieferten Beschreibung. Im Prinzip ist die „Pro Patria“ eine Cylinder-Tretschnellpresse mit Eisenbahnbewegung und Cylinderfarbwerk. Angegossen an das aus einem eisernen Hohlgussstück bestehende Grundgestell sind die Laufbahnen für den Wagen und vier kräftige seitlich vorspringende Arme, auf welchen die Seitengestelle ihren Stand haben. Unten an dem Grundgestell ist die Tretvorrichtung angebracht. Am Schwungrade ist direkt der Kurbelzapfen eingesetzt, der mittels der Pleuelstange die vom Antriebsmechanismus eingeleitete Bewegung auf den Wagen überträgt; dieser ist mit vier kräftigen Bahnrollen und starken miteinander verbundenen Seitenwangen versehen. Das Schriftfundament ist mit zwei Zahnstangen ausgestattet, wodurch die sicherste Cylinderbewegung erzielt wird, da mit nur einer Zahnstange ausgestattete Schriftfundamente dem Druckcylinder beim geringsten Spiel raum zwischen den Zähnen der Zahnstange und denen des Cylinderrades keine genügende Führung geben können, und es sehr erschwert ist, genau Register zu halten, sowie ohne Schmitz zu drucken. Das Cylinderfarbwerk besteht aus sieben Walzen, davon eine Stahl- und eine Gusseisenwalze, welch letztere noch mit möglichst grosser, seitlich hin- und hergehender, Bewegung versehen ist. Diese Gesammtanordnung soll eine so vollkommene und rasche Verreibung ergeben, dass innerhalb 5 — 6 Drucken sich Zinnoberfarben über das ganze Walzensystem in vollständig gleichmässig verriebener Schicht vertheilt haben. Die Regulirung der Farb abnahme von der Walze erfolgt durch eine Leckwalze. Wenn beschnittene Karten etc. bedruckt werden sollen, ist bekanntlich die Punktur nicht anwendbar; und sollen diese Karten in Farben ausgeführt werden, so ist genaues Registerhalten ziemlich mühevoll; es ist desshalb, um diesem Uebelstand zu begegnen, eine Anlegevorrichtung an der „Pro Patria“ in Anwendung unter dem Namen „Präzisionsanlage“, welche selbstthätig genau Register halten soll, ohne besondere Aufmerksamkeit des Anlegers zu erfordern. Die Punktureinrichtung und diese Präzisionsanlagevorrichtung können beide zusammen angebracht werden, obgleich sie nicht gleichzeitig in Arbeit sind. Bei oft wiederkehrenden grossen Auflagen, z. B. in Karten- formaten, kann man an beiden Seiten der Maschine anlegen, sodass dann, je nach Geschicklichkeit des Anlegenden, 2000—3000 Druck pro Stunde er zielt wird. Es wird dann die Präzisionsanlage oder die Punkturein richtung doppelt angebracht. Auch die Vorrichtung zum Drucken ohne Oberbänder, vortheilhaft für Formen ohne Mittelsteg oder durchlaufende Liniaturen, wird einge richtet. Die Greifer- und Anlegemarken sind in allen Theilen kräftig und praktisch angeordnet und gestatten auch Rückwärtsdrehen der Maschine. Der Selbstableger soll ruhig und genau arbeiten und Karten ebenso sicher ablegen wie das grösste Papierformat, das die Maschine druckt. Die Druckcylinderhemmung wird durch den bewährten Doppelexcentermechanis mus bewerkstelligt. Die Maschine wird in mehreren Grössen hergestellt. Bei No. I, Papier format Pro Patria, erfolgt der Antrieb durch Treten, dagegen dürfte bei No. II, Papierformat Gross Median, besonders beim Drucken kompresser voller Formen, der Handbetrieb vortheilhafter sein, zu dem ein Lehrbursche genügt; es kann auch eine zweite Person treten helfen, da der Hebel in 7 Tritten endigt und auch gestattet, mit dem linken oder rechten Fuss abwechselnd zu treten. Motorenantrieb ist selbst verständlich nicht ausgeschlossen. Oben am Seitengestell ist eine Brüstungsstange angebracht, welche dem Anleger zur Stütze seines Körpers dient, auch kann derselbe von seinem Stand aus mittels eines Handrades die Maschine in Bewegung setzen. Dadurch, dass der Antriebsmechanismus unter halb des Auslegetisches angebracht worden, ist weniger Raum für die Maschine erforderlich, und dieselbe ist von allen Seiten leicht zugänglich, gestattet also bequemeres Handhaben an derselben, als an solchen Maschinen, die den Antrieb vorn haben; die Möglichkeit einer Beschädigung von Personen oder der Maschine selbst ist durch diese Anordnung ver ringert. Die Längen betragen 1,9 m, 2,3 m, die Breiten 1 m und 1,3 m je für die zwei Maschinen grössen; bei No. I ist die ganze Höhe vom Fuss boden bis oberste Kante am Auflagtisch 1,15 m, bei No. II 1,3 m. Höchste Stellung des Fusstrittes ist 23 cm über dem Fussboden, das Bein hat also eine geringe Hebbewegung zu machen. Es sei noch erwähnt, dass sämmtliche Zähne an Rädern und Zahnstangen mittels genau arbeitender Fraisemaschinen gefertigt werden, und dass viele Theile aus Kanonenbronze oder Schmiedeisen her gestellt sind; zu letzterem Material tritt vielfach noch Verstählung; die Achsen werden aus Flussstahl gefertigt, die Tische aus naturpolirtem Eichenholz. Vor Versandt der Maschinen werden dieselben ein gehender Druckproben unterworfen mit zwei Formen, eine in Linien-, die andere in kompressem Buch stabensatz. Die Versendung erfolgt fertigt montirt in sehr starken, mit Winkeleisen armirten zerleg-, baren Kisten, da sich diese Versendungsart gegenüber der Selbstmontirung besser bewährt hat. Neuer automatischer Manuskripthalter. Bernhard Köhler, Berlin S., Brandenburgstr. 34, fabrizirt nachstehend abgebildeten Manuskripthalter, der, wie uns von fachmännischer Seite versichert wird, recht originell und zweckmässig ist. Unser Gewährsmann empfiehlt jedoch, zum Verkauf bestimmte Exemplare nicht so leicht zu fabriziren, wie das Ansichts-Muster. Fig. 1 ist Vorder-Ansicht, auf dem Setzkasten stehend, Fig. 2 Hinter-Ansicht. Der Manuskripthalter besteht aus dem am Fusse mit einem Befestigungswinkel A, auf der Rückseite mit einer beweglichen Zahnstange B, dem Divisoriumschieber C und oben mit einer Klemme D zum Festhalten des Manuskripts versehenen Halter E und dem Divisorium F: