Volltext Seite (XML)
No. 33. PAPIER-ZEITUNG. 1131 je nach dem es von der Papiermaschine abgeschnitten wird, oder je nach dem Format, in welches es gebracht ist, die lange oder kurze Seite in Falz bekommt. Untersuchungen hierüber sind meines Wissens nach noch nicht bekannt, doch dürften solche namentlich für Papierfabrikanten von hohem Interesse sein. Nachstehend theile ich eine Zusammenstellung von Versuchen mit, mache aber ausdrücklich darauf aufmerksam, dass diese Arbeit keinen Anspruch auf Vollständigkeit hat. Durchschnittliche Reisslänge ungefalzt Cellulosestoff 4000 m. 1 Leinenstoff 3750 „ f Reisslänge Durchschnittliche Reisslänge gefalzt Cellulosestoff 3000 m. 1 Leinenstoff 2500 „ J Reisslänge Der Unterschied zwischen gefalztem und nicht gefalztem Papier betrug: bei Cellulosestoff von 10 bis 40°/. der Reisslänge » Leinenstoff » 10 » 111% » Der Unterschied zwischen der langen und der kurzen Seite betrug: bei Cellulosestoff nicht gefalzt v. 4 bis 95% der Reisslänge „ Leinenstoff » » » 26 » 73% » „ Cellulosestoff gefalzt » 0 » 39% „ , » Leinenstoff » „ 11 » 111% » Es ist sehr erwünscht, auch von anderer Seite vom Ergebniss diesbezügl, Proben Kenntniss zu erhalten. Als ein entschiedenes Verdienst der preussischen Behörden ist schliesslich noch die Vorschrift zu betrachten, dass jedes Papier säurefrei sein soll. Es ist unseres Wissens hierüber bisher noch nie etwas geschrieben worden, obwohl es mitunter vorkommt, dass Papierfabriken, die stark beschäftigt sind, oder wenig Wasser haben, den Rohstoff nicht immer gehörig auswaschen, so dass Säure im Papier bleibt und zu schlimmen Folgen Veranlassung giebt. Sollte es von allgemeinem Interesse sein, über die Nachtheile des Vor handenseins freier Säuren im Papier Aufschluss zu erhalten, so werde ich vielleicht später darauf zurückkommen. (Wir bitten darum. D. Red.) Mittheilung von anderer Seite über diesen Gegenstand dürfte wohl ebenfalls das Interesse der Papier-Fachgenossen in Anspruch nehmen. Vorsicht, Füllstoffe betreffend. Der Verbrauch mineralischer Füllstoffe, wie Thon, China clay, Annaline, Lenzin, Talcum, Blanc fixe, Perlweiss. Alabasterweiss, zu den verschiedenen Papiersorten ist ungeheuer gross geworden, wie jeder Papiermacher weiss. Es wird auch zur Genüge dadurch bestätigt, dass Jahr aus Jahr ein zahllose Wagenladungen von diesen Stoffen nach den Papierfabriken aller Herren Länder ersandt werden. Der Zweck der Zutheilung mineralischer Füllstoffe zum Papier ist ein dreifacher. Erstens soll dem Papier dadurch die mitunter störende Durch sichtigkeit, die sowohl von verschiedenen Faserstoffen, wie von der Arbeit im Holländer herrührt, genommen werden, was gewiss zu billigen ist. Zweitens soll dadurch geringen Papiersorten in ihrer Weisse aufgeholfen werden, was schon weniger ehrlich erscheint, aber immerhin noch gelten kann, weil die Absicht einer Verbesserung zu Grunde liegt, die dem Papierabnehmer in den meisten Fällen bekannt und nicht unlieb ist. Der dritte Zweck ist lediglich Gewichtsvermehrung des Papiers in gewinnsüchtiger Absicht und geradezu un ehrlich, also Betrug. Die Papierverbraucher, welche recht gut wissen, dass die Verwendung mineralischer Füllstoffe zu Papier allgemein üblich ist, protestiren mit Recht dagegen, sobald sich eine zu grosse Menge davon im Papier befindet. Sie haben keine Lust, den Füllstoff mit als Papier zu bezahlen, und kein gewissenhafter Papierfabrikant, dessen Erzeugnisse in gutem Rufe bleiben sollen, wird sich herbeilassen, mit der Zutheilung der Füllstoffe zum Papier einen solchen Missbrauch zu treiben. Solange man nur Lumpen zu verarbeiten hatte, wusste man, was in den Papieren enthalten war. Das war früher; heutzutage ist es aber anders. Die Papierfabrikanten erkannten bald den Nutzen der Verwendung von Holzschliff, Strohstoff, Cellulose, Sulfitstoff etc., als diese Lumpenersatzstoffe nach und nach auftauchten, und deren Verwendung ist jetzt fast allgemein. Was aber beim Einkauf dieser Stoffe mit in Kauf genommen wird, ist schon vor mehreren Jahren öffentlich gerügt worden. Ich glaube, es war vor ungefähr zwölf Jahren, und mancher Leser wird sich dessen wohl noch erinnern, dass eine Strohstofffabrik wegen Verfälschung so gebrandmarkt wurde, dass sie, wenn ich mich nicht irre, nach und nach aufhören musste. Seit dieser Zeit herrschte Ruhe, wenigstens kann ich mich nicht erinnern, nach dem von dergleichen Manipulationen gehört oder gelesen zu haben. Der Verbrauch von Lumpenersatzstoffen hat inzwischen riesige Dimensionen angenommen, und die Fabriken dieser Stoffe sind wie Pilze aus der Erde gewachsen. Es scheint aber, dass sich damit auch wieder die Ver fälschung eingebürgert hat, denn es ist nur zu wahr, dass diesen Fabrikaten jetzt mineralische Füllstoffe beigemengt werden. Noch bis vor Kurzem war ich zu dieser Ansicht nur aus dem Grunde berechtigt, weil der Fabrikant von Füllstoffen sich nicht scheut, seine Produkte nicht nur als für Papier, sondern auch für Strohstoff (!) geeignet öffentlich feil zu bieten. Heute habe ich jedoch die Gewissheit durch glaubwürdige Belege, dass von solchen öffentlichen An geboten ein leider nur zu umfangreicher Gebrauch gemacht wird, und der Papierfabrikant also jetzt Stoffe kauft, die reichlich mit Füllstoffen geschwängert sind. Bei der Verwendung von Füllstoffen zu Strohstoff kann doch von den eingangs dieser Zeilen erwähnten zu billigenden Zwecken, wie bei der Papier fabrikation, nicht die Rede sein, denn Strohstoff ist weder in einem transparenten Zustande, noch soll seine Weisse durch mechanische Beimischung weisser Körper verbessert, sondern durch chemische Bleiche erzeugt sein. Es bleibt sonach nur die gewinnsüchtige Absicht einer Gewichtsvermehrung übrig, die mit Fug und Recht Betrug genannt zu werden verdient. Ich kann mich nicht genug wundern, dass mehrere Fabriken solcher Stoffe, die bisher in meinen Augen als hochachtbare Geschäfte galten, sich dieses Vergehens schuldig machen. Ich rathe daher, beim Einkäufe von Lumpenersatzstoffen eine sorgfältige Prüfung auf etwaige Verfälschung nicht zu unterlassen. Die Probe lässt sich ohne grosse Schwierigkeit und nach einiger Uebung schon ziemlich genau aus führen. Ausserdem giebt es ja Gelegenheit genug, solche Untersuchung durch Andere ausführen zu lassen, und ich wiederhole desshalb am Schlüsse dieser Zeilen das zu Anfang gebrauchte Wort — Vorsicht! B. D. Anm. d. Red. Da es sich hei der Untersuchung darum handelt, ob der Stoff mineralische Füllstoffe enthält, so dürfte die Verbrennungs- oder Aschenprobe genügen, welche man zu gleichem Zweck auch mit Papier anstellt. Sulfitstoff. In mehreren Nummern der Papier-Zeitung sind Mittheilungen über die Ver arbeitung reinen Sulfitstoffes enthalten, und kann ich besonders in Bezug auf das Kleben des Papiers an den Presswalzen dieselben nach meinen Erfahrungen wie folgt ergänzen. Man wird in der Praxis immer finden, dass eine Partie Sulfitstoff aus ein und derselben Fabrik nicht klebt, und eine andere gar nicht von den Press walzen der Maschine wegzubringen ist. Der Grund liegt meines Erachtens nur am mangelhaften Auswaschen des Stoffes, und dieses wieder an der schlechten Erschliessung der Faserbündelchen vor dem Waschprozess. Die Faserbündelchen müssen mit stumpfen Geschirr energisch angegriffen werden, damit sie, auseinänder gequetscht, die ihnen noch anhaftenden Gummistoffe abgeben können. Der Papier macher hat herauszufinden, in wie weit ihm letztere zum leimen behülflich sein können. Je kürzer er die Faser mahlt, um so weniger wird der Stoff kleben, und um so durchsichtiger, glasiger wird das fertige Papier. Jedenfalls ist es den Cellulosefabrikanten zu empfehlen, die Faserbündel gut auseinander zu schlagen, ohne die Aeste anzugreifen und dann gründlich aus zuwaschen, wie dies neuerdings durch Apparate, wie z. B. den kleinen Kirchner’schen, angestrebt wird. Harzflecken, oder vielleicht nur helle Punkte, die durch die Glättwalzen der Papiermaschine entstanden sind, können nur von schlecht gekochtem oder dem betreffenden System nicht entsprechendem Holze herrühren, oder aber auch von schlecht zertheiltem Stoff, welch letzteres dem Holändermüller zur Last fallen würde. . g. Bleistifte. Wenn ich auf den Artikel eines Nürnberger Bleistiftfabrikanten in No. 32 zurückkomme, so geschieht es in erster Linie, um dessen Inhalt richtigzustellen. Es wird in demselben erwähnt, ich hätte dessen Behauptung konstatirt, dass es in der Bleistiftbranche kein Geheimniss gäbe, dass jeder Bleistiftfabrikant gute Waare machen könne, und es desshalb Unsinn sei, wenn nicht nur Laien, sondern auch Lehrer, Künstler etc., Bleistifte, auf welchen sie nicht einen gewissen Namen (!) läsen, ungeprüft verdammen. Es ist mir nicht ein gefallen, etwas Aehnliches, zu behaupten, und sind die Auslassungen des Nürnberger Bleistiftfabrikanten gänzlich aus der Luft gegriffen. Ich habe im Gegenthei! hervorgehoben, dass, wenn es auch Sachverständigen im Allgemeinen nicht unbekannt ist, wie Bleistifte hergestellt werden, doch für Viele ein Geheimniss darin läge, regelmässig gute Waare zu erzeugen und auf die Dauer lukrativ zu arbeiten. Wenn es nun für den Nürnberger Bleistiftfabrikanten in der Technik und Mechanik der Holzbearbeitung in der Blei- und Farbenbehandlung, Mischung, Amalgamirung und Fabrikation im Allgemeinen und Speciellen keine Geheimnisse mehr giebt, so ist es um so auffallender, dass gerade er Vorurtheile, wie er es nennt, für solche Namen im Konkurrenz-Kampf beklagt, welche ihren Ruf durch jahre lange Special-Leistungen mühsam erkämpft, und so bahnbrechend für die ganze deutsche Bleistiftindustrie gewirkt haben. Der Name Faber in dieser Industrie verdankt seinen guten Klang wesentlich einer 46- (mit Worten: sechs- und vierzig) jährigen Thätigkeit des Herrn Johann Faber, welcher 37 Jahre die Fabrikation in seinem elterlichen Geschäft, der Firma A. W. Faber, leitete und seit über 8 Jahren die Fabrikation in seinem eigenen. Wenn angesichts solcher langjährigen Thätigkeit, welche den Namen Faber in zwei Etablissements zu Ehren brachte, der erworbene Ruf ein Vorurtheil genannt wird, so sind objektive Mitbürger anderer Ansicht darüber und heissen den guten Klang des Namens eines solchen Fabrikanten ein durch beinahe 50jährige Arbeit, Fleiss und Gewissenhaftigkeit wohl und ehrlich verdientes Recht. In der Bleistiftfabrik von Herrn Johann Faber befinden sich Maschinen im Betrieb,