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1130 PAPIER-ZEITUNG. No. 33. und zurück kostet etwa 5 Mk., also ganzer Ausflug Magdeburg- Wernige- rode-Brocken-Ilsenburg und zurück nach Magdeburg etwa 11 M- Mitglieder des mitteldeutschen und nordwestdeutschen Papier-Vereins können sich auch in Wernigerode anschliessen. Die verehrlichen Herren Mitglieder der beiden Vereine werden ersucht, sich recht zahlreich zu betheiligen. Die Theilnahme der geehrten Damen der Mitglieder und Gäste an dem Diner und den Unterhaltungen wird erbeten. Alle Angehörigen des Papierfachs, insbesondere die Herren Mit glieder des Vereins Deutscher Papierfabrikanten und die Mitglieder des Deutschen Papier-Vereins, sowie seiner Zweigvereine, sind als Gäste willkommen. In den nahe dem Vers.-Lokal gelegenen Central-Hotel, Wesche’s Hotel, Müller’s Hotel finden die Theilnehmer an den Versammlungen billige Wohnung. Bestellungen wird Herr F. W. Abel Magdeburg gerne besorgen. Aschaffenburg, 2. August 1886. Für den Vorstand beider Vereine Der Vorsitzende. Alois Dessauer, Kommerzienrath. Papiermacher - Berufsgenossenschaft. Sektion I (München). Sektionsversammlung am Donnerstag, den 9. September 1886, Vormittag 91/4 Uhr in Augsburg, Gasthof „Drei Mohren “ TAGESORDNUNG. 1. Geschäfts- und Kassenbericht pro 1885. 2. Wahl einer Rechnungs-Revisions-Kommission. 3. Wahl von vier ausgeloosten Mitgliedern des Sektionsvorstandes. 4. Wahl der Deligirten der Sektion pro 1887. 5. Wahl eines Vertrauensmannes für Unterfranken. 6. Besprechung der Unfallverhütungs-Vorschriften. 7. Aufstellung des Etats pro 1887. Der Sektionsvorstand. München, den 4. August 1886. L. Weinmann, Vorsitzender. Technische Bildung. Wir haben schon oft betont, dass Leiter von Papierfabriken u. dgl. vor Allem im Maschinenwesen, also in der mechanischen Technik, ausge bildet sein sollten, dass chemische Kenntnisse wohl sehr nützlich, aber nicht in gleichem Maasse erforderlich sind. Der Präsident der Gesellschaft für chemische Industrie, Herr E. K. Muspratt, hielt vor Kurzem in Liverpool einen Vortrag, in dem er den Rückgang der englischen chemischen Industrie unter anderen Ursachen dem Umstande zuschrieb, dass es in England sehr schwer sei, Fabriksleiter zu finden, welche Kenntnisse des Maschinenwesens mit denen der Chemie ver bänden. Der theoretische Chemiker genüge hierzu nicht, man brauche chemisch gebildete Ingenieure. Nachdem Deutschland und Frankreich 40 Jahre lang den Weg gezeigt, habe man in England jetzt den Anfang gemacht, indem man chemische Laboratorien in Verbindung mit technischen Schulen errichtet. Wenn nun nach Ansicht einer hervorragenden Autorität sogar zur Leitung rein chemischer Fabriken chemisch gebildete Ingenieure nöthig sind, so bestätigt dies unsere eingangs erwähnte Auffassung, da die Fabrikation von Papier in viel höherem Grade aus mechanischen als aus chemischen Verfahren zusammengesetzt ist. Strohpappen. Vom Rhein. Die Köllnische Volkszeitung bringt unterm 6. August folgenden Erntebericht: Vom Niederrhein, 6. Aug. Die Roggenernte konnte der regnerischen und kühlen Witterung wegen erst vor einigen Tagen beendigt werden. Vor genommene Erdruschproben haben ein recht unbefriedigendes Resultat ergeben, und zwar der Morgen 3—4 Malter, an Stroh 1500 Pfd. gegen 3000 Pfd. im vorigen Jahre. Die Güte lässt sich noch nicht feststellen; jedenfalls wird das Korn in Farbe und Güte nicht so schön sein wie in trockenen Jahren. Mit dem Schnitt des Weizens hat erst vor einigen Tagen begonnen werden können. AnStroh wird es wohl nicht mehr geben als beimRoggen; an Körnern kann man sich einen besseren Ertrag versprechen; durchweg wird diese Frucht eine Mittelernte geben. Dies zeigt, dass an Roggen- und Weizenstroh, woraus in der Rheinprovinz Strohpappen und Strohpapiere gefertigt werden, Mangel eintreten wird. Da es in der Rheinprovinz wenig Hafer- und Gerstenstroh giebt, und dies auch wegen Mangel an Wiesen und Gras mit als Viehfutter benutzt wird, so sind die Strohpreise jetzt schon um 40—50 Procent gestiegen und werden im Winter voraussichtlich bis zu 100 Procent steigen. Es ist desshalb unbegreiflich, warum man Strohpappe, die in den ersten 2o Jahren, seit man Maschinenstroh pappen machte, bei kleinen Posten von einer bis zwei Wagenladungen je nach den Strohpreisen mit 7—10 Mark der Centner bezahlt wurden, jetzt zu 5 Mk. verschleudert. Sogar bei früheren besseren Preisen kamen von allen Fabrikanten nur drei zu Vermögen, aber mehr als die Hälfte sind zu Grunde, und 11 Fabriken ganz eingegangen; Sollten die Fabrikanten nicht endlich zur Einsicht kommen, dass es besser wäre, nur die Hälfte mit Verdienst zu machen, anstatt Tag und Nacht zu arbeiten und das Geschäft zu verderben?! B. Papier-Normalien. Ein Abonnent im Ausland, der nicht genannt zu sein wünscht, sendet uns folgende verdienstliche Mittheilung: Mit grossem Interesse und mit vielem Vergnügen hat gewiss jeder Papier händler und Pepier-Verarbeiter aus Nm. 28 und 30 der Papier-Zeitung ersehen, dass die königlich preussischen Behörden Normen aufgestellt haben zur Klassirung von Papier. Derartiges fehlte bis jetzt ganz, obwohl ein Bedürfniss dafür längst vorlag, und es müssen richtig aufgestellte Qualitäts-Normalien sowohl für Händler, Konsumenten wie Papier-Fabrikanten als etwas ausserordentlich Nöthiges betrachtet werden. Man könnte sogar behaupten, dass das Papiergeschäft durch solche Normalien nach und nach in anderes Fahrwasser kommt. Es wird sich künftig darum handeln 1. Will ich für meinen Zweck ein schönes Papier ohne Rücksicht auf die Qualität? oder 2. Will ich ein solides Papier, ohne an die Schönheit allzugrosse Ansprüche zu machen? Ersteres wird namentlich für Briefpapier Verwendung finden, während Letzteres für beinahe alle andern Zwecke verlangt wird. Bei der zweiten Papierart heisst es ausdrücklich „ohne allzugrosse Ansprüche an die Schönheit zu machen.“ Die Erfahrung lehrt, dass sich schlechterdings nicht vereinigen lässt: blendend weisses, schönes und dabei sehr zähes, solides Papier. DiejenigenFabriken, welche den guten Bücherpapieren schöneWeisse und prächtige Durchsicht gaben, sind grösstentheils wieder davon abgekommen, weil die Qualität darunter leiden muss. Recht solides Papier kann niemals ganz schön weiss und transparent sein. Geschäftsbücher-Fabrikanten etc. werden also vorzugsweise Papiere mit grosser Reissfestigkeit, z. B. Klasse 2 und 4, (5000 und 4000 m Reisslänge) verlangen. Nun ist aber nicht zu vergessen, dass mitunter ein gewaltiger Unterschied besteht zwischen der Reisslänge der langen und der kurzen Seite des Papieres d. h. zwischen der Richtung, welche das Papier der Länge nach auf der Papier- Maschine hatte und zwischen der entgegengesetzten Richtung; über diese Differenz steht in den Normalien nichts. Sofern es sich nur um eine Differenz von einigen Prozenten handelt, könnte man darüber hinweggehen, allein gründlich angestellte Versuche haben erwiesen, dass in der Reissfestigkeit zwischen der langen und der kurzen Seite des Papieres eine Differenz bis 111 Prozent eintritt. Ferner sollte berücksichtigt werden, ob das Papier auch gute Reissfestigkeit hat, nachdem es gefalzt ist. Auch hierüber hat Schreiber Dieses eine grosse Reihe sorgfältiger Versuche angestellt. Es wurden zu diesem Zwecke die Probestreifen einmal zusammengefalzt und einmal zurückgefalzt, und hernach die Reiss-Probe vorgenommen. Eine solche Probe hat entschieden mehr Werth als das „Zerknittern“, denn ein einfaches Hin- und Herfalzen lässt sich leicht gleichmässig ausführen, auch dürfte es nicht schwer sein, dafür eine mechanische Vorrichtung zu schaffen. Unsere vielseitigen Proben haben erwiesen, dass sich die Reissfestigkeit zwischen ungefalztem und gefalztem Papier sehr verschieden gestaltet. Eine Anzahl Proben ergaben nur 10%/0 Differenz, während andere 111 %/o Differenz ergaben. Um also ein Papier klassiren zu können, sollte entweder bestimmt werden a) die Differenz zwischen gefalzt und nicht gefalzt darfx Prozent ausmachen; oder was weit rationeller erscheint b) Sämmtliche Proben sind an gefalztem Papier vorzunehmen. Denn was nützt es, eine Waare zu haben, die ungefalzt eine gute Reisslänge zeigt, die aber gefalzt nicht halb so viel aushält? Der Geschäftsbücher-Fabrikant muss Papier haben, welches in gefalztem Zustand etwas aushält. Dass sich die Papierstoffe auch hierbei verschieden verhalten, haben die Proben ebenfalls erwiesen. Cellulose-Stoff ergab bei den vorgenommenen Proben durchschnittlich etwa gleiche Reissfestigkeit wie Leinen Stoff, beide in ungefalztem Zustande: dagegen verhalten sich die beiden Stoffe verschieden, wenn man sie in gefalztem Zustande vergleicht, oder wenn man eine Vergleichung anstellt zwischen dem-Unterschied der langen zur kurzen Seite. In gefalztem Zustand ergab Cellulose-Stoff eine durchschnittliche Reiss länge von 3000 m, Leinenstoff nur 2500 m. Die Differenz zwischen der langen und kurzen Seite ergab folgende Resultate: Cellulose-Stoff nicht gefalzt 4 bis 95°/ » 0 „ 39% Leinen-Stoff nicht „ 26 „ 73°/0 „ 11 . U17o Wichtige Faktoren bei Klassirung eines Papieres würden also sein? a) der Unterschied der Reisslängen zwischen der langen und der kurzen Seite darf nicht zu gross sein b) der Unterschied zwischen den Reisslängen des Papiers in gefalztem und nicht gefalztem Zustande darf ebenfalls nicht zu gross sein. Aus Obigem ist ersichtlich, dass Cellulose-Stoff ein günstigeres Resultat gab in gefalztem Zustande als in nicht gefalztem, dagegen ergiebt Leinenstoff ein besseres Resultat, wenn man die lange und die kurze Seite ungefalzt vergleicht. Ob sich ein Papier auf der langen und kurzen Seite annähernd gleich verhält, ist wichtiger, als es auf den ersten Moment erscheint, weil man in einem Buche,