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No. 32. PAPIER-ZEITUNG. 1099 ganz aufgebraucht wird. Da der Lieferant aber einen Nutzen haben muss, so wird er die Untersuchungskosten bei der Preisstellung hinzurechnen, mithin muss die Behörde dieselben bezahlen, auch dann, wenn sie von dem „ausdrücklichen Vorbehalt“ des Untersuchenlassens keinen Gebrauch macht. Gewiss soll und muss die Behörde eine Gewähr dafür haben, dass nach den Vorschriften geliefert wird. Sie stelle dem Lieferanten anheim, bei Ein reichung der Muster Abschrift der amtlichen Atteste beizulegen und mache den Vorbehalt, die gelieferten Papiere amtlich prüfen zu lassen. Ergiebt sich in solchem Falle, dass dieselben den Vorschriften nicht entsprechen, so zahlt der Lieferant (dem auch das Papier zurückzugeben wäre,) die Kosten, andernfalls die Behörde. Bei solchem Verfahren hätte der Lieferant also nur nöthig, in jedem Jahre etwa 6—10 Qualitäten prüfen zu lassen und könnte, wie seither, die Atteste in Abschrift zu beliebig vielen Lieferungen verwenden. Damit wäre ein Verhältniss geschaffen, welchem Fabrikant und Verbraucher sich leicht anpassen können. B. E. Anm. d. Red. Es ist sehr zu bedauern, dass die neuen Bestimmungen wieder am grünen Tisch, d. h. ohne direkte Zuziehung von Sachverständigen und Interessenten, festgestellt wurden. Gerade in solchen Dingen ist Erfahrung unentbehrlich und lässt sich durch noch so viel Tüchtigkeit und Intelligenz nicht ersetzen! In Folge dessen wird früher oder später ein Nachtrag oder eine Aenderung nöthig werden — und je eher man sich dazu entschliesst, desto besser für die Behörden. Piratenthum. Nürnberg, Juli 1886. Mit Bezugnahme auf den Artikel „Piratenthum“ in No. 26, und nachdem ich gelegentlich einer Geschäftsreise in Frankreich wiederholt in französischen Blättern Beschuldigungen gegen deutsche Fabrikanten las, dass dieselben nicht nur französische Erzeugnisse kopiren, sondern auch nach Frankreich kommen, um dortige bewährte Arbeitskräfte nach Deutschland zu ziehen, ihnen ihre Fabrikgeheimnisse abzulauschen etc., will ich nicht verfehlen, Folgendes zur Kenntniss zu bringen: Vor Kurzem war der Chef der Firma Baignol & Farjon, Bleistiftfabrik in Boulogne s/M., in Nürnberg, und versuchte, durch Versprechen hohen Salairs, meinen Werkmeister (namentlich als tüchtiger Präparator für Roth- und Blau stifte bekannt) wegzulocken. Mein Werkmeister, Herr Städler, fand nämlich, als er abends nach Fabrikschluss in seine Wohnung kam, dort den vorerwähnten Herrn in Begleitung eines ihm als Dolmetsch dienenden Herrn L (der früher Angestellter in einer Fürther Bleistiftfabrik war, und sich dann in Paris etablirte, wo er, wie auch später in London, fallirte). Dieser Herr scheint sich jetzt darauf zu verlegen, seine in der Heimath erworbenen Kenntnisse des Bleistifts-Faches zu Gunsten französischer Fabrikanten zu verwerthen. (Wie er erzählte, erhielt er für Mittheilung eines Rezepts zur Farbstift-Mischung frcs. 1500 oder frcs. 2000). Er wendete alle seine Ueber- redungskunst auf, meinem Werkmeister vorzustellen, welche verlockenden Aus sichten sich ihm böten, wenn er mit diesem Herrn nach Frankreich ginge, aber — ohne Erfolg. Mein Werkmeister, ein alter Nürnberger, dernieausserhalb Nürnbergs thätig war, und diese Stadt um keinen Preis verliesse, hat beiden Herren so gründlich heim geleuchtet, dass sie, wohl nur, um den Rückzug zu maskiren, mit den Worten aufbrachen; „Ueberiegen Sie es sich nur, wir kommen morgen Abend wieder“ aber das Wiederkommen vergassen. Es ist mir nicht bekannt geworden, ob es den Herren gelungen ist, einen anderen Nürnberger Fachmann als Werkmeister zu gewinnen. Den Versuch wollte ich aber, den wiederholt seitens französischer Industrieller gegen deutsche Firmen gemachten Vorwürfen gegenüber, zur Kenntniss bringen. Vielleicht er fährt dann doch einer oder der andere Franzose, wie es einer seiner Lands leute machte, wenn auch auf Aufnahme meiner Mittheilung in ein französisches Blatt kaum zu rechnen sein wird. Siegfried Dünkelsbühler Chef der Nürnb. Bleistift-Fab. Dünkelsbühler & Co. Handel der Lehrer. Unter diesem Titel bringt Herr Nicolaus Mahr, Darmstadt, einen Artikel, in welchem er uns in maassloser Weise mit Schmähungen überhäuft. Wir haben es bislang nicht für nothwendig gehalten, sei es im Schulboten, sei es in der Papier-Zeitung, das lesende Publikum mit einer Polemik über für und wider eines von Dritten übernommenen Vertrags zu langweilen. Die Angelegenheit erschien uns zu unwichtig, und die Stellung, die wir in derselben einnehmen, kaufmännisch und moralisch zu korrekt, als dass wir unsere ohne dies ganz leidlich in Anspruch genommene Zeit noch mit einem Wort bezüglich Feder gefechts zu belasten Lust gehabt hätten, welches überdies, wie wir im Voraus anzunehmen Grund hatten, endlos sein würde. Wir verlassen auch heute diesen Standpunkt nicht, und wenn wir hier zum ersten und letzten Male die Spalten der Papier-Zeitung in Anspruch nehmen, so geschieht dies nur, um unserem aufrichtigen Bedauern Ausdruck zu geben, dass Herr Nicolaus Mahr, noch dazu in der Eigenschaft als Präsident einer achtenswerthen und Achtung erheischenden Vereinigung, sich nicht scheut, in einer Art uns mit Schmähreden zu überhäufen, die, glauben wir, die Grenzen, welche durch Anstand und Recht gezogen erscheinen, weit überschreitet. Wir werden, wie bereits hervorgehoben, auch fernerhin alle Angriffe, alle Darstellungsarten des Herrn Nicolaus Mahr, seien sie richtig oder unrichtig, seien sie geistreich oder geistlos mit stoischer Ruhe über uns ergehen lassen, für Schmähungen und Schimpfworte aber, wie im gegenwärtigen Falle, für alle Zukunft den Schutz in Anspruch nehmen, welchen Recht und Gesetz uns gewährleisten. Jäger’sche Papierhandlung Frankfurt a. M., d. 7. August 1886. O. Reimann. Bleistifte. Gegenwärtig auf einer Geschäftsreise von Nürnberg abwesend, kommt mir erst heute No. 28 mit dem Artikel des Herrn Carl Faber, i. F. Johann Faber in Nürnberg, zu Gesicht, den dieser Herr in Folge meiner in No. 25 dieses Blattes unter der Ueberschrift: „Bleistifte“ veröffentlichten Zeilen schrieb. Ich möchte nicht unterlassen, vorerst zu konstatiren, dass Herr Faber die Richtigkeit meiner Behauptung bestätigt, dass es in der Bleistiftfabrikation keine Gehei mnisse giebt, dass jeder Bl eistiftfabrikant gute Waare machen kann, und es desshalb Unsinn ist, wenn nicht nur Laien, sondern auch Lehrer, Künstler etc. Bleistifte, auf welche sie nicht einen gewissen Namen lesen, ungeprüft verdammen.' Herr F. giebt des Weiteren zu, dass er, um sein Fabrikat zur Geltung zu bringen, Reklame Lehrern gegenüber in der in meinem letzten Artikel ange deuteten Weise machte. Desswegen sei Henn Faber kein Vorwurf gemacht; ob aber der Satz: „Wer das Geld zur Reklame nicht aufzuwenden hat, bleibt besser der Branche fern“, Berechtigung hat, mag dahingestellt bleiben. Herr Faber schildert ferner, in welcher Weise sich sein seit 7 Jahren be stehendes Unternehmen aufgeschwungen, und will damit wohl sagen, dass er dies nicht nur der von ihm aufgewandten Reklame, sondern auch der guten Waare, die er gleich uns Andern machen kann und auch macht, verdankt. Herr Faber vergisst aber dabei, dass ihm das in No. 25 beklagte Vorurtheil zu Statten kommt, denn er ist Träger eines Namens, der ihm im Konkurrenz-Kampf mit den andern Bleistiftfabrikanten vorweg den Sieg erleichterte. Ich kann desshalb nur nochmals betonen, dass alle anderen Bleistift fabrikanten, welche diesen Namen nicht tragen, sich zusammenthun sollten, um Abhilfe gegen bewussten Missstand wenigstens in der Weise herbeizuführen, dass den Lehrern von vorgesetzter Seite untersagt werde, den Schülern be stimmte Fabrikate vorzuschreiben; nur die gute Qualität, nicht aber der Name soll maassgebend sein. Um den Schein zu vermeiden, dass der Verfasser dieser Zeilen Reklame für sein Fabrikat machen will, unterlässt er es auch diesmal, seinen Namen zu zeichnen, bemerkt aber, dass die Red d. Bl. ermächtigt ist, den Namen auf Verlangen mitzutheilen. Ein Nürnberger Bleistiftfabrikant. Papiermarkt in England. Bei einer im Juli abgehaltenen Submission der Schulverwaltung in England wurden so weit auseinandergehende Preise für Papier abgegeben, dass „The Paper Record“ berechtig ist, zu fragen, ob die Firmen mit den höchsten Sätzen unmässig verdienen, oder ob die billigsten mit Verlust verkaufen wollen. Das genannte Blatt theilt beispielsweise folgende Preis stellungen für einige Sorten mit und fügt bei, dass Smith, Strong & Co., eine junge Firma, für die meisten Sorten am billigsten waren und auch die Lieferungen erhielten. Wenn die Firma dabei auch verlieren sollte, so habe die Lieferung doch einen Reklamewerth, der dies ausgleiche. No! 35, Braunes Papier, 75 Ries. Spicer & Son 16/5 Grosvenor, Chater & Co. . . 14/- Spalding & Hodge . ... 14/- Millington & Son 15/6 C. Morgan & Co 13 9 Smith, Strong & Co No. 38, Bütten-Pappen. stoff. Royal 2 1/4 Grosvenor . . .28 0 Spicer & Son . . 6 10 Wiggins, Teape& Co. 8 0 C. Morgan & Co. 5 19 Millington ... 4 12 Spalding & Hodge 4 2 Smith, Strong&Co. 3 12 Tauen- Pfd. 0 0 0 0 0 6 0) p. 1000 Englische Industrie-Ausstellung 1887. Zur Feier des fünfzigjährigen Regierungs-Jubiläums der Königin Victoria soll in New-Castle-on-Tyne am 24. Mai 1887 eine internationale Bergbau-, Maschinen- u. Industrie-Ausstellung abgehalten werden. Protektor ist der Herzog von Northumberland, Präsident der Lord von Ravensworth, und als Vice-Präsidenten sind in dem uns vorliegenden Programm mehr als 200 Namen, darunter etwa 15 Herzoge und Lords, aufgezählt. Der Ausstellungsraum kostet bis zu 50 Quadratfussfläche 3 sh. per Quadratfuss, von 50—200 21/, sh., darüber 2 sh. In der 12. Abtheilung unter Klasse H ist die Papierfabrikation auf geführt, das für dies Fach ernannte Komitee besteht aus folgenden Herren: W. H. Richardson, Präsident. W. Percy Grace, Vice-Präsident. J. Annandale. D. Brown. J. P. Cornett. T. Gallon. Klasse I betrifft folgendem Komitee: A. Reid, R. C. Annand. W. Carr. A. Dickson. F. Dodsworth. T. Goodall. J. Y. Hepple. T. Johnson. E. H. Richardson. H. Watson. Druck, Lithographie, C. H. Roeckner. T. Routledge. T. Simpson. E. Sweetapple. Buchbinderei u. s. w. unter Präsident. R. Redpath, J. Forster. W. Hayward. G. Herring. W. T. Martin. T. W. Waters. Vice Präsident. G. W. McLean. T. Morgan. E. Simpson. W. Stoole. Die Unternehmer dieses Geschäfts, denn als solches dürfen wir wohl die Ausstellung ansehen, sind in dem Programm nirgends deutlich genannt, es heisst nur, dass sich auf Veranlassung des englischen Instituts der Bergbau- und Maschinen-Ingenieure ein einflussreiches Komitee gebildet habe. Ein ausführender Rath, zu dem der Bürgermeister von New-Castle gehört, entscheidet in letzter Instanz Alles; welche Pflichten derselbe aber hat, steht nirgends.