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1066 PAPIER-ZEITUNG. No. 31. Deutscher Papier-Verein Schlitzverein für den Papier- und Schreibwaaren-Handel. Vor einigen Tagen haben wir den Mitgliedern des Hauptvereins und den Mitgliedern der Zweig-Vereine das neue Mitglieder-Verzeichniss genannter Vereine unter Streifband zugesandt. Nach demselben beträgt die Zahl der Milglieder des Hauptvereins zur Zeit 336 Papier-Verein Berlin zählt Mitglieder 145 von welchen nicht am Listen-Austausch theilnehmen also nur zum Zweigverein gehören 70 Mitteldeutscher- und Leipziger Papierverein 108 davon nur zum Zweigverein gehörig 37 Nord westdeutscher Papier verein 86 davon nur zum Zweigverein gehörig 73 Papierverein Rheinland-Westfalen 71 davon nur im Zweigverein 2 Hessischer Papierverein 60 davon nur im Zweigverein 54 Papierschutzverein für Schlesien und Posen 44 davon nur im Zweigverein 36 Ortsverein Nürnberg 40 Gesammtzahl der Mitglieder des Deutschen Papier- Vereins und seiner Zweigvereine 608 Dieselbe Mitgliederzahl ergiebt sich aus der Gesammtzahl der Zweig vereins-Mitglieder, unter Zurechnung von 54 Hauptvereins - Mitgliedern, welche keinem Zweigverein angehören. Süddeutscher Papier-Verein. BERICHT. Am 26. Juli a. c. fand in Augsburg die konstituirende Generalver sammlung des Süddeutschen Papiervereins statt, zu welcher sich Theilnehmer von Nah und Fern eingefunden hatten. Der Vorsitzende, Herr Kommerzienrath Schwanhäusser, eröffnete die Generalversammlung um 1/,10 Uhr, den Erschienenen für ihr Kommen dankend und sie herzlich begrüssend. Der aufliegenden Tagesordnung gemäss war der erste Gegenstand der Bericht über die Vereinst hätigkeit, welchen der Vorsitzende erstattete. Er erläutert in ausführlicher Weise, was der Verein anstrebe, dabei die einzelnen diesbezüglichen Punkte der Statuten eingehend besprechend, und gab alsdann eine historische Darstellung der Entwicklungsgeschichte des Hauptvereins, sowie des Nürnberger Ortsvereins. Es wurde ferner der neuen Papierprüfungsanstalt des Herrn Otto Winckler in Leipzig gedacht und darauf hingewiesen, dass der Verein durch seine Anregungen schon vielfach Verbesserungen im Fach hervorgerufen habe, die dann wieder dem Ganzen zu Gute kämen; es sei daher möglichste Verbreitung des Vereins und lebhaftes Interesse der Einzelnen am Wirken desselben von besonderer Wichtigkeit und diesem Wunsche wolle er heute, bei Begründung des süd deutschen Papiervereins, speciell Ausdruck verleihen. Dem zweiten Punkt der Tagesordnung entsprach Herr H. Heymann, als Vertreter des Herrn C. A. Pocher, indem er in Kürze die Kassen verhältnisse angab, welche der Mitgliederzahl entsprechend, seither nur kleine, aber immerhin ganz gute waren. Der dritte Punkt war die Statutenberathung. Der Vorsitzende las zunächst jeden Paragraph des vorliegenden Ent wurfs vor, woran sich die Specialberatbung schloss. Der Entwurf wurde, wie er vorlag, mit nur wenigen Abänderungen angenommen und schliesslich einstimmig gutgeheissen. Bei Punkt 4 der Tagesordnung, Wahl der Vorstandschaft, schlug Herr Mittler aus Augsburg vor, die bisherige Vorstandschaft des Ortsvereins Nürnberg zu bestätigen. Hiermit waren alle Anwesenden einverstanden, und nahmen die Herren vom Vorstand, welche zugegen waren, auch die Wahl dankend an. Der Ausschuss wurde aus den bisheiigen 3 Nürnberger Ausschuss mitgliedern nebst Herrn Emil Mittler, in Firma Hartmann & Mittler in Augsburg, » Heinrich Pinther, in Firma H. A. Pinther in Stuttgart, » Richter, in Firma J. H. Gschwindt in Mannheim gebildet. Da keine weiteren Anträge für die Generalversammlung vorlagen, so konnte gleich zum letzten Berathungsgegenstand, den Ort der nächsten Generalversammlung zu bestimmen, übergegangen werden. Es herrschte darüber nur einerlei Meinung, nämlich dass dieselbe zunächst in Nürnberg tagen solle. Der glatte Verlauf der Berathungen ermöglichte den Schluss der Generalversammlung schon um 12 Uhr; es wurde dann beschlossen, die Besichtigung der Ausstellung gleich folgen zu lassen und sich 1,4 Uhr beim Mittagsmahl wieder zu vereinigen. Herr Hartmann hatte die Güte, die Führung in der Ausstellung zu übernehmen, wodurch in verhältnissmässig kurzer Zeit ein eingehender Ueberblick über das Interessanteste ermöglicht wurde. Das Essen verlief in heiterster Weise und gewährte die inzwischen nothwendig gewordene Stärkung und Erfrischung unter den Klängen einer bestellten Tafelmusik. Herr Kommerzienrath Schwanhäusser brachte den ersten Toast. Er gedachte der vollbrachten Arbeiten, bemerkte, dass wir aber auch der Feststimmung nicht ermangelten und uns gerne zur Tafel eingefunden hätten, welche durch die Anwesenheit der sehr verehrten Damen wesentlich verschönt sei. Er erinnerte alsdann an den erst kürzlich erfolgten Besuch seiner Majestät des Kaisers in Augsburg, dabei den Gefühlen höchster Verehrung Ausdruck verleihend, und gedachte unserer Majestät des Königs Otto, wegen dessen Krankheit der allgemein geliebte, erlauchte Prinzregent Luitpold in schwerer Zeit zur Uebernahme der Regentschaft berufen worden sei. Redner schloss mit einem dreifachen Hoch auf das Wohl ergehen unseres Kaisers, des Königs und des Prinzregenten. Den zweiten Toast brachte Herr Carl Gonnermann dem Vereine. Er wies auf die schwierige Aufgabe hin, für einen zu gründenden Verein die Interessenten zu vereinigen, sagte, dass die Gründer des süddeutschen Papiervereins, durch die Mitglieder des Hanptvereins in Süddeutschland, immerhin eine nicht zu unterschätzende Grundlage gehabt hätten und sich ermuthigt fühlten, durch die freundliche Aufnahme, welche ihnen in Augsburg gewährt wurde. Ferner daran erinnernd, dass auch die Anfänge des nunmehr über 1000 Mitglieder zählenden Hauptvereins mühsam waren und Beharrlichkeit der Unternehmer erforderten, schloss er mit einem Dank auf dieselben, auf den Hauptverein und dessen erspriessliches Wirken, denselben nebst allen seinen Gliedern bestes Gedeihen wünschend. Herr Wuzel toastete dann auf die Herren Augsburger Mitglieder, denselben für ihre Bemühungen herzlichen Dank spendend. Herr Mittler trank auf die Nürnberger Kollegen, welche den süd deutschen Papierverein ins Leben gerufen haben, und Herr Heymann ge dachte in poetisch geformter Weise der verehrten Damen. Die meisten Theilnehmer hatten die Abendzüge zur Heimreise in Aussicht genommen, blieben aber so lange als möglich in dem ihnen lieb gewordenen Kreise, welchen sie erst verliessen, als die Uhr keinen Auf schub mehr gestattete Möge jederzeit der Geist der Kollegialität eine so freundliche Heim stätte finden, wie dies in Augsburg der Fall war. Papiermacher-Berufsgenossenschaft. IX. Sektion. Am 9. Juli wurde in Chemnitz unter Leitung des stellvertretenden Vorsitzenden, Herrn Christian Braun-Rochsburg, eineSektions Versammlung abgehalten. Dem ausführlichen Geschäftsbericht entnehmen wir folgende Daten: In dem letzten Vierteljahr 1885 sind 86 Unfälle gemeldet worden. Von diesen Unfällen kommen auf: Papierfabrikation mit 6816 Arbeitern 62 Unfälle, also etwa 4%- Hiervon war einer tödtlich, mit Hinterlassung von Angehörigen, und 15 schwer. Holzstofffabrikation mit 933 Arbeitern hatte 10 Unfälle, also etwas über 4°!0 und davon 2 tödtlich, einer mit Hinterlassung von Nachkommen. Die tödtlichen Ursachen waren einmal Ertrinken im Mühlgraben, das andere Mal Umgang mit Lasten auf einem Schienengeleise der Fabrik. Pappenfabrikation mit 1275 Arbeitern hatte 9 Unfälle also etwa 3%, hiervon einer schwer. Cellulosefabrikation mit 283 Arbeitern hatte 3 Unfälle, das ist etwa 4%- Strohstofffabrikation mit 162 Arbeitern hatte einen leichten Unfall. Pressspanfabrikation mit 130 Arbeitern, keinen Unfall. Hadernsortiranstalten mit 227 Arbeitern hatten einen Unfall. Papierstuckfabrikation, Handbetrieb, mit 48 Arbeitern ohne Unfall. Ein schwerer Unfall aus der Papierfabrikation vom 27. Dezember 1885 wurde nachträglich noch gemeldet. Das Jahr 1886 brachte bis zum 9. Juli 147 Unfälle, davon bei. Papierfabrikation 102, anscheinend schwer 20, todt 1. Pappenfabrikation 13, anscheinend schwer 4. Holzstofffabrikation 16, anscheinend schwer 2, todt 1. Cellulosefabrikation 5, anscheinend schwer 1. Strohstofffabrikation 5, davon 1 todt. Hadernsortiranstalten 2. Die Ausgaben beliefen sich für die Zeit vom 1. Oktober bis Ende Dezember 1885 auf 444,50 Mark. 1. Januar bis 9. Juli 1886 auf 1118,55Mark. An Renten sind bis jetzt beschieden worden 4176 M. 851/3 Pf. jährlich, darunter einige Kinderrenten, die sich bald erledigen werden. 15 Fest stellungsbescheide sind beschlossen, und eine Anzahl Fälle schweben noch. Zwei Mitglieder haben von der Selbstversicherung, 9 von der Ausdehnung der Versicherungspflicht auf nicht versicherungspflichtige Betriebsbeamte Gebrauch gemacht. Die Sektions-Versammlung befasste sich auch mit der Frage, ob Arbeiter bei Regie-Bauten entschädigungsberechtigt, und bei welcher Genossenschaft sie gedeckt seien. Nach dem neuesten Beschluss des Versicherungsamtes findet das Gesetz auf alle bei Bauarbeiten verkommenden Unfälle Anwendung dabei müssen aber die Arbeiter von einem Gewerbtreibenden, dessen Gewerbs betrieb sich auf die Ausführung von Maurer- Zimmer- etc. Arbeiten beschränkt, beschäftigt werden, um nach § 1, Absatz 2, die Versicherungspflicht herbei zuführen. (Wenn wir die Frage recht verstehen, so handelt es sich um die Leute, welche von den Fabrikanten selbst bei Bauarbeiten beschäftigt werden und ob Unfälle, die hierbei vorkommen, der Papiermacher-Berufs- Genossenschaft zur Last fallen. Nach der erwähnten Entscheidung scheint dies der Fall zu sein, wenn die Arbeiter nicht unter einem Maurer-, Zimmer- etc. Meister arbeiten. Ganz klar scheint uns jedoch die Frage durch obige Entscheidung noch nicht gestellt zu sein. D. Red.) Mit Rücksicht darauf, dass verhältnissmässig viele Unfälle bei den Papiermaschinen vorkommen, dass unter 62 Unfällen 16 Mal die Führer der Maschinen, also höher bezahlte Leute, verunglückten, wurde vom Vorsitzenden der Wunsch ausgesprochen, dass die Gefährlichkeit der Papier maschinen durch wirksame Unfallverhütungs-Vorschriften vermindert werden möchte.