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Jahresbericht der Königl. Sächsischen Gewerbe- Inspektoren für 1896 Fortsetzung zu Nr. 49 Unfälle. Beim Transport eines Gewichtes vom Rollkalander- Saal nach der Papiermaschine wählte der damit beauftragte Arbeiter einer Papierfabrik den verbotenen Weg durch den Chlorwasserraum, fiel hierbei in einen zur Reinigung bereit stehenden Chlorwasserkasten und zog sich am linken Arm mehrere vorläufig garnicht beachtete leichte Hautverletzungen zu. Erst nach einigen Tagen stellte sich eine nicht unbedenk liche Chlorkalkverbrennung des Armes heraus. Der Maschinenführer einer Pappenfabrik hatte innerhalb der Radstube bei Stillstand des Wasserrades den Schützen von angesetztem Eise befreit. Beim Verlassen der Arbeitsstelle erlitt derselbe dadurch einen Beinbruch, dass er auf eine Schaufel des Wasserrades trat, welches sich infolgedessen in Bewegung setzte und das Bein mit sich zog. Nur dadurch, dass das Rad sofort zum Stehen gebracht werden konnte, wurden ernstere Folgen verhütet. Der Unfall hätte nicht ein treten können, wenn das Wasserrad vor Inangriffnahme der Arbeit entsprechend abgesteift worden wäre, wozu die Beamten der Inspektion gelegentlich der Revisionen in den durch Wasserräder betriebenen Anlagen immer und immer wieder zu ermahnen pflegen. In einer Papierfabrik zog sich ein Arbeiter beim Umkippen eines Schubkarrens eine Darmzerreissung zu, die nach einigen Tagen den Tod des Verunglückten zur Folge hatte. Ein Maschinenmeister einer Papierfabrik hatte sich in einen anderen Betriebstheil begeben, in welchem er garnichts zu thun hatte, und sah dort zu, wie ein anderer Arbeiter einen Riemen ausbesserte. Der Letztere forderte ihn auf, den Riemen zu halten, damit er nicht auf der Welle aufgewickelt werde. Dieser Aufforderung leistete er Folge, wurde aber plötzlich von der Welle erfasst und herumgeschleudert. Trotz sofortigen Ausrückens und Stillstellens des Werkes mit Hilfe der Noth bremse hatte der Verunglückte so schwere Verletzungen davon getragen, dass er nach einigen Stunden starb. Der Unfall wäre zu vermeiden gewesen, wenn der abgeworfene Riemen durch einen Riemenhaken oder Riemenhalter von der bewegten Welle ferngehalten worden wäre. In einer anderen Papierfabrik hatte sich der Wasch- Maschinenriemen um die Welle geschlungen. Der mit dein Waschen der Filze beauftragte Arbeiter wollte den Riemen lösen, ohne vorher die bereits angeordnete Ausserbetriebsetzung des Werkes abzuwarten. Er wurde vom Riemen erfasst und mehrmals mit um die Welle geschleudert. Dabei wurde ihm der rechte Vorderarm abgerissen, sodass der Arm ganz oben amputirt werden musste; ausserdem erlitt er einen äusserst schweren Unterschenkelbruch mit Fussgelenk-Ausrückung. Nach Aussage des Arztes wird er vollständig invalid bleiben. Auch dieser Unfall wäre durch Aufhängen des Riemens an einem Riemenhalter zu vermeiden gewesen. In einer kleineren Pappenprägerei war der Antriebriemen einer Prägepresse von der Riemenscheibe gerutscht. Nach Ausserbetriebsetzung der Dampfmaschine war ein Arbeiter auf eine Leiter gestiegen, um den Riemen wieder aufzulegen, während der Heizer Auftrag hatte, die in demselben Raume befindliche Betriebsmaschine langsam anzulassen, und ein Präger hinter der Maschine stand und den Riemen hielt, um dessen Abrutschen von der Scheibe der Maschine zu ver hindern. Nachdem beim ersten Versuch der Riemen wieder abgefallen war, soll beim zweitenmal die Maschine zu schnell angelassen worden sein, der Riemen fiel wieder ab und wickelte sich auf der Welle auf. Dabei wurde die Presse aus dem Fundament gerissen und der Präger durch die Maschine an die Wand gedrückt. Derselbe erlitt hierbei durch verschiedene Theile der Maschine schwere Verletzungen im Gesicht; es ist jedoch eine Wiederherstellung des noch ganz jungen Mannes nicht ausgeschlossen. Dem auf der Leiter stehenden Arbeiter gelang es, rechtzeitig abzuspringen, sodass er mit dem Schrecken davonkam. Beim Vorhandensein einer Andrehvorrichtung zur Dampfmaschine hätte beim Auflegen des Riemens die Maschine nicht angelassen zu werden brauchen. Ein Unfall mit tödtlichem Ausgang fand in einer Papier- Fabrik beim Abkuppeln einer Turbine statt, die in Gemeinschaft mit einer zweiten Turbine die Fabriktransmission in Gang zu setzen hat. Obwohl vor Beginn des Abkuppelns aus Versehen nur die kleinere der beiden Turbinen abgestellt worden war, blieben doch nach kurzer Zeit die beiden Turbinen und die Transmission stehen, weil die noch vom Wasser durchströmte grössere Turbine für sich allein das ganze gangbare Zeug und die leer laufende kleinere Turbine nicht im Gange zu halten vermochte. Nach eingetretenem Stillstände stieg der Ver unglückte auf das waagerechte Vorgelegerad der kleineren Turbine und fiel, als dieses nach erfolgter Abkuppelung der Fabrik- Transmission von der nun entlasteten und wieder in Gang kommenden grösseren Turbine in Bewegung gesetzt wurde, zwischen den Zahnkranz und das Gemäuer des Turbinen- Schachtes, wobei er einen Schädelbruch erlitt, der seinen baldigen Tod zur Folge hatte. Ein anderer Unfall, welcher den Tod eines der bei dem selben Verletzten zur Folge hatte, fand in einer Strohstofffabrik statt und war dadurch verursacht worden, dass ein an einem Strohkocher beschäftigter Arbeiter nach der Beendigung des Kochens entgegen der Weisung des dienstthuenden Werk führers mit dem Lösen der Befestigungsschrauben des Deckels des einen der beiden Füll- und Entleerungsstutzen begonnen hatte, bevor die Dampfspannung im Kocher auf den Atmo sphärendruck herabgegangen und kaltes Wasser zur Abkühlung des Kocherinhaltes eingelassen worden war. Hierbei wurde der nach der Lösung der meisten Schrauben nicht mehr ge nügend befestigte Deckel von dem noch im Kocher herrschenden Dampfdrücke losgerissen und fortgeschleudert, während gleich zeitig aus der frei gewordenen Stutzenöffnung Dampf und heisse Lauge ausströmten, durch welche der vorerwähnte Arbeiter tödtlich verletzt und zwei andere, in demselben Raume sich aufhaltende Arbeiter an den nicht bekleideten Körpertheilen erheblich verbrüht wurden. Der Werkführer einer Holzschleiferei wollte ein Wasser- Leitungsrohr während des Betriebsstillstandes mit Blei aus stemmen, fiel jedoch mit der Leiter um und zog sich beim Sturze eine Lungenverletzung und einen Kehlkopfbruch zu. In einer Pappenfabrik waren Arbeiter mit dem Auf bringen von Pappen auf den Fahrstuhl beschäftigt. Als letzterer bereits beladen war, liess der mitbeschäftigte bejahrte Arbeiter einen schweren Stoss Pappen, den er nicht mehr zu halten vermochte, auf die Fahrstuhlbühne fallen. Infolge der ruckweisen Er schütterung der letzteren riss der Fahrstuhlgurt, der Arbeiter stürzte dem Fahrstuhle nach und schlug hierbei derart mit dem Unterleib auf das obere Querstück des Fahrstuhlgestelles, dass der Tod am folgenden Tage eintrat. Der Arbeiter einer Pappenfabrik beabsichtigte, auf einer Leiter stehend, die Schmierung eines Hängelagers durch Nach ziehen des Schmierbüchsendeckels zu verbessern. Da die Hand an dem glatten, fettigen Deckel ausglitt, benutzte er den unteren Theil der von ihm getragenen Schürze beim Zugreifen. Diese wurde von der Welle derart aufgewickelt, dass der Mann von der Welle mit herumgenommen wurde, wobei die Leiter umfiel. Die in der Nähe befindlichen Arbeiter vermochten zunächst keine Hilfe zu bringen, bis einer derselben des seiner Zeit ver langten und angebrachten Fallschützens im Obergraben ge dachte und denselben auslöste, wodurch das Werk sofort zum Stillstand kam. Nur dieser Einrichtung und der ziemlichen Entfernung der Welle von der Decke des Lokales ist es zu danken, dass der Verunglückte, der Quetschungen des Leibes und der Unterlippe sowie Bruch des Nasenbeines und des linken äusseren Knöchels erlitten hatte, seine Unvorsichtigkeit nicht mit dem Leben büssen musste. Schluss folgt OSCAR SPERLING IN LEIPZIG Institut für eraphische Industrie und Stempelfabrlkatlon. Empfishitsainexylographische und ilnkooriphlictt »mtilt Galvanoplastik und « tereotypie zur Herstellung von Clichys und Druokplatten aller Art, sowohl für grössere Verlagswerke, wie auoh für Accldenzen, Inserate und alle sonstigen Druckzwecke in musterhafter Ausführung. Galvano typen für Frachtbriefe, Paoketadressen > • < Declarationen" Postkarten, Untergrundplatten, 44 Schreibheft - LiniaturerT^^- Druckfirmen sowie Vignetten für Inserate all. Branchen. Neuheit! Ohne jede Celyoia_Cichsvy Concurrenz in Deutschland! •uviuvu-nkmii Unübertroffen an Schärfe, Druckfähigkeit u. 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