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1758 PAPIER-ZEITUNG Nr. 50 Verein Deutscher Zellstoff-Fabrikanten Generalversammlung im Frankfurter Hof in Frankfurt am Main, 14. Juni 1897 Anwesende: Name Firma Wohnort Beckmann, G. l Königsberger Zellstoff- Fabrik A.-G. . Königsberg i. Pr. Behrend, Ernst Behrend, M., Varziner Papierfabrik I Hammermühle Kommerzienrath Varziner Papierfabrik Hammermühle Bernheimer Vogel, Bernheimer &Schnur- mann | Ettlingen Büttner Freiberger Papierfabrik Weissenborn Dessauer, Philipp Kommerzienrath | Akt. - Ges. f. Maschinen papier-Fabrikation Aschaffenburg Diefenbach, Dr. R. Papier- und Zellstofffabriken Unterkochen Disch, Ph. Kostheimer Cellulosefabrik Kostheim Dorenfeldt Vereinigt. Strohstofffabriken Rheindürkheim Engelmayer, Ludwig Akt. ■ Ges. f. Maschinen papier-Fabrikation Aschaffenburg Eppen, Ferd. Ferenczi, Siegmund J. H. Eppen Winsen Redakteur d. Papier-Zeitung Berlin Gottstein, Dr., Leo Cellulosefabrik Feldmühle Cosel, O.-Schles. Güntter-Staib, Gustav Wochenblatt für Papier- Fabrikation Biberach Haas, Kommerzienrath Zellstofffabrik Waldhof Harlan, Erich O. Harlan Heidenau Hobrecker Cellulosefabrik Höcklingsen Kück, Ferdinand Wintersche Papierfabr. usw. N iederkaufungen Müller, Dr., Max Papierstofffabrik Akt.-Ges. 1 Alt-Damm bei Stettin Offenheimer, Ph. Cellulosefabrik Okriftel a. M. Reuther, Oskar Verein für Zellstoff-Industrie Dresden Roemer, L. Papierfabrik Baienfurt Akt.-Ges. Baienfurt Schlagahr, E. Holzzellstoff- u. Papierfabrik A.-G. Neustadt im Schwarzw. Schnurmann Papier- und Zellstoff- Fabriken Unterkochen Steinbock, Paul Fritz Steinbock Frankfurt a. O. Wiedemar Schlesische Cellulose- und Papierfabriken Akt.-Ges. Cunnersdorf Woge, A. Hannov. Papierfabriken Alfeld-Gronau Alfeld Wolff, Richard Schwarzburger Papier- Zellstofffabrik Schwarza 1. Vorsitzender Kommerzienrath Philipp Dessauer eröffnet um 1/210 Uhr vorm. die Versammlung und theilt mit, dass die Mitglieder zahl 43 beträgt. Ein Mitglied, die Cösliner Papierfabrik, ist ausgeschieden, weil sie die Zellstofffabrikation aufgegeben hat, während die Firmen Mahla-& Graeser in Remse und Gebr. Grünewald in Hofolpe, Westfalen, neu eingetreten sind. 2. Nach Verlesung des Protokolls der letzten, am 10. No vember v. J. in Berlin abgehaltenen General-Versammlung werden die Einläufe mitgetheilt, und zwar eine Zuschrift der British Wood Pulp Association betreffs gleichmässiger Holzschliff- Kaufbedingungen, eine Aufforderung des Vereins für gewerb lichen Rechtsschutz, der V. D. Z. möge ihm als Mitglied bei treten, ferner eine Flugschrift »Papierholz contra Säge- und Rundholz« von Dr. Josef Landgraf. Während die ersten beiden Zuschriften zu keinen Beschlüssen des Vereins Anlass gaben, wurde auf Empfehlung des Vorstandes beschlossen, die ver dienstliehe Landgrafsche Flugschrift aufVereinskosten für jedes Mitglied anzuschaffen. (Wir kommen auf den Inhalt des Land- grafschen Werkes noch zurück. D. Red.) 3. Dr. Muller berichtet über den Kassenstand, dessen Richtig keit Direktor Beckmann und Direktor Disch geprüft haben. Der Kassenbestand betrug am 1. Januar 1896 1109 M. 67 Pf. Einnahmen: 41 Mitgliederbeiträge zu 10 M. = 410 M. Aus gaben: 59 M. 60 Pf. Ueberschuss: 350 M. 40 Pf. Dies ergiebt mit dem Uebertrag aus dem Vorjahre einen"Vermögensstand am 1. Januar 1897 von 1460 M. 7 Pf. Dr. Müller wird Ent lastung ertheilt und der Dank für die Mühewaltung ausge sprochen. 4. Vorsitzender berichtet über die Thätigkeit des durch Herrn Generaldirektor Reuther unterstützten Vorstandes in Tarif- und statistischen Angelegenheiten. Alle deutschen Zellstoff- Fabriken wurden aufgefordert, Fragen über Erzeugung, Holz verbrauch, Ausfuhr usw. zu beantworten, wobei sich der Vor stand verpflichtete, die Einzel-Angaben geheim zu halten und nur die Gesammt-Summen zu veröffentlichen. Nur die Hälfte der Fabriken gab die gewünschte Auskunft, die fehlenden An gaben wurden durch Schätzung ermittelt. Herr Reuther hebt die Wichtigkeit richtiger Zahlen in allen Fällen hervor, wo der Verein in Tarif-, Zoll- oder Arbeiterwohlfahrts-Angelegenheiten mit Behörden in Berührung kommt. Nach seiner Ansicht giebt es gar keinen Grund, warum eine Fabrik die statistischen An gaben über ihren Betrieb verheimlichen sollte. Die vom Vor stand ermittelten Zahlen ergeben folgenden Stand der Holz- zellstoff-Industrie im Jahre 1896 (Strohzellstoff ist in dieser Statistik nicht inbegriffen): Es bestanden 65 Zellstofffabriken, darunter eine ausser Betrieb. Erzeugt wurden 187440 Tonnen trockener Sulfitstoff 14720 „ „ Natronstoff Zusammen 202160 Tonnen Holzzellstoff In eigenen Papierfabriken wurden verarbeitet 61130 Tonnen Sulfitstoff 5150 Zum Verkauf kamen 126310 9570 Natronstoff Sulfitstoff Natronstoff Zusammen 202160 Tonnen Holzzellstoff Einfuhr aus Oesterreich 10802 Tonnen (wesentlich Sulfitstoff) „ „ Skandinavien 2360 „ „ „ anderen Län ¬ dern, besonders Finland 2653 „ Gesammt-Einfuhr 15815 Tonnen Ausfuhr nach Frankreich 10 773 Tonnen „ „ Belgien 5430 „ » England 8329 » „ » den Vereinigten Staaten . . . 4331 „ » „ Russland, Italien und anderen Ländern 20 996 „ Gesammt-Ausfuhr . . 49 859 „ Zieht man von der Summe der einheimischen Erzeugung und der Einfuhr (202220+15815=218035) die Ausfuhr (49859) ab, so ergiebt sich für Deutschland ein jährlicher Zellstoff- Verbrauch von 168176 Tonnen. Die Ausfuhr beträgt etwa 30 pCt., die Einfuhr etwa 9 pCt. dieser Summe. Vorsitzender verliest folgende, in Ausführung eines Be schlusses der letzten Generalversammlung an den köngl. preussischen Eisenbahnminister gerichtete Eingabe: Sr. Exzellenz Abschrift dem Königlichen Preussischen Staatsminister und Minister der öffentlichen Arbeiten Herrn Thielen, Berlin Exzellenz! Der ehrerbietigst unterzeichnete Vorstand des Vereins Deutscher Zellstofffabrikanten erlaubt sich, angesichts der schwebenden Kom missions-Verhandlungen, betreffend die Gewährung von Ausnahme- Tarifen für Holzzellstoff und Holz bezw. für Holz zur Verarbeitung in den diese Erzeugnisse herstellenden deutschen Fabriken, an Ew. Exzellenz die ergebenste Bitte zu richten, eine Ermässigung der Frachtsätze für diese der Papier-Industrie als Rohprodukte unentbehr lichen Stoffe eintreten zu lassen. Für die inländischen Holzzellstoff- und Papierfabriken ist die Gewährung ermässigter Frachtsätze für Holzzellstoff in trockenem Zustande und die weitere Ermässigung dieser Frachtsätze für halb trockene Fabrikate von hoher Bedeutung, da auf diese Weise dem Eindringen ausländischer Waare und besonders der bedeutend an wachsenden Einfuhr von Holzzellstoff aus Skandinavien wirksam ent gegengetreten werden könnte. Während Deutschlands Papierfabrikation durch einen Eingangszoll von 8 bis 10 M. per 100 kg Papier gegen das Eindringen fremd ländischer Konkurrenz - Erzeugnisse wirksam geschützt erscheint, geniessen die als Holzzellstof!' zu bezeichnenden Rohstoffe nur einen Zollschutz von 1 M. per 100 kg Gewicht. An diesen geringen Zollsatz, welcher namentlich für die mit billigsten Rohstoffen und Wasserkräften arbeitenden skandinavischen Holzzellstoff-Fabriken absolut unwirksam und unfühlbar bleibt, lässt sich gegenwärtig infolge der bestehenden Handelsverträge nichts ändern. Ein um so wirksameres Mittel gegen das übermächtige Ein dringen ausländischer Waare würde in der Ermässigung der Fracht sätze für die im Inlande erzeugten Holzzellstoffe bestehen, und be sonders würde eine entsprechende weitere Ermässigung der als »feuchter Stoff« zur Lieferung kommenden Produkte imstande sein, die inländische Industrie zu heben. Unter »feuchtem Holzzellstoff« ist ein Fabrikat zu verstehen, welches durch Benutzung von Langsiebpapiermaschinen unter Anwen dung von Pressen (ohne Dampftrocknung) hergestellt wird. Auf solche Weise entwässerter Holzzellstoff kann nur einen Höchst trockengehalt von 50 pCt. erreichen, und es kann daher keine Schwierig keiten bereiten, solche feuchten Zellstoffe von trockenen Zellstoffen zu unterscheiden. Bei der jetzigen Tarifirung wird zwischen diesem 50prozentigen Stoff und trockenem Stoff ein Unterschied nicht gemacht, sodass von