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Gewinne werden eingeheimst werden. Das Kapital von 300000 Pfd. Sterl, ist eingetheilt in 32000 gewöhnliche und 28000 deferred shares, jede von 5 Pfd. Sterl. Der Verkäufer nimmt alle deferred shares, und es ist deshalb interessant zu bemerken, dass diese keine Dividende haben sollen, bis eine Summe gleich 71/2 pCt. auf die gewöhnlichen shares verdient ist, worauf beide Sorten shares gleiche Ansprüche haben sollen. Augenscheinlich wird es nicht nöthig sein, diese Dividende für ein Jahr zu bezahlen, ehe des Verkäufers auf 140000 Pfd. Sterl, sich belaufende deferred shares mit den übrigen im gleichen Range stehen.« Herr Filzhuth wies darauf hin, dass fast alle Fachzeitschriften sich mit Wicks Maschine in ähnlich ungläubiger oder in einfach berichtender Weise eingehend befasst haben. (Vergl. Papier- Zeitung S. 3252, Jahrg. 1896.) Er ist der Meinung, dass man nach den bis jetzt vorliegenden einseitigen Angaben kein rechtes Vertrauen zu den Erfindungen Wicks haben kann. Der diesem Bericht folgende lebhafte Meinungsaustausch befasste sich nicht nur mit der Giess- und Setzmaschine von Wick, sondern auch mit den Setzmaschinen im Allgemeinen und mit deren Einführung in Deutschland. Die meisten Redner hielten die Setzmaschinen für den Satz von deutschen Werken und Zeitungen wenig vortheilhaft und wiesen wiederholt auf die langsamen Fortschritte der Setzmaschinen-Einführung in Deutschland hin. Im Allgemeinen zeigt sich wenig Zutrauen zu den Setzmaschinen und es wird grosse Vorsicht bei der Be- urtheilung ihrer Leistungen empfohlen. Im weiteren Verlauf der Sitzung sprach der Vorsitzende seine Freude aus, dass die Vorträge des Herrn Direktors Dr. Jessen über Kunst im Buchdruck überall mit so grossem Interesse verfolgt worden sind. Zum Beweis dafür führt er einen Aufsatz in den Wiener »Freien Künsten« an, der sich mit dem Theil der Jessen’schen Vorträge befasst, der von der zaghaften, flauen Anwendung der Farben handelt, vergl. S. 1023. De Vinne hat in ähnlicher Weise von den Schriften gesprochen, er unterscheidet einen männlichen und weiblichen Schriftschnitt. Es liegt in der Anwendung der Schriften und der Farbe die gleiche Zaghaftigkeit, überall scheut man sich vor kräftigen Wirkungen. Herr Direktor Jessen verdient den Dank aller Angehörigen des Buchgewerbes dafür, dass er wieder auf den richtigen Weg gewiesen hat. Von anderer Seite wird auf die aus führlichen Berichte der Papier-Zeitung über diese Vorträge auf merksam gemacht. Nachdem nebenher noch die Lokalfrage gestreift worden ist, werden vier Mitglieder für die zur Ver anstaltung eines Sommerfestes nöthigen Vorbereitungen gewählt und die Sitzungen bis Anfang September vertagt. Als Mitglied aufgenommen wurde Herr Rohrbeck. Buchbinderei im Salon auf dem Champ de Mars in Paris Nachdruck verboten Wie für andere Zweige des Kunstgewerbes, so hat auch für die Buchbinderei der Salon im Champ de Mars im Laufe der Jahre grosse Bedeutung erlangt, und auf der diesjährigen Ausstellung ist die Pariser Buchbinderei hervorragend vertreten. Hervorragend sowohl nach der Zahl der ausgestellten Arbeiten, die nie so gross gewesen ist wie in diesem Jahre, als auch in Bezug auf ihre hübsche und gelungene Ausführung. Auf allen kunstgewerblichen Gebieten wird der Ruf nach einem neuen Stile immer lauter, und auch in der Buchbinderei macht er sich täglich hörbarer. Die Bücherfreunde sind der alten Formen, der mehr oder weniger freien Nachbildungen von Einbänden früherer Zeiten satt. Ich spreche zwar nur von Kunstdecken, doch gilt dies zum grössten Theil auch von den modernen Maschinenbänden, deren Ausstattung sich ebenfalls in aus getretenen Bahnen bewegt, und bei denen nur höchst selten neue Gedanken erscheinen. Man sieht sich daher gezwungen, neue Formen auch beim Bucheinband einzuführen, und wenn man sich auch augenblicklich noch in den Versuchszeiten be findet, so zeigt doch die Ausstellung im Champ de Mars, dass sich diese Formen bereits zu einigen festen Kernpunkten verdichtet haben, die sich wohl zu einem »modernen« Stil oder zu mehreren neuzeitlichen Stilarten im Bucheinbände herausbilden dürften. Dies ist um so wahrscheinlicher, weil die Ausstellung im Marsfelde als eine Art Schule und die ausgestellten Einbände als Lehrmittel gelten können. In diese Ausstellung gehen nicht nur Laien, sondern auch Fachleute und machen dort ihre Studien. Der Lederband mit Kerbschnitt, der anfangs nur ver einzelte Beachtung fand, ist mit einem Male in den Vorder grund gerückt und zählt jetzt zu den beliebtesten Buchbeklei dungen. Anfangs beschränkte man sich darauf, lineare Zeichnungen, gerade und krummlinige Flachornamente und, wenn es hoch kam, Arabesken, streng in den Regeln der Symmetrie gehalten, zu bringen. Es wurden damit unzweifelhaft auch wahre Perlen der Buchbindekunst geschaffen, sie liessen aber den Laien sehr oft kalt, denn wenn man auch die hübsche Farbenwirkung der verschiedenen Ledersorten lobte und die Schwierigkeiten, die sich dem Buchbinder bei der Arbeit empfindlicher Lederarten entgegenstellten, anerkannte, so fühlte man sich doch durch die steifen Linien und die peinliche Symmetrie unangenehm berührt. Besonders dem lebhaften Franzosen kamen gerade diese symmetrischen Anordnungen langweilig vor, die harmonische Uebereinstimmung der Linien genügte ihm nicht. Wie die ausgestellten Einbände zeigen, ist denn auch diese Art des Kerbschnittes, der in seiner Form immer an mittelalterliche Buchdecken erinnert, im Rückgänge begriffen, er kommt nur noch bei Neudrucken älterer, hervor ragender Werke der Buchdruckkunst vor. Bei den neueren Erscheinungen, ob sie in das Gebiet der Geschenk-, Kunst- oder schönen Literatur fallen, ist der Phantasie ein weiter Spielraum gelassen, der Buchbinder braucht sich nicht an die alten überlieferten Formen zu klammern. Man sieht auf dem Marsfelde neben Einbänden, bei denen der Grundgedanke der eingelegten Lederzeichnung in Pflanzen- oder thierischen Formen besteht, Nachbildungen ganzer Landschaften usw. Die zuerst genannten Arten werden der Natur so getreu als nur möglich nachgebildet. Wo dies geht, wie in der Farbe, soll das Leder allein dazu ausreichen. Wo dies aber nicht durch führbar ist, werden die eingelegten Partien mit einer ent sprechenden Beize, mitunter auch durch Emaillefarben, hervor gehoben. Dies gilt besonders bei Darstellungen von Früchten. Aber man zieht es vielfach vor, das Leder für sich wirken zu lassen und markirt Licht- und Schattenpartien durch entsprechend dicht an einander gedrängte oder von einander abstehende Blinddruck- Linien. Ueberhaupt spielen diese bei den Einbänden mit Kerb schnitt eine grosse Rolle, da flache Zeichnungen fast garnicht mehr vorkommen, und man Alles plastisch erscheinen lässt. Es wird auch nicht immer glattes Leder allein für das Muster ver wendet, sondern, wie es eben das Bild erfordert, äusser jenem auch gekörnter Stoff, z. B. zu manchen Früchten oder Blättern mit gewellter oder rauher Oberfläche. Die Muster werden meist recht willkürlich gewählt. Bald legt sich ein Zweig oder eine Ranke über irgend eine der Ecken, bald läuft diese quer über die ganze Decke, sie setzt über den Rücken hinweg und erscheint auf beiden Decken. Ein Einband aus weissem Leder trägt eine kranzförmig ge bogene Ranke, von der nur in den Ecken grössere Par tien zu sehen sind, während längs der Kanten einzelne Blattspitzen, Theile der Blüthen und Früchte zu bemerken sind. An der Stelle, wo der obere Deckel mit dem Rücken zusammenhängt, erscheint die Ranke in ihrer vollen Breite auf dem Rücken und zum Theil auf dem unteren Deckel. Ein hübscher Band in gelblich-brauner Färbung trägt ein Hopfenreis, das, in der linken unteren Ecke beginnend, sich in schlangenförmigen Windungen nach der rechten oberen Ecke der oberen Decke hinzieht und stellenweise nach oben und unten oder seitlich Ausläufer entsendet. Kräftig entwickelte Fruchtbildungen schmücken das Reis, der gelblich-grüne Ton ist ebenso getreu wiedergegeben, wie die dunklere Färbung der Blätter in den unteren Partien und die helleren Tönungen an den Zweigspitzen. Auffällig wirkt ein Einband, bei dem die Zeichnung der Hauptsache nach sich im Buchrücken be findet. Auf diesem ist eine grosse Feuerlilie angebracht, die nach links und rechts zahlreiche, kräftig entwickelte Blätter, sowie mehrere Stengel mit Knospen aufgeblühter Blumen sendet. Zum Theil liegen diese ganz auf einem der beiden Decken oder sie greifen auf den Rücken über. Einzelne farbige Felder sind so über einander gelegt, dass eines das andere theilweise verdeckt, z. B. sehen Früchte, Beeren, Trauben oder andere Gebilde oft nur wie verschämt unter dem dichten Laub werk hervor, während wieder andere die Blattpartien usw. verdecken, kurz, das Bestreben geht dahin, die Zeichnung un gezwungen und ganz natürlich erscheinen zu lassen. Bei den Einbänden mit landschaftlichen und anderen Vorwürfen ist die von den französischen Plakatzeichnern beobachtete Technik zur Anwendung gebracht, Schatten und Halbschatten werden nicht durch eine entsprechende Tönung erzielt, sondern