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Nr. 42 1497 S tereotypie * X und verwandte facher: - • > 1o-* €83 10-’ Uebernommen aus dem »Graphischen Anzeiger« Mitarbeiter: CARL KEMPE in Nürnberg ^otationsiruck * Galvanoplastik * Tyfechanik in chemigraphischen Betrieben • Massen-Jllustration ~ Feine Drucksachen und ihr Preis Von Carl Kempe in Nürnberg Fortsetzung zu Nr. 34 II Formulardruck Die Preise einer Druck- arbeit richten sich nach den Selbstkosten. Dieser Satz dürfte allgemein als richtig anerkannt werden, leider ist er auch der verschiedensten Auslegung unterworfen. Man AA- 1 1 Vi findet in den Fachblättern fortgesetzt die Klagen EN / V- über verständnisslose Preise, über Unterbietungen P / i Im bei allen Druckarbeiten, und über unlauteren () \ Bl Wettbewerb von Geschäft zu Geschäft. Dass 53) \ 6 diese Klagen aber alt sind wie Methusalem, das bX wollen die Seufzenden nicht wissen, sie werden • 89 . auch nie verschwinden, und darum bedaure ich KV immer die schöne Zeit, die die Herren Be- (7Es»7 schwerdeführer für eine todte Sache vergeuden, AR sofern sie über Unterbietungen klagen, unlautere W2 Kunststücke soll man allerdings rücksichtslos der V Oeffentlichkeit übergeben. Eine Unterbietung ist aber bei weitem noch nicht unlauter, nur zu oft U, 7 (4 fehlt den Krittlern die Kenntniss der vortheilhaften h,—Einrichtungen, über die ein anderes Geschäft ver- #e fügt. Freilich, da wird mit dem Kopf geschüttelt, und doch ist es so. Wenn ich den Formularverlag auch noch zu den feinen Drucksachen rechne, dann steht mancher Buchdrucker sprachlos vor den Preisen, die bei diesen Arbeiten angelegt werden. Wie oft hat hier ein falscher Maassstab zu falschen Schlüssen geführt. Wenn z. B. die Eisenbahnarbeiten vieler Bezirke in einer einzigen Buchdruckerei zusammen laufen, die etwa 40 Schnellpressen damit belegen kann, so gehört dazu ein so umfassender Betrieb, dass man zu staunenerregenden Ziffern gelangt, wenn man der Sache näher auf den Grund geht. Der Buchdrucker ist vielfach gewitzigt durch die Neuerungs sucht vieler Behörden, jede neue Formularauflage umzuarbeiten. In der Buchdruckerei muss der Satz oft längere Zeit stehen, weil man voraussetzt, dassvon diesem oder jenemVordruck noch etwas verlangt wird. Um sicher zu gehen, wird der Satz auch noch matrizirt. Wenn diese Mühe durch Umackerung der zweiten Auf lage umsonst war, dann ist der Geschäftsherr mit Recht unwillig, und durch solche Verluste wird seine Freude an behördlichen Arbeiten gewiss nicht erhöht. Diese Verluste sind in der Regel die Begleiter von städtischen, Gerichts-, Steuer- und Regierungs-Formularen. Mir ist ein grosses Geschäft bekannt, das ein Menschenalter hindurch Formulare dieser Art in seiner Buchdruckerei als Haupttheil pflegt, und doch sagte mir der Besitzer dieses schönen Geschäftes: »Seit zehn Jahren verdiene ich nicht nur nichts, sondern lege Jahr für Jahr eine erheb liche Summe zu, nur weil ich die Arbeiten nicht fahren lassen wollte. In diesem Jahre trete ich von allen Verträgen zurück, und sämmtliche Berufsgenossen dieser Stadt geben die Er klärung ab, dass sie für die bisher bezahlten Preise die Arbeiten nicht ausführen werden. Ein grosses Kapital ist in meinem Geschäft festgelegt. Ich bin fest entschlossen, dieses zu opfern und mich für andere Arbeiten einzurichten.« So steht es mit dem Formulardruck auf der einen Seite. Mein Gewährsmann Alle Rechte vorbehalten ist ein tüchtiger Herr, der weiss, was er will. Er arbeitet mit Rotationsbetrieb und Galvanoplastik, selbstverständlich auch mit Flach- und Rundstereotypie, ist also gut eingerichtet, und doch dieser Nothschrei, der nur zu sehr berechtigt ist. Anders steht die Angelegenheit mit den Eisenbahnarbeiten. Hier können nur noch grosse Geldmittel ein Wort mit reden. Wenn ich vorher von vierzig Schnellpressen sprach und Zahlen vorführen wollte, so denke man nur daran, was eine derartige Anzahl von Schnellpressen für Auflagen bewältigt. Druckt eine jede Schnellpresse nur 700 in der Stunde, so gelangen wir zu 280000 einfachem Druck für den Tag. Nimmt man die Schnell pressen grössten Formates an, also viermalReichsformat, so gelangt man zu einer Verarbeitung von 560000 Bogen Formularpapier, das ich ungünstigerweise noch umschlagen ansetze. 1000 Bogen zu 40 kg angenommen, ergiebt einige schwer geladene Doppel- Waggons Papier Tag für Tag. Zufälligerweise sind die Eisen bahnarbeiten etwas konservativer angelegt, wenngleich auch sie noch häufig genug der Aenderung unterworfen sind. Dafür sind auch gewaltige Auflagen an der Tagesordnung, und dass oft sämmtliche Schnellpressen einer Eisenbahndruckerei eine halbe Woche an einer einzigen Arbeit drucken, gehört nicht zu den Seltenheiten. Hört dann der mit den Verhältnissen nicht vertraute Buchdrucker die Preise, die die Eisenbahn- Verwaltung für ihre Druckarbeiten bezahlt, so darf er mit Fug und Recht erstaunt sein. Das Ries 35 Pfennig Druck! Wenn wir trotzdem sehen, dass eine solche Aktiendruckerei am Jahresschluss noch befriedigend abschneidet, dann geht doch diesem oder jenem Fachgenossen ein Licht auf, das die Frage des billigen Formulardruckes in etwas anderer Weise beleuchtet, als die landläufige Annahme dies zu thun pflegt. Das ist der Massendruck im grossen Stil. Hier arbeiten Geld und technische Vollkommenheit zusammen, um zu gewaltigen Zahlen an zuschwellen. Ich bezweifle, dass der Herr Eisenbahnminister in Berlin billiger arbeitet, wenn er sich eine eigene Druckerei einrichtet, obgleich diese die grösste des Festlands werden müsste, denn bisher sind die Eisenbahnarbeiten noch nicht in einer Buchdruckerei vereinigt. Im preussischen Staate theilen sich mehrere Geschäfte darin. Das Ministerium soll jedoch die Absicht hegen, den Drucksachenbedarf einer einzigen Buch druckerei zu übertragen. Diese Zusammenfassung dürfte aber auf erhebliche Schwierigkeiten stossen, und zwar technisch wie wirthschaftlich, weil einmal ausserordentlich grosse Anlagen erforderlich wären, um eine solche Buchdruckerei unter zubringen, und weil ferner die Anfuhr der Papiere an einen Punkt des preussischen Staates die Herstellungskosten nicht unbeträchtlich vertheuern würde, denn heute sind die Papier fabriken aller Provinzen an den Lieferungen für den Eisenbahn- bedarf betheiligt; kämen aber sämmtliche Eisenbahnarbeiten an eine Erzeugungsstelle, so würde sich so manche Preisberech nung schwer verschieben. Bedenken dieser Art werden es auch sein, die die Theilung des Eisenbahnbedarfes heute noch vortheilhaft erscheinen lassen, auch betriebstechnische Bedenken werden nicht ohne Einfluss darauf geblieben sein, die Zusammen legung aufzugeben. Im Interesse des Druckgewerbes und des Papierfaches wollen wir wünschen, dass die Sache bleibt, wie sie ist, hat doch seiner Zeit so manches ehrwürdige Geschäft den Todesstoss erhalten, als die Bahnen verstaatlicht, und für die Herstellung der Eisenbahnarbeiten andere Wege ein geschlagen wurden. Fortsetzung folgt Die Setzmaschine gesundheitsgefährlich Herr Carl Kempe in Nürnberg hat an das Kaiserl. Reichs- Gesundheitsamt in Berlin folgende Zuschrift gerichtet: »In Berlin werden Zeilengiessmaschinen hergestellt, die den Handsatz des Schriftsetzers entbehrlich machen. Insbesondere sind die »Setzmaschinen« der Maschinenfabrik Löwe & Co., A.-G., neuerdings gebrauchsfertig unter dem Namen »Typograph» der Fachwelt übergeben worden. Diese Setzmaschinen werden an der Stelle, wo sich die eigentliche Giessvorrichtung befindet, mit Gas geheizt; das legirte Schriftmetall wird also durch Gasheizung flüssig erhalten. Die Gasheizung dieser Setzmaschine besitzt