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%, A 71 Buchbinderei ** Buchdruck * * * *** Steindruck Eingesandte Werke finden Besprechung 1494 ~ Sachliche Mittheilungen finden kostenfreie Aufnahme Mr 42 Mitarbeiter and Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung Buchgewerbe I _* * * Buchhandel B Berliner Typographische Gesellschaft Des Himmelfahrtstages wegen findet die nächste Sitzung erst am Donnerstag, 3. Juni, statt. Die Tagesordnung wird später veröffentlicht werden. Der Vorstand. Plakatsatz Ein Plakat soll Etwas in möglichst auffallender und weit hin lesbarer Weise mittheilen. Der Setzer muss sich also bei der Wahl und Gruppirung der Schriften den Eindruck vergegen wärtigen, den das Gedruckte auf den Beschauer aus der Ent fernung macht, denn man ist oft überrascht, wenn das im engen Druckereiraume zu Stande gekommene Plakat an den Strassen ecken angeschlagen wird, und man eingestehen muss, dass diese oder jene Zeile viel stärker sein müsste. Ein Zugross in der Schriftenwahl wird selten wahrzunehmen sein. Man greife daher, Wenn der erforderliche Schriftgrad nicht vorhanden ist, lieber zum nächstgrossen als zum nächstkleinen Grade, selbst auf die Gefahr hin, keinen richtigen Zeilenfall zu erhalten; in dieser Hinsicht ist Aengstlichkeit nicht angebracht. Bei dem Inhalte des Plakates dreht es sich meistens um die Fragen: Wo? Wann? und Was? Wenn diese Fragen ihre Beantwortung durch hervorragende Zeilen finden, so dürfte der Zweck des Plakats erfüllt sein. Konzerte, Volksfeste, Ausverkäufe, Aus stellungen usw. fordern, wenn ihre Veröffentlichung durch Maueranschlag erfolgen soll, die Beantwortung dieser drei Fragen: Wo? .... Wann? . . Was?. Brandenburger Hofbräu donnerstags, 10. Mai Grosses Concert Ueberhaupt setze man auch, sofern Raum vorhanden, an sich untergeordnete Zeilen nicht aus zu kleinen Schriften, denn auch das Untergeordnete soll gelesen werden; man greife, so fern der Raum in der Höhe mangelt, zu fetten Schriften; man vermeide das Spatiiniren, Einmischen von verzierten Schriften und Verzierungen, man sei mit 'der Verwendung von Klischees vorsichtig, da solche in den seltensten Fällen auf Plakate zu geschnitten sind. Man trachte danach, den vom Papierformat gebotenen Raum nach Möglichkeit auszunutzen. Bei nicht all zureichlichem Text wende man eine passende Einfassung an. Da nur wenige Buchdruckereien so eingerichtet sind, dass sie grössere Plakate in einheitlicher Schriftart ausführen können, so sei man in der Schriftenwahl nicht zu ängstlich. Es ist aber empfehlenswerth, bei Neuanschaffung von Plakatschriften Rück sicht darauf zu nehmen, ob die bereits vorhandenen, vorwiegend der Fraktur oder Antiqua angehören, man kommt damit nach und nach in die Lage, auch im Plakatsatz annähernd einheit liche Schriftarten anwenden zu können. Die Besteller machen in den seltensten Fällen dem Buchdrucker Vorschriften, ob Antiqua oder Fraktur angewandt werden soll, die Hauptsache ist auffällige Anordnung des Ganzen. E Englisch oder Gothisch? Diese Frage beschäftigt zur Zeit das gesammte Kunst- Gewerbe, sie ist auch wichtig für das deutsche Buchgewerbe. Seit Jahren bemühen sich Kunsthandwerker und Ornament- Zeichner, einen neuen Kunststil auszubilden und neue Formen und Verzierungsarten zu erfinden. Allein der Kunststil des 19. Jahrhunderts blieb bis heute ein frommer Wunsch. Was man wünscht, sucht man mit allen Mitteln zu er reichen. In Deutschland ging die Sache indessen nicht vor wärts, denn gerade bei uns ist der Boden dem Aufblühen eines neuen Kunststiles ungünstig. Das deutsche Kunstgewerbe stand seit dem Verlassen des gothischen Stiles, in dessen Formen die deutsche Eigenthümlichkeit zum letztenmal in voller Selbst ständigkeit und Kraft zum Ausdruck kam, zu sehr unter dem Einfluss fremder Stilarten. Der gothische Stil war in Deutsch land zu hoher Vollendung gebracht worden, er war nichts Aeusserliches, nicht ein fremdes Mäntelchen, das man dem deutschen Kunstgewerbe umhing, sondern er wurzelte im deutschen Gemüth und war mit dem deutschen Kunstgewerbe in nationaler Eigenart verwachsen. Nicht so die nachfolgenden Stilarten. Die Gothik wurde verdrängt von der in Italien entstandenen Renaissance, die in Frankreich fortgebildet und in Deutschland nachgebildet wurde. Diese ist dem deutschen Volke nie das gewesen, was ihm die Gothik war. Sie ging niemals vollständig in der deutschen Eigenthümlichkeit auf, und wenn auch von einer »deutschen Renaissance« gesprochen wird, so kann das doch nie in dem Sinne geschehen, in dem man von einer »deutschen Gothik« spricht. Die Gothik war deutsche »Volkskunst« und ist es in Tirol noch heute, die Renaissance war die Kunst der gebildeteren Kreise. Sie erwies sich dankbar unter den Händen hervor ragender Künstler, wie Dürer, Holbein u. A., die dem Buch gewerbe kunstvolle Renaissance-Entwürfe lieferten, allein der deutsche Handwerker brachte der Renaissance nicht das tiefe Verständniss entgegen wie früher der Gothik. Das beweisen die deutschen Bucheinbände aus der Re naissancezeit. Viele gepresste Schweinslederdecken zeigen schöne Renaissance-Stempel, diese Stempel wurden aber von den Buchbindern ohne jedes tiefere Verständniss angewendet. Nur dann, wenn die Buchdecken-Entwürfe von bedeutenden Künstlern geliefert oder wohl gar auf die Einbanddecke gemalt wurden, entstanden vollendete Kunstwerke. Mehr Kunst- verständniss verrathen die sogenannten sächsischen Einbände, die mit Eck- und Mittelstücken verziert sind, und das ist einfach daher zu erklären, dass die Eck- und Mittelstück- Ornamentik in ihrem Aufbau der Gothik, in ihren Formen der Renaissance entkeimte. Auf die Renaissance folgten der Barock-, der Rokoko- und der Empire-Stil, alles fremde Geburten, die in Deutschland eifrige Nachahmung und Pflege fanden. National-deutsch sind diese Stile alle nicht geworden; sie wurden als fremde Pflanzen auf deutschen Boden versetzt und verdorrten wieder, ohne Schösslinge zu treiben. Als die Deutschen mit all den fremden Formen abgewirth- schaftet hatten, fanden sie plötzlich, dass sie bis über die Ohren in fremden Stilarten steckten, dass sie selbst aber keinen deutschen Volksstil mehr besassen. Jetzt wurde der Ruf nach Befreiung von den alten »geschichtlichen Stilarten« laut, der Ruf nach einem neuen, dem Zeitgeist angemessenen Kunststil. Da dieser in Deutschland mit seinem geschichtlichen Stilmisch masch nicht erwachsen wollte, so richteten sich die Blicke wiederum hilfesuchend nach dem Ausland, und Manche meinten, dass uns das Heil aus England und Amerika kommen müsse. Demgegenüber machten Andere geltend, dass die Hilfe vom heimischen Boden kommen müsse, von der deutschen Volkskunst, die noch heute im Bauernhaus, ganz besonders in Tirol, unbeachtet blüht. Diese deutsche Volkskunst aber wurzelt in der Gothik, sie ist zum Theil noch gothisch. Und in der