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1460 PAPIER-ZEITUNG Kr. 41 Sektion VIII (Brandenburg) der Deutschen Buchdrucker- Berufsgenossenschaft hielt am 16. d. M. ihre diesjährige zwölfte ordentliche Sektions- Versammlung ab. Dem vorgetragenen Geschäftsbericht ent nehmen wir, dass die Zahl der Betriebe von 601 auf 619 ge stiegen ist, von denen 418 in Berlin, 201 in der Provinz be legen sind; von den ersteren arbeiteten 87, von den letzteren 81 ohne Elementarkraft. Die Zahl der versicherten Arbeiter betrug 16 866, die Zahl der eine mehr als dreitägige Arbeits unfähigkeit zur Folge habenden Unfälle betrug 1896 291 gegen 215 im Vorjahr; davon ereigneten sich 70 an Schnellpressen, 27 an Rotationsmaschinen, 43 an Tiegeldruck- und Boston- Pressen; die hohe Zahl der letztgenannten Unfälle wird darauf zurückgeführt, dass häufig ungeübte, mit dem Maschinenwesen nicht vertraute jugendliche Personen als Anleger an Tiegel druckpressen verwendet wurden; es wird als wünschenswerth empfohlen, ungeübte Arbeiter und Arbeiterinnen, die in Buch druckereien noch nicht gearbeitet haben, in den ersten Tagen mit anderen, minder gefahrbringenden Arbeiten zu beschäftigen. Ebenso läge es im Interesse der Berufsgenossenschaft, dass auch die in den mit Buch druckereien verbundenen Buchbindereien beschäftigten Personen der Buchdrucker-Ortskrankenkasse und nicht anderen Kassen zugewiesen würden. Es wurde mit- getheilt, dass eine grosse Anzahl von Unfällen, auch die drei schweren, mit Tödtung oder dauernder völliger Erwerbsunfähig keit verbundenen Unfälle, nicht durch Maschinen, sondern durch unglückliche Zufälligkeiten veranlasst worden sind. Der Betrag der innerhalb der Sektion gezahlten Unfallentschädigungen stieg im letzten Jahr auf 39064 M., also 7337 M. mehr als im Vorjahre. Der mit der Prüfung der Betriebe Beauftragte, Ingenieur Rottsiepes, hat eine Vorrichtung erdacht, welche die Unfälle an Tiegeldruckpressen zu verhindern oder zu be schränken bestimmt ist. Diese ist derart beschaffen, dass sie an Tiegeldruckpressen jeder Bauart, auch an bereits im Betriebe befindlichen, anzubringen ist. Der Erbauer will seine Erfindung einer Maschinenfabrik abtreten, von der andere Fabrikanten die Berechtigung zur Anfertigung solcher Vorrichtungen sollen erwerben können. Die Ausgabe in 1896 betrug 7848 M., der Voranschlag für 1897 wurde auf 8530 M. festgestellt. Kreis VIII (Provinz Brandenburg) des Deutschen Buchdrucker- Vereins hielt am 6. d. M. eine ordentliche Versammlung ab, in der vom Vorsitzenden, Herrn Büxenstein, berichtet wurde, dass der Stand der Tarifangelegenheit innerhalb des Kreises günstiger ist, besonders in Berlin selbst ist nur eine Buchdruckerei vor handen, von der eine Anerkennung des Tarifs noch nicht ein gegangen ist. Auch den Pflichten gegen die Unterstützungs- Kasse werde nur von vereinzelten Mitgliedern nicht genügt, doch ist zu erwarten, dass auch diese sich der Beitrags leistung nicht länger entziehen werden; die Mitglieder wurden aufgefordert, in diesem Sinne auf die Säumigen einzuwirken. Es wurde beschlossen, auf die Rückvergütung von Beiträgen aus der Hauptkasse zu verzichten, wenn alle übrigen Sektionen sieh dieser Maassregel anschliessen, und der Vorstand er mächtigt, in diesem Falle die zur Deckung der Ausgaben er forderliche Summe von den Kreismitgliedern zu erheben. Büchertisch Spamers illustrirte Weltgeschichte mit besonderer Berücksich tigung der Kulturgeschichte unter Mitwirkung von Professor Dr. G. Diestel, Prof. Dr. F. Rosiger, Prof. Dr. O. E. Schmidt und Dr. K. Sturmhoefel neubearbeitet und bis zur Gegenwart fort geführt von Prof. Dr. Otto Kaemmel. Dritte, völlig neugestaltete Auflage. Mit nahezu 4000 Text-Abbildungen nebst vielen Kunst- Beilagen, Karten, Plänen usw. In 10 Bänden geheftet zu je 8 M. 50 Pf., gebunden zu 10 M. 9. Band: Hefte 137 bis 153. Der vorletzte Band des grossen Werkes umfasst den zweiten Theil der Geschichte der neuesten Zeit, einen verhältnissmässig kurzen Zeitraum, freilich Jahre, so reich an politischen und sozialen Ereig nissen, wie wenig andere. Er beginnt mit dem Kriege Napoleons I. in Spanien (1808 bis 1813), woran sich die Erhebung Oesterreichs im Jahre 1809 mit dem Aufstand der Tiroler unter Andreas Hofer schliesst. Es folgen die Heirath Napoleons mit der österreichischen Erzherzogin, der russische Feldzug und die grosse Allianz, die den Sturz des napoleonischen Reiches herbeiführte. Sodann kommen die deutschen Zustände, die italienische Revolution, die Befreiung Griechenlands, die Restauration und die Julirevolution in Frankreich sowie die Parla mentsreform in England zur Darstellung. In einem längeren Abschnitte wird die Bewegung in Europa von der Julirevolution bis 1848 behandelt. Die revolutionären Erhebungen des Jahres 1848, ihr Scheinerfolg und ihre Bewältigung (1848 bis 1862) haben äusserst klare und fesselnde Darstellung gefunden. Alle die hier zur Dar stellung gelangenden Ereignisse bilden Marksteine der Geschichte unserer Zeit. Die Schilderung dieser Epoche durch Dr. K. Sturmhoefel ist für Jeden sehr anregend. Dem guten Text ebenbürtig sind die ausgezeichneten Illustrationen. Äusser vielen Textbildern enthält auch diese;’ Band zahlreiche Beilagen und Karten. Der letzte, zehnte Band des Werkes wird im Herbst dieses Jahres erscheinen. Zeitschrift für Bücherfreunde. Monatshefte für Bibliophilie und verwandte Interessen. Herausgegeben von Fedor von Zobeltitz. I. Jahrgang 1897. Monatlich ein Heft. Heft 1 (2 M.), Heft 2 (3 M.). Bezugspreis vierteljährlich 6 M. Verlag von Vel- hagen c Kiasing in Bielefeld und Leipzig. Bisher fehlte es in Deutschland an einem geistigen Sammelpunkte für Bücherliebhaber und Sammler. Die Bibliotheken haben ihre Fach schriften, diese genügen aber nicht den Bedürfnissen kunstsinniger Bücherfreunde. Allerdings ist die Anzahl der Bücherliebhaber in Deutschland viel geringer, als in Frankreich oder England, und so kostbare Werke wie dort finden in Deutschland keine Verleger, weil die Käufer fehlen. Die neue Zeitschrift, deren erste beide Monats- Hefte (April und Mai 1897) vor uns liegen, wird nicht nur einem Bedürfniss der Freunde der Buchkunst entsprechen, sondern dürfte dieser auch neue zuführen und dadurch dem deutschen Buchgewerbe zum Vortheil gereichen. In der stattlichen Grösse von 21 : 30 cm ent halten die Hefte 60 bis 64 Druckseiten auf vorzüglichem Kupferdruck- Papier. Wir erwähnen aus dem reichen Schatz des Inhalts folgende Aufsätze. Die Holztafeldrucke der Apokalypse von W. L. Schreiber in Potsdam, mit zahlreichen Textbildern und einer ganzseitigen färbigen Autotypie. Reich illustrirt ist auch der Aufsatz über moderne Ex Libris aus der Feder des Grafen zu Leiningen - Westerburg. Fedor v. Zobeltitz spricht über moderne Buch-Ausstattung, Hecker über die Schicksale der Bibliothek Boccaccios, Ed. Heyck giebt einen fesselnden Bericht über die Hausbibliothek der Fürsten Fürsten berg in Donaueschingen, usw. usw. In den ständigen Abtheilungen »Kritik« und »Chronik« werden neue Erscheinungen des Bücher- Marktes und Ereignisse des Faches besprochen. Ein Beiblatt auf ein facherem Papier berichtet über Kataloge und Bibliographie, es enthält überdies den Briefkasten und Anzeigen. In Bezug auf Illustration, Dekoration und Satz finden wir die Regeln echter Kunst befolgt, hierin wirkt die Druckerei von W. Drugulin in Leipzig vorbildlich, und auch in dieser Beziehung verdient diese Zeitschrift eifrigste Beachtung. Das Reichsgesetz zum Schutz von Waarenbezeichnungen vom 12. Mai 1894. Unter Berücksichtigung in- und ausländischer Literatur und Rechtsprechung sowie der Praxis des Patentamts erläutert von Dr. Paul Kent, Rechtsanwalt in Frankfurt a. M. Berlin, Carl Heymanns Verlag. 1897. Preis 14 M. Der Wortlaut des Gesetzes nimmt 10 Seiten des Werkes ein, die übrigen 660 Seiten sind Erläuterungen gewidmet. Diese knüpfen an die einzelnen §§ an, lösen aber deren Inhalt in mehrere Abschnitte auf, die unter gut gewählten Titeln den Leser sofort über den Kern der Gesetzes-Bestimmung aufklären. Bei aller Vollständigkeit und Berücksichtigung der bisher aufgetauchten Einzelfälle bleibt das Werk infolge seiner vortrefflichen Anordnung leicht übersichtlich und nicht nur für den Rechtsanwalt, sondern auch für den Gewerbetreibenden, der mit Waarenzeichen zu thun hat, ein schätzbarer und zuverlässiger Rathgeber. Ein Anhang enthält die zur Ergänzung des Gesetzes vom 12. Mai 1894 dienenden Gesetze und Verordnungen sowie die Bekannt machungen und Mittheilungen des Patentamts. Vier Tage aus dem Leben eines Gänsemädchens. Märchen von Marie Itzerott. Herausgegeben von Dr. Friedrich Hefty. Press burg. Leipzig. Verlag von Gustav Heckenasts Nachfolger (Rudolf Drodtleff). 1897. Preis geheftet 2 M. Der Wind, der lustige Gefährte des kleinen Gänsemädchens, er zählt ihm Geschichten, die, immer wieder neu und doch so alt, von der Liebe und wunden Herzen reden und traurig enden. Die Sprache ist schön und edel, die Gedanken sind sinnig und herzig. In demselben Verlag erscheint von dem gleichen Herausgeber eine Gedicht-Sammlung dieser idealen, begabten Schriftstellerin unter dem Titel »Meine Lieder«. Sie bewegen sich auf den verschiedensten Gebieten und enthalten eine Menge köstlicher Gedanken. Die erste Abtheilung hat die Ueberschrift: »Ethisches und Aestbetisches«, dann folgt »Der Liebe Lust und Leid« — »Naturgenuss« — »Lyrisch- Epische Dichtungen«. — »Undine« (nach Fr. de la Motte Fouque) bildet den Schluss der Sammlung. Preis dieser Liedersammlung ge heftet 3 M. Berliner Verkehrs-Lexikon. Ein alphabetischer Wegweiser mit Fahrplänen der elektrischen Strassenbahnen, Pferdebahnen, Omnibusse, Dampfschiffe und Eisenbahnen. Berlin, Sommer 1897. Verlag von Max Schildbergo-. Preis geheftet 40 Pf., gebunden 70 Pf. Dieses Büchlein in Taschenformat enthält äusser den im Titel er wähnten Nachweisen die Aufzählungen der Berliner Sehenswürdig keiten, Strassen, Hötels, öffentlichen Anstalten usw. Ihm ist ein 24 :40 cm grosser Plan von Berlin beigelegt.