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Nr. 41 PAPIER-ZEITUNG 1457 Zellstoff-Lieferung Storviks Sulfit Aldie-Bolag in Norwegen verkaufte 1893 eine grössere Menge Sulfitstoff an A. Wertheim c Co. in Hamburg. Der Stoff sollte nach Amerika verschifft werden, und es wurde ausgemacht, dass für jede Tonne Stoff, die bis 31. Dezember 1893 nicht übernommen wird, an Storviks A. B. 20 Kronen Schadenersatz gezahlt werden sollen. Inzwischen verschlimmerte sich die Geschäftslage in den Vereinigten Staaten, und A. Wertheim & Co. hielten es für rathsam, die Verschiffung nach Amerika zu unterbrechen. Da ihnen durch Vertrag ver boten war, diesen Stoff nach England, Deutschland, Frankreich, Belgien oder Skandinavien zu verkaufen, wollten sie ihn nach Spanien absetzen. Dazu wurde es nöthig, den Zellstoff zu lochen, und dafür verlangte Storviks A. B. eine Krone die Tonne. A. W. & Co. weigerten sich, diesen Preis zu zahlen und die noch übrigen 1300 Tonnen ungelocht zu übernehmen. Storviks A. B. verkaufte hierauf den Stoff in öffentlicher Feilbietung und verklagte die Hamburger Firma auf Zahlung des Preis-Unterschiedes. A. W. & Co. erhoben Widerklage auf 35000 Kronen Entschädigung wegen Vertragsbruch. Der Prozess durchlief folgendelnstanzen: Handelsgericht in Hamburg, Oberlandesgericht, Reichsgericht. Letzteres entschied endgiltig zu Gunsten von Storvik A. B. und verurtheilte A. Wertheim & Co. zur Zahlung von 43000 M. an genannte Gesellschaft. Geschäftslage in Brasilien Vor einigen Tagen besuchte Herr V. Steidel aus Säo Paulo, Brasilien, unsere Redaktion. Er ist Theilhaber der dortigen Papiergrosshandlung und Steindruckerei von V. Steidel & Cia., die 90 Arbeiter beschäftigt. Wir erfuhren aus seinen mit grosser Bereitwilligkeit gegebenen Mittheilungen, dass sich die politischen und wirthschaftlichen Verhältnisse Brasiliens in den letzten zwei Jahren wesentlich befestigt haben. Wenn in einzelnen Theilen des ungeheuren Reiches, das an Grösse fast ganz Europa gleichkommt, manchmal Unruhen ausbrechen, so darf man daraus ebensowenig auf die Lage des Reiches folgern, wie man aus irgend welchen Krawallen in Russland oder der Türkei auf den Zustand Europas schliessen darf. Die Kabeldepeschen der europäischen Zeitungen bauschen un bedeutende Vorkommnisse zu grossen Staats-Aktionen auf, wie im vorigen Jahre anlässlich der italienischen Arbeiter-Unruhen, die im Lande selbst fast unbeachtet blieben. Der grösste Einwandererstrom kommt aus Italien, und für landwirthschaftliche Ansiedelung in den heisseren Gegenden Brasiliens eignen sieh auch die Italiener am besten infolge ihrer Bedürfnisslosigkeit und Anpassungsfähigkeit. Während der Landwirth dort im Anfang mit grossen, fast unüber windlichen Schwierigkeiten zu kämpfen hat, sind gewerb liche Arbeitskräfte aller Art sehr gesucht und brauchen nicht einen Tag auf Arbeitsgelegenheit zu warten. Der Mangel an geeigneten Arbeitskräften ist der einzige Hemmschuh der brasilianischen Industrie. In der Provinz Säo Paulo allein giebt es vier Papierfabriken, die ursprünglich bessere Papiere her stellen sollten. Sie mussten dies aber aufgeben und zu den gewöhnlichsten billigsten Packstoffen übergehen, da sie die für bessere Fabrikation unentbehrlichen geschulten Kräfte nicht erlangen konnten. Dass trotz der guten Arbeitsgelegenheit so wenig Handwerker nach den grösseren Städten Brasiliens ziehen, liegt vielfach an dem Fehlen verlässlicher Nachrichten über dortige Verhältnisse. In mehreren wichtigen Handels städten wäre es erwünscht, wenn statt der mit eigenen Geschäften überhäuften kaufmännischen ehrenamtlichen Konsule Berufs- Konsule ernannt würden, bei denen die Auswanderer Rath und Hilfe finden könnten. Säo Paulo ist eine europäisch gebaute Stadt mit 200000 Ein wohnern, sie liegt drei Stunden landeinwärts vom Hafenort Santos und ist mit Rio durch Eisenbahn verbunden. Das Klima ist nicht übermässig heiss und gelbes Fieber nicht ein heimisch. Im Winter kommt sogar manchmal Frost vor. Die deutsche Kolonie ist ziemlich zahlreich, und eine grosse Brauerei mit künstlicher Eiserzeugung sorgt dafür, dass sich unsere Landsleute dort heimisch fühlen. Herr Steidel besuchte auf seiner jetzigen Reise die Leipziger Ausstellung sowie zahl reiche Geschäftsfreunde in Deutschland und Belgien. Seine Firma betreibt besonders Spielkarten-Fabrikation, da der vor Kurzem eingeführte sehr hohe Zoll auf Spielkarten die Einfuhr un möglich und die Herstellung im Lande nöthig macht. Der Karton dazu wird aus Deutschland bezogen. Herr Steidel dürfte seitdem die Rückreise über Southampton angetreten haben, die Seefahrt dauert nur 20 Tage. Probenschau Unter dieser Ueberschrift werden alle von Beziehern der Papier-Zeitung eingesandten Muster von Erzeugnissen des Papier- und Schreibwaaren-Faches die Neuei oder Bemerkenswerthes bieten, kostenfrei besprochen Schnell-Briefordner > Pfeil«, DRP 88532 von Wilh. Martin & Cie., Ges. m. beschr. Haftung, Meiderich a. Niederrhein. In Nr. 100 vorigen Jahres berichteten wir auf Seite 3294 kurz über diese Erfindung. Jetzt sendet uns die Firma ein Muster ihres nach erwähntem Patent hergestellten Briefordners. Dieser hat die Form eines kräftigen Bucheinbandes mit gewölbtem Rücken. In der Verbindungslinie von Rücken und unterem Deckel der Mappe ist ein Scharnier angeordnet, welches die Drehachse einer Platte bildet. Mit dieser beweglichen Platte sind zwei kreisförmig gebogene Aufnahme-Drähte verbunden, welche beim Drehen der Platte längs gleich gebogenen, mit dem unteren Deckel verbundenen Drähten gleiten. Wenn man eine Schrift in diesem Ordner nachlesen will, öffnet man ihn, wie Fig. 1 zeigt, bei dem betreffenden Buchstaben. Sobald das Buch flach auf- geschlagen ist, schnappen die klauen förmigen Enden der Auf nahmedrähte in einander und ermöglichen bequemes Blättern von rechts nach links. Will man ein Schriftstück einlegen oder herausnehmen, so drückt man, nachdem die Mappe an der richtigen Stelle aufgeschlagen ist, die unteren Drähte schwach gegen einander, Fig. 2. Die Klauen springen aus einander, die oberen I rähte fallen sammt der Scharnierplatte gegen den Rücken zu und geben Raum genug frei, dass man zu den Spitzen der unteren Drähte gelangen und die Schrift aus- oder einordnen kann. Unabhängig von beiden Scharnierplatten bewegt sich in den Augen derselben ein Bügel aus kräftigem Draht, der im Verein mit einer Feder, gegen die er sich stützt, als Be schwerer der gesammelten Schriften dient. Die Handhabung des Ordners ist sehr einfach und bequem. Seine Hauptvortheile sind: Zum Aufschieben der Schriftstücke auf die Drähte hat man beide Hände frei. Nach dem Einheften wird der Ordner wie ein Buch einfach zugeschlagen, ohne dass es nöthig ist, die Schriftstücke wieder in ihre frühere Lage zurückzubringen; auch bedarf es keines besonderen Verschlusses. Herausfallen von Schriftstücken während des Gebrauches ist durch selbst- thätig eingreifende Haken unmöglich gemacht. Das Lesen eingehefteter Briefe ist sehr bequem, weil man an jeder Stelle die Schriftstücke bis über die Löcher hinaus übersehen kann. Diese Ordner werden in allen gangbaren Grössen hergestellt, und die Firma liefert dazu auch ihre eigens ver- /“ fertigten zweckmässigen Register, Locher und Auf- 6 \ bewahrungs- Mappen. Äusser durch DRP und " fremdländische Patente sind Einzelheiten dieser Ordner usw. durch mehrere DRGM geschützt. Das beigedruckte Waarenzeichen deutet das kreisförmige Paar Aufnahme-Drähte des Ordners an. Leuchtende Reklamekarten von Carl Winckler in Potsdam. Leuchtkarton, d. h. Karton, der mit einer Schicht überzogen ist, welche nachts Licht ausstrahlt, findet jetzt auch zur Her stellung von Reklamekarten aller Art, Verlobungs-, Gratulations- Karten usw. Verwendung, wie wir aus Mustern obiger Firma ersehen. Auch für Buntdruck benutzt sie Leuchtkarton. sind erschienen. 90986] Jllßert ©esfQrrQic/iQr Luxuspapierfabrik ❖ Leipzig Muster gegen Aufgabe von Referenzen Neuheiten in Glückwunsch-, Beileidskarten etc.