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Nr. 28 PAPIER-ZEITUNG 983 In dem gleichen Raum mit jedem Kocher und auf dem selben Flur steht ein Ausblasebottich von 14 Fuss Durchmesser und 14 Fuss Höhe. Augenblicklich ist es in Amerika beliebt, die Ausblasebottiche tiefer zu stellen, sodass, wenn man mit einem waagerechten Rohr von den Kochern in die Bottiche geht, dieses Rohr auf ungefähr ein Fünftel der Höhe, von oben gerechnet, in den Bottich einmündet. Stellt man die Bottiche höher, wie in Denver, so muss man mit einem S förmigen Rohr die Verbindung zwischen Kocher und Ausblasebottich her stellen, dies hat jedoch den Nachtheil, dass es zuweilen nicht gelingt, die Kocher leer zu blasen. Von den Ausblasebottichen wird der Stoff auf einen Sand fang gepumpt und läuft von demselben auf vier alte Jeffers- Knotenfänge, deren Platten etwa 0,7 mm Schlitzweite haben. Der Stoff wird, wie allgemein in Amerika üblich, auf einer Cylindermasehine, sogenannte Pappenmaschine, entwässert, die von der Pusey & Jones Go. geliefert ist. Die Säure-Anlage ist nach einem Verfahren gebaut, welches Herrn Brakaw in Kaukauna durch Patent geschützt ist. Das Brakaw-Verfahren beruht auf künstlichem Ansaugen des SOa- Gases, welches von einem oder mehreren Schwefelöfen ge liefert wird. Man saugt mit einer Luftpumpe die Gase aus dem Ofen durch zwei mit Kalkmilch gefüllte Bottiche und füllt in dieser Zeit eine andere Bottich-Batterie. Ist die Säure in dem ersten Bottich-System fertig, so schliesst man dieses System mit einem Ventil ab und lässt durch Oeffnung eines anderen Ventils die Gase in die Bottiche der zweiten Batterie treten. In Denver befindet sich ein Schwefelofen, aus dem die Gase durch ein System von acht eisernen, paarweise hegenden Rohren gehen, die von Spritzrohren berieselt werden. Dann werden die Gase mittels eines 6" Bleirohres in den unteren Absorbtions-Bottich geführt. Die Bottiche haben 10 Fuss inneren Durchmesser und sind 6 Fuss hoch zwischen oberem und unterem Boden. Man macht sie in Amerika meistens aus fünf zölligem Georgia pine, giebt ihnen cylindrische Form und bindet sie mit Ziehbändern aus Rundeisen. Die Säure wird chargenweise hergestellt. Der abgewogene Kalk wird in offenem, eisernem, mit Rührer versehenem Fass gelöscht. Von dem Fass ist durch gelochtes Eisenblech im Innern eine Art Kasten abgetheilt, dessen Seitenwände so hoch sind, wie die des Fasses. In diesen Kasten wird der gelöschte Kalk eingetragen, das Fass wird mit Wasser gefüllt und das durch die Löcher in den Kasten dringende Wasser löscht den Kalk. Kieselsteine usw. werden von dem gelochten Blech zu rückgehalten. Dieses rohe Löschverfahren habe ich in ver schiedenen Fabriken vorgefunden. Die Kraft liefert eine E. P. Allis’sche Dampfmaschine mit Corliss-Klinkensteuerung. Drei waagerechte Feuer-Röhrenkessel liefern den Dampf für die Betriebsmaschine und die Kocherei. Das Fabrikationswasser wird unfiltrirt dem Bach entnommen, an dem die Fabrik liegt. Die Zellstofffabrik ist für Absatz auf die Papierfabriken in Denver angewiesen, über die ich in meinem nächsten Bericht einige Worte sagen werde. Ernst Behrend Schornstein-Einsturz durch Blitzschlag Bockwa b. Zwickau, 28. März 1897 Da Sie sich für den durch Einsturz des 40 m hohen Schornsteins in der Cellulosefabrik Hof stattgefundenen Unfall interessiren (s. Nr. 24, S. 854), lasse ich Ihnen hiermit eine Photographie der Bruchstelle des Schornsteins zugehen, bei welcher die Spur der Biitzwirkung äusser- lieh am Schornsteingemäuer an einer senkrechten, muldenförmig aus ¬ gebrochenen Rille zu bemerken ist (s. beistehende Wiedergabe der Photographie. D. Red.). Sehr deutlich liessen sich auch die Spuren des Blitzes in den tiefer liegenden Rauchkanälen nachweisen, sodass Versicherungs-Entschädigung eingetreten ist. Ganz ähnlich wie in Hof stürzte in derselben Stunde in der Schedewitzer Kammgarnspinnerei und auch in einer Metzschkauer Fabrik je ein hoher Schornstein ein. An letzterem Ort sind zwei Personen getödtet und zwei verletzt worden. Da in allen drei Fällen Blitzschlag als Ursache festgestellt ist, so muss angenommen werden, dass an jenem verhängnissvollen Abend des 18. März die Elektrizität der Erde und Wolken eine so eigenartige Wirkung äusserte, wie sie hier seit Bestehen hoher Fabrikschornsteine noch nicht bemerkt werden konnte. A. Wiede Voll- oder Minderkaufmann? ,28. März 1897 Von Seiten des Amtsgerichts wurde mir folgende Mittheilung gemacht: Da ich Handelsgeschäfte betreibe, fordert mich das Amts- Gericht auf, meine Firma einzutragen und die Bücher vorzulegen. Ich habe ein Schreibwaarengeschäft mit etwa 12000 M. jährlichem Umsatz. Persönlich bin ich nebenbei in Anstellung. Da ich meist gegen Kassa verkaufe, so führte ich bis jetzt nur Ein- und Ausgaben-Register. Kann ich Einspruch erheben, oder ist es nothwendig und nützlich, die Firma eintragen zu lassen? C. Der Artikel 19 H.-G.-B. verpflichtet jeden Kaufmann, seine Firma bei dem Gericht seines Wohnorts zur Eintragung in das Handelsregister anzumelden. Ausgenommen sind nach Artikel 10 nur Höker, Trödler, Hausirer und dergleichen Handelsleute von geringem Gewerbebetriebe. Dazu gehört nicht der Fragesteller mit einem jährlichen Umsatz von 12000 M. Einspruch verspricht daher keinen Erfolg. Eine eingetragene Firma ist dem Kaufmann nützlich, weil sie seinen Kredit erhöht. Die Reichsbank geht eine Verbindung mit einem Kaufmann nur ein, wenn dessen Firma im Handelsregister eingetragen ist. Der Antragsteller braucht nur diejenigen Bücher mitzubringen, die er gegenwärtig führt; er kann zur Zeit nicht genöthigt werden, andere vollständigere Bücher zu führen. Nur wenn er künftig gezwungen wäre, seine Zahlungen einzustellen, würde er bestraft werden, wenn dann seine Bücher unordentlich geführt sein würden. Sulfitstof in den Vereinigten Staaten von Amerika Neuesten Nachrichten zufolge macht sich in den Vereinigten Staaten lebhafter Begehr nach Sulfitstoff kund, die Preise steigen und haben einen Stand erreicht, wobei die Sulfltstoff-Fabrikanten wieder Geld verdienen, was sie in den letzten zwei Jahren fast verlernten. Die Ursache der Preissteigerung liegt zunächst darin, dass der inländische Bedarf steigt, weil die Papier- Fabrikanten, durch den Wettbewerb veranlasst, mehr Sulfitstoff und weniger Holzschliff in ihre Papiere geben, um deren Güte zu steigern. Ferner nimmt die Einfuhr europäischen Sulfit- Stoffes rasch ab, da einzelne amerikanische Stoff-Fabrikanten Stoff erster Güte zu erzeugen verstehen, der dem ausländischen ebenbürtig sein soll. Aber auch die zunehmende Ausfuhr ent lastet den amerikanischen Markt wesentlich. So soll die Firma Perkins, Goodwin & Co. ein Schiff gemiethet haben, welches 600 Tonnen Sulfitstoff aus den Neu England-Staaten ausführen soll. Wohin, wird nicht gesagt. Papiermacher-Frühstiick Die Angehörigen des Papierfaches in Paris haben sich ver abredet, jeden Mittwoch von 12 bis 1 Uhr mittags im Restaurant Foyot zusammenzukommen. Bei gedecktem Tisch — das Gedeck kostet sammt Wein 5 Frank — werden die Ereignisse des Faches besprochen, und diese Zusammenkünfte erweisen sich als gern besuchte Sammelpunkte der Fachgenossen aus der Provinz und dem Auslande.